Kurzkrimi
Nils Pech
Im Prinzip ging alles ganz einfach. Eigentlich besser, als Nils es sich vorgestellt hatte. Naja, er hatte sich natürlich gut und lange darauf vorbereitet, denn er war chronisch klamm im Portemonnaie. Er hatte die Zeit genutzt, die Postfiliale im Krämerladen des kleinen Ortes zu beobachten. Damit das nicht weiter auffiel, parkte er seinen Pkw einen Ort vorher und kaufte im Laden einige Kleinigkeiten als Fahrradtourist.
Als er im Sommer ein paar Tage an der See verbrachte und am Strand vor sich hin döste, kam ihm dazu eine weitere Idee. In der Nacht vor der Abreise verließ er ungesehen die einfache Pension und schlich durch den Ort. Auf einem schummrigen Parkplatz entfernte er kurzerhand von einem abgestellten Pkw die Kennzeichen und versteckte sie unter seiner Jacke. Es war der gleiche Pkw-Typ wie seiner, auch die Farbe stimmte mit seinem überein. Am frühen Morgen reiste er ab.
Einige Zeit später war es soweit. Es war schon dämmrig und kurz vor Feierabend. Nur noch wenige Leute waren unterwegs. Nils hatte sein Äußeres stark verändert und parkte sein Auto mit den gestohlenen Kennzeichen direkt vor der Postfiliale. Die Frau war gerade dabei, Geld und Wertsachen in den geöffneten Safe zu legen, als Nils eintrat. Alles ging sehr schnell. Er schubste einfach wortlos die Frau zur Seite. Sie stürzte. Mit wenigen Griffen hatte er das ganze Geld in die mitgebrachte Tasche gestopft. Noch bevor der Frau bewußt wurde, was geschah und sie um Hilfe rufen konnte, war Nils schon wieder draußen. Er sprang ins Auto und fuhr davon. Ein Schuljunge bekam alles mit und nannte der alarmierten Polizei das Kennzeichen, auch Autotyp und Farbe. Nils fuhr etwa fünfzig Kilometer aus der Gefahrenzone und wechselte an einem stillen Badesee die Kennzeichen wieder aus. Die gestohlenen verstaute er in einem Abfallcontainer unter dem Müll.
Die Beobachtungen des Schuljungen bescherten dem bestohlenen Autobesitzer viele Unannehmlichkeiten, denn Kennzeichen, Autotyp und Farbe sprachen deutlich gegen den Unschuldigen. Er hatte den Diebstahl der Kennzeichen zwar der Polizei gemeldet, jedoch sein Alibi bereitete ihm viel Mühe und es dauerte Wochen, bis feststand, daß der arme Mann nichts mit dem Postüberfall zu tun hatte.
Nils hatte mehrere tausend Euro erbeutet. Damit nichts auffallen konnte, wollte er seine Beute erst einmal eine zeitlang verstecken. Dazu kannte er einen weit abgelegenen hölzernen Schuppen, den schon jahrelang niemand mehr nutzte. In der Nähe standen eine Reihe alter hoher Bäume und fast mannshohe Hecken wucherten drumherum. Nils wartete ab, bis ein heftiges Gewitter aufzog, so daß er unbemerkt mit dem Fahrrad und der Beute die Hütte erreichte. Es gab darin keine Fenster, nur eine nach außen zu öffnende Tür. Es blitzte, krachte, schüttete und stürmte immer heftiger. Eine Orkanboe entwurzelte einen der großen Bäume und schleuderte ihn direkt vor die Tür. Nils versuchte vergebens, die Tür zu öffnen und mußte nach einiger Zeit erkennen, daß er jetzt hoffnungslos gefangen war. Er konnte sich nicht selbst befreien. Keiner konnte ihn hören. Weil ihn niemand vermißte, suchte auch niemand nach ihm.
Als Jahre später der Schuppen abgerissen wurde, weil auf diesem Gelände eine Sportanlage gebaut werden sollte, fand man neben einem verrosteten Fahrrad und einer Tasche voller Geld auch ein Skelett...
Silberhaar
Im Prinzip ging alles ganz einfach. Eigentlich besser, als Nils es sich vorgestellt hatte. Naja, er hatte sich natürlich gut und lange darauf vorbereitet, denn er war chronisch klamm im Portemonnaie. Er hatte die Zeit genutzt, die Postfiliale im Krämerladen des kleinen Ortes zu beobachten. Damit das nicht weiter auffiel, parkte er seinen Pkw einen Ort vorher und kaufte im Laden einige Kleinigkeiten als Fahrradtourist.
Als er im Sommer ein paar Tage an der See verbrachte und am Strand vor sich hin döste, kam ihm dazu eine weitere Idee. In der Nacht vor der Abreise verließ er ungesehen die einfache Pension und schlich durch den Ort. Auf einem schummrigen Parkplatz entfernte er kurzerhand von einem abgestellten Pkw die Kennzeichen und versteckte sie unter seiner Jacke. Es war der gleiche Pkw-Typ wie seiner, auch die Farbe stimmte mit seinem überein. Am frühen Morgen reiste er ab.
Einige Zeit später war es soweit. Es war schon dämmrig und kurz vor Feierabend. Nur noch wenige Leute waren unterwegs. Nils hatte sein Äußeres stark verändert und parkte sein Auto mit den gestohlenen Kennzeichen direkt vor der Postfiliale. Die Frau war gerade dabei, Geld und Wertsachen in den geöffneten Safe zu legen, als Nils eintrat. Alles ging sehr schnell. Er schubste einfach wortlos die Frau zur Seite. Sie stürzte. Mit wenigen Griffen hatte er das ganze Geld in die mitgebrachte Tasche gestopft. Noch bevor der Frau bewußt wurde, was geschah und sie um Hilfe rufen konnte, war Nils schon wieder draußen. Er sprang ins Auto und fuhr davon. Ein Schuljunge bekam alles mit und nannte der alarmierten Polizei das Kennzeichen, auch Autotyp und Farbe. Nils fuhr etwa fünfzig Kilometer aus der Gefahrenzone und wechselte an einem stillen Badesee die Kennzeichen wieder aus. Die gestohlenen verstaute er in einem Abfallcontainer unter dem Müll.
Die Beobachtungen des Schuljungen bescherten dem bestohlenen Autobesitzer viele Unannehmlichkeiten, denn Kennzeichen, Autotyp und Farbe sprachen deutlich gegen den Unschuldigen. Er hatte den Diebstahl der Kennzeichen zwar der Polizei gemeldet, jedoch sein Alibi bereitete ihm viel Mühe und es dauerte Wochen, bis feststand, daß der arme Mann nichts mit dem Postüberfall zu tun hatte.
Nils hatte mehrere tausend Euro erbeutet. Damit nichts auffallen konnte, wollte er seine Beute erst einmal eine zeitlang verstecken. Dazu kannte er einen weit abgelegenen hölzernen Schuppen, den schon jahrelang niemand mehr nutzte. In der Nähe standen eine Reihe alter hoher Bäume und fast mannshohe Hecken wucherten drumherum. Nils wartete ab, bis ein heftiges Gewitter aufzog, so daß er unbemerkt mit dem Fahrrad und der Beute die Hütte erreichte. Es gab darin keine Fenster, nur eine nach außen zu öffnende Tür. Es blitzte, krachte, schüttete und stürmte immer heftiger. Eine Orkanboe entwurzelte einen der großen Bäume und schleuderte ihn direkt vor die Tür. Nils versuchte vergebens, die Tür zu öffnen und mußte nach einiger Zeit erkennen, daß er jetzt hoffnungslos gefangen war. Er konnte sich nicht selbst befreien. Keiner konnte ihn hören. Weil ihn niemand vermißte, suchte auch niemand nach ihm.
Als Jahre später der Schuppen abgerissen wurde, weil auf diesem Gelände eine Sportanlage gebaut werden sollte, fand man neben einem verrosteten Fahrrad und einer Tasche voller Geld auch ein Skelett...
Silberhaar
Kommentare (6)
Traute
Und die Moral von der Geschicht mausen tut man besser nicht.
Da hatte doch die Schuppentür mehr Einsicht in die Redlichkeit als der Dieb.
Sehr unterhaltsam geschrieben.
Mit freundlichen Grüßen,
Traute
Da hatte doch die Schuppentür mehr Einsicht in die Redlichkeit als der Dieb.
Sehr unterhaltsam geschrieben.
Mit freundlichen Grüßen,
Traute
Silberhaar