Missverständnis
Vor ca. 2 Jahren ging ich mit einer Kindergruppe (3-6 jährige) zu einer Morgenandacht für Kinder in einer ev. Kirche. Ein sehr alter Pfarrer erzählte den Kindern die Geschichte vom Büblein auf dem Eis. (Sie ist angelehnt an ein Gedicht von Friedrich Güll). Er sprach mit sehr kindlich-überzogener Stimme: "Der kleine Junge ging auf das Eis, obwohl der Vater ihn gewarnt und es verboten hatte und was passierte? Er brach ein im eiskalten Wasser. Er schrie und zappelte, da kam der Briefträger vorbei und sah den Jungen. Er schob sich über das Eis zu ihm hin und hielt den Kopf des Bübchens über Wasser. Andere Menschen halfen und wickelten den Kleinen sofort in Decken, aber der Briefträger ist untergegangen und ertrank. Die Menschen waren sehr traurig. Der Briefträger wurde an den Strand gebracht und dort versammelten sich alle Leute aus dem Dorf. Der Vater ging mit dem Jungen zu dem Briefträger und sagte: Der ist für dich gestorben." Dann machte der Pfarrer eine bedeutungsvolle Pause und fragte:" Habt ihr das verstanden?" und alle Kinder schrien:"Jaaaa". Dann sagte er: " Und so wie der Briefträger für den Jungen gestorben ist, so ist Jesus für uns gestorben!" Wieder eine Pause.... Wieder die Frage:"Habt ihr das wirklich verstanden?" "Jaaaa"
Der Pfarrer fragte ernsthaft die Kinder:"Nun? sagt mir Mal,wer ist für uns gestorben?" Und alle Kinder schrieen begeistert:" Der Briefträger, der Briefträger!!!"
Der Pfarrer:" Ach ihr lieben Kleinen, das versteht ihr noch nicht. Irgendwann werdet ihr das verstehen. " Er sprach mit freundlich-kindlicher Stimme mit weit ausgebreiteten Armen im Talar den Segen, winkte mit beiden Händen und rief:"Auf Wiedersehn ihr lieben Kinderlein, bis zum nächsten Mal!"
Und alle Kinder riefen voller Freude und winkten:" Auf wiedersehen Kasperle!"
Der Pfarrer verschwand durch die Hintertür und ward nicht mehr gesehen. Dabei hatte der Mensch sich soviel Mühe gegeben. Im Kindergarten angekommen erzählten die Kinder den Erziehern und Eltern: "In der schönen Kirche heute gab es Kasperletheater. Und der Kasper war ganz groß und hat eine Geschichte erzählt von einem Jungen. Der Briefträger hat ihn aus dem Wasser gerettet, aber der war dann auf einmal tot."
Nun musste ich erst einmal für die Erwachsenen Aufklärungsarbeit leisten, noch lange haben wir über dieses Erlebnis geschmunzelt.
Kommentare (6)
@indeed Danke für deinen Kommentar, Kinder sind in dem Alter noch so voller Lebensfreude und Unschuld, es hat mich total tief berührt. Da dieser Pfarrer die Reakrion der Kinder nicht verstand, weil er aus seinem Erwachsenendenken nicht herius kam wurde daraus eine herrliche Situationkomik. Für mich war es ganz natürlich und konnte auf Grund der Ehrlichkeit der Kinder gar nicht anders sein. Lieben Gruß, Malina
Sehr amüsant ist dieses Erlebnis,
liebe Malina, meine Tochter ist Erzieherin und bringt oftmals solch nette Episoden mit:
Jesus hat es gut, er hat zwei Pappas: den lieben Gott und Josef....
ein anderes mal erzählt sie mir, dass der kleine zahnlose Paul ihr einen Heiratantrag gemacht hat.....
Du weißt bestimmt noch andere Nettigkeiten? Lass sie uns wissen,
meint mit Gruß
ladybird
Wunderschöne Episode einer kindlichen Auffassung!
Was kann man da schon anderes tun als lachen?
Gut erzählt, danke!
meint mit einem Lächeln
Pan
Liebe Malina,
Eine köstliche Geschichte, wobei man sich das Lachen nicht verkneifen kann.
Dabei frage ich mich, ob alle Kinder schon einmal etwas von Jesus gehört hatten.
Und eigentlich hätte auch der Pfarrer sich das fragen und entsprechend vorbereiten müssen.
Nun ja, in seinem Alter kann man das ja verzeihen.
Und die nette Geschichte ist auf jeden Fall erzählenswert.😃
Mit Dank und liebem Gruß von
Andrea
Kindermund tut Wahrheit kund, fällt mir dabei ein. Kinder sagen einfach noch frei raus, was sie denken, das ist doch herrlich.
Danke Maslina und herzlichen Gruß
Brigitte
Hallo Malina,
du hast uns hier eine Geschichte zum Schmunzeln repräsentiert und erinnert auch gleichzeitig an ähnliche Begebenheiten mit Kindermund und dem Verständnis der Vorschulkinder bzw. Kleinkinder.
Nun, die Begebenheiten mit dem kleinen Jungen, der nicht hören wollte und dem Postboten, haben die Kinder nachvollziehen können. Das Gleichnis aber nicht verstanden.
Können sie in dem Alter auch gar nicht. Wobei es sogar für so manche Erwachsene sehr schwierig ist nachzuvollziehen, dass Jesus Christus für uns alle gestorben ist.
Ich habe deine Erzählung sehr gerne gelesen und ich schmunzele immer noch.
Ganz liebe Grüße zu dir von
indeed