Ich würde ja gerne meine Berufswahl auf die Gene schieben und mir so jedes weitere Nachdenken darüber ersparen. Aber ich weiß, dass in meinem Fall einzig und allein Würste schuld waren. Es handelt sich hierbei nicht um irgendwelche sondern um ganz besondere Würste, nämlich die, die meine Mutter in einem großen Steintopf in einer Salzlake aufbewahrte, die aber NIE auf meinem Teller erschienen. Eines nachts, ich war
vielleicht fünf Jahre alt, beschloss ich, mich selber zu versorgen
und schlich in die Kammer, um mir so eine Wurst zu angeln. Aber ohjeh,
es kam eine ganze Kette von Würsten aus dem Topf hervor und ich hätte
eine Schere gebraucht, um mir eine abzuschneiden. Das fand ich dann doch
zu riskant und so kehrte ich zutiefst enttäuscht wieder in mein Bett
zurück.
Damit fing ich schon recht
früh an und zwar mit 12 Jahren, als gerade der Krieg ausgebrochen
war, der auch in unserer Familie alles auf den Kopf stellte. Meine Mutter
musste arbeiten gehen, denn sie hatte meinen Vater verlassen. Da sie weder
Zeit noch Lust zum Kochen hatte, stellte ich mich nach der Schule in die
Küche und nun wurde endlich gegessen, was ICH wollte. Das allein war
schon ein Fortschritt!
Inzwischen ist mir schon lange klar, dass meine Mutter eine kluge Frau war, die für ihre Kinder nur das Beste wollte. Nachdem ich Schlemmereien jeder Art und in den verschiedensten Ländern kennengelernt und genossen habe, bin ich reumütig zu einer einfachen, bekömmlichen und gesunden Ernährungsweise zurückgekehrt. Ob meine Entscheidung,
Köchin zu werden, klug war, das kann ich allerdings nicht beantworten.
Zuvieles gibt es, dass ich gerne gelernt oder studiert hätte.
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