Den Lehrer durch die Stube gejagt
Den Lehrer durch die Stube gejagt
Kurioses aus früheren Volkszählungen
Volkszählungen hatten in Sachsen bereits im 19. Jahrhundert einen hohen Stellenwert. In diesen Zählungen gab es natürlich Missverständnisse und Kurioses. Einiges Davon ist auch in unserer Region passiert. Am Dramatischsten ging es wohl in Friedersdorf, heute ein Ortsteil in Weixdorf, zu. Im amtlichen Bericht hieß es dazu: „Einem Volkszähler wurde in Friedersdorf übel mitgespielt. Der Lehrer Schulze, der dieses Ehrenamt übernommen hatte, kam auch in die Wohnung des Tagelöhners Klaussner, dessen Tochter von ihm früher einmal mit einer drakonischen Schulstrafe, 14 Tage Arrest, belegt worden war. Darüber wurde nun der Lehrer von den Eheleuten zur Rede gestellt. Er erklärte ihnen aber, dass er nicht als Lehrer sondern als Volkszähler zu ihnen gekommen sei. Die erbosten Eltern überschütteten den Lehrer nun mit den gemeinsten Schimpfworten, warfen ihn vom Stuhl und schlugen mit einem „Knüttel“ auf ihn ein. Der Vorfall ist zur gerichtlichen Anzeige gebracht“. Der Tagelöhner musste Schmerzensgeld berappen und wurde zu drei M0naten Gefängnis verurteilt. Die Ehefrau erhielt ebenfalls eine Geldstrafe. Der nicht ausgefüllte Bogen wurde danach vom Gemeindevorstand ausgefüllt.
Dieser Vorfall dürfte eine Ausnahme gewesen sein. Deutlich höher waren die Vorkommnisse der Trunkenheit. Mancher Hausherr setzte dem Zähler ein Schnäpschen vor und so blieben manche Bögen sehr mangelhaft ausgefüllt. Kurioses wurde aus Lotzdorf berichtet. Hier war bei einem Bauern gerade der Gerichtsvollzieher anwesend, als der Zähler eintraf. Der Zähler notierte ihn „unter den vorügergehend anwesenden Personen“.
In Ottendorf musste eine Nachkontrolle wegen einer missverstandenen Angabe durchgeführt werden. Da bei der Kontrolle der Ehemann abwesend war, wurde die Ehefrau befragt. Sie antwortete „Der is in’n Böhmen“. Da sie nicht den Ort des Aufenthalts nennen konnte, wurde vermerkt Aufenthalt unbekannt. Dabei hatte der Gemeindevorstand den Mann noch vier Tage zuvor gesehen. Der Sache nachgehend stellte es sich heraus, dass der Mann tatsächlich zu Hause war. Die Ehefrau, aus den deutschen Ostgebieten nach Ottendorf gekommen, hatte gemeint „Er sei in den Bäumen“. Als Tagelöhner hatte er gerade zur Zeit der Volkszählung Weihnachtsbäume in der Laußnitzer Heide Geschlagen.
Zu der Volkszählung 1890, zu der die erwähnten Dinge passiert sind, gab es auch noch eine politische Betrachtung der Sozialdemokratie zur Volkszählung. Man sagte: „Die Oberen zählen das Volk, welches für sie nicht zählt, aber wegen des Zahlens der Steuern, zählt.“ Es gab also schon damals eine Art Kritik an der Volkszählung. Eine Verweigerung wurde aber mit Gefängnis bestraft. Darauf ließ es in unserer Gegend keiner ankommen. Apropos Steuern und Volk. Bereits aus einer Erfassung der Bevölkerung von 1838 machte der in Radeberg lebende „Leichenbitter“ Johann Gottlieb Sonntag die Angabe, dass in Radeberg zu wenige Leute sterben. So seine schriftliche Antwort auf die Frage, warum er keine Steuern als Stadtbürger zahle. Ein Leichenbitter hatte die Aufgabe, den Tod eines Mitbürgers in der Umgebung und in der Stadt kund zu tun.
haweger
Kurioses aus früheren Volkszählungen
Volkszählungen hatten in Sachsen bereits im 19. Jahrhundert einen hohen Stellenwert. In diesen Zählungen gab es natürlich Missverständnisse und Kurioses. Einiges Davon ist auch in unserer Region passiert. Am Dramatischsten ging es wohl in Friedersdorf, heute ein Ortsteil in Weixdorf, zu. Im amtlichen Bericht hieß es dazu: „Einem Volkszähler wurde in Friedersdorf übel mitgespielt. Der Lehrer Schulze, der dieses Ehrenamt übernommen hatte, kam auch in die Wohnung des Tagelöhners Klaussner, dessen Tochter von ihm früher einmal mit einer drakonischen Schulstrafe, 14 Tage Arrest, belegt worden war. Darüber wurde nun der Lehrer von den Eheleuten zur Rede gestellt. Er erklärte ihnen aber, dass er nicht als Lehrer sondern als Volkszähler zu ihnen gekommen sei. Die erbosten Eltern überschütteten den Lehrer nun mit den gemeinsten Schimpfworten, warfen ihn vom Stuhl und schlugen mit einem „Knüttel“ auf ihn ein. Der Vorfall ist zur gerichtlichen Anzeige gebracht“. Der Tagelöhner musste Schmerzensgeld berappen und wurde zu drei M0naten Gefängnis verurteilt. Die Ehefrau erhielt ebenfalls eine Geldstrafe. Der nicht ausgefüllte Bogen wurde danach vom Gemeindevorstand ausgefüllt.
Dieser Vorfall dürfte eine Ausnahme gewesen sein. Deutlich höher waren die Vorkommnisse der Trunkenheit. Mancher Hausherr setzte dem Zähler ein Schnäpschen vor und so blieben manche Bögen sehr mangelhaft ausgefüllt. Kurioses wurde aus Lotzdorf berichtet. Hier war bei einem Bauern gerade der Gerichtsvollzieher anwesend, als der Zähler eintraf. Der Zähler notierte ihn „unter den vorügergehend anwesenden Personen“.
In Ottendorf musste eine Nachkontrolle wegen einer missverstandenen Angabe durchgeführt werden. Da bei der Kontrolle der Ehemann abwesend war, wurde die Ehefrau befragt. Sie antwortete „Der is in’n Böhmen“. Da sie nicht den Ort des Aufenthalts nennen konnte, wurde vermerkt Aufenthalt unbekannt. Dabei hatte der Gemeindevorstand den Mann noch vier Tage zuvor gesehen. Der Sache nachgehend stellte es sich heraus, dass der Mann tatsächlich zu Hause war. Die Ehefrau, aus den deutschen Ostgebieten nach Ottendorf gekommen, hatte gemeint „Er sei in den Bäumen“. Als Tagelöhner hatte er gerade zur Zeit der Volkszählung Weihnachtsbäume in der Laußnitzer Heide Geschlagen.
Zu der Volkszählung 1890, zu der die erwähnten Dinge passiert sind, gab es auch noch eine politische Betrachtung der Sozialdemokratie zur Volkszählung. Man sagte: „Die Oberen zählen das Volk, welches für sie nicht zählt, aber wegen des Zahlens der Steuern, zählt.“ Es gab also schon damals eine Art Kritik an der Volkszählung. Eine Verweigerung wurde aber mit Gefängnis bestraft. Darauf ließ es in unserer Gegend keiner ankommen. Apropos Steuern und Volk. Bereits aus einer Erfassung der Bevölkerung von 1838 machte der in Radeberg lebende „Leichenbitter“ Johann Gottlieb Sonntag die Angabe, dass in Radeberg zu wenige Leute sterben. So seine schriftliche Antwort auf die Frage, warum er keine Steuern als Stadtbürger zahle. Ein Leichenbitter hatte die Aufgabe, den Tod eines Mitbürgers in der Umgebung und in der Stadt kund zu tun.
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