Ein Pfarrer, der an (in) mir das Böse sah.


Ein Kapitel aus dem e-Buch "Mein Traum Frei zu sein"[left][/left]
Nun saß ich im Zug und war kein Seemann mehr, sondern ein Urlauber. Im Abteil saß ein älteres Ehepaar und mir gegenüber ein katholischer Priester - das sah ich an seinem Kragen. Ich fragte nach einem freien Platz und setzte mich dazu. Der Priester (oder war es doch ein Pfarrer?) sprach mich an und fragte, ob der blaue Koffer meiner wäre. Ich bejahte.
Auf meinen blauen Pappkoffer war ich sehr stolz. Schon seit meiner Lehrzeit begleitete er mich. Inzwischen sah man die blaue Farbe schon kaum noch, er war jetzt ganz schön bunt. Ich hatte mir, wenn es möglich war, in jeder Hafenstadt Hotelaufkleber besorgt und diese waren nun an beiden Seiten vom Koffer angeklebt. So sah man Pickerl - so würden die Österreicher sagen - von New York, Bombay, Tanger, Casablanca, Hongkong, Colombo, Rangoon, Kalkutta und anderen Orten. Der Gottesmann wollte wohl ganz sicher sein, den Besitzer des Koffers vor sich zu haben. Und nun erklärte er, dass ich ein Sünder sei. Wie er zu diesem Urteil gekommen sei, wollte ich wissen. Es wäre der Koffer – er sei schuld daran, wenn andere Menschen wegen der vielen Aufkleber eifersüchtig würden.
So einen Quatsch hatte ich noch nie gehört, wo kam DER denn her?
Aber er machte weiter: Ein so junger Mann wie ich solle nicht damit prahlen, wo er mit seinen reichen Eltern schon überall gewesen wären. Reichtum sei nicht alles im Leben. Bescheidenheit würde Gott belohnen, doch Angeberei müsse Gott bestrafen. Und um das Fass voll zu machen setzte er noch hinzu, ich solle zuhause diesen Koffer entsorgen und mich nicht zu einem Satanswerkzeug machen. Ich war völlig sprachlos. So ungefähr war das damals in der Schule auch: ein Religionslehrer gab mir einfach die Note 5, weil er mich nie in der Kirche sah. Dabei gingen wir regelmäßig, aber ins Nachbardorf. In unserem Dorf war nachmittags Gottesdienst und im Nachbardorf gab es einen in der Frühe. Mein Bruder und ich gingen immer ins Nachbardorf zum Frühgottesdienst. Damit sah uns der Religionslehrer nicht in unserem Dorf und gab uns schlechte Noten. Ohne zu hinterfragen wurde vorschnell geurteilt, so war es hier im Zug bei meinem etwas bekloppten Pfarrer auch. Ohne eine Ahnung von der Person vor sich zu haben, verurteilte er sie.
Ich klärte ihn auf, was es mit dem Koffer und mir auf sich hatte, doch er war nicht beeindruckt.
Ich sagte ihm, dass ich die letzten zwei Jahre näher bei Gott gewesen war, als er es jemals sein würde. Das hatte gesessen, denn er stand auf und verließ das Abteil und ich hatte meine Ruhe. Das Ehepaar schüttelte nur den Kopf, hüllte sich aber in Schweigen.....
Ihr HIPPGURU


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Kommentare (1)

Traute Die Ursache dieses Übels war, der Mann der Kirche, wollte, das die Menschen die Welt mit seinen(eingeschränkten) Augen betrachten.
Ihm kam gar nicht in den Sinn, dass der Koffer alt, also billiger als ein neuer Koffer war, und das die Aufkleber Erinnerungen eines Lebensweges sein werden.
So geht es denen, die die Menschen zu Schablonen machen wollen.
In dem sie alles reglementieren, halten sie die Weiterentwicklung auf und was dabei herauskommt, können wir bei Völkern sehen, wo die Religion Staatsräson ist.
Wie will denn dieser Mann wissen, was einem Gott gefällig sein würde?
Zu einer bestimmten Zeit in einer bestimmten Pose an etwas bestimmtes denken?
Das macht es wohl weniger aus. Unter diesen Herren gibt es mehr Sünder, als unter denen, denen sie die Beichte abfordern.
Und sie laufen weiter aufrecht durch die Welt, nach dem sie
Schamloses taten und erteilen den Aufklärern eine Zensur bei der Aufklärung dieser Schande...
Da zählen sie aber akribisch die Kirchenbesuche und zensieren, ohne sich zu überzeugen, in ihrem Hochmut.So vertreiben sie die, die es eher wert wären als Vorbild zu wirken.
Mit freundlichen Grüßen,
Traute
Ev.Protestantisch..

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