Bänkeleien



Sie kennen doch bestimmt Blankenburg? Das ist eine Kurstadt
Am Fuße des Harzes. Kennen Sie nicht ?
Aber, aber ! Von weitem grüßt doch schon die Burgruine
Regenstein. In dieser Stadt, die schon ihre 750 Jahr auf dem Buckel hat,
gibt es einen Kurpark mit einem Brunnen. Und es gibt auch viele
Bänke. Weiße Bänke, verrückbar und feststehende Bänke, moderne und weniger
moderne, welche aus Holz und dann noch die aus Plast. Das sind die sogenannten
Arbeitsbänke, weil man sie, erst benutzen kann, wenn man sie bearbeitet,
gründlich gereinigt hat. In meiner Handtasche habe ich aber keinen Platz,
schon gar nicht für Scheuersand und Bürste, darum saß ich auch noch nie
auf so einer Bank. So haben wir auch in der Stadt noch Bänke, die haben
Seltenheitswert, denn man sieht sie nur einmal und dann nie wieder, weil
sie geklaut sind.
Manche Bänke in der Stadt stehen aber auch sehr ungünstig, so nebeneinander.
Das mögen Kurgäste nicht, denn sie wollen ihr Kurprogramm leise besprechen
und nicht für alle zum Mitschreiben.
Die Bänke stehen da, wo man sie gar nicht braucht, dafür fehlen sie dann
an den langen Wegstrecken. Aber das hat alles in der Stadt seinen Sinn.
Wer wandert, der soll auch nicht sitzen.

Wer nun auf den Bänken sitzt?

Das sind die Rentner, die Kurgäste oder die Fremden. Ich wollte auch
einmal in der Stadt, in der ich wohne, auf so einer Bank sitzen. Auf
einer schönen Bank. Ich kannte da eine, mitten in der Stadt, im Halbschatten,
unter einem Ebereschenbaum. In den Kurpark wollte ich nicht gehen,
denn das hielt ich für Hochstapelei. So setzte ich mich an
einem arbeitsfreien Tag, also auf eine Bank in unserer Stadt.

Ganz allein saß ich da. Weit und breit kein bankbesitzbedürftiger
Mensch. Es war erst 10 Uhr, 10 Uhr morgens. Meine Ärztin hatte mich
schon desöfteren darauf hingewiesen, dass ich mir doch ab und an mehr
Ruhe gönnen sollte. Nun muss ich hinzufügen, dass sie nicht gesagt hat,
daß ich mich morgens um 10 Uhr, mitten in der Stadt zu diesem Zweck,
auf einer Bank niederlassen sollte.
Gerade wollte ich ein wenig die Beine ausstrecken, es mir gemütlich
machen, als eine Bekannte des Weges kam, mich höchst erstaunt ansah
und dann sagte: „Ja, Lehrer müßte man sein, dann könnte man schon
am helllichten Tag auf der Bank sitzen!“
Wie sollte ich denn nun ihr Worte werten? Wenn ich hier nachts sitzen
würde, wäre das noch unverständlicher und vielleicht höchst verdächtig.
Zum Weiterdenken kam ich gar nicht mehr. Der nächste Passant,
mir auch bekannt, nahm Anteil an meinem Wunsch, hier in Blankenburg,
in meiner Stadt, auf der Bank zu sitzen mit den Worten:
„Ja, ja, die jungen Frauen von heute, die haben aber viel Zeit!“
Über diese Worte war ich nun erfreut. Ich bin nicht mehr so knusperfrsich,
und um ein Lob über mein gutes Aussehen zu erhalten, brauchte ich mich
also nur mal in der Stadt auf eine Bank zu setzen.
Aber dann kam schon wieder jemand des Weges, aber diesmal eine
ältere, mir bekannte Dame, die langsam näher kam, mich abschätzend
von oben bis unten betrachtete und schließlich zu mir sagte:
“Die Beine tun wohl weh? Da hilft nur laufen, laufen, laufen,
immer in Bewegung bleiben.“

Diesen Ratschlag nahm ich an, Ich lief. Ich lief zum Bahnhof, kaufte
mir für die nächste Station eine Fahrkarte. Dort angekommen, setzte
ich mich auf die erstbeste Bank, die ich fand.

Sollten sie einmal in eine Stadt kommen, in der sich am helllichten Tag,
morgens um 10 Uh so jemand flegelt und wohlfühlt auf einer Bank,
dann bin ich das. Aber sagen sie das bitte nicht weiter.




Matzel



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Kommentare (3)

chris Leider hat sie kein Internet mehr.

Aber sosnt geht es ihr gut und wir haben lange
telefoniert.

Chris
KarinIlona Liebe matzel, bänkeln - Banksitzen mag ich, und Leute beobachten, Spatzen füttern... oder die Enten auf dem Fluß. Da könnten wir uns den Vormittag vertreiben. Wollen wir?

Mit liebem Gruß
Karilona
Traute Das habe ich hier schon mal gelesen, es hat mir schon damals gefallen.
Liebe Grüße Traute

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