Nadja sitzt im Sonnenlicht
am bunt gedeckten Tisch.
Die Deko ist ihr viel zu schlicht -
passt farblich nicht zum Meeresfisch.

Mutter, Vater, Omama
katzenbuckeln vor der Kleinen,
um mit Pauken und Trara
auf Kommando zu erscheinen.

Wie der Tanz ums Goldne Kalb...
Doch Nadja, dieses Sonnenkind
bleibt unzufrieden, freudlos, kalt
und nichts in ihrem Innern glimmt.

                   *

Eingehüllt in eine Decke
sitzt ihr Bruder Lenny still,
traurig, einsam in der Ecke,
weil am Tisch ihn niemand will.

Vater, Mutter, Omama
keiner ist für Lenny da.

Täglich hockt er hier im Schatten -
hört und sieht die Lichtgestalt
und am Nebentisch die Platten
mit edlen Speisen warm und kalt.

Ihn übersieht man jedesmal.
Nur die Reste darf er holen.
Zaghaft nimmt er seinen Schal -
verschämt weint er hinein... verstohlen.



(C) Ingrid Bezold





 


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Kommentare (4)

protes

was es leider sehr oft gibt liebe Ingrid
und woran kinder ein leben lang zu knabbern haben.
hast du in deinem gedicht beschrieben.
Aufpassen, dass es einem
nicht zu sehr ans herz geht,
wäre da nicht schlecht
liebe grüße 
hade
 

Winterbraut

@protes

Ich kenne solch einen Fall tatsächlich, hade. Das Thema ist mit Vorsicht zu behandeln, ich weiß.

Danke für deinen einfühlsamen Kommentar.
Liebe Grüße 
Ingrid 

silesio

Was schilderst du bloß für verworrene und empörende Zustände! Das Deko passt nicht nicht zum Meeresfisch?
Da muss doch schleunigst die Konferenz der 16 Bundesländerchefs einberufen werden, damit sie diesen Widerspruch beseitigen -
tönt der Hilferuf aus GB 

Winterbraut

Ich hab sie angerufen, aber keiner der Landeschefs konnte sich entscheiden - so kam keine Einigung zustande, aber der Fisch wurde gegessen und die Deko auch...aus Verzweiflung.

Ingrid


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