Tante Else!
Eine wahre Geschichte, die mir 1943 passierte!
1943 wurden wir Kinder von der Schule Berrenratherstrasse von der Stadft köln ins Bergische Land verschickt. Meine Eltern wollten das nicht, da ich ewig krank war und lieber nach Kleinheubach zu Vaters Verwandten gefahren wäre. Aber es half nix, an einem kalten Februartag wurden wir an der Schule in einen Bus gequetscht. Anders kann ich das nicht nennen, ich sass die ganze zeit auf dem Boden des Busses, es waren nicht genügend Sitze da.Fast alle Kinder waren schon ausgestiegen, wir wurden zu dritt oder viert auf die Dörfer verteilt. Nur meine Schulkameradin Lilo und ich waren noch da. Mir wurde immer banger ums Herz, was mochte uns erwarten. Lilo weinte schon eine ganze Zeit, dabei war sie sonst so forsch. Dann hiess es,,Lützinghausen,,, wir waren da. Lilo wurde von einer sehr netten Bauernfamilie in Empfang genommen. Mich nahm eine grosse, ältere Dame fest an die Hand, sie meinte , erst muss ich dich auf Läuse untersuchen. Da schritt meine Lehrerin , die uns begleitete ein und verlangte ein Abendbrot und ein Bett für mich von der Dame. Und sie fragte denn auch nach deren Namen. Tante Else wollte sie genannt werden. Ich ging also nach dem Abschied von der Lehrerin mit Tante Else in ihr Haus. Meinen schweren Koffer musste ich selber tragen und freundlich war Tante Else auch nicht. Ich kam sofort in eine Bottich mit lauwarmem Wasser und wurde erstmal geschrubbt. Tante Else erzählte, sie nähme viel lieber ältere Berliner Kinder auf, aber man hätte sie gezwungen, ein Kind aus Köln zu nehmen. Ich fühlte mich immer unwohler, dann kam ein kleines Mädchen herein, lief auf mich zu und umarmte mich. Hinter ihr kam eine junge Dame, die auch sehr nett war und mir sofort was zu essen machte. Beide Mädchen waren Töchter von Tante Else. Nach dem essen brachte uns die ältere Tochter in' s Bett. Die Kleine, Carola hiess sie, und ich schliefen in einem grossen luftigen Zimmer. Carola meinte, ich solle noch nicht einschlafen, ihre Mutter käme noch rein, die Betten machen. Das fand ich komisch und lachte, aber es war Ernst. Wir waren noch nicht lange im Bett, Carola plapperte immer noch, da ging die Türe auf und eine weisse Gestalt im Nachthemd trat ein.Sie ging an Carola s Bett, das Kind stand schon dahinter, riss das Bettzeug raus, drehte die Matratzen um und machte das Bett ganz neu. Es war Tante Else! Ich hatte am ganzen Körper Gänsehaut und meine Zähne klapperten. Ich habe heute noch , da ich es das erstemal aufschreibe, Gänsehaut. Tante Else drehte sich um und ging zur Türe hinaus. Carola sagte, nun könnten wir schlafen, ihre Mutter käme nicht mehr. Ich schlief lange nicht ein. als am nächsten Abend die ältere Tochter von der Arbeit kam, fragte ich was das wäre. Sie sagte, ich solle keine Angst haben , es würde nichts passieren. Aber wenn ihre Mutter sich aufregen würde, dann ginge sie in dieses Zimmer und machte die Betten. Ich war ein halbes Jahr dort, ging in Hülsenbusch in die Schule, war ständig müde und konnte dem Unterricht kaum folgen. Dann kam die Nacht , als Tante Else, die bis dahin nur Carolas Bett gemacht hatte, an mein Bett kam und dieses machte. Es war eine klare Nacht, als Tante Else weg war und Carola eingeschlafen, zog ich mich an, stieg aus dem Fenster, es war nicht hoch und ging die weite Strecke bis Gummersbach.
Dort ging ich zum Bahnhof , sagte den Namen meines Vaters und das er in Köln-Eifeltor im Lokschuppen arbeitete
und verlangte , das er per Telegraph benachichtigt würde. Das geschah dann auch, und Vater kam mich holen.Wir fuhren nach Köln und von dort aus, ohne langen Aufenthalt, zu meiner Oma nach Kleinheubach. Da konnte die Stadt Köln, die es ja gut meinte, auch nichts mehr machen. Bayern, Unterfranken gehörte ja dazu , liess mich nicht im Stich. Das war die gruseligste Zeit in meinem Leben, habe mich nie mehr so gefürchtet wie in Lützinghausen.
Herzliche Grüsse Eure eigentlich furchtlose luzi
1943 wurden wir Kinder von der Schule Berrenratherstrasse von der Stadft köln ins Bergische Land verschickt. Meine Eltern wollten das nicht, da ich ewig krank war und lieber nach Kleinheubach zu Vaters Verwandten gefahren wäre. Aber es half nix, an einem kalten Februartag wurden wir an der Schule in einen Bus gequetscht. Anders kann ich das nicht nennen, ich sass die ganze zeit auf dem Boden des Busses, es waren nicht genügend Sitze da.Fast alle Kinder waren schon ausgestiegen, wir wurden zu dritt oder viert auf die Dörfer verteilt. Nur meine Schulkameradin Lilo und ich waren noch da. Mir wurde immer banger ums Herz, was mochte uns erwarten. Lilo weinte schon eine ganze Zeit, dabei war sie sonst so forsch. Dann hiess es,,Lützinghausen,,, wir waren da. Lilo wurde von einer sehr netten Bauernfamilie in Empfang genommen. Mich nahm eine grosse, ältere Dame fest an die Hand, sie meinte , erst muss ich dich auf Läuse untersuchen. Da schritt meine Lehrerin , die uns begleitete ein und verlangte ein Abendbrot und ein Bett für mich von der Dame. Und sie fragte denn auch nach deren Namen. Tante Else wollte sie genannt werden. Ich ging also nach dem Abschied von der Lehrerin mit Tante Else in ihr Haus. Meinen schweren Koffer musste ich selber tragen und freundlich war Tante Else auch nicht. Ich kam sofort in eine Bottich mit lauwarmem Wasser und wurde erstmal geschrubbt. Tante Else erzählte, sie nähme viel lieber ältere Berliner Kinder auf, aber man hätte sie gezwungen, ein Kind aus Köln zu nehmen. Ich fühlte mich immer unwohler, dann kam ein kleines Mädchen herein, lief auf mich zu und umarmte mich. Hinter ihr kam eine junge Dame, die auch sehr nett war und mir sofort was zu essen machte. Beide Mädchen waren Töchter von Tante Else. Nach dem essen brachte uns die ältere Tochter in' s Bett. Die Kleine, Carola hiess sie, und ich schliefen in einem grossen luftigen Zimmer. Carola meinte, ich solle noch nicht einschlafen, ihre Mutter käme noch rein, die Betten machen. Das fand ich komisch und lachte, aber es war Ernst. Wir waren noch nicht lange im Bett, Carola plapperte immer noch, da ging die Türe auf und eine weisse Gestalt im Nachthemd trat ein.Sie ging an Carola s Bett, das Kind stand schon dahinter, riss das Bettzeug raus, drehte die Matratzen um und machte das Bett ganz neu. Es war Tante Else! Ich hatte am ganzen Körper Gänsehaut und meine Zähne klapperten. Ich habe heute noch , da ich es das erstemal aufschreibe, Gänsehaut. Tante Else drehte sich um und ging zur Türe hinaus. Carola sagte, nun könnten wir schlafen, ihre Mutter käme nicht mehr. Ich schlief lange nicht ein. als am nächsten Abend die ältere Tochter von der Arbeit kam, fragte ich was das wäre. Sie sagte, ich solle keine Angst haben , es würde nichts passieren. Aber wenn ihre Mutter sich aufregen würde, dann ginge sie in dieses Zimmer und machte die Betten. Ich war ein halbes Jahr dort, ging in Hülsenbusch in die Schule, war ständig müde und konnte dem Unterricht kaum folgen. Dann kam die Nacht , als Tante Else, die bis dahin nur Carolas Bett gemacht hatte, an mein Bett kam und dieses machte. Es war eine klare Nacht, als Tante Else weg war und Carola eingeschlafen, zog ich mich an, stieg aus dem Fenster, es war nicht hoch und ging die weite Strecke bis Gummersbach.
Dort ging ich zum Bahnhof , sagte den Namen meines Vaters und das er in Köln-Eifeltor im Lokschuppen arbeitete
und verlangte , das er per Telegraph benachichtigt würde. Das geschah dann auch, und Vater kam mich holen.Wir fuhren nach Köln und von dort aus, ohne langen Aufenthalt, zu meiner Oma nach Kleinheubach. Da konnte die Stadt Köln, die es ja gut meinte, auch nichts mehr machen. Bayern, Unterfranken gehörte ja dazu , liess mich nicht im Stich. Das war die gruseligste Zeit in meinem Leben, habe mich nie mehr so gefürchtet wie in Lützinghausen.
Herzliche Grüsse Eure eigentlich furchtlose luzi
Kommentare (4)
luzi †
sie wurde eine sehr alte dame,aber ich habe sie nie mehr gesehen , hatte zuviel furcht
furcht löscht das drachenfeuer luzi
furcht löscht das drachenfeuer luzi
ladybird
Jetzt weiß ich auch wo die Quelle Deiner Drachenphantasie her ist?
Deine Not machte Dich mutig und tapfer, als Du zum Bahnhof gingst um Deinen Vater zu verständigen.
Es war eine Leidenszeit für Dich?
Mit Gruß aus Köln von ladybird
Deine Not machte Dich mutig und tapfer, als Du zum Bahnhof gingst um Deinen Vater zu verständigen.
Es war eine Leidenszeit für Dich?
Mit Gruß aus Köln von ladybird
finchen
...obwohl sie ständig unser Wegbegleiter bleibt.
Und was ist aus Tante Else geworden?
Das würde mich doch interessieren.
Meine Tante hieß auch Else und ich lernte sie leider hassen.
mit feurigen Grüßen
Dein Moni-Finchen
Und was ist aus Tante Else geworden?
Das würde mich doch interessieren.
Meine Tante hieß auch Else und ich lernte sie leider hassen.
mit feurigen Grüßen
Dein Moni-Finchen
So tragen viele von uns ihr unsichtbares Kreuz auf dem Rücken.
Schön, dass Du es uns erzählst hast. Wir haben auch zu schleppen und können es Dir richtig nachfühlen. Das hinterlässt Spuren, aber Du hast es in die Schranken verwiesen, dort darf es sich verstecken, wenn es sich still verhält.
Schreib es Dir von der Seele.
Mit ein wenig "Psychogefühl",
ganz freundliche Grüße,
Traute