Mein liebster Apfelbaum
Leider habe ich kein anderes Foto vom Carport, als nur dieses, wo mein selbstgezogener Pampelmusenbaum ziemlich zum Schluss sein Dasein fristen musste.
Nach dem Bau unseres Hauses musste der Garten neu angelegt werden, denn wo zuvor lediglich eine Rasenfläche von der neu angelegten Terrasse bis zum Mühlenbach den Gartenbereich anzeigte, sollten auch ein paar Obstbäume und -sträucher wachsen.
Beerensträucher begrenzten das Grundstück zum Nachbarn zur rechten Seite, Tannen nahmen den Vorbeispazierenden auf dem Forstweg die Sicht in unseren Garten und Sauerkirschen, niedrig wachsende Spalieräpfel wuchsen bald von der Garagenrückwand bis zum Bachufer herunter.
Einen besonderen Apfel, den Glockenapfel, pflanzten wir zwischen unserem Haus und dem Gartennachbarn zur Rechten. Er trug nur jedes zweite Jahr. Doch wenn im Herbst die Sonne ihren Lauf wieder in niedrigerer Form durchzog, gab es eine Strecke, wenn sie die durchlief und ich von der Terrasse hoch blickte – in die Sonne – ich umgehend starke Kopfschmerzen hinter meiner Stirn bekam.
Eines Tages wandte ich mich schützend um und sah die reifen Glockenäpfel in diesem Apfelbaum. Es war Nachmittagskaffeezeit und ich pflückte mir einen Glockenapfel, genoss seinen saftigen süß-sauren Geschmack und ging um die Terrasse herum, zwischen dem Süßkirschenbaum und dem Pflaumenbaum durch zu meinem Platz auf der Terrasse. Noch einen Blick auf die Obstbäume, teils in die Sonne – aber die Kopfschmerzen waren weg!
Ungläubig probierte ich das in den folgenden Tage wieder und wieder. Jedes Mal die gleiche Reaktion. Ich hatte meine herbstliche „Kopfschmerztablette“ gefunden!
Irgendwann erzählte ich das meiner besseren Hälfte. Das hätte ich lieber lassen sollen. 1994 verriet er mir, dass dieser Apfelbaum wohl einem Carport weichen sollte, denn unser Sohn und er wollten mir den Carport an dieser Stelle zum 50. Geburtstag bauen, damit auch ich endlich im Winter meinen Pkw vor Eis und Schnee geschützt parken könnte. Ich hätte es lieber gehabt, der Pflaumenbaum, der überall aus seinem Wurzelwerk neue Bäumchen sprießen lassen wollte, wäre gefallen. Doch das passte natürlich nicht, er stand ja mitten im Garten. Ein Umpflanzen des Apfelbaums war nicht möglich, dafür war er schon zu groß. Der Glockenapfel wurde also gefällt, der Carport gebaut und mein 50. Geburtstag darin dann auch gefeiert.
Aber meinen Pkw durfte ich dort nie parken. Im Herbst luden meine Männer dort ordentlich Kaminholz ab, das noch zerkleinert werden musste. Ideal, um vor jedem Wetter geschützt diese Arbeit zu erledigen. Bis dahin war das immer unter dem Dach des am Bach stehenden Holzschuppens geschehen. Als das erledigt war, fand mein Sohn für seinen großen Campingwagen keinen günstigen Winterparkplatz. Von da an – vermutlich von vornherein vom Vater so geplant?? – gab es für den Campingwagen dort einen Winterparkplatz, aber keinen Pkw-Parkplatz für Mutters Pkw! Es hätte mich ja stutzig machen können, dass der Carport so ein hohes Dach bekam. Aber es wurde mir verständlich gemacht ...
Kommentare (5)
@nnamttor44
Ich bin auch oft dieser Meinung, aber in diesem Fall wurde ich bestraft, nicht mein psychopathischer Ex! Hätte ich nicht umgehend zugestimmt, er hätte viele mögliche Manipulationen durchgesetzt, die ihm stets einfielen, wenn er seinen Willen nicht bekam ...
Sehr traurig für dich und den Apfelbaum.