Fink & Fuchs

Autor: ehemaliges Mitglied

Fink & Fuchs

Fink & Fuchs

Es geschehen  manchmal  Dinge, da fragt man sich einmal mehr, welche Kräfte einen Zufall erzeugen, steuern und zu verantworten haben. Gibt es überhaupt Zufälle? Nicht wenige sagen "Nein",  Zufälle  gibt es nicht. Und es gibt auch nicht wenige, die machen sich über die Nichtglauber lustig und verspotten sie als Esos und Spinner.
Nachdem ich vor einiger Zeit nachfolgende Begebenheit persönlich erlebt habe, ist mein fester Glaube an Zufall erschüttert. Die Geschichte bestand aus mehreren Zufällen, und bildeten  als solche einen Meta-Zufall, und wäre extrem unwarscheinlich. 

Die Geschichte ging so:

Vor Jahren, ich arbeitete als selbstständiger Grafiker und Illustrator, klopfte es laut und anhaltend an mein Fenster, ich wohnte und arbeitete im ersten Stock und ohne eine Leiter konnte niemand an mein Fenster hämmern!
Ich sah zum Fenster hin und sah einen kleinen Vogel draussen am Fenster sitzen, einen Buchfink, der, hektisch den Kopf nach rechts und nach links bewegend, wie wild gegen die Scheibe hämmerte.
Ich ging zum Fenster und klopfte ein wenig zurück, was ihn nicht im geringsten interessierte.
So ging es eine Weile weiter, bis er anfing heftig an der Scheibe auf und ab zu flattern. Die ganze Scheibenbreite und höhe, auf und ab wildes Flattern und Klopfen! Er machte den Eindruck, unbedingt in die Wohnung zu wollen, oder etwas für ihn wichtiges zu sehen.

Ich hütete mich, das Fenster zu öffnen, auf keinen Fall wollte ich einen wildgewordenen Buchfink in der Wohnung haben. Er wütete noch ein Weilchen und flog dann urplötzlich davon. Ich war erleichtert und ging meiner Arbeit nach.
Zu früh gefreut, nach ein paar Stunden war er wieder da. Am Tag kam er so 3-4 mal und zog seine Show ab. Und das ganze 2 Wochen lang. Hin und wieder fing er schon um 7Uhr morgens an. Es war Terror. Ein kleiner Vogel terrorisierte einen Menschen.  Mir wurde unheimlich zu Mute, und ich gebe zu, mich ein bisschen gefürchtet zu haben.

Was tun? Ich ignorierte seine Besuche soweit es möglich war und ging meiner Arbeit nach, es gab viel zu tun, und ich  konnte mir wegen eines wahnsinnigen Singvogels keine Ausfälle leisten! Ein paar Tage nach seinem ersten Besuch bekam ich einen Anruf, eine Jobanfrage.
Ein Verlag suchte einen Illustrator, ein Kinderkrimi sollte illustriert werden. Um zu sehen wie ich arbeite und als Stilprobe sollte ich einen Fuchs zeichnen. Danach wollte man sich treffen und alles weitere persönlich besprechen!

Das war erfreulich und wäre ein schöner Auftrag von der Arbeit her, das Honorar wäre noch auszuhandeln. Na also! Ich machte mich an die Arbeit und zeichnete Skizzen von Füchsen. Während am Fenster der Vogel tobte! Die Tage kamen und vergingen, der Vogel kam und ging.

Mittlerweile war eine Woche vergangen. Die Fuchsskizzen waren abgeliefert, der gefiederte Klopfer war immer noch da. Das Telefon klingelte, eine Firma suchte einen Grafiker, der tagesaktuelle  Infografiken erstellen konnte, ganz schnell und ganz viel! Ich möchte doch so gut sein, und ein Angebot abgeben - was es denn so kosten würde.

Die Firma hieß: Fink & Fuchs.

Eine weitere Woche war vergangen. Das Angebot an Fink und Fuchs war raus. Und der Vogel war gerade am klopfen. Ich ging zum Fenster, machte es weit auf und zog mich zu meinem Arbeitstisch zurück. Und tatsächlich, der Buchfink setzte sich auf den Fensterrahmen, sah in den Raum und ließ einen ungeheuren, schrillen Pfiff hören.

Dann flog er auf und davon und kam nie mehr wieder.
 
 


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Kommentare (6)

Naturella

Hallo Arni,

das ist eine wunderschöne Geschichte und toll erzählt.

Man mag an Zufälle glauben oder nicht, aber meiner Meinung nach gibt es sie wirklich. Auch ich hatte schon so einige Zufälle erlebt, die nicht mit nüchterner Logik zu erklären sind.

Ich denke, dass Kinder uns etwas voraus haben, das wir Erwachsenen schon längst verlernt haben. Kinder fragen nicht nach einem Sinn, sie sind offen und begeisterungsfähig.
Könnten wir diese Offenheit und Begeisterungsfähigkeit zulassen, würden wir sicher an ganz tolle Wunder glauben und glücklich sein.

Lieben Gruß
Naturella

ehemaliges Mitglied

Hallo Naturella,

ja die Sache mit dem Zufall, man muß ihn wohl einfach hinnehmen. Irgendjemand würfelt wohl doch, Gott oder sonstwer. Da hat der gute Albert Einstein nicht recht gehabt!  Und das mit dem kindsein, also manchmal bin ich's, ganz kurz, wenn niemand herschaut!

Lieben Dank für Deinen netten Kommentar! 

Herzliche Grüße
Arni

Muscari

Eine fast unglaubliche Geschichte, die auch mich sehr überrascht hat.
Es gibt sie, die sogenannten Zufälle, von denen man nun halten kann was man will.

Ein solch verrückter Buchfink hatte sich auch einmal bei uns auf diese Weise bemerkbar gemacht. Später las ich, dass besonders Buchfinken sich von ihrem Spiegelbild in der Fensterscheibe täuschen lassen und dort ein vermeintliches Weibchen sehen.
Was mag wohl der schrille Pfiff "Deines" Buchfinken bedeutet haben, als er auf dem Fensterrahmen saß und nun sein Ebenbild vermisste?

Das alles hast Du sehr spannend und nett beschrieben. Ich danke Dir.
Mit herzlichem Gruß,
Andrea



 

ehemaliges Mitglied

Hallo Andrea,

erstmal vielen Dank für Deinen netten und auch erhellenden Kommentar. Auf die Sache mit der Spiegelung bin ich nähmlich nicht gekommen, wo meine Fensterscheiben....ahäm... gar nicht so spiegelig waren;-)
Zum Glück kommen Krähen nicht auf solche Ideen....! 

Herzliche Grüße,
Arni

Roxanna

Ausgesprochen gut, @Arni, hat mir deine Geschichte gefallen Zwinkern. Ich glaube an Zufälle, aber auch, dass sie einen Sinn haben. Ich finde deine Geschichte beweist das. Vielleicht bekommen wir sogar öfter "Zeichen" und können sie nur nicht deuten Zwinkern. Spannend und unterhaltsam ist sie und ich habe sie gerne gelesen. Ich hoffe, von dir kommt noch mehr.

Herzlichen Gruß
Roxanna

ehemaliges Mitglied

Hallo Roxanna,

es freut mich sehr , das Dir meine Geschichte gefällt. Und ich denke schon, das ich es hinkriege, ab und zu etwas abzuliefernZwinkern.

Herzliche Grüße
Arni


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