Die kranke Mama
Ist neulings nicht mehr bei Humor.
Sie zeigt uns eine Kummerfalte
Und kommt mir so verändert vor.
Sonst, wenn die Kinder heftig waren,
Verwies sie ihnen sanft den Streit.
Und ist so mütterlich verfahren
Und hielt auf stille Häuslichkeit.
Jetzt aber, wenn die frechsten Lümmel
Sich balgen, wehrt sie ihnen nicht.
Sie blickt nur auf das Streitgetümmel
Mit kummervollem Angesicht.
Was drückt die gute Mutter nieder?
Sie schnauft, als wenn sie Asthma hätt'.
Ach Gott, das kommt von ihrem Mieder,
Von ihrem eisernen Korsett.
Es schmerzen Leber, Lung' und Magen,
Man schnürt sie trotzdem fester ein;
Erst wieder jetzt, in diesen Tagen.
Wie soll die Alte munter sein?
Ludwig Thoma (1867-1921)
Kommentare (6)
Du hast ihren Namen ja genannt, lieber Horst, Europia! Und wir, ihre Kinder, sind offenbar nicht mehr gewillt, ihre Obhut zu ertragen.
Offensichtlich reichen im 20. Jahrhundert keine zwei Weltkriege, die Kinder, denen es offensichtlich heute im 21. Jahrhundert zu gut geht, möchten wieder über die Strenge schlagen, die Egoisten, Populisten unter ihnen sorgen dafür, dass ein friedlichs Leben - selbst in Coronazeiten - wieder dafür sorgt, dass alle möglichst viel Schrecken, Krieg?? abkriegen ...
Es ist schon beängstigend, was Du da als Vergleich on Ludwig Thoma gepostet hast. Es passt heute wie wohl damals. Er wird statt beider Weltkrirege wohl auch die kriegerische Zeit in de 1880er Jahren erlebt haben ...
Sehr zum Nachdenken, Vergleichen denkt
Uschi
@Pan
Hallo Pan, da muss ich Dir leider e t w a s widersprechen. Ich finde schon, dass der Mensch sich verändern kann oder auch verändert hat.
In junge Jahren kann man so einiges mehr ertragen, im Alter wird man vorsichtiger und ist auch verletzlicher. Das Leben formt halt den Menschen.
Und diese aktuelle Krise trägt viel dazu bei, dass die Menschen oftmals böse reagieren. Sind gereizt usw.. Aber auch Ängste formen den Mensch.
Trotzdem.....alles, alles Gute für Dich und bleib gesund.
Gruß aus Köln
Beate
Danke, lieber Horst, für Deine Zustimmmung sagt
Uschi