die roten Schuhe aus Teheran...........
eine Cousine meiner Mutter war in Persien verheiratet. Und sie schickte ihrer Mutter, meiner Tante Anna, immer Päckchen und Pakete, die ich dann vom Zoll abholen mußte. "da gucken die nicht so nach, wenn ein kleines Mädchen kommt!", war die Erklärung dafür. Ich nahm es hin und radelte los. Tante Anna stand schon vor der Haustür als ich kam.
Nun ganz schnell,das in Stoff eingenähte Päckchen auseinander pflücken und den Inhalt der Köstlichkeiten aufteilen.
"nu mach ma hinne" quäkte Omi schon dazwischen.
Dabei war es so einfach, denn ich hatte während der Fahrt schon rechts und links Löcher für die Finger reingebohrt, damit ich die teuere Fracht besser auf dem Gepäckträger halten konnte. Freihändig, mit den Händen das Paket haltend, bin ich nach Hause gefahren. Nicht, daß es mir noch einer klaut. Die Spannung stieg ins Unermeßliche, wohlverpackt und eingenäht, mit Namen ausgestattet, kamen dann die Einzelteile raus.
Und da war ein ziemlich großes auf dem "Moni" stand. Hurra, ich konnte es kaum fassen und schlitzte mit dem Messer schnell den Beutel auf.
Und ich zog "rote Schuhe" raus.
Omama zog sie gleich an die Nase und erklärte feierlich: das ist echtes Leder! Sogar die Brandsohle ist feinstes Leder!
Vorne waren sie geschlossen mit tausend kleinen Löchern drin und hinten war ein Riemchen, wodurch man sie größenmäßig korrigieren konnte.
" die werden aber nur sonntags angezogen" tönte Omi sofort.
Mutti ging dazwischen: und wie viele Sonntage sollen das sein, da in diesem Alter die Füße so schnell wachsen?
Die läuft doch wieder durch jeden Dreck, und bei eurer Matschpampe hier - na, die halten gewiß nicht lange......
Für mich war es ein Ansporn ganz sorgsam mit diesen persischen Schuhen umzugehen. Und immer trug ich sie mit weißen Strümpfen, die mir Omama extra strickte. Dazu ein blaues Hängerkleidchen mit weißen Punkten und die Hühner durften nicht auf meinen Arm.
doch die Füße wuchsen und ein Jahr später stießen schon die Zehen vorne an und mir brannten die Fußsohlen vom echten Leder.
Nun wußte ich, warum man das Brandsohle nannte. Das Kleidchen wurde auch zu kurz und schmerzhaft nahm ich Abschied im nächsten Sommer.
Mittlerweile war ich 10 Jahre alt und stand wieder mehr auf die Jungs, die in den Bäumen saßen und befreite mich von der noblen Garderobe und saß lieber auf den Bäumen rum.
Die Hühner durften auch wieder auf den Arm und ich mistete weiter die Ställe aus. Endlich war ich von diesem Spleen befreit und die Jagd nach Schuhen ging wieder ganz normal weiter.
Mein Großonkel, der olle Koch, der hatte ein Textilgeschäft, bei dem man manchmal was ergattern konnte. Vom ollen Koch die Frau, die meine Tante Anna war, die trietzte ihn so lange, bis er Schuhe in seinem Sortiment aufnahm. Ganz mager zwar, doch es war meistens in meiner jeweiligen Größe etwas dabei. Der Bruder von Omama, der war Schuhmachermeister in Magdeburg, mit eigenem Geschäft.
Opa beschaffte Leder und der Großonkel in Magdeburg "baute" Schuhe für mich. Opa nahm sich Holznägel und einen Dreifuß mit, damit er daheim abgelöste Sohlen wieder annageln konnte. Der wahre Wahnsinn in einer Familie, die einen Schuster in der Familie hatte.
Ich war noch recht klein, vielleicht vier, und die Tochter vom Onkel aus Magdeburg heiratete und ich war als Blumenmädchen vorgesehen.
Mutter nähte wieder viele Nächte - nur die Schuhe fehlten noch. Omama war wieder auf Achse nach Magdeburg und kam mit weißen Schuhen zurück.
Und ich ging an besagtem Tag zum Blumenstreuen.
Die Zeremonie war gerade vorbei, lief ich mit meinem Körbchen den Weg zurück und sammelte die Blütenköpfe wieder ein. Ich war eben ein sparsames Kind. Ich höre noch heute den Dom in Magdeburg vor Lachen erschallen, doch der Großonkel nahm mich in den Arm und versprach mir für's nächste Jahr ein Paar neue Schuhe. Das war doch was.
Omama mußte ihm immer meine aufgezeichnete Schuhgröße schicken und somit
waren diese Probleme gelöst.
Und Omi hatte einen Vogel im Kopf: jedesmal, wenn ich etwas Neues bekam, dann sprach sie: "du wirst doch nicht das neue Zeugs gleich anziehen?" Einmal hielt ich mich daran, doch dann war ich schon längst rausgewachsen, als ich es anziehen wollte - "trotz langer Lagerung im Kleiderschrank". Ich zuckte mit den Schultern und verschwand.
Omi hatte bei mir nichts mehr zu sagen - ich ignorierte sie ganz einfach.
Opa hatte seinen Spaß daran.....
Das nächste Paar in rot, das waren Mokassins vom eigenen Geld gekauft.
Der Tanzstundenhit zu dieser Zeit..........
Und wie man darin tanzen konnte.....hurra.
So, ich tanze jetzt mal eine kleine Runde mit meinem Rolli und denke nicht mehr an Schuhe.
Mit laufenden Grüßen
euer Moni-Finchen
Nun ganz schnell,das in Stoff eingenähte Päckchen auseinander pflücken und den Inhalt der Köstlichkeiten aufteilen.
"nu mach ma hinne" quäkte Omi schon dazwischen.
Dabei war es so einfach, denn ich hatte während der Fahrt schon rechts und links Löcher für die Finger reingebohrt, damit ich die teuere Fracht besser auf dem Gepäckträger halten konnte. Freihändig, mit den Händen das Paket haltend, bin ich nach Hause gefahren. Nicht, daß es mir noch einer klaut. Die Spannung stieg ins Unermeßliche, wohlverpackt und eingenäht, mit Namen ausgestattet, kamen dann die Einzelteile raus.
Und da war ein ziemlich großes auf dem "Moni" stand. Hurra, ich konnte es kaum fassen und schlitzte mit dem Messer schnell den Beutel auf.
Und ich zog "rote Schuhe" raus.
Omama zog sie gleich an die Nase und erklärte feierlich: das ist echtes Leder! Sogar die Brandsohle ist feinstes Leder!
Vorne waren sie geschlossen mit tausend kleinen Löchern drin und hinten war ein Riemchen, wodurch man sie größenmäßig korrigieren konnte.
" die werden aber nur sonntags angezogen" tönte Omi sofort.
Mutti ging dazwischen: und wie viele Sonntage sollen das sein, da in diesem Alter die Füße so schnell wachsen?
Die läuft doch wieder durch jeden Dreck, und bei eurer Matschpampe hier - na, die halten gewiß nicht lange......
Für mich war es ein Ansporn ganz sorgsam mit diesen persischen Schuhen umzugehen. Und immer trug ich sie mit weißen Strümpfen, die mir Omama extra strickte. Dazu ein blaues Hängerkleidchen mit weißen Punkten und die Hühner durften nicht auf meinen Arm.
doch die Füße wuchsen und ein Jahr später stießen schon die Zehen vorne an und mir brannten die Fußsohlen vom echten Leder.
Nun wußte ich, warum man das Brandsohle nannte. Das Kleidchen wurde auch zu kurz und schmerzhaft nahm ich Abschied im nächsten Sommer.
Mittlerweile war ich 10 Jahre alt und stand wieder mehr auf die Jungs, die in den Bäumen saßen und befreite mich von der noblen Garderobe und saß lieber auf den Bäumen rum.
Die Hühner durften auch wieder auf den Arm und ich mistete weiter die Ställe aus. Endlich war ich von diesem Spleen befreit und die Jagd nach Schuhen ging wieder ganz normal weiter.
Mein Großonkel, der olle Koch, der hatte ein Textilgeschäft, bei dem man manchmal was ergattern konnte. Vom ollen Koch die Frau, die meine Tante Anna war, die trietzte ihn so lange, bis er Schuhe in seinem Sortiment aufnahm. Ganz mager zwar, doch es war meistens in meiner jeweiligen Größe etwas dabei. Der Bruder von Omama, der war Schuhmachermeister in Magdeburg, mit eigenem Geschäft.
Opa beschaffte Leder und der Großonkel in Magdeburg "baute" Schuhe für mich. Opa nahm sich Holznägel und einen Dreifuß mit, damit er daheim abgelöste Sohlen wieder annageln konnte. Der wahre Wahnsinn in einer Familie, die einen Schuster in der Familie hatte.
Ich war noch recht klein, vielleicht vier, und die Tochter vom Onkel aus Magdeburg heiratete und ich war als Blumenmädchen vorgesehen.
Mutter nähte wieder viele Nächte - nur die Schuhe fehlten noch. Omama war wieder auf Achse nach Magdeburg und kam mit weißen Schuhen zurück.
Und ich ging an besagtem Tag zum Blumenstreuen.
Die Zeremonie war gerade vorbei, lief ich mit meinem Körbchen den Weg zurück und sammelte die Blütenköpfe wieder ein. Ich war eben ein sparsames Kind. Ich höre noch heute den Dom in Magdeburg vor Lachen erschallen, doch der Großonkel nahm mich in den Arm und versprach mir für's nächste Jahr ein Paar neue Schuhe. Das war doch was.
Omama mußte ihm immer meine aufgezeichnete Schuhgröße schicken und somit
waren diese Probleme gelöst.
Und Omi hatte einen Vogel im Kopf: jedesmal, wenn ich etwas Neues bekam, dann sprach sie: "du wirst doch nicht das neue Zeugs gleich anziehen?" Einmal hielt ich mich daran, doch dann war ich schon längst rausgewachsen, als ich es anziehen wollte - "trotz langer Lagerung im Kleiderschrank". Ich zuckte mit den Schultern und verschwand.
Omi hatte bei mir nichts mehr zu sagen - ich ignorierte sie ganz einfach.
Opa hatte seinen Spaß daran.....
Das nächste Paar in rot, das waren Mokassins vom eigenen Geld gekauft.
Der Tanzstundenhit zu dieser Zeit..........
Und wie man darin tanzen konnte.....hurra.
So, ich tanze jetzt mal eine kleine Runde mit meinem Rolli und denke nicht mehr an Schuhe.
Mit laufenden Grüßen
euer Moni-Finchen
Kommentare (7)
Traute
Ich meine die Story von der Tante , die nach dem Iran geheiratet hat. Die habe ich noch in Erinnerung.
Herzliche Grüße..
Herzliche Grüße..
finchen
ich muß direkt nachschauen, denn mein Opa hatte sehr viele Geschwister und eine Tante war immer zugegen, auch in meinen Geschichten. Vielleicht eine von denen, als mein Kofferraum mit Fressalien vollgeladen war und ich dem Grenzer erklärte, daß sich die Familie sowas von vermehrt hatte, daß ich für alle etwas mitbringen müßte. Oder die vom Magdeburger Dom, als ich Blumen streute?
Ist ja auch egal - wenn jede Menge Auswahl herrscht!?
Mit ganz lieben Grüßen
Dein Moni-Finchen
Ist ja auch egal - wenn jede Menge Auswahl herrscht!?
Mit ganz lieben Grüßen
Dein Moni-Finchen
Traute
Ach die Beschaffer Storys für Klamotten und Schuhe. Es gab ja alles nur auf Punkten, die an der Lebensmittelkarte abgeschnitten wurden.
Mit den Holznägeln, den kleinen Stiftchen habe ich auch Erinnerungen. Sie hießen Tekse.
Ich wollte es nicht glauben, dass die Holznägel gut für die Schuhsohlen waren, da hat der Stiefopa es mir gezeigt, dass die Tekse in der Sohle bei Nässe sogar noch besser halten als ein glatter Nagel.Er hatte einen Leisten mit verschiedenen Aufsätzen. Für Absatz oder ganzer Sohle und so weiter.Dann hatte er einen Klumpen Wachs, da zog er das Garn durch und es wurde wetterfest und haltbar für die Schuhe.Das konnte er alles weil sein Vater Schuster gewesen war...
Danke Finchen für die Erinnerungen, wie immer ein Vergnügen, sie zu lesen. An die Heirat der Tante erinnere ich mich aus einer anderen Story von Dir.
Mit herzlichen weißt Du noch Grüßen,
Traute
Mit den Holznägeln, den kleinen Stiftchen habe ich auch Erinnerungen. Sie hießen Tekse.
Ich wollte es nicht glauben, dass die Holznägel gut für die Schuhsohlen waren, da hat der Stiefopa es mir gezeigt, dass die Tekse in der Sohle bei Nässe sogar noch besser halten als ein glatter Nagel.Er hatte einen Leisten mit verschiedenen Aufsätzen. Für Absatz oder ganzer Sohle und so weiter.Dann hatte er einen Klumpen Wachs, da zog er das Garn durch und es wurde wetterfest und haltbar für die Schuhe.Das konnte er alles weil sein Vater Schuster gewesen war...
Danke Finchen für die Erinnerungen, wie immer ein Vergnügen, sie zu lesen. An die Heirat der Tante erinnere ich mich aus einer anderen Story von Dir.
Mit herzlichen weißt Du noch Grüßen,
Traute
finchen
ja, der Schonprozeß !!!! Eine dämliche Erfindung mit den Sonntags-Klamotten. Meine Omi gehörte auch dieser Spezies an, doch Mutter war dagenen und ich stand mittendrin. Während sich die beiden zofften, lief ich nach oben und zog mir das an, was mir gerade in den Sinn kam. Und wusch, war ich aus der Haustür hinaus.
Mit den Schuhen gab es wenig Entscheidungen zu treffen. Hauptsache sie eigneten sich zum Klettern. Auf schöne Buchen, auf denen man im Gipfel so schön "schwingen" konnte oder auf die alten knorrigen Eichen um ein Versteck zu bauen.
Das war eine schöne Zeit - die Räuberzeit.
Auch wenn es die schlechteste Zeit unseres Lebens war, es gibt dennoch soviel positive Erlebnisse, die wohl keiner missen möchte. Ich denke gerne daran gern zurück...
"ach, wärste doch nochmal 10 Jahre alt".....
Ganz liebe Grüße aus dem Bayern-Lande
Dein Moni-Finchen
Mit den Schuhen gab es wenig Entscheidungen zu treffen. Hauptsache sie eigneten sich zum Klettern. Auf schöne Buchen, auf denen man im Gipfel so schön "schwingen" konnte oder auf die alten knorrigen Eichen um ein Versteck zu bauen.
Das war eine schöne Zeit - die Räuberzeit.
Auch wenn es die schlechteste Zeit unseres Lebens war, es gibt dennoch soviel positive Erlebnisse, die wohl keiner missen möchte. Ich denke gerne daran gern zurück...
"ach, wärste doch nochmal 10 Jahre alt".....
Ganz liebe Grüße aus dem Bayern-Lande
Dein Moni-Finchen
Maxi41
wieder hast Du durch Deinen schönen Bericht Erinnerungen geweckt. In den Nachkriegsjahren waren Schuhe wie auch vieles andere ein Problem. Wir bekamen als Kinder Anf. der 50er Jahre aus Übersee braune Lederschuhe, die natürlich auch geschont werden mußten, d.h. es waren "Sonntags"schuhe. Und die Füße wuchsen viel zu schnell. Die Schuhe drückten. Beim Schuster mußten sie geweitet werden. Erst wenn man kaum noch reinpasste durften sie täglich getragen werden.
Wir vergessen manchmal, wie gut es uns heute geht.
Liebe Grüße von Bärbel, die mittlerweile nicht nur 1 Paar Schuhe im Schrank hat.
Wir vergessen manchmal, wie gut es uns heute geht.
Liebe Grüße von Bärbel, die mittlerweile nicht nur 1 Paar Schuhe im Schrank hat.
Mannifredo
nett, wie du schreibst, ich lese "dich" gerne.
Mach weiter so - ich warte gespannt (wie ein Regenschirm)
Mannifredo
Mach weiter so - ich warte gespannt (wie ein Regenschirm)
Mannifredo
Daher kannst du Tante Elli kennen!
Was soll's, du siehst ja, ich habe abgelehnt!
Und von der ganzen Familie haben wir seit der Schah-revolution nichts mehr gehört. Manchmal erscheint ein "nein" im Hinthinein doch klug gewesen zu sein.
Sie lebe hoch, die Kaiserzeit!!
mit majestätischen Grüßen ganz klein.
Dein Monifinchenlein