Eine Dorfbuben-Kindheit zwischen Währungsreform und Wirtschaftswunder


Eine Dorfbuben-Kindheit zwischen Währungsreform und Wirtschaftswunder
Der Junge mit dem Fliederstrauß


Meine Mutter erzählte zu gerne, dass ich als Baby schon ein Wonneproppen war, süß, eigensinnig und rund. Nun ja, süß ist verschwunden, das andere hat sich dafür mehr als verfestigt!

Als ich wieder einmal in Vorbereitung einer Feier in den Fotoalben blätterte, blieb ich an dem Bild hängen, wo ich als nicht ganz Zweijährigen in einem Sesselchen aus Rohrgeflecht sitzend mit einem Fliederstrauß ausgestattet in die Kamera grinse (lächeln würde den Gesichtsausdruck nicht so gut beschreiben). Die Aufnahme könnte somit im Sommer 1949 entstanden sein.

Die dazugehörige Geschichte klang im Originalton meiner Mutter (Dutzende Male erzählt), so:

»Da wir, wie alle unsere Nachbarn auch noch keinen Fotoapparat hatten, war ein Fotograf aus dem Nachbarort bei schönem Wetter unterwegs und bot den Leuten an, diverse Fotos zu machen. Es wurde beschlossen, der Bub wird fotografiert. Ich hab den Bub gewaschen, schön angezogen und gekämmt (später wurden dann mit einem Klämmerchen die widerborstigen Haare fixiert, wie zu meinem Ärger noch Jahre später als Pubertierender, der Griff ins Haar nach der ersten Mauerecke und das Ding in die Hosentasche war obligatorisch), in der Zwischenzeit hatte die Oma einen Fliederstrauß zurechtgemacht, der Opa ein Stück im Grasgarten gemäht und freigerecht, mein Mann das Stühlchen im Garten deponiert und der Fotograf die Kamera unter fachkundiger Prüfung von Sonneneinfallswinkel und Ausschluss eventueller Schattenbildung durch Bäume oder Bauten aufgebaut.
Das Drama konnte beginnen. Harald wurde ins Sesselchen gesetzt, der Fliederstrauß wurde ihm in die Hand gedrückt, der Fotograf rief „gleich kommt ein Vögelchen“ und in dem Moment stand der Bub auf und wollte dem Mann den Fliederstrauß schenken! Nachdem dies ca. sechsmal passiert war, alle Drohungen und Versprechungen nichts halfen, wurde von Opa ein Kaninchen geholt und in den Garten gesetzt. Durch dieses Tier abgelenkt blieb der Bub solange sitzen, bis der Fotograf gerufen und im gleichen Moment abgedrückt hatte.«
Soweit der Bericht meiner Mutter.

Irgendwie sieht man die Skepsis im Gesicht des kleinen Jungen, sie ist mir das ganze Leben geblieben, wenn ich seitlich angerufen werde erwarte ich bis heute nichts Gutes, Gott sei Dank in den meisten Fällen unberechtigt.

Auf einem weiteren Bild sind alle Beteiligten am Gartenzaun aufgereiht zu sehen. Das Bild soll sofort im Kasten gewesen sein, ich werde nämlich von meinem Opa Wilhelm festgehalten, der sich ob seiner „Größe“ von Einmetersechzig nicht bücken musste.

Als ich mich in 2008 auf Drängen meiner Familie entschloss, ein wenig im Internet zu "stöbern" und in Foren landete, in denen man Liedtexte, Gedichte und Kurzgeschichten nicht nur lesen, sondern auch selbst schreiben konnte, kam ich unter anderem auch auf die Idee, einige Kurzgeschichten über Kindheits- und Jugenderinnerungen zu schreiben.

Womit ich kaum gerechnet hatte:

Nachdem ich nach dieser meiner ersten im Net geschriebenen Kurzgeschichte noch einige Episoden geschrieben habe, hat man mich im Kollegenkreis ermuntert, diese Geschichten zu einem Buch zusammenzufassen. Daraus wurde erst mal nichts, aber nachdem ich jetzt wieder auf fast verschollen gegangene Texte gestoßen bin, werde ich sie hier im Forum und auf meiner Website vorstellen, damit sie nicht ganz in Vergessenheit geraten.

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Soweit dies, wer mehr lesen - und eventuell dazu auch Vorschläge unterbreiten - möchte, kann dies hier tun  Die Idee zu einem eventuellen Buch

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