​​​​​​​Ewig lebt die Wahrheit


​​​​​​​Ewig lebt die Wahrheit
Im Jahre 1828 wurde im früheren Schlesien eine Dichterin geboren, die ihrer Zeit weit voraus war. Von der männerbeherrschenden Welt wurde sie gegängelt und verlacht, sie liess sich davon jedoch kaum beeinflussen.
Ihr Weg hatte nur ein Ziel: Die Welt zu verändern und den Entrechteten mit ihren Gedichten eine Hoffnung zu geben. Diese streitbare Frau war 

Friederike Kempner (1828-1914)

Eines ihrer Gedichte fiel mir auf, da es eine unmittelbare Verbindung zur Gegenwart darbot. Einige Verse dieses Gedichts habe ich entfernt, da sie zum übrigen Kontext keinen Bezug hatte.


Ewig lebt die Wahrheit,
Ewig lebt das Recht,
Menschlichkeit ist Klarheit,
Hassen, das ist schlecht!
 
Antisemitismus,
Aufgewühltes Meer,
Neueste Influenza,
Dauerst mich gar sehr;
 
Antisemitismus
Antibrüderlich,
Senk' die morsche Fahne,
Sie wird lächerlich.
 
Antisemitismus,
Wißt ihr, wie das klingt?
Als wenn unter Psalmen
Einen Fluch man singt;
 
Psalmen sind semitisch,
Zehn Gebote auch,
Schöne Sonntagsfeier
Ursemitischer Brauch;
 
Doch die Heuchler täuschen
Absichtlich die Welt,
Meinen nicht Semiten,
Meinen nur ihr Geld.
 
Ihren Reichtum aber,
Schlauheit ihn erdacht,
Haß und Zwietracht haben
Wahrheit nie gebracht;
 
Wen'ge ausgenommen,
Darben sie gar sehr,
Tausende verkümmern,
Eilen übers Meer.
 
Nahrung dort zu suchen,
Wo noch nichts gesäet,
Kehren gern zurücke,
Wo die Heimat stehet;
 
Heimat leere Städte,
Wo der Vater stand,
Eh' er Blut und Leben
Gab fürs Vaterland;
 
Ewig lebt die Wahrheit,
Ewig lebt das Recht,
Menschlichkeit ist Klarheit,
Hassen, das ist schlecht!


 

 

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Kommentare (1)

Rosi65

Zum ersten Mal habe ich gerade einige Reime und die Biografie der Dichterin gelesen, in denen sie sich sehr human immer auf die Seite der Schwachen stellte ("Wollte Gott").
Friederike Kempner war ein weiblicher Freigeist, der sicher nur im falschen Jahrhundert lebte.

Danke für Deine Gedicht-Einstellung, lieber Horst.

Viele Grüße
  Rosi65


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