Der eindimensionale Mensch

Autor: ehemaliges Mitglied


Die Paralyse der Kritik: eine Gesellschaft ohne Opposition

Dient nicht die Bedrohung durch eine atomare Katastrophe, die das Menschengeschlecht auslöschen könnte, ebensosehr dazu, gerade diejenigen Kräfte zu schützen, die diese Gefahr verewigen? Die Anstrengungen, eine solche Katastrophe zu verhindern, überschatten die Suche nach ihren etwaigen Ursachen in der gegenwärtigen Industriegesellschaft. Diese Ursachen werden von der Öffentlichkeit nicht festgestellt, bloßgelegt und angegriffen, weil sie gegenüber der nur zu offenkundigen Bedrohung von außen zurücktreten - für den Westen vom Osten, für den Osten vom Westen. Gleich offenkundig ist das Bedürfnis, vorbereitet zu sein, sich am Rande des Abgrundes zu bewegen, der Herausforderung ins Auge zu sehen. Wir unterwerfen uns der friedlichen Produktion von Destruktionsmitteln, der zur Perfektion getriebenen Verschwendung und dem Umstand, dass wir zu einer Verteidigung erzogen werden, welche gleichermaßen die Verteidiger verunstaltet wie das, was sie verteidigen.

[...]

aus... Marcuse, Herbert: Der eindimensionale Mensch, Vorrede

Der eindimensionale Mensch ist ein Werk des Philosophen und Soziologen Herbert Marcuse. Es erschien 1964 in den USA unter dem Titel One-Dimensional Man und wurde später auch in Deutschland verlegt. Untertitel: Die Ideologie der fortgeschrittenen Industriegesellschaft.

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Wolfgang

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