Trauer
Eine grausame Krankheit hat mir das Liebste genommen. Fast 4 Monate habe ich meine Frau in diversen Kliniken leiden sehen. Jeden Tag. Morgens hin - Abends zurück. Die schrecklichen Bilder eines jeden Leidenstages immer vor Augen. 24 Stunden am Tag. Ihr nicht helfen zu können und ihre Qualen immer hautnah mitzuerleben - das zermürbt. Besonders schlimm war die Aussage einer sehr jungen Stationsärztin die ihr bereits nach wenigen Tagen sagte, dass sie wohl nur noch etwa 14 Tage zu leben hätte. Mit dieser Aussage, die auf meine Frau wie ein Psycho-Hammer einwirkte, mußte sie dann auch noch fertig werden. Das Leiden meiner Frau und das Leiden der vielen sehr kranken Menschen die in diesem Klinik-Umfeld mehr oder weniger hoffnungslos in den Tag starten bringt einem zum Nachdenken über Leben und Tod. Vielleicht ist es ja gut, dass wohl die meisten Menschen nicht über solche Dinge nachdenken oder sie verdrängen und sich stattdessen lieber über die banalsten Dinge streiten. Ich wünsche keinem anderen Menschen, daß er auch solche Erfahrungen macht, weder am eigenen Leib noch bei einem anderen geliebten Menschen aber ab und zu einmal darüber nachdenken was im Leben wirklich wichtig ist und was nicht, täte uns allen gut. Ich muß jetzt in unserem Haus ohne meine geliebte Frau zurechtkommen (was für mich unmöglich ist, muß kochen lernen, keine Ahnung wie es mit der Waschmaschine geht, Fenster, Gardinen, Klamotten, bügeln, was weiß ich noch alles). Bestatter-Beerdigung-Rentenangelegenheiten-Behörden-Sterbeurkunden etc. - alles muß erledigt werden von einem Menschen der sich als seelischen Totalschaden sieht. Aus dieser hier beschriebenen Situation habe ich mich hier, beim Seniorentreff angemeldet in der Hoffnung hier aus meinem Trauer-Elend ein bischen herauszukommen. Viele Hoffnung habe ich nicht - aber es soll nicht an mir liegen. Ich will mit anderen Menschen kommunizieren und brauche auch keine Gespräche mit "Trauerbegleitern" oder Hobby-Psychologen, sondern wünsche mir einfach Gespräche bzw. Meinungsaustausch über Themen aller Art.
Kommentare (12)
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Ich kann Dir nur empfehlen, was Du eigentlich nicht willst -
suche eine Trauerbewaeltigungsgruppe auf, in der Du die Menschen findest, die Dich verstehen und wissen wie sie helfen koennen, da sie in dergleichen Situation sind. Dort musst Du Deine Traenen nicht verstecken und lernst auch wieder hin und wieder herzhaft zu lachen.
Ich weiss nur zu gut, wovon ich rede. Habe meinen Mann durch diese schreckliche Krankheit vor ca. 2J. verloren. Er war meine Welt. Unsere kleine Familie bestand aus uns Beiden und unseren 4 grossen Schaeferhundrueden, von denen der letzte 1 J. vor dem Tode meines Mannes von uns gegangen war. Eine andere Familie habe ich nicht und bin jetzt total auf mich alleine gestellt.
Zu dem Verlust kamen finanz. Probleme, da es hier keine Krankenvers. gibt wie in Deutschland und die kostentraechtige Behandlung der Erkrankung von uns getragen werden musste. Es war mir gleich; ich habe ihm die teuersten und besten Moeglichkeiten verschafft und gehofft, etwas wuerde helfen. Aber es half nichts, und da er hier bei mir zuhause sterben wollte, habe ich ihn ein halbes Jahr alleine gepflegt und die letzten beiden Monate bekam ich Hilfe von der VON (in Deutschland eine Org. die der Diakonie aehnelt).
8 Monate lang habe ich Tag und Nacht miterlebt, wie er langsam vor meinen Augen immer weniger wurde.
Er ist friedlich in meinen Armen eingeschlafen, und fuer mich brach eine Welt zusammen.
Ausser dem groessten Verlust den ich je erlebte, musste ich zusehen, finanziell ueber die Runden zu kommen.
Ich habe nichts mehr empfunden, nur noch funktioniert und um mein Ueberleben gekaempft, da er mir das Versprechen abgenommenn hat, fuer mich und fuer ihn weiter zu leben, was ich bisher geschafft habe.
Nachdem ich in der Lage war, alle behoerdlichen und vor allem finanz. Dinge zu klaeren, kam der Schmerz mit voller Wucht.
Ich weiss jetzt,ueberwinden werde ich seinen Tod niemals,
habe aber gelernt mit der Situation umzugehen und zu leben.
Nichts ist mehr wie zuvor - aber man kann es schaffen,
von einem Tag zum anderen weiterzumachen.
Ich hatte keine Ahnung von finanz. Dingen - mein Mann hatte all dies erledigt, und ich habe mich bei Banken, Anwaelten und Buchhaltern durchgefragt - mit Erfolg.
Und daher rate ich Dir, nimm' Dir voruebergehend eine Hausgehilfin,falls Du auch auf Dich alleine gestellt bist.
Sie wird Dir all die Dinge nahebringen, die Du wissen musst um alleine ueber die Runden zu kommen.
Denn neben der Trauerbewaeltigung auch noch mit all diesen Dingen konfrontiert zu sein von denen Du nichts verstehst, ist zuviel.
Und Ablenkung hilft auch nichts. Sobald Du wieder auf Dich zurueckgeworfen bist, trifft Dich der Schmerz wie ein Hammer.
Das sind meine Erfahrungen und ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig damit helfen. Du wirst es schaffen - aber es ist sehr schwer und braucht Zeit.
Und versuche so gut und oft Du kannst, Dir Deine Frau so vorzustellen wie sie in gesunden Tagen war und nicht wie sie in ihren letzten Leidenstagen war. Immer wieder daran arbeiten - irgendwann klappt es, und sie wuerde es sich sicherlich so wuenschen.
Ich wuensche Dir viel, viel Kraft und sende liebe Gruesse,
Ruth
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Wir sind alle nur Gäste.
Liebe Grüße
Kubi
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so wie syrdal geschrieben hat...
viele Menschen haben ähnliche Lebenssituation,auch ich ...
ich weiß auch was bedeut und schwer ist,Morgens hin-Abend zurück.
mein Mann seit 16 jahren im Wachkoma liegt...
Es grüßt
Krystina
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So eine Situation braucht sehr viel Zeit, um ausgeheilt zu werden und ich wünsche dir viel Kraft dazu.
Liebe Grüße
Annemarie
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Gut, dass Du da bist und - lass Dir und Deiner Trauer Zeit.
Gruss
Clematis
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2015 waren wir an der nordsee, um meinem asthma etwas gutes an frischer luft zu tun. ich fühlte mich auch bestens.
dann abends nach dem duschen wurde mir komisch. ich lese sehr gern und legte mich aufs bett. aber dann konnte ich den stuhl nicht mehr halten.......alles ging ins bett. mein mann holte den notarzt, da ich schon einmal ein nebennierenversagen hatte, mit ähnlichen symptomen, tippten wir darauf.
weitgefehlt----mir ist der darm geplatzt.
ab nach norden ins krankenhaus, es folgte eine notoperation, 4 tage koma !
jeden tag wurde mein bauch ausgespült, so konnte man ihn nicht zusammennähen-infektionsgefahr.
am letzten tag, ehe die ärzte die hoffnung aufgegeben haben, konnten sie ohne sorgen den bauch zunähen.
meine kinder standen zusammen mit meinem ehemann ums bett, als ich langsam aus dem koma geholt wurde.
aber ich lebte noch.......
nun dann folgten schwere wochen an der nordsee. ich gehöre ja eigentlich ins erzgebirge.
aber noch nicht genug.
als ich in zwickau war, nach langer zeit, bekam ich eine beidseitige lungenembolie. weiter ging es mit dem bangen----überlebt sie oder nicht.....
ich habe überlebt !!!!
nur durch wunder.
zu hause, noch immer keine kraft, habe ich wieder lesen gelernt, laufen ging auch nicht, mein mann hat mich sehr bei allem unterstützt.....dafür danke ich ihm.
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Dir, Nordwaechter, wünsche ich viel Kraft, verständnisvolle Korrespondenz und vor allem während und nach der wichtigen Trauerzeit einen lichtvollen Weg mit dankbaren Erinnerungen an gelebte Zeiten der harmonischen Zweisamkeit.
Es grüßt
Syrdal
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Kristine
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