Neue Erfahrungen
Nebel hängt über den Feldern, während der Tau des neuen Tages sich langsam in die Lüfte hebt. Wenn ich am Fenster stehe, die Natur auf mich wirken lasse, spüre ich so etwa so wie Heimweh nach einem unbestimmten Etwas, während draußen in der Buchenhecke schon die meisten Blätter ihre gelbe Farbe annehmen.
Es gibt den Herbst in frischen Farben, gebaut aus lauter Fantasien.
Eine einsame Ringeltaube gurrt zu einem Starenzug, der gen Süden zieht. Spatzen und Finken predigen Frieden, eine Amsel zwitschert eine Melodie und eine über ihnen fliegende schwarzgraue Dohle lauscht dem Klang der Glocken im Kirchturm.
In der Mitte des Gartens rauschen die Blätter des Schmetterlingsflieders eine eintönige Melodie, ein paar verliebte Schmetterlinge sonnen sich noch auf verbliebenen Blättern des Baumes. Der Herbst erntet die letzten Früchte der Rosen, die Grünfinken färben sich ihre Schnäbel in den reichlichen Hagebutten. Eine Kohlmeise hüpft in den dahliengeschmückten Rand neben dem Gartenzaun.
Einer der übriggebliebenen Sonnenstrahlen zwinkert mir zärtlich zu. Schweigend hülle ich mich in die nistende Wärme, die mit einem unsichtbaren Schatten gefüllt ist. Diese Wärme macht mich zu einem Teil der Natur. Ich kann die Welt mit geschlossenen Augen betrachten und darüber nachdenken, wie ich einmal ein »Bellis-Blümchen« gepflückt habe, das meinen Gedanken eine Erklärung gab. Denn die Bilder sind jetzt klarer und die Farben heller geworden.
Stille ist aufgrund ihrer Ambivalenz im Schatten des Lebens so vielseitig. Die Kombination aus Vernunft und Sinn für wahre Liebe, für Vertrauen und für gegenseitige Unterstützung, Anteilnahme und Verständnis machen den Menschen einfach glücklich. Das Morgenlicht in der herbstlichen Stunde - noch früh - strahlt in krassem Kontrast zu den Winterstürmen der kommenden Zeit.
Auf dem Schreibtisch liegt ein Text in einem kleinen Notizbuch. Ich nippe an einer Tasse Tee, hole tief Luft und denke daran, wie wahre Liebe über Schmerzgrenzen hinweg süßer schmeckt, wenn zwei Seelen frische Wunden teilen.
Leise lese ich den Text, als wäre es ein Gebet an einem Tag, an dem es nichts zu feiern gibt. Das Gedicht verschwindet zwischen dem Klang des ersten Glockenspiels des Morgens und den ersten Tönen des erwachenden Tages:
Der eigene Geist sagt zur Seele:
Nicht dein Rücken tut weh,
sondern die Last, die du trägst.
Es sind nicht deine Augen, die weh tun,
sondern die Ungerechtigkeit, die du siehst.
Es ist nicht dein Kopf, der weh tut
sondern die Gedanken, die dich verletzt haben.
Es ist nicht deine Kehle,
sondern das, was du nicht zu sagen wagst.
Es ist nicht dein Bauch,
sondern deine Seele, die nicht verstehen kann, was um dich herum passiert.
Nicht deine Leber tut weh,
sondern die Wut in dir .
Nicht dein Herz tut weh,
sondern die Sehnsucht nach Liebe,
die du teilen möchtest...
Aber es ist nur die Liebe selbst,
die all diesen Schmerz heilen kann.
Die Traurigkeit des Morgens sollte man vermeiden. Wie schön ist wahre Liebe, wenn man wie durch einen Spiegel die Verbindung zwischen zwei Herzen spürt. Wenn es eine Fügung gibt dann sollten wir sie auch zulassen und nicht aus Gründen früherer Erfahrung verdrängen! Damit wird nur der Traurigkeit der Weg bereitet...
©by hcglux
Kommentare (2)
@ladybird
Danke, Renate! Ja alles wächst und gedeiht, man muss nur manchmal ein wenig Hilfe geben!
grüßt Horst
Lieber Horst,
ich habe vielleicht gestaunt, wie hoch inzwischen die
Buddleja (Schmetterlingsbaum) gewachsen ist......und werde nie vergessen, wie mich das darauf sitzende "Füchschen" angeflogen bzw. "begrüßt" hast.
Eine Idylle zum berüherenden Text,
freut sich über dieses Wiedersehen
mit Dank und Gruß
Renate...