Ein Neuanfang

Nach der ersten sanften Nacht,
die ich hier erschöpft verbracht,
kam die Muse, schmust mich nieder:
"Da bist du ja endlich wieder!
Lass uns hier beim Meeresrauschen
unsrer inn'ren Stimme lauschen.
Hast du dieses Mal gelernt,
warum ich so weit entfernt,
wenn dich Alltagssorgen plagen?"
"Nein, du musst nicht lange fragen!"
Minimieren die Parole,
doch es schleicht auf leiser Sohle
unbeirrbar hinter mir
heimlich das Gewohnheitstier.
Eingeschmeichelt hat es sich:
"Dieses hier verschenkst du nicht,
war dir doch mal lieb und teuer …"
Oh, du kleines Ungeheuer!
"Jenes war dir eine Wonne,
viel zu schade für die Tonne…"
Endlich ist es mir gelungen,
hab im Kampf es umgerungen,
ging mir ganz schön an die Nierchen –
jetzt nur noch Gewohnheitstierchen,
nur ganz klein und kaum noch sichtbar,
selbst als Foto nicht belichtbar.
Bisschen tut es doch noch weh,
bis hinab zum großen Zeh.
Doch es wurde vieles leichter,
manches leider auch viel seichter.
Fotos, Bücher und Musik
fielen in die Out-Rubrik.
Hausrat, Kleidung, Mobiliar,
Werkzeug und was sonst noch war.
Bisschen Schnickschnack braucht das Herz,
viel zu groß der Abschiedsschmerz
von den ganzen schönen Dingen,
die Erinn'rung mit sich bringen.
Soll'n die Erben das entsorgen,
nicht gleich heute, auch nicht morgen.
Lieber später, wenn's bequemt –
Ist die Bitte unverschämt?
 
LG - Via