Besuch des andalusischen Bergdorfes Figiliana
Nachdem das Auto geparkt ist, Aufstieg auf der gewundenen, oft im Zickzack verlaufenden Dorfstraße, oft auf unbequemen Stufen. Blauer Himmel, blendend weiße Häuser, mit den grünen Flecken der Pflanzen und Blüten in allen Farben des Regenbogens. Unten mehr in Augenhöhe unregelmäßige Kleinteiligkeit, darüber grenzenlose Unendlichkeit. Dann plötzlich unbehinderter Blick nach links: Ins Tal, aufs ferne Meer, in märchenhafte Landschaft. Immer weiter aufwärts: Betonpiste, Asphalt, Kopfsteinpflaster, später kaum mehr als Trampelpfade, über glatte oder hinderliche Felsen, zwischen Dornen, mit kurzen Schattenstrecken. Oft suche ich automatisch nach unzuverlässigen Zweigen oder klammere meine Finger um einen spitzen Felsenvorspung. Ich greife ins Leere, in die Luft, in den Himmel, der keinerlei Halt gibt. Ich schwanke vor Schwäche, ich sinke zu Boden - niedersinken, liegenbleiben, nicht mehr weiter müssen. Aus hartschaligen, kernigen Früchten sauge ich ein paar Tropfen bitter-süße Flüssigkeit. Ruinen alter Beobachtungstürme - punisch, römisch, maurisch, christlich? Schließlich nach allem Auf und Ab ein Gartenlokal: Bier als Nektar, Oliven als Ambrosia, Tränen des Glücks als Dessert. Zitternde Kniee, Zustand der Erschöpfung, der Abstieg wie in Trance, Abstieg in den Alltag aus einer höheren Welt. Stunden? Tage? Ein Stück Ewigkeit? Ich spüre die Erdenhaftigkeit des Körpers nicht. Nichts mehr vermissen, alles umfassen - nichts mehr wollen, alles besitzen.


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Kommentare (5)

Argapantus ...Selten habe ich den Aufstieg in einer Ekstase
so kompakt beschrieben gesehen.
Der Abstieg, mit dem anschließenden Bad im Mittelmeer,
ist ein meisterlicher Schlussakkord.

@Argapantus
sarahkatja Liege ich völlig daneben? Ich habe alles wörtlich genommen und nachempfunden.
Das Ziel, die Anstrengung bis zur Erschöpfung - und auch die Tränen des Glücks als Dessert.
Und dann, das befreiende Schwimmen im Meer.

Sarahkatja
silesio Liebe Traute, liebe Anjeli. Schön, dass ihr euch in dieser Frage so engagiert. Menschen denken verschieden. Das ist bloß gut so, und jeder hat da Recht dazu. Über die Frage, was Sünde ist, lässt sich sehr kontrovers diskutieren. Ich habe da eine total andere Auffassung.
Christoph, nach einem erfrischenden Bad im 50 m entfernten Mittelmeer
anjeli ein Mann, der Spiel mit Worten liebt und perfekt beherrscht.
Das gehört einfach zu seiner Lebenskunst, das Philosophieren und Dichten.

Mehr, aber wirklich nicht mehr lese ich daraus.

anjeli mit einem Lächeln


und damit sich Silesio erinnert dieses Foto.
Traute Was versuchst Du los zu werden? Was willst Du wegwerfen?
Wenn Du das was du geschrieben hast mit anderen Augen lesen würdest,
dann wärst Du empört!
Was für eine ideale Wahrnehmung, welch ein Genuss am betrachten der
Historie und Natur in der Landschaft und das willst Du vorzeitig zu
Staub werden lassen?
Das ist eine Sünde gegen Dich selbst.
Mit traurigen Grüßen,
Traute


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