Die Botschaft des Berges

Drittes Kapitel: Die Botschaft des Berges

-> S. 88 - Aber [Fred] Hoyle und [Chandra] Wickramasinghe übersehen etwas: Der Darwinismus ist KEINE Theorie des Zufalls, sondern eine Theorie der zufälligen Mutationen in Verbindung mit NICHT ZUFÄLLIGER, kumulativer natürlicher Selektion. Warum, so frage ich mich, fällt es selbst klugen Wissenschaftlern so schwer, diese einfache Tatsache zu begreifen.

-> S. 92 - Oder, anders ausgedrückt: So etwas lässt sich nicht mit einer zufälligen Entstehung erklären. Den Zufall allein als Begründung heranzuziehen, entspricht der Vorstellung, man könne in einem Sprung vom Fuß bis auf den Gipfel des Unwahrscheinlichkeitsgebirges gelangen. Und was entspricht dem langsamen Aufstieg über die freundlichen, grasbewachsenen Böschungen auf der anderen Seite des Gebirges? Es ist das langsame, kumulative, schrittweise, nicht zufällige Überleben von Zufallsvarianten, das Darwin natürliche Selektion genannt hat. Die Metapher vom Unwahrscheinlichkeitsgebirge verdeutlicht in dramatischer Weise den Fehler, den die am Anfang genannten dieses Kapitels zitierten Skeptiker begehen. Sie gingen in die Irre, weil sie ausschließlich auf die senkrechte Felswand und ihre gewaltige Höhe starrten. Sie nahmen an, der steile Aufstieg sei der einzige Weg zum Gipfel, auf dessen Höhe sich Augen, Proteinmoleküle und andere höchst unwahrscheinliche Anordnungen von Teilen befinden. Darwins große Leistung bestand darin, dass er die sanften Steigungen entdeckte die sich auf der anderen Seite des Gebirges nach oben schlängeln.


aus...

Richard Dawkins
Gipfel des Unwahrscheinlichen
Wunder der Evolution
Neuausgabe 2008
Veröffentlicht im Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 2001

Das Original erschien 1996 unter dem Titel "Climbing Mount Improbable" bei Viking, Penguin Group, London