Sommerreise 2009 - Kleines Resümee (1)


Sommerreise 2009 - Kleines Resümee (1)


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(1) Ausgangssituation

Jemand reist mit dem Fahrrad durch Deutschland. Nun wirklich nichts Spektakuläres. Das machen offenbar immer mehr Menschen, wie z.B. es die immer vielfältigeren Reiseangebote zeigen. Aber auch die Infrastruktur für radreisende Radtouristen wird laufend erweitert. Nicht wenige Orte haben die Radtouristen in ihre Marketingkonzeptionen und Werbung fest eingeplant bzw. berücksichtigt. Und die Ökonomen haben ausgerechnet, daß ein Radtourist pro Tag wesentlich mehr Geld ausgibt als etwa der Tourist in einer Ferienwohnung; ohne Berücksichtigung der eigentliche Miete.





Warum Deutschland?
Zunächst praktisch-pragmatische Gründe. In Hinblick auf Alter und die Tatsache des Alleinreisens und unter der Berücksichtigung der einfacheren Kommunikation, des Versicherungsstatus, der Versorgung – dies wiederum unter der Berücksichtigung etwa eines Unfalls bzw. Krankheitsfalles – und der einfacheren, schnelleren Erreichbarkeit ist das Reisen in Deutschland recht praktisch.
Zudem ... Deutschland ist landschaftlich und kulturell so vielseitig, daß es naheliegt – in Zusammenhang mit den oben genannten Punkten – , die Möglichkeiten hierzulande auch nur versuchsweise auszuschöpfen.





Reisen mit dem Rad
Das Reisen mit dem Rad bedingt – natürlich abhängig von der radelnden Persönlichkeit, deren Vorstellung von einer solchen Reise und deren Einstellung zu anderen Menschen – eine größere Nähe zu den Menschen auf einer solchen Reise, wobei eben die gleiche Sprache Kommunikation und Kontakt erleichtert. (Man ist gegebenenfalls nicht nur reiner Tourist.)




Dann ist es einfach die Neugierde auf dieses Land, dessen Staatsbürgerschaft man besitzt, in dem man den größten Teil seines Lebens verbracht hat und dessen Osten erst zwanzig Jahren so richtig zugänglich ist. (Seit 1990 erschließe ich mir per Rad Stück für Stück eben diesen Osten.)





Es liegt eine gewisse Faszination darin, wenn Orte und Regionen, die man bisher nur medial – etwa literarisch, nur per Namen nach – kannte, jetzt realiter zu erleben. (Das Erlebnis kann übrigens auch enttäuschend sein!)
Meine erste Radreise – damals noch in der „DDR“ – machte ich nach bzw. mit Fontanes „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“.






Dazu zwei kleine Geschichten.

In meiner deutschen Schulzeit (eben nach 1945) erfuhr ich im Erdkundeunterricht vom Schiffshebewerk Niederfinow, was mich damals – vermutlich aufgrund der interessanten Darstellung des Lehrers und wegen der Abbildung im Erdkundebuch – ungeheuer faszinierte. Leider habe ich meine diesjährige Tour – das Schiffshebewerk war zusammen mit dem Kloster Chorin als abschließender Höhepunkt gedacht – in Angermünde abbrechen müssen; aber für nächstes Jahr stehen Niederfinow, Kloster Chorin und das Oderbruch am Anfang der nächsten Radreise.




So um den 16. August 2009 herum; in einem Restaurant unmittelbar am Nord-Ostseekanal, an einer Fährstelle. Ein Ehepaar mit Kindern. Als ich dem Mann berichtete, daß ich jetzt das zweite Jahr am NOK entlang radele und daß dies seit Jahrzehnten gleichsam ein Kindheitstraum war, erzählte er mir, der seine Kindheit hier am Kanal verbrachte, wie er als kleiner Bub – lesen konnte der schon – eines Tag auf einem Schiff las: „Rio de Janeiro“. Dieser ihm völlig unbekannte Ort imponierte ihm so sehr, er war davon so fasziniert ... ich unterbrach ihn und fragte: „Nun, warst Du denn schon einmal in dieser Stadt?“ Er darauf mit leuchtenden Augen: „Aber natürlich, mehrmals. Das mußte ich doch ...“




Fortsetzung folgt

[i]
Die olle Bertha
vom Niederrhein



Musik: 1. Satz der Abschiedssonate von Beethoven; es spielt Wilhelm Backhaus.



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Kommentare (4)

Britt interessiert mich sehr, bin ich doch auch Radlerin, aber leider nicht so weitreichend wie hier von der ollen Bertha beschrieben. Eine kultivierte und sehr schöne Gruppenfeise machte ich vor Jahren von Würzburg nach München mit einem Reiseunternehmen. Aber was ist das im Vergleich zu diesen Abenteuern, alle Achtung! - ich werde weiterlesen. LG - Britt
immergruen Und nicht nur die! Vielen Dank, dass wir die Reise nachempfinden dürfen und Gast sind auf Strassen, Wasserstrassen, Wald- und Feldwegen.
immergruen
Medea dieser und der Bertha vom Niederrhein erweise ich meine
uneingeschränkte Hochachtung. Das soll mal so schnell
eine/r nachmachen, den täglich - bei allem Schönen, was so eine Reise birgt -
wieder neu anstehenden Überraschungen, Herausforderungen und Versuchungen
die Stirn zu bieten und den Kurs zu halten. Da gibt es diese oder jene Begegnung
auf langen Straßen, Wegen, Pfaden, für einen Moment innehalten im Gespräch mit
Gleichgesinnten, dann wieder Trennung und allein weiterradeln auf endlos langen
Chausseen. - Bertha, ich freue mich sehr, dich wieder wohlbehalten hier im ST
begrüßen zu dürfen und ebenso über weitere spannende Berichte und Fotos.

Herzlich Medea.


pelagia die nah bei den radelnden Menschen sind und Aufmerksamkeit verlangen. Dazu ein so wunderbar gespielter Beethoven, dass man die Augen schließen möchte - ach, es ist schön, dass Du wieder da bist und ich bin sicher nicht die Einzige, díe das erfreut.
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