Menschwerdung
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Der Tiger dort im dichten Dschungel
verwehret Artgenossen Raum.
Dass er mit Seinesgleichen kungel’,
ist Jägerlatein oder Traum.
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Der starke Bär verfährt desgleichen;
auch er lebt gern für sich allein.
Ein jeder And’re muss ihm weichen;
- Platz soll nur für den Stärksten sein.
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Streit gibt’s selbst unter Herdentieren,
welch allein’ leben mögen nicht.
Rinder einander drangsalieren,
wenn Schwäch’re achten nicht ihr’ Pflicht.
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Der Mensch erinnert an die Ratte
in seinem ganzen Lebensstil.
Er streitet gern und führt Debatte,
wenn das Gedräng’ ihm wird zuviel.
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Wie sie lebt er mit Anverwandten;
empfindet vor all’ Fremdem Scheu.
Bei Neuem lässt er Vorsicht walten;
- bleibt seinen Lebensräumen treu.
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Bedrängt man ihn, so führt er Kriege.
zu schützen angestammtes Land.
Erweitert dieses, kommt’s zum Siege,
um dort zu herrschen mit Verstand.
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Ist groß und stark er dann geworden,
so breitet er sich weiter aus,
indem er schickt bewaffnet’ Horden.
- So wächst des eig’nen Blutes Haus.
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- Sind wir nun Wölfe oder Ratten ?
Gleichen wir eher doch dem Bär ?
Ist nicht genug uns, was wir hatten ;
- erstreben darum immer mehr ?
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Ist’s nur der Wunsch, uns zu vermehren,
der uns nicht kommen lässt zur Ruh’;
- der zwingt uns, auszuzieh’n mit Heeren,
um zu erobern immerzu ?
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Oder gibt’s dafür and’re Gründe,
von welchen noch nichts ahnen wir ?
Seh’n Krieg wir etwa nicht als Sünde;
- steckt in uns noch ein Rest vom Tier ?
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Wer mag die ganze Wahrheit finden ?
Wer weiß, was ruht tief in uns d’rin ?
Wird Unklarheit einmal verschwinden
und friedlich werden unser Sinn ?
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Von Alt’ her hatt’s wohl schon begonnen;
Gewalt bestimmte die Kultur.
Jehova’s Blutdurst nicht entronnen,
blieb Aug’ um Aug’ die Regelschnur.
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Wie kam man nur auf solch’ Gedanken,
dass Rach’ dem Menschen nützlich sei ?
- Erkennen wir hier uns’re Schranken,
welch’ geben uns bis heut’ nicht frei ?
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Zu nahe sind wir noch dem Tiere;
zu weit noch von der Schöpfung’s Kron’.
Egal auch, dass man’s Fell verliere;
- nicht weit gegangen sind wir schon ...
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Sind wirklich wir nur nackte Affen,
welche verließen ihren Wald;
- die kleiden sich und tragen Waffen;
- beherrscht von tierischer Gewalt ?
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Von Eigennutz und Gier verblendet,
nicht achtend uns’res Nächsten Leid;
nicht fragend, wie’s wohl einmal endet;
- zum wahren Menschen nicht bereit...?
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- So mag es uns wohl oft erscheinen,
wenn wir beseh’n der Welten Lauf.
Unmöglich scheint’s, uns zu vereinen;
- so nehmen Feindschaft wir in Kauf.
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Doch irgendwann wird es sich ändern,
da sonst das Leben selbst bedroht,
- Wird kommen Rat aus allen Ländern,
bevor die Menschheit ganz verroht ..!
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Wir mögen weiter uns entwickeln
und werden reifen mit der Zeit.
Nicht mehr in Mord und Raub verwickeln
und zeigen endlich Einigkeit.
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Ich wünsch’, daß es nicht bleibt beim Traume,
sondern die Menschwerdung gelingt;
- der Apfel vom Erkenntnisbaume
uns endlich die Erlösung bringt...
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BMG
Kommentare (4)
@silesio Nun, ob es wirklich so ist, vermag ich nicht zu beurteilen, doch möge es ein frommer Wunsch sein, der vielleicht in einer der Welten in Erfüllung geht 😌
"Ich wünsch’, daß es nicht bleibt beim Traume"
Wenn Wünsche in Erfüllung gehen würden, wäre schon lange Frieden auf dieser Erde!
Aber ---usw..
grüßt mit einem "Dankeschön" -
Horst
@Pan Wie wahr, doch wie es so schön heißt, stirbt die Hoffnung ja zuletzt...
Grüße, Bernd
Bringt Erkenntnis wirklich Erlösung? Jedenfalls bei dir und mir - und das ist ja immerhin schon ein Anfang!
Christoph