Aller Anfang ist schwer

Immer wieder bin ich gefragt worden, wie ich mir meine Kenntnisse in der Computertechnik und im Internet erworben habe. Denn immerhin sei ich ja schon eine Seniorin von 76 Jahren und habe schon viele Homepages erstellt.

Bevor ich aber meinen Bericht beginne, muss ich etwas weiter ausholen. Schuld an allem war -man glaubt es kaum - die Kirche!
Vor acht Jahren (ich wohnte zu der Zeit noch in Italien) hatte ich in meiner katholischen Gemeinde meine Hilfe für Büroarbeiten angeboten, da das Büro verwaist war. Meine Hauptarbeit bestand anfänglich darin, die Korrespondenz zu erledigen. Dazu hatte man mir eine alte sperrmüllreife Schreibmaschine vor die Nase gesetzt.

Auf dem Schreibtisch thronte auch ein Computer und ich fragte, ob ich den mal benutzen dürfte. Entsetzt warf der Pfarrer die Arme in die Luft: An dieses gute Stück würde er nur  Kenner ranlassen. Solche gab es aber weit und breit nicht. Da die Schreibmaschine jedoch meine letzten Nerven kostete, nahm ich mir fest vor, auf den PC umzusteigen. Leider wusste ich nicht einmal, wie man das Ding anmachte. Ein junger Bekannter von mir erklärte es mir und sagte mir auch, wie ich in Windows hineinkäme.
Das war meine ganze  PC - Ausbildung!

Nun benutzte ich jede freie Minute in der Gemeinde dazu, mich mit dem Word vertraut zu machen. Ich probierte einfach jede Funktion aus und klickte an, was man nur anklicken konnte. Mein Kollege, genauso alt wie ich, beobachtete mich dabei höchst nervös und wenn etwas schief ging, jammerte er: nun müsse ein Techniker her und ich hätte alles kaputt gemacht. Als er sah, dass alles nur halb so schlimm war und der Kasten immer noch funktionierte, beruhigte er sich wieder.

Nach einer Woche hielt ich meinen ersten toll gestylten Brief in den Händen. Der Pfarrer war überglücklich und überhaupt nicht sauer, dass ich nicht auf ihn gehört hatte. Im Gegenteil, von nun an übergab er MIR die Verantwortung für das gute Stück.
Da mir das Briefeschreiben nicht genügte, plante ich, ein
Kirchenblatt herauszugeben. Das konnte ich aber unmöglich im
Gemeindebüro machen , denn dann hätte ich mein Bett dort aufstellen müssen. So kratzte ich meine Ersparnisse zusammen und kaufte mir einen kleinen Macintosh. Mein Sohn hatte mich diesbezüglich beraten, weil die Applecomputer nicht nur sehr einfach zu bedienen seien, sondern auch so gut wie nie abstürzten.

Bald konnte ich die erste kleine Zeitung herausgeben. Um so weit zu kommen, saß ich fast Tag und Nacht am Computer, denn ich musste mir ja alles selbst erarbeiten.

Als ich 1997 wieder nach Deutschland zog, machte ich mich daran, ein Buch über die Kohltherapie zu schreiben .
Nebenher beackerte ich meinen Garten. Nun begann ein reger
Gedankenaustausch mit den umliegenden Hobbygärtnern.
Mittlerweile hatte ich die Ergebnisse vieler meiner Recherchen im Computer gespeichert und wollte sie auch anderen Menschen zur Verfügung stellen.

So begann ich im Sommer 2000, meine erste Website zu basteln.
Ich war seit wenigen Monaten im Internet.
Das erste was ich tat, war ein Konzept aufzustellen, so wie man das auch für ein Buch macht. Und dann wurde erstmal gesurft, um zu sehen, was andere so machen, welche Programme ich brauchte und wie ich möglichst kostengünstig meine Seiten ins Netz stellen könnte. Natürlich hatte ich keine Ahnung von der html-Sprache. Aber bald fand ich heraus, dass ich mit dem Composer diese Hürde erstmal umgehen konnte.
Auch hatte ich das Wichtigste für den Anfang gelernt, nämlich bevor man noch ein Wort geschrieben hat, die leere Seite zu speichern. Nun probierte ich wieder alles aus, was man so anklicken konnte. Inzwischen hatte ich auch viele Hintergründe und Gifs gefunden, die ich alle speicherte, um meine Seiten „schön“ gestalten zu können.

Nach zwei Monaten hatte ich zwei Homepages mit den dazugehörigen Websites fertig und da stand ich zum ersten Mal vor einem Problem, dass ich nicht selber lösen konnte. Nämlich das Übertragen der Seiten ins Netz. Ich fragte alle Leute nah und fern, die ich so kannte, aber keiner hatte auf diesem Gebiet eine Ahnung. Schließlich  fand ich in meiner Nachbarschaft einen jungen Mann, der mir helfen konnte.
Ja, und dann war ich endlich drin. Es war ein unglaubliches
Gefühl!
Inzwischen befasse ich mich auch mit html, aber nur soviel, wie ich unbedingt brauche.

Wieviel Nerven und schlaflose Nächte mich dieses Abenteuer
gekostet hat, möchte ich hier lieber nicht weiter ausführen. Ich
 möchte ja anderen Mut machen anstatt sie abzuschrecken. Wichtig ist, dass man immer davon überzeugt ist, es zu schaffen. Diese Gewissheit muss man sich erhalten, dann klappt auch alles irgendwann mal.