der "ewige" Blumenstrauß...................
nach 30 Jahren ist er schon grau geworden - im Gegensatz zu mir.Doch wegschmeißen kann ich ihn nicht. Zu viele Erinnerungen hängen daran, schöne Erinnerungen an einen netten Kerl, den ich sehr mochte...........
mein Kinder- und Jugendfreund. Nie haben wir uns aus den Augen verloren, auch nicht, als uns die innerdeutsche Grenze trennte.
Er war dort und ich war hier. Doch geschrieben haben wir uns fleißig, immer wieder und berichteten von unserem Alltag und was sonst so passierte.
Die ersten Freundinnen/Freunde, von der Tanzschule und die ersten zarten
Liebesgefühle und auch über Liebeskummer.
Und eines Tages war es soweit, daß ich eine Einreisegenehmigung bekam.
Ich war noch in der Lehre und flugs weihte ich meinen "Ausbilder" in die Geschichte ein. Ich brauchte Urlaub, ganz dringend, denn ich wollte jetzt die Chance nutzen um ihn wiederzusehen.
Auch die alte Eiche hörte ich in meinem Inneren rufen, die Straße, das Dorf und der See. In mir herrschte ein Gefühlschaos, ich muß "nach Hause", ich halte es nicht mehr aus.
Alles hat geklappt und ich stand mit meinem Köfferchen am Augsburger Bahnhof und der Zug fuhr ein.
Da stand er nun, ich zögerte - ist es eine Reise in die Vergangenheit oder nur ein Heimatbesuch?
Na gut, ich fahre erstmal, dann sehe ich weiter..................
Stundenlang ging die Fahrt.....für mich nahm es kein Ende.....doch endlich, nach 8 Stunden roch ich die Chemie von Bitterfeld....
Alle Müdigkeit war verschwunden, jetzt, ja, jetzt kommt gleich mein Heimatort und ich starrte gebannt aus dem Fenster raus.
Noch eine Station, dann kam der Hauptbahnhof und wie zum Empfang stieß die Dampflok nochmal eine riesige Wolke aus und nebelte alles ein.
Was sollte ich jetzt nicht sehen? Die maroden Gebäude lugten trotzdem hervor, aber das kannte ich ja schon. Nichts war fremd geworden, alles war so, wie ich ging.
Wie von Teufeln gehetzt sprang ich aus dem Zug, nur nichts verpassen.
Da stand ich nun, schloß die Augen, zog die stickige Luft ein, stellte fest: ja, hier warst Du zu Hause - wieder angekommen.
Ganz geruhsam stieg ich die Treppen runter, nur die Augen waren in Bewegung.
Die Wände waren beschmiert und es stank nach Urin.
Ohoh, das darf doch nicht wahr sein - doch, es hatte sich nichts verändert.
Langsam, ganz langsam ging ich dem Ausgang zu. Ich freute mich auf diese breite Treppe, von der man wie eine Königin herunter schreiten konnte. Diesen Augenblick wollte ich genießen - nur Opa fehlte mir in diesem Moment an meiner Seite.
Dieses Ritual spielten wir immer, wenn ich ihn vom Bahnhof abholte.
Genüßlich schritt ich Stufe für Stufe nach unten, als mich plötzlich ein mehrstimmiger Krölverein am Ärmel packte.
Meine ehemaligen Klassenkameraden standen unten an der Treppe und hießen mich willkommen.
Der Boden schien unter mir weich zu werden - stammelnd lagen wir uns in den Armen und ich nannte sie alle bei Namen.
Mein "Freund" hatte das organisiert, auch Siegfried, über den ich mal eine Geschichte schrieb, war auch noch dabei.
Und ein riesiger Blumenstrauß wurde mir in den Arm gedrückt.
Und daraus habe ich dann einen kleinen gemacht und schön getrocknet und die letzten Reste davon habe ich heute noch - der ewige Blumenstrauß.
Es wurden 3 Wochen der schönsten Ferien, die ich jemals verbrachte.
Ach ja, die Erinnerungen.............
mit sehnsuchtsvollen Grüßen
euer Moni-Finchen
mein Kinder- und Jugendfreund. Nie haben wir uns aus den Augen verloren, auch nicht, als uns die innerdeutsche Grenze trennte.
Er war dort und ich war hier. Doch geschrieben haben wir uns fleißig, immer wieder und berichteten von unserem Alltag und was sonst so passierte.
Die ersten Freundinnen/Freunde, von der Tanzschule und die ersten zarten
Liebesgefühle und auch über Liebeskummer.
Und eines Tages war es soweit, daß ich eine Einreisegenehmigung bekam.
Ich war noch in der Lehre und flugs weihte ich meinen "Ausbilder" in die Geschichte ein. Ich brauchte Urlaub, ganz dringend, denn ich wollte jetzt die Chance nutzen um ihn wiederzusehen.
Auch die alte Eiche hörte ich in meinem Inneren rufen, die Straße, das Dorf und der See. In mir herrschte ein Gefühlschaos, ich muß "nach Hause", ich halte es nicht mehr aus.
Alles hat geklappt und ich stand mit meinem Köfferchen am Augsburger Bahnhof und der Zug fuhr ein.
Da stand er nun, ich zögerte - ist es eine Reise in die Vergangenheit oder nur ein Heimatbesuch?
Na gut, ich fahre erstmal, dann sehe ich weiter..................
Stundenlang ging die Fahrt.....für mich nahm es kein Ende.....doch endlich, nach 8 Stunden roch ich die Chemie von Bitterfeld....
Alle Müdigkeit war verschwunden, jetzt, ja, jetzt kommt gleich mein Heimatort und ich starrte gebannt aus dem Fenster raus.
Noch eine Station, dann kam der Hauptbahnhof und wie zum Empfang stieß die Dampflok nochmal eine riesige Wolke aus und nebelte alles ein.
Was sollte ich jetzt nicht sehen? Die maroden Gebäude lugten trotzdem hervor, aber das kannte ich ja schon. Nichts war fremd geworden, alles war so, wie ich ging.
Wie von Teufeln gehetzt sprang ich aus dem Zug, nur nichts verpassen.
Da stand ich nun, schloß die Augen, zog die stickige Luft ein, stellte fest: ja, hier warst Du zu Hause - wieder angekommen.
Ganz geruhsam stieg ich die Treppen runter, nur die Augen waren in Bewegung.
Die Wände waren beschmiert und es stank nach Urin.
Ohoh, das darf doch nicht wahr sein - doch, es hatte sich nichts verändert.
Langsam, ganz langsam ging ich dem Ausgang zu. Ich freute mich auf diese breite Treppe, von der man wie eine Königin herunter schreiten konnte. Diesen Augenblick wollte ich genießen - nur Opa fehlte mir in diesem Moment an meiner Seite.
Dieses Ritual spielten wir immer, wenn ich ihn vom Bahnhof abholte.
Genüßlich schritt ich Stufe für Stufe nach unten, als mich plötzlich ein mehrstimmiger Krölverein am Ärmel packte.
Meine ehemaligen Klassenkameraden standen unten an der Treppe und hießen mich willkommen.
Der Boden schien unter mir weich zu werden - stammelnd lagen wir uns in den Armen und ich nannte sie alle bei Namen.
Mein "Freund" hatte das organisiert, auch Siegfried, über den ich mal eine Geschichte schrieb, war auch noch dabei.
Und ein riesiger Blumenstrauß wurde mir in den Arm gedrückt.
Und daraus habe ich dann einen kleinen gemacht und schön getrocknet und die letzten Reste davon habe ich heute noch - der ewige Blumenstrauß.
Es wurden 3 Wochen der schönsten Ferien, die ich jemals verbrachte.
Ach ja, die Erinnerungen.............
mit sehnsuchtsvollen Grüßen
euer Moni-Finchen
Kommentare (6)
Syrdal
...steht seit 9 Jahren auch in meinem Zimmer. Es sind die letzten Rosen, die ich meiner treuen Liebe - auch aus frühen Jugendtagen - auf den Tisch am Bett im Hospiz stellte, bevor sie in gleicher Nacht Erlösung fand. Sie hatte die Rosen mit einem letzten leisen Lächeln bedacht... ein Lächeln, das ich in ihm, dem "ewigen Strauß", noch immer sehe. - So werden kleine Liebeszeichen zum bleibenden Symbol.
Syrdal
...steht seit 9 Jahren auch in meinem Zimmer. Es sind die letzten Rosen, die ich meiner treuen Liebe - auch aus frühen Jugendtagen - auf den Tisch am Bett im Hospiz stellte, bevor sie in gleicher Nacht Erlösung fand. Sie hatte die Rosen mit einem letzten leisen Lächeln bedacht... ein Lächeln, das ich in ihm, dem "ewigen Strauß", noch immer sehe. - So werden kleine Liebeszeichen zum bleibenden Symbol.
Syrdal
Maxi41
ich hätte den Blumenstrauß, ganz gleich wie er aussieht, auch nicht entsorgt. Da hängen so schöne, emotionale Erinnerungen daran. So soll er Dir noch lange Freude spenden.
Weißt Du eigentlich, was aus dem ehemaligen, chemiebelastenden Bitterfeld geworden ist? Die Braunkohlentagebau-Gebiete wurden nach Stilllegung Ende der 90er Jahre geflutet. Es ist ein herrliches Erholungs- und Naturschutzgebiet entstanden, gerade mal 35 km von Leipzig entfernt und daher für mich nicht zu weit, dorthin zu radeln.
Ich wünsche Dir weiterhin recht baldige Genesung.
Alles Liebe, Bärbel
Weißt Du eigentlich, was aus dem ehemaligen, chemiebelastenden Bitterfeld geworden ist? Die Braunkohlentagebau-Gebiete wurden nach Stilllegung Ende der 90er Jahre geflutet. Es ist ein herrliches Erholungs- und Naturschutzgebiet entstanden, gerade mal 35 km von Leipzig entfernt und daher für mich nicht zu weit, dorthin zu radeln.
Ich wünsche Dir weiterhin recht baldige Genesung.
Alles Liebe, Bärbel
finchen
künstliche Blumen mag ich nicht..........
Auch wenn die echten letztendlich in Scheußlichkeit ersticken, es ist wie bei den Zähnen, irgendwann fliegen sie raus. Mit einer Träne hinterher.
Sei lieb gegrüßt
Dein Moni-Finchen
Auch wenn die echten letztendlich in Scheußlichkeit ersticken, es ist wie bei den Zähnen, irgendwann fliegen sie raus. Mit einer Träne hinterher.
Sei lieb gegrüßt
Dein Moni-Finchen
ehemaliges Mitglied
Blumenstrauß-Erinnerung hast du beschrieben, liebe Moni! Schade, dass er aus echten Blumen getrocknet wurde. Künstlichen Blumen könnte man das Grau mit einer Dusche nehmen. Aber die Erinnerungen daran wären wohl nicht so schön?!
Lieben Gruß in die Münchner Ecke sendet Dir Uschi
Lieben Gruß in die Münchner Ecke sendet Dir Uschi
Mona47
Ich grüße Dich, liebes tapferes Moni-Finchen, und freue mich, dass Schreiben Dir hilft zu genesen. Behalte deinen Lebensmut und werde gesund! Mona
geschnieft haben.ist auch kein wunder,denn Erinnerungen
sind einfach da um auch später darin zu schwelgen.Man erweckt die Ereignisse von damals wieder zum Leben-egal ob sie gute oder schlechte waren,sie bleiben im Oberstübchen gespeichert.
es ist ein sehr sehr nette Geschichte und der Blumenstrauss
hat all die Zeiten überlebt.Was ist aus deiner Jugendliebe geworden,sag schon ?