Risse

Risse ziehen durch das Land
kaum sind sie zu schließen
der "Zustand" der ist wohl bekannt
da hilft auch nicht das Gießen

Die Lage ist nicht hoffnungslos
noch kann man drüber springen
kleine Schritte reichen auch- bloß
man muß damit beginnen..

Wenn jeder wohl an sich nur denkt
an das was er sich ausgedacht
alles nur in seine Richtung lenkt
gibt nur den andren Macht

Der Riss er wird nur immer breiter
haltet ein- es muß gelingen
gemeinsam nur- so geht es weiter
wird er uns sonst verschlingen????

Tulpenbluete 13
Angelika

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Kommentare (14)

Majanne

Hallo Angelika, 

danke für dein Gedicht! 

Es ist Zuversicht drin und es ist Warnung drin, nicht im Ego-Tunnelblick zu verharren! 

Ich frage mich, sind das wirklich alles Risse in einem zuvor heilen Konsens?

Oder ist es ein großer Wandel, den wir alle erst merken, jetzt, wo er bis in die Grundfesten, die jahrzehntelange westliche Werteordnung nach dem 2. Weltkrieg, durchdringt? 

Der spätestens in den 90er Jahren Fahrt aufgenommene Beginn des globalen und digitalen Zeitalters ist ein so tiefgreifender Umbruch weltweit wie es der Beginn der Industrialisierung war! 

Teile der Bevölkerung nehmen es jetzt erst wahr, während andere wie mein Informatiker-Ehemann mit seinem halben Jahrhundert Lebensalter schon sein gesamtes Studium und Beruf seit Jahrzehnten in diesem Bereich lebte und bereits als Kind durch seinen Vater in diesen Bereich eingeführt wurde in Kanada.

Es ist als ob das Rad oder die Buchdruckerei vor etwa einem halben Jahrhundert entdeckt worden wäre, aber ein Gutteil der Bevölkerung es lange gar nicht merkte und die Folgen dieser tiefgreifenden Veränderungen darum keinen Ursachen zuordnen konnte und für gesellschaftliche Verwerfungen hielt. 

Dasselbe gilt für die große Vielfalt der Lebensformen seit den 68er Jahren, die unbemerkt gewachsen ist! 

Nehmt nur mich und meine Schwestern: 

Ich bin fast 60 Jahre alt und verheiratet mit erwachsenem Sohn und nicht berufstätig. 
Meine eine Schwester lebte als alleinerziehende berufstätige Mutter, meine andere Schwester als kinderlose Berufstätige und in zweiter Ehe Patchwork als Ehefrau eines Mannes mit Kindern.

Wir haben so absolut unterschiedliche Bezugsgrößen als Geschwister in unseren Unterschieden der Lebenssituation, größer könnte es nicht sein! Wir haben komplett unterschiedliche Biografien und logischerweise Ansichten!

Aber das sind keine Risse, das ist Vielfalt mit Interessensunterschieden!

Und so erstaunt mich auch keine Bundestagswahl, die keine Volksparteien-Erfolge mehr zeigen: Weil wir so unterschiedlich sind! 

Eine Alleinerziehende hat komplett andere Sorgen und Orientierungen als eine kinderlose Frau und eine nicht berufstätige Mutter nochmal ganz andere! 
Sie sind so groß und zum Teil gegensätzlich!

Digitalisierung, Globalisierung und Vielfalt haben seit mindestens 20 Jahren unsere westlichen Gesellschaften komplett gewandelt, aber unsere Wahrnehmung wird erst jetzt damit konfrontiert, wo die alte Oberfläche der gleichgerichteten Interessen ganz verschwunden ist! 

Das ist aber alles längst gewachsen in Jahrzehnten!

Unsere Gemeinsamkeit ist die Unterschiedlichkeit und die Globalisierung und Digitalisierung!

Das sind keine Risse! Sondern unbemerkt ist die Monokultur eine bunte Blumenwiese geworden! 

Sie als Flickenteppich abzulehnen oder als rückdrehbar zur Monokultur zu sehen, ändert nichts daran! 




 

Tulpenbluete13

Liebe Majanne,

vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar, mit dem Du ausdrückst, daß Du Dir um das Thema Gedanken gemacht hast.

Du hast ein breites Band über Lebensformen, Veränderung in der Umwelt und dergl. geknüpft.

Deine Meinung über die Gemeinsamkeit, die sich in Unterschiedlichkeit ausdrückt hat mich beeindruckt.

Nochmals herzlichen Dank und
liebe Grüße
AngelikaLächeln

Roxanna

Da hast du ein wichtiges Thema angesprochen, liebe Angelika, in deinem Gedicht. Ich willl mich da den Kommentaren anschließen, die hier schon geschrieben wurden, insbesondere den Worten Syrdals, dass heute der Riss durch die ganze Gesellschaft geht.. Auch ich habe das Gefühl die Risse werden immer größer. Selbst wenn es gelingt sie zu "heilen", bleibt doch etwas zurück  und schnell kann so ein Riss wieder aufgehen. Ob das nun in der näheren Umgebung oder überhaupt ist. Wie ladybird schreibt, man kann nur schauen, dass man nicht selbst der Verursacher eines solchen  Risses wird. Zu wünschen wäre, dass wieder mehr aufeinander geachtet wird und die Egozentrik nicht weiter wächst. Danke für dein zum Nachdenken anregendes Gedicht und herzlichen Gruß

Brigitte

Tulpenbluete13

Liebe Brigitte,

Mir geht es wie Dir und so vielen. Man hat den Eindruck daß die Risse immer größer werden und daß an allen Ecken und Enden "neue" auftauchen.

Jeder sieht sie aus seiner Perspektive und ich finde das sehr beeindruckend.

Aber ich kann Dich beruhigen, ich glaube nicht, daß ein Einzelner einen Riss "auftun" kann, aber die Vielzahl macht es und das ist die Gefahr..

Danke daß Du Dir Gedanken gemacht hast-
liebe Grüße AngelikaLächeln
 

ladybird

Liebe Angelika,
mit den Rissen ist es sehr ähnlich wie mit dem "Frieden"?
Jeder kann bei sich anfangen: Risse erst gar nciht enstehen zu lassen, oder falls etwas "eingerissen" ist, versuchen den Riss wieder zu einem Ganzen zusammen zu flicken (eventuell bleibt  eine Riss-wunde)
Zu diesem Thema kann man sehr viel zusammentragen, Du hast uns zu
Denkanstöße veranlaßt, mit Deinem Gedicht
mit Dank und Gruß
Renate

Tulpenbluete13

Liebe Renate,

schön, daß Du Dich auf dieses Thema eingelassen hast.
Ja, jeder kann und sollte einen -wenn auch kleinen- Schritt dazu beitragen, den Riss (die Risse?!) nicht noch größer werden zu lassen.

Und im "Kleinen" ist es leichter und vielleicht auch noch möglich einen Risse zu "flicken" wie Du es ausgedrückt hast.

Packen wir es an....
Einen lieben Gruß nach Kölle
Angelika

Syrdal


Liebe Angelika,
 
Risse in diesem Land kenne ich seit meinen ersten Lebenstagen:
 
– sie begannen ohne den Vater, der im Krieg war, aber der Nachbar war bei seiner Familie...
 
– in jüngsten Jahren lebte ich unmittelbar an der damaligen „Demarkationslinie“ (Grenze), auf der einen Seite standen die Russen, auf der anderen die Ami’s – und wir Kinder mittenmang...
 
– einige Jahre später kam der heiße Aufstand am 17. Juni 1953; es standen sich die Einen den Anderen feindlich gegenüber (und es gab Tote und viel Leid)...
 
– dann ging der Riss bald durchs ganze Land, insbesondere in Berlin, wo ich damals lebte, war das täglich permanent vor Augen...
 
– und heute geht der Riss durch die ganze Gesellschaft und zeigt sich in arm und reich, still und laut, jung und alt, bekannt und fremd, tolerant und ablehnend und vielem mehr. – Es sind Risse, die immer breiter werden...
 
Das einzige Gebot ist, dass man selbst die Risse dort zu überwinden sucht, wo es einem möglich ist, denn hier gilt: „Das Wenige was du tust, ist viel.“
 
Gut, dass Du mit Deinem Gedicht einen wichtigen Denkanstoß gibst.
 
Nachdenklich grüßt
Syrdal 

Tulpenbluete13

Lieber Syrdal,

ganz herzlichen Dank für Deinen interessanten und ausführlichen Kommentar.

Ich bin sehr beeindruckt über die Aufzählung Deiner "Risse" die Du in der Geschichte unseres Landes suchtest.

Ja und ich stimme Dir leider zu, daß die Risse die sich jetzt durch unsere Gesellschaft ziehn, immer breiter werden.

Und so machen wir es wie Du so zutreffend geschrieben hast:

"Tun wir das Wenige und das ist viel."

Nochmals Danke für Deinen Gedanken
lieben Gruß
Angelika

Muscari

Ja, liebe Angelika,
zunächst dachte ich an die Natur, an unseren Garten, wo die Trockenheit hier und da bereits solche Risse zeigt.
Aber beim genaueres Lesen Deines Gedichtes spüre ich, dass sich diese Risse auf die momentane Situation in der Welt beziehen.
Wenn man in die Weltgeschichte zurück schaut, hat es immer wieder kleinere und größere Risse gegeben. Das wird sich wohl auch nie ändern.
Ich meine, dass nur der einzelne Mensch in seiner unmittelbaren Umgebung dazu beitragen kann, derartige Risse zu vermeiden oder zu flicken.
Mit liebem Gruß,
Andrea

Tulpenbluete13

Liebe Andrea,

Du lagst schon gar nicht so verkehrt mit Deinen "Rissen" im Garten. Das Foto zeigt meinen Wanderweg den ich jeden Tag laufe und mir fällt auf, daß der Riss immer breiter wird- da es zu wenig regnet.
Und da musste ich an die "anderen" Risse denken-- die durch unsere Gesellschaft gehen und da ist mir das Gedicht eingefallen.

Ja und wir können schon durch unser eigenes Tun ein wenig Risse vermeiden oder sie flicken wie es Ladybird so nett geschreiben hat.
Und wenn das jeder macht- dann: "Viel hilft Viel"..

Ganz herzlichen Dank für Deine Gedanken
lieben Gruß
AngelikaSmiley

Naturella

Liebe Angelika,

auch ich denke, dass sich Deine Zeilen auf die aktuelle Umbruchstimmung unserer Welt beziehen. Und wie sehr würde ich mir wünschen, dass sich alles zum Guten wendet. Doch leider gelingt es nur den Egoisten, an die Macht zu erlangen.

Vielleicht aber ...
- ein ganz kleines Vielleicht - , lernen wir Menschen ja doch noch rechtzeitig dazu.

Dein Gedicht gefällt mir jedenfalls sehr gut und ich hoffe, es wird von mehreren Menschen gelesen und gefühlt und beherzigt.

Liebe Grüße
Marita

Tulpenbluete13

Liebe Marita,

vorab Du hast einen- für mich- seltenen Vornamen, gefällt mir..

Ich habe meine "Risse" nicht auf ein spezielles Thema gesehen.
Man kann es bei sich suchen, in der nahem Umgebung, im Weltgeschehen, in der Politik, Umwelt usw. usf. (man könnte noch viel mehr aufzählen, aber das würde zu weit führen)

Es hat mich sehr beeindruckt, was hier in diesem Kommentaren für Gedanken dazu entstanden sind.

Meinst Du die Menschen lernen dazu? Da setze ich Dein "Vielleicht" dazu..

Danke auch Dir, daß Du Dich mit diesem Thema beschäftigt hast.
Lieben Gruß
AngelikaLächeln

werderanerin

Liebe Angelika,

ich beziehe deine Zeilen mal auf die jetzige politische Lage in der Welt. Momentan hat man das Gefühl, alles fällt aus den festen Fugen, Risse werden immer tiefer und tiefer, können vielleicht nicht mehr gekittet werden...viel zu sehr drängen Machtmenschen an die Spitze, koste es was es wolle..., dabei wollen wir hier auf Erden doch eigentlich Alle dasselbe nämlich nur ein wenig glücklich sein...

Ich würde mir wünschen, dass Europa zur Einigkeit findet und dadurch schon mal alles viel stabiler würde, nur ist der Weg dahin wohl in weite Ferne gerückt...leider !

Kristine

Tulpenbluete13

Ja genauso ist es, liebe Kristine,

so "schlimm" wie es im Augenblick scheint, kam es mir noch nie vor..

Und Du hast es so treffend beschrieben: "Dabei wollen doch alle nur ein wenig glücklich sein"...

aber wenn es ein paar "Machtmenschen" nicht zulassen, dann funktioniert es nicht.

Wir haben uns hier mit dem Thema beschäftigt, daß ist doch schon ein Anfang- meinst Du nicht auch?

Danke Dir für die Einlassung
liebe Grüße
Angelika


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