Es wird eng...

Autor: ehemaliges Mitglied


Energie: 'Der Weg zurück zur Muskelkraft ist keine Option' (original... Energy: 'Returning to a world that relies on muscle power is not an option')

Ausreichend Lebensmittel, Wasser und Energie für alle – das ist eine große Herausforderung. Energie ist dabei ein Mittel und kein Zweck, aber eben ein notwendiges Mittel. Mit 6,7 Milliarden Menschen auf der Erde, von denen mehr als 50 Prozent in Ballungsgebieten leben (und diese Zahlen wachsen im Laufe dieses Jahrhunderts vermutlich auf neun Milliarden und 80 Prozent), stellt die Rückkehr zu einer Welt, die sich auf die Muskelkraft von Menschen und Tieren verlässt, keine Option dar.

Die Herausforderung besteht darin, genügend Energie zur Verfügung zu stellen und gleichzeitig die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen, die heute 80 Prozent unseres Energiebedarfs decken, immer weiter zu reduzieren. Der Rest stammt – in absteigender Menge oder Reihenfolge der Bedeutung – aus der Verbrennung von Biomasse und Müll, von Wasser-, Atom- und schließlich von erneuerbaren Energien, die zusammen noch weniger als ein Prozent ausmachen. Der Verbrauch fossiler Brennstoffe muss verringert werden, um einen noch ernsteren Klimawandel zu verhindern und sich auf eine Zeit vorzubereiten, in der fossile Brennstoffe ohnehin zu knapp und zu teuer sind.

Das wird äußerst schwer. Ein Szenario der Internationalen Energieagentur IEAE, das die Umsetzung aller bislang beschlossenen Maßnahmen und Absichtserklärungen, im nationalen Rahmen Energie zu sparen und den Anteil fossiler Brennstoffe zu reduzieren, mit zur Grundlage nimmt, prognostiziert in den kommenden 25 Jahren einen Anstieg des weltweiten Energieverbrauchs von 35 Prozent und einen Anstieg des Verbrauchs fossiler Brennstoffe von 24 Prozent. Dieser Energiehunger ist fast vollständig dem wachsenden Verbrauch in den Entwicklungsländern geschuldet, in denen der Lebensstandard sich – erfreulicherweise – hebt und die Bevölkerungszahlen schnell ansteigen.

Ein anderes Szenario, das eine stärkere Beteiligung von Atom-, Wasser- und Windenergie vorsieht, geht erwiesenermaßen nicht weit genug. Es wird letztlich kollabieren, wenn, wie viele erwarten, die Ölförderung (die mit einem 15-prozentigem Anstieg einkalkuliert wird) bereits früher als erst in 25 Jahren ihren Zenit überschritten hat. Wir müssen viel mehr tun, indem wir mit besserem technischen Design, durch die Änderung unseres Lebensstils, mittels höherer Effizienz und durch die Anwendung und Verbesserung aller möglichen alternativen Energien unseren Bedarf reduzieren.

Das ist natürlich nicht billig, und es wird auch nicht ausreichen, sobald die Ära der fossilen Brennstoffe erst einmal vorbei ist. Vor allem die Solarenergie wird bis dahin einen substanziellen Beitrag leisten müssen. Dazu bedarf es aber eine Reduzierung der Kosten und einer Verbesserung von Speicher- und Übertragungsmöglichkeiten. Als Alternative oder Ergänzung bleiben nur Energien aus der klassischen, heftig umstrittenen Kernenergie – oder aus der Kernfusion, die vom Prinzip her zwar ausnehmend attraktiv erscheint, aber als zuverlässige Energiequelle frühestens Mitte dieses Jahrhunderts zur Verfügung stehen dürfte.

Wenn die Investitionen für die Entwicklung und Anwendung neuer Ressourcen allerdings auf dem heutigen Niveau stehen bleiben, werden wir den Großteil unserer Energie in 25 Jahren noch immer aus fossilen Brennstoffen gewinnen und nicht darauf vorbereitet sein, wenn wir plötzlich ohne sie zurechtzukommen müssen.

Chris Llewllyn Smith war Direktor des Cern und Präsident des Kernfusionsprojektes Iter. Er lehrt an der Oxford University.

from...
The Observer, 2 January 2011
20 predictions for the next 25 years
From the web to wildlife, the economy to nanotechnology, politics to sport, the Observer's team of experts prophesy how the world will change – for good or bad – in the next quarter of a century


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Wolfgang

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