Mitten in der Stadt ein Loch..........


...es war zu jener Zeit, als die Grenzen schon offen waren und man ohne großen Stress nach "drüben" fahren konnte. Quartierte mich bei meiner Cousine ein und stellte dann fest, daß das Haus meiner Großmutter abgerissen war. Mitten in der Stadt ein Loch.
Voller Empörung ins Rathaus rein. Karlchen mußte mit.
Damals war es eine Bürgermeisterin, eine recht schnupfige Frau und sie zog auch gleich die Nase hoch, als sie Karlchen, meinen Hund erblickte.
Das kam mir aber gerade recht. Sie quakte über Hund und ich über Teichstraße 9.
Das Ende vom Lied war ein Kompromiß - ich sollte zum Staatlichen Notariat von Dessau gehen. Hund ging mit.
Ich stellte fest, daß man geschmeidiger geworden war und ließ mir sämtliche Unterlagen kopieren, noch mit dem Hinweis nach Magdeburg zu fahren, ausstatten und ich zog los.
Ich mußte zum Polizeipräsidium hin um die Adressen der Verwandtschaft zu erkunden. Der Bruder meiner Omama und dessen Sohn.
Und Karlchen mußte mit.
Wir gingen noch ein Stück an dem Elbeufer spazieren - Karlchen war leer und nun auf in den Kampf. Ganz nahe am Dom.
Ich ging in das Gebäude rein, eine Pförtnerin saß in ihrem Glaskasten drin. Die ersten Worte von ihr: der Hund darf hier nicht rin. Und wo wollen sie überhaupt hin.
Aha, waren meine Gedanken, die ist noch auf Kriegsfuß mit dem Westen, dem Klassenfeind.
Ich stimmte mich ganz milde und fragte um Erlaubnis, ob der Hund denn bei ihr bleiben dürfte, denn draußen würde er doch nur geklaut.
Bei uns wird nicht geklaut - dann geben sie das Vieh mal her.
Ich reichte ihr mit Zögern die Leine hin und machte sie darauf aufmerksam, daß der Hund zu jodeln anfängt, wenn ich nicht mehr zu sehen bin. Die Frau stand wie versteinert da, das Gesicht rutschte ins Parterre, sie schmiß mir förmlich die Leine zu und knurrte nur:
3.Stock ganz hinten rechts - und anklopfen bitte.
Oh, das hätte ich doch glatt vergessen!!
Wir wanderten in den 3. Stock, lasen den Namen und klopften an.
Ich wurde herein gebeten, vor uns stand ein Mann mittleren Alters und zwei Damen jüngeren Datums und alle Drei stürzten sich auf Karlchen.
Ja, sag mal mal wie kommst du denn hier rein? Ja, bist du ein Süßer, hast du Durst, ach und du gibst auch Pfötchen bist du lieb ........
Irgendwann wurde ich dann auch begrüßt, wir kannten uns nur durch Schriftverkehr und ich war angenehm überrascht.
Der Chef der Truppe erfreute sich an meiner Trickkiste und als ich dann noch erzählte, daß ich im Magdeburger Dom zur Hochzeit von dem, den ich suchte, Blumen gestreut hatte, war er zur Hochform aufgelaufen.
Wir machen jetzt Mittagspause, rief er zu den Damen hin, wir gehen mit Karlchen in den Dom - vielleicht schnüffelt er Frauchens Spuren noch. Und wir gingen...............
Ich betrat diesen Dom mit ganz besonderer Andacht oder Gefühl - es kribbelte mir über den Rücken und ich erkannte diesen Gang, dieses Netzgewöbe, in dem ich Blumen gestreut hatte, um sie hinterher wieder aufzusammeln, damit keiner die Blüten zertritt.
Es waren Mpmente, nur ganz kurze, aber es war da.
Dieser Chef vom Präsidium war auch ganz angetan und wir saßen dort und er erzählte mir und ich ihm.
Es war ein herrlicher Nachmittag -
wir schrieben uns noch lange, er fand auch meine Noch-Verwandtschaft, doch leider im Pflegeheim in Staßfurt und ohne Erinnerung.
Aber Karlchen hatte seine Freude dran, mal in der Elbe baden zu gehen und in Magdeburg seine Pfützen zu hinterlassen.

Flüssige Elbegrüße
Euer Moni-Finchen





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Kommentare (3)

finchen vergiß dabei nicht, daß ich dort aufgewachsen bin und somit auch mit allen Wassern gewaschen war. Ich kannte beide Seiten und habe sie gegeneinander ausgespielt. Ein bißchen sehr viel Frechheit mit einer gewissen Grenze und doch mit gerader Positur. Und außerdem konnte ich so wahnsinnig dumm sein - so richtig zum Erbarmen....das hat mir in vielen Fällen geholfen. Den schlauen Westler wollte man nicht - schnell erkannt, dann war ich eben dumm!
Ach, wunderschöne Erinnerungsgrüße
Dein dummes Moni-Finchen
PS: am Wochenende kommen meine Dackelinen wieder!!
Traute Da Du die Realität schilderst, freu ich mich, das Du auch auf
solche gestoßen bist und nicht immer nur an sone hängengeblieben bist.
Ich weiß, es wären viele sehr viel netter gewesen, aber ich habe mal mit erlebt, wie unsere Obrigkeit einen Dispatcher runterputzte, weil er Wessis die eine Panne hatten im Dienstwagen mitnahm und zu einer KFZ Firma fuhr, wo er wusste, das die das benötigte Ersatzteil hatten. Bei uns war ja einiges knapp, damals.
Also denk bei den Schroffen, die hätten schon anders sein wollen, aber manches mal wusste man das eine Person in der Nähe war, der man nicht traute und dann mussten die Leute Dienst nach Vorschrift machen, nicht nach dem Herzen oder dem Können, leider.
Ganz liebe Grüße für das muntere Stückchen Ost West Leben.
Traute Dein Fan!
EHEMALIGESMITGLIED63 b eim lesen kam ich mir vor
als wäre ich Zuschauer...
einfach köstlich,

Finchen mach weiter so lG Begine

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