Mond und Erde
Ursprünglich wollte ich ein paar Zeilen formulieren, in denen der Mond sich über die Weihnachtsbeleuchtung und die Silvesterfeuerwerke auf der Erde wundert. Beim Schreiben entwickelte das Gedicht eine Eigendynamik, und das ist dabei herausgekommen:
Der volle Mond, er reflektiert
mit maximaler Rundung.
Er selber ist ganz fasziniert
von seiner Erderkundung.
In seiner Jugend - nicht lang her,
da glühte diese Erde.
Sie kühlte ab und schwappte schwer,
dass Wasser auf ihr werde.
Bald fühlte sie sich angeschaut
von diesem Erdtrabanten
und hüllte schamvoll ihre Haut
in Wolken, imposanten.
Die Liebe zwischen beiden zieht
sie gegenseitig an.
Er drückt sie sanft, so dass er sieht,
was sie so alles kann.
Sie puzzelt Kontinente neu,
zieht Pflanzen hoch und Tiere.
Bei Tage lächelt sie mal scheu,
als ob sie sich geniere.
So manches Mal hat sie ihr Spiel
ein wenig übertrieben.
Sie stritten sich, und siehe da:
nur Eis ist ihm geblieben.
Auch Kollisionen häuften sich,
er konnte sie kaum retten.
Mit aller Kraft bemüht er sich,
sie möglichst sanft zu betten.
Sie litt entsetzlich, schnaubte gar
durch Täler und durch Höhen.
ein schlimmes Feuer in ihr war,
er schickte sanfte Böen.
Was sie zuletzt dann hat erfunden –
ein seltsam nacktes Säugetier –
hat er bis heute nicht verwunden,
denn dieses Wesen war schon hier!
Der Mensch war ihm von Anfang an
nicht wirklich ganz geheuer.
Es fing ganz harmlos damit an,
er bändigte das Feuer.
Er schuf sich Waffen und begann,
sich seltsam zu artikulieren.*
Sein höchstes Ziel, das er ersann,
war niemals zu verlieren.
Er schuf ein Licht, das künstlich war
den Mond doch sehr verblüffte.
Erst war'n es Kerzen, dann sogar
dergleichen voller Düfte.
Er forschte und ersann den Strom,
der trieb Maschinen an.
Heut glänzen nächtens monochrom
den Mond die Städte an.
Er buddelt an der Erde rum
und bohrt sich immer weiter,
als wäre es sein Eigentum
und bleibt dabei ganz heiter.
Was er verbraucht, die Erde schuf
in vielen Jahrmillionen.
Sie seufzt und dringlich hallt ihr Ruf,
gespickt von Emotionen.
Mond rät ihr freundlich doch bestimmt,
so lass ihn doch gewähren.
Wenn er sich besser nicht benimmt,
wird er sich selbst verzehren.
Wir beide aber werden wie
schon oft in der Geschichte
uns dreh'n und biegen stark wie nie
zum warmen Sonnenlichte.
Wie gerne ließ ich dich gewähren,
zu wagen einen Neubeginn,
Noch einmal etwas zu gebären,
HUMAN wäre nach meinem Sinn.
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So sind Äonen hingeflossen,
der Wunsch verhallt im leeren Raum.
Ein Tränenmeer hilflos vergossen,
HUMAN blieb leider nur ein Traum.
VG - Via
*Vorschläge für einen besseren Reim in passendem Versmaß sind hochwillkommen!
Kommentare (5)
Leider ist die chance nicht allzugroß
auf echte besserung
was wird wohl werden
frage ich mich besorgt
herzliche grüße hade
Liebe Via,
ich schließe mich den bisherigen Kommentaren hier an. Nur ein dickes Lob, das spreche ich dir hier einmal explizit aus, denn das hat du meines Erachtens verdient.
Super gelungen.
Ganz liebe Grüße von
indeed
Liebe Via,
es macht nichts, wenn der Reim mal ein wenig "holpert" ich kenne das auch..lach...
Es kommt auf den Inhalt an..und der Deine hat es in sich...
erinnert er uns doch wieder einmal an den Zustand unserer Erde...
Eingentlich sollten wir uns besser benehmen... aber einige wollen das partout nicht einsehen.
gute Idee, tolles Gedicht und wichtiger Inhalt
meint mit herzlichen Grüßen
Angelika
wird er sich selbst verzehren.“
...und der Mensch ist auf dem besten Weg dazu! In deinem Gedicht hast du es sehr klar beschrieben.
Ob diese Selbstzerstörung noch zu stoppen ist, vermag ich kaum noch zu glauben…
...meint
Syrdal
Allen Kommentatoren und Likern ganz herzlichen Dank.
Leider bin auch ich der Auffassung, dass wir kurz davor sind, den "point of no return" zu verpassen.
Ein einziges Mal sah ich die ganze Welt beten - for all mankind - in dem Film Armageddon.
Vielleicht ist der Leidensdruck immer noch nicht groß genug.
Wir werden es allzu bald erfahren ....
LG - Via