Die Öffentlichkeit wird immer noch hinter's Licht geführt bei dem Tabu-Thema Legasthenie!
Da haben wir den Salat: Pro7 brachte in der Sendung Zervakis & Opdenhövel um 21:20 Uhr – 23:15 Uhr mal erneut etwas zum Thema Legasthenie. Der Moderator, Herr Opdenhövel, lieferte allerdings nur eine Zusammenstellung einer TV-Sendung und einem Artikel im STERN über Legasthenie lediglich eine Wiederholung beider „alten“ Meldungen, nur etwas aufgehübscht mit einem Foto, in dem sich Text stets veränderte mit dem Hinweis, wie schwer es Legastheniker hätten, so etwas zu lesen.
Im Ankündigungstext meiner TV-Zeitschrift stand was von Ausführlichen Beiträgen und kritischen Interviews. Aber Pro7 brachte nichts Neues dazu, wie sich Legasthenie bereits im Grundschulalter sowie im späteren Leben auswirkt. Kein Wort davon, dass und wie den Kindern geholfen werden kann! Lediglich eine bedauernde Mitteilung, dass zwar Logopädie-, Ergotherapie- sowie Psychotherapie-Kosten von den Krankenkassen bezahlt werden, aber das Training für Legasthenie-Bewältigung nicht! Irrsinnig! Und der selbst betroffene Ausnahme-Autor Kai West Schlosser (der offensichtlich nie darüber aufgeklärt wurde, dass sein Hirn 4000 mal schneller und mehr Gedanken zu einem Thema bearbeitet, als das Gehirn Nichtbetroffener. Doch da das so viel mehr ist, was sein Gehirn leisten muss, ergibt sich der Anschein, Legastheniker seien langsamer als Andere!) ist zu Recht stolz darauf, sich sein Leben dennoch so hinbiegen gekonnt zu haben, dass er akzeptiert wird!
Auch die betroffene Schauspielerin Isabel Varell wurden kein bisschen in die Richtung, wie sie es geschafft habe, mit ihren legasthenen Begabungen ihren Lebensweg zu meistern, interviewt. Beide Betroffene wurden – wie Albert Einstein – als Legastheniker hingestellt, die diese Schwierigkeiten in ihrem Leben gemeistert haben. Doch wie??? Davon kann und will ich niemandem Betroffenen etwas wegnehmen. Es ist viel zu kostbar für jeden Betroffenen, so etwas zu schaffen. Aber es gibt Möglichkeiten, bereits als Grundschüler helfende Wege einzuschlagen, mit elterlicher Hilfe, mit Hilfe von Lehrpersonen, die wenigstens etwas über dieses Thema wissen (die sind dünn gestreut!), oder aber auch mit Hilfe von Legasthenie-Trainer:innen, die allerdings – leider – für Eltern oft zu teuer sind.
Es ist ein Skandal, dass die Krankenkassen betroffenen Kindern lieber gleichzeitig Psychotherapie, Ergotherapie und Logopädie bezahlen, als Legasthenie-Training! Seit 2010 steht Legasthenie nicht mehr in der Krankheiten-Liste, weil es keine Krankheit ist. Aber LRS = Lese-Rechtschreib-Störung steht stattdessen drin. Legasthenie ist eine genetische andere Wahrnehmung, LRS erwirbt das Kind in der Grundschule – warum auch immer! Es ist also keineswegs gleichzusetzen mit der genetisch vererbten Legasthenie.
Wir durften mit vielen betroffenen Grundschülern feststellen, dass sie kein bisschen psychisch krank oder auffällig waren! Es reicht oft ein Test, danach einige Trainingsstunden und ein glückliches Kind, das inzwischen feststellen durfte, dass es durchaus genauso lesen und schreiben lernen kann wie seine Mitschüler, wenn ein wenig darauf eingegangen werden kann, welche legasthenen Hürden bearbeitet werden mussten, kommt gern wieder! Und die Kids oder auch ihre Eltern kommen gelegentlich immer mal wieder, um bei neu auftauchenden Problemen Unterstützung zu bekommen, wie das mit dem Kind bearbeitet werden kann. Es wird möglich, die Hausaufgaben stressfreier zu erledigen …
Selbst Grundschullehrer:innen aus Schulen in Nachbarorten finden sich zu Workshops ein, um ihren Schülern anders beistehen zu können!
Psychisch auffällig werden die betroffenen Kids erst, wenn sie Tag für Tag in der Schule ausgelacht und von ihren unwissenden Lehrern gern als dumm und lernunfähig deklariert werden!! Das verursacht bei vielen Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Übelkeit, Einnässen oder auch nervöse Unruhe, gegen die dann der Hausarzt Medis verordnet, die zwar diese Kinder ruhiger werden lassen, aber schwerwiegende Nebenwirkungen haben und keineswegs die Ursachen der Nervosität beseitigen! Oder Hausärzte schreiben ein betroffenes Kind monatelang krank, weil es sich weigert, noch zur Schule zu gehen. Wenn man feststellt, dass mit Ruhe auf bestimmte Unfähigkeiten eingegangen werden kann, niemand das Kind ungeduldig und ungerecht kritisiert, einen Weg aufzeigt, wie es die andere Wahrnehmung in das Erlernen unserer Kulturtechniken einbringen kann, wird da plötzlich aus dem nervösen Kind ein Mitmachkind, weil es feststellen darf, es gibt Wege, bestimmte Probleme umzuwandeln!
Ich bin fast täglich wieder überrascht, wie einfach es manchmal scheint oder auch ist, ein betroffenes Kind wieder auf neue schulische Erfahrungen umzustimmen!!
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