Im Großen und Ganzen konnte Schlumpi über sein Hundedasein nicht klagen. Alexa und Hermann waren liebe Menschen, die gut für ihn sorgten. Nur einmal im Jahr schienen sie den Verstand zu verlieren und dann wurden die Koffer gepackt. Wenn Schlumpi sah, dass es wieder soweit war und ihm eine dreiwöchige Tortur bevorstand, fing er an zu zittern, jaulte kläglich und, wenn das alles nichts nützte, rollte er sich beleidigt in seinem Körbchen zusammen. Aber man schenkte ihm keinerlei Beachtung und, wenn die Stunde geschlagen hatte, wurde auch er ins Auto gepackt und ab ging es an die blaue Adria. Schlumpi bekam das Meer allerdings nie zu sehen, denn der Strand war für Hunde gesperrt, und so musste er die meiste Zeit in einem glutheißen Hotelzimmer ausharren. Hin und wieder durfte er mit Hermann Gassi gehen durch enge, überfüllte Straßen. Den vielen nackten, braunen Menschenbeinen konnte er keinen Geschmack abgewinnen, denn er hatte alle Pfoten voll zu tun, um nicht von ihnen getreten zu werden. Als Trost kaufte Hermann manchmal eine Wurst, die Schlumpi aber nur fraß, um sein Herrchen nicht zu kränken. Denn nach Wurst schmeckten diese komischen Dinger ganz und gar nicht. Aber auch Alexa und Hermann schien das italienische Essen nicht sehr zu bekommen. "Ich hab´so Bauchweh!" hörte Schlumpi Alexa jammern und Hermann verbrachte mehr Zeit auf dem Klo als im Bett und dann hörte man so komische Geräusche. "Das liegt an dem vielen Öl, das die Italiener ans Essen tun", meinte Alexa, aber Hermann gab den vielen Nudeln schuld. Schlumpi verstand die beiden nicht. "Wieso fahren sie immer hier her, wenn sie doch vom hiesigen Futter krank werden? Das würde ich nie machen, obwohl ich nur ein Hund bin. Und das viele Geld, das sie für diese schlechte Behandlung bezahlen müssen! " Er hatte nämlich gehört, wie Hermann sich darüber beklagte, dass dieses Jahr alles doppelt so teuer sei. "Na, also! Warum sind wir dann nicht zu Hause geblieben, anstatt in diese entsetzliche Hitze zu fahren?" murrte Schlumpi vor sich hin. "Scheint ja irrsinnig wichtig zu sein, sich auf allen Seiten von der Sonne rösten zu lassen." Das ging über seinen Hundeverstand. Für die Bootsfahrt bei Mondenschein, von der Alexa immer schwärmte, konnte er schon eher Verständnis aufbringen. Doch nicht einmal das Schwimmen im Meer schien eitel Freude zu sein. Das Meer sei dreckig, hatte er gehört. Der Lärm überall war auch kaum zu ertragen, es sei denn, man stopfte sich etwas in die Ohren, wie Alexa und Hermann es nachts taten. Heute Mittag aber geschah etwas, was sein Hundeherz höher schlagen ließ.
Alexa kam plötzlich in heller Aufregung ins Zimmer gestürzt,
gefolgt von Hermann, der vergeblich sich bemühte, seine Frau zu beschwichtigen.
Am Abend gingen sie allezusammen Gassi und, nachdem er seine Geschäfte
gemacht hatte, setzten sie sich in ein Straßencafé an dem
großen Platz vor dem Kurhotel, wo Schlumpi sich ausnahmsweise wieder
eine Plastikwurst einverleiben durfte.
"Aha!" dachte Schlumpi, der aufmerksam seine Ohren gespitzt hatte. "Das
ist also der Grund, warum wir jedes Jahr wieder hier her fahren: um uns
von unseren einheimischen Miesepetern zu erholen! Das ist allerdings ein
Argument, dass auch ein Hund gelten lassen kann!"
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