Bald kommt die längste Nacht heran...
… oder der kürzeste Tag im Verlauf eines Jahres. Ich weiß, dass es viele Menschen gibt, die vor allem wegen der immer kürzer werdenden Tage im Herbst und beginnenden Winter ihren „Novemberblues“ erleben. Ihnen fehlt das strahlende Sonnen-Tageslicht zum leben wie die Luft zum atmen. Die zunehmende Dunkelheit, die kürzeren Tage lassen sie ein wenig deprimiert werden.
Obendrein ist der November auch der Monat, in dem der eigenen Verstorbenen mehrfach gedacht wird. Die Natur legt ein trüber wirkendes Gewand an, allerdings nur, um im frostig kalten Winter neue Kräfte für das Frühlingserwachen zu sammeln! Aber diese Vorbereitungen der Natur sehen Deprimierte kaum, da sie nicht genau hinschauen.
Wer schon dem Trübsinn ein wenig nachgibt, schaut kaum auf die kahlen Äste, an denen man – je nach Art – bereits erkennen kann, dass vorhandene Knospen bereits auch schon dicker werden, je nach dem Zeitpunkt, wann sie wieder erwachen wollen. Allen voran treiben die Kätzchen verschiedener Nussbäume oder -sträucher schon früh.
Einige Menschen, die die Natur ein wenig besser kennen, schneiden Anfang Dezember ein paar Zweige von einem Kirschbaum. Wenn die Zweige ab dem 4. Dezember in einer Vase stets mit frischem Wasser versorgt werden, öffnen sich genau am 25. Dezember, dem 1. Weihnachtstag, die Kirschblüten und schenken diesem Tag, dem Weihnachtsfest, ein wundervolles Blühen.
Es war auch für meinen Mann jedes Jahr die Zeit, in der er besonders trübsinnig wurde. So manches Jahr, aber auch im April oder Mai, wenn mal wieder Nebelwetter das Tageslicht trübte, er versuchte, mir seinen Trübsinn „zu übergeben“, hab ich ihn damit aufgezogen: … ja, es sei ja November! Und dann haben wir gemeinsam gelacht.
Einmal gelang es uns sogar, aus unserer nebeltrüben Senke, dem niedrigsten Punkt am Teutoburger Wald, mit den Fahrrädern auf dem Pkw-Heck über den Dörenberg zu fliehen und im völlig nebelfreien Münsterland eine herrliche Fahrradtour zu machen – und als wir wieder nach Hause kamen, war auch dort der Nebel verschwunden.
Aber es war auch so manches Jahr notwendig, ab dem 20. Dezember darauf übertrieben hinzuweisen: " … jetzt werden die Tage wieder länger, der Frühling ist nicht mehr so weit!!" So ab und zu war meine mutwillig verbreitete optimistische Laune dann doch ansteckend!
In dieser Zeit lernte ich schon als Kind, den feurigen Abendhimmel als das zu erkennen, was ich später meinen noch kleinen Kindern mit auf den Weg gab: Die Engelchen backen Weihnachtsplätzchen ...
Ich habe dieses Jahr am 4. Dezember Barbarazweige geschnitten und wartete gespannt darauf, ob die Kirschbaumzweige zu Weihnachten blühen würden. Die Knospen wurden praller und dann - kurz vor Heiligabend - öffneten sie sich. Der Anblick der Blüte war nicht eben berauschend, die Blüten waren viel zu klein und verblühten bereits nach einem Tag. Doch bis zur Blüte fand ich die dunklen kahlen Zweige in einer weißen Vase vor der hellen Wand sehr attraktiv. Es war ein Versprechen, dass es bald wieder Frühling werden wird.
Donna_R