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THEMA:   Unerwünschtes Bellen

 68 Antwort(en).

Rosmarie begann die Diskussion am 25.08.04 (19:48) :

Hallo miteinander,

mein neuer Hund Butze (gut vier Jahre alt) hat viele gute Eigenschaften, und wir sind wohl beide glücklich miteinander.

Aber er hat ein paar schwierige Eigenarten. Erstens giftet er an der kurzen Leine beim Vorbeigehen auf dem Bürgersteig andere Hunde an, manchmal sogar kleine. (In der Hundeschule kann er inzwischen sogar schon mit wesentlich größeren Rüden frei laufen. Anfangs war dies unmöglich. Aber an der Leine...) Butze ist ein dominantes Tier, bellt also nicht aus Angst, sondern meinem Eindruck nach eher aus Revierbehauptung und Schutztrieb heraus. Am besten trifft wohl: "Ich will hier der Größte und Wichtigste sein. Mach, dass du weg kommst!"

Mein zweites Problem: Wir nehmen ihn oft mit in Wandererlokale zum Essen. Er benimmt sich prima - so lange kein größerer Hund das Lokal betritt. Dann bellt er und ist kaum ruhig zu bekommen, wenn der andere noch in der Nähe ist. Ihn mit Leckerli abzulenken, wie der Hundetrainer meint, nutzt gar nichts. In dem Fall sind Butze Leckerli völlig schnuppe.

Wer von euch kennt dieses Problem, und wie habt ihr das in den Griff gekriegt?


Pauline1 antwortete am 26.08.04 (05:45):

Liebe Rosmarie,
versuch es doch mal mit folgendem: fülle eine kleine Plastikflasche mit kleinen Kieselsteinen ( kann auch ne Cola-Dose sein). Es muß richtig doll klappern. Immer wenn Butze bellt, schüttel sofort die Flasche. Seine Aufmerksamkeit wird sich erst einmal auf das neue Geräusch konzentrieren. Lobe ihn ausgiebig und gib ihm ein winziges Leckerli. Vielleicht hilft es.
Alles Gute beim ausprobieren.


julchen antwortete am 26.08.04 (06:49):

Hallo Rosemarie,

obwohl ich viele Jahre Erfahrung habe mit Hunden
(und allem moeglichen anderen Gefiez), habe ich
mir trotzdem, mit der Familien Integrierung eines
Rottweilers, ein Buch gekauft, welches sich
ausschliesslich damit beschaeftigt, Rueden-dominantes Verhalten zu handhaben.

Rottweiler sollen dafuer besonders bekannt sein
und es dauerte auch keine 3 Wochen bis der
Willenstest kam mit "Coo".

Gepaart damit habe ich ganz zufaellig eine Sendung
erwischt, die sich mit gutem/schlechtem Hundeverhalten beschaeftigte und mir gingen da
Welten auf.

Nicht weniger als 3 Hunde, waren
die Stars des schlechten Verhaltens.

Zwei davon minder schwere Faelle, so wie Dein Butzel.
Einer davon so schlimm, dass er die Besitzerin
terrorisierte und im zarten Alter von 6 Monaten
recht tiefe Bisswunden verabreichte..und das beim
Spazieregehen an der Leine...was doch spass
machen soll fuer Hund und Mensch...

Lange Rede kurzer Sinn:

Butzel hat eigentlich kein Problem mit groesseren
Hunden und Nachbar Hunden.
Butzels problem liegt darin, dass er sich als Chef
Deines Rudels zu Hause sieht.

Selbst wenn er dich nicht anknurrt oder andere
drastische Verhaltensweisen zeigt,
ueberlege mal ganz objektiv, wie oft Du Butzel was
geheissen hast, und er ganz einfach nicht reagierte.
Und Du das eben dann hast gehen lassen und ihm
seinen Willen gelassen.

Ein ueblicher Fehler und ich bin soooo schuldig!!
Aber nicht mehr
seit diesem Buch und dieser Sendung und vor
allem nicht mehr seit "Coo" Rottweiler hier zur
Familie gehoert, denn der wiegt irgendwann glatt
mal soviel ich...wenn Du weisst was ich meine!

Es ist naemlich so: Butzel sieht sich gemuessigt
andere Hunde, und vor allem Groessere anzufeinden,
weil er denkt, er sei der Chef und muesse sein
Rudel (namentlich Dich) beschuetzen.

Butzel muss wissen dass Du der Boss bist, dann
regt er sich nicht mehr auf,
denn dann traegt er keine Verantwortung mehr!
Er folgt dann Deinem Beispiel.
Andere und groessere Hunde wird er nicht mehr als Bedrohung sehen, solange du das nicht tust.

Wie tun?

Sehr einfach: wenn Du erstmal ein Kommando
gegeben hast (wie z.B. runter vom Sofa) musst Du
auch darauf bestehen. Wenn's sein muss: Leine
anlegen und runterziehen! - Wenn's sein muss
20 Mal pro Tag!!!
Schnell wird er verstehen dass wenn du sagst:
runter vom Sofa - dann meinst du: Runter vom Sofa!!!

Beim spazieren gehen Butzel sofort zurueckziehen
an der Leine, wenn er Anstalten macht Krach anzufangen.
Solange er steht, loben.

Sobald er einen weiteren Schritt macht - sofort zurueckziehen und entsprechendes kommando geben.

Wenn Du ihm einen EINZIGEN Schritt nach Vorne erlaubst, ist er schon wieder der Chef - ueber Dich, wohlgemerkt!

Ist wie: runter vom Sofa!!! Wenn du es sagst, musst
Du es auch meinen!!! - und der Hund muss das wissen. Sobald der Hund das weiss, akzeptiert er
es ohne Weiteres.

Mit Rottweiler "Coo" habe ich das schon durchexerziert.
Der blieb naemlich abwartend stehend, wenn der
Rest der Meute raus musste....und gehorchte eben
nicht! Das tut er nun nicht mehr. Er weiss dass
er mit nicht gehorchen nicht durchkommt. :))

Hoffentlich hilfts, Rosemarie.
Ich haette auch niemals geglaubt dass ein nicht
befolgter Befehl zu Hause in der Oeffentlichkeit
zu soviel Aeger fuehren koennte, aber es geht hier
wohl um's Hundeprinzip. :))


Zacharias antwortete am 26.08.04 (07:37):

"Es muß richtig doll klappern." (Pauline1)
Dann fragt sich, wen der Wirt als ersten hinausschmeißt.

Anm.: Es gibt auch hoffnungslose Fälle, die erst durch ihr Ableben verstummen.


meerkind antwortete am 26.08.04 (07:48):

@julchen
moin, moin ... :-)
ein klasse beitrag!
danke im namen aller hunde, die ihren besitzern die wahren zusammenhänge eben nicht beibringen können, auch wenn sie sich noch so viel mühe geben;
der mensch lernt leider die hundesprache sehr schwer, verlässt sich darauf, dass der hund menschensprache lernt.

titel und autor des buches wären noch hilfreich, da der berg an "hundeerziehungsbüchern" zu den 6000er-gipfeln gehört ... "menschenerziehungsbücher für hunde" gibt´s leider nur sehr wenig brauchbare ...

ich wünsch allen hunden noch einen erfolgreichen tag mit ihren menschen - übt ein wenig nachsicht :-) - meist wissen sie nicht so genau, was sie tun


navallo antwortete am 26.08.04 (19:12):

Eine Ergänzung zu Julchen, nur (!) falls die dort dargestellten ausgezeichneten Tipps nichts fruchten sollten:

Gut sozialisierte Hunde wie auch Wölfe bekunden oder erzwingen gegenüber Artgenossen ihre Rangordnung durch Rückenlage. Du kannst spielerisch die Ergebenheit Deines Hundes damit testen, inwieweit er sich von Dir freiwillig auf den Rücken drehen läßt. Das sollte selbst bei einigem Sträuben unter Zuhilfenahme einiger Streicheleinheiten meist gelingen. Falls er das überhaupt nicht zuläßt, eventuell sogar nach Dir beißt, kannst Du das bei einem nicht allzu alten Hund nicht durchgehen lassen, weil Du dann auch weiterhin eine Menge Probleme bekommen wirst.

Um dem Hund in bestimmten Situationen - hier unerwünschtes Bellen trotz vorangegangenem scharfem "Aus" - ein für allemal klar zu machen, daß ausschließlich Du hier der Chef bist, packst Du ihn überraschend rechts und links fest an der Halshaut, drehst ihn auf den Rücken und hältst ihn dort ein paar Sekunden fest. Zwischen Ungehorsam (Bellen) und Strafe (Rückenlage) sollten dabei keinesfalls mehr als 5 Sekunden vergehen, weil der Hund sonst die Zusammenhänge nicht richtig verknüpfen kann. Die Übung ist beendet, wenn er die Kehle preisgibt und keine Gegenwehr mehr andeutet. Das hilft übrigens auch bei aggressiven großen Hunden, die sonst vor keiner Beißerei zurückschrecken. Bei denen muß man nur Obacht geben, daß sie nicht schneller als unsereiener sind.

Die in vorangegangenen Beiträgen geschilderte Ablenkung mit Leckerli kann leider auch dazu führen, sich durch weiteres Bellen Belohnung zu ergattern. Das vorherige Klappern mit Büchsen oder ähnlichem führt eventuell sogar zu einem bedingten Reflex, der das Bellen eher verstärkt. Wenn schon mit Geräuschen gearbeitet wird, dann muß dem Hund dabei auch der Schreck ordentlich in die Glieder fahren. Die Klapperbüchse (Schlüsselbund, Wurfkette) sollte zumindest die ersten Male aus heiterem Himmel unmittelbar neben (!) dem Hund einschlagen. Erst viel später reicht dann vielleicht das bloße Klappern.

Im Handel sind sog. Antibell-Halsbänder erhältlich, die unterschiedliche elektronisch gesteuerte Wirkungsweisen haben. Vertretbar sind Halsbänder, die aus einem kleinen Behälter dem Hund bei jedem Bellen eine Flüssigkeit - meist wohl Zitronensäure - ins Gesicht spritzen. Der Hund erschrickt und hört auf zu bellen. So die Wunschvorstellung. Abhängig von seiner Sensibilität begreift der Hund aber sehr schnell die Harmlosigkeit der Spritzer und bellt bald munter weiter. Eine Ausgabe die man sich sparen kann.

Eine andere nicht zu empfehlende Halsbandversion arbeitet mit schmerzhaften Stromstößen, die bei jedem Bellen ausgelöst werden. Die Gefahr, sich damit einen neurotischen, schwerst psychisch geschädigten, depressiven Hund einzuhandeln ist sehr sehr groß. Finger weg!!!


navallo antwortete am 26.08.04 (20:50):

Im Vorangehenden sind Aspekte erwünschten Bellens, das man keinesfalls unterdrücken sollte, sowie die sonstigen Gründe für diese Lautäußerung zu kurz gekommen.
Wichtig ist in vorstehend geschilderten Situationen demzufolge, daß der Hund erst auf Kommando - z. B."Aus" - ruhig zu sein hat, nicht aber bei jeder Lautäußerung.

Ein völlig anderes Vorgehen ergibt sich für die Einsamkeitsjauler, die in einer Wohung oder einem Hotelzimmer allein gelassen, ganze Völkerstämme zur Verzweiflung treiben können. Hier wird die Sache weitaus schwieriger und erfordert zumeist viel Geduld.

Zu bedenken ist auch, daß Bellen manchmal lediglich Aufmerksamkeit des Herrchens bezwecken soll. Es bedeutet dann "Komm, laß uns 'ne Runde rennen!", "Los, gib mir 'n Leckerli!" oder "Schmeiß das Stöckchen nochmal!". Hier hilft, den Hund völlig zu ignorieren (wegdrehen, weggehen), keinesfals mit Kommandos oder Beschimpfungen reagieren, die der Hundeverstand kurioserweise als Zuwendung (=Belohnung für Bellen) deutet, weshalb er die Bellerei fortsetzt.

Übrigens, der angeleinte Hund bezieht sein Selbstvertrauen über die Leine zum Herrchen. Die Leine verschafft ihm ein Gefühl von Kraft und Mut. Hunde denken eben etwas anders als wir. Er wird daher angeleint eher ein großes Maul riskieren als abgeleint. Wo es möglich ist (Hundesportplatz, Hundewiese, eigenes Grundstück, Stoppelacker ...) sollte er daher zeitweilig Gelegenheit haben, mit anderen Hunden frei zu laufen. Später wird er "seine Bekannten" dann auch an der Leine freundlicher begrüßen.

Da man nicht erst in der Kneipe mit der Erziehung gegen die Bellerei anfangen kann, wäre zu überlegen, inwieweit sich andernorts Situationen schaffen lassen, in denen das Einwirken auf den Hund weniger peinlich von der Umgebung wahrgenommen wird (z. B. Bekannte mit Hund in die eigene Wohnung einladen? Nach Absprache mit Wirt Begegnung mit Bekannten in Kneipe außerhalb der Spitzenzeiten?).

Wichtig wäre auch, welche Vorgeschichte Butze hat oder ob er vielleicht sogar rassebedingt einen "lockeren Hals" hat.


juergen1 antwortete am 26.08.04 (23:40):

Habe nicht alle Ratschläge gelesen, möchte trotzdem Senf verteilen :-)
Der Hundetrainer, der da "zur Ablenkung" Leckerchen empfahl, hat es zwar gut gemeint, aber nicht geeignet für solche Fälle.
Freund Hund sieht das weniger als Ablenkung, eher als Belohnung fürs Bellen.
Ich glaube, das Beste wäre, den Wirt zu bitten, seine Räumlichkeiten mal zur Verfügung zu stellen um konsequent "üben" zu können.(Ruhetag)
Mit der "Klapperdose" (Ausprobieren! MUSS für Hund unangenehm klappern) sowie einen "Testhund" zum Anbellen organisieren.
Falls jetzt unser Beller sein Hobby startet - gleich mit der Dose "spürbar" drauf (auf das arme Tier :-)
Er sollte sich schon etwas erschrecken und das Ganze unangenehm finden. Im gleichen Moment wo er ruhig ist kommt die Belohnung.
Freund Hund "verknüpft" Bellen mit Schrecken und Ruhe mit Belohnung.
Da sind die Burschen sehr schnell im Lernen :-)

Nun macht mal - sonst wird das nie was !


Rosmarie antwortete am 26.08.04 (23:41):

Oje, oje, ich lasse mir Beiträge immer per Mail schicken und habe in diesem, meinem eigenen Fall, verschwitzt, das Kreuzchen zu setzen.
Ich war schon richtig verunsichert, dass so gar keine Antwort kam...

DANKE an alle! Morgen antworte ich richtig!


julchen antwortete am 27.08.04 (06:23):

Vielen Dank Navallo,

Dein Beitrag ist sehr interessant und hat Vieles
mehr erwaehnt, das fuer erfolgreiche und beiderseitig
zufriedenstellende Hundehaltung sehr wichtig ist.
Der Trick mit der halskrause, z.B..
Ein gutes Zeichen fuer Welpen, dass Mutter genug
hat. Leicht uebertragbar auf Mensch/Hund
Verhaeltnis.
Ein Greifen des Nackens und ein festes NEIN
ist oft schon nach 2-3 mal Genug. Dann langt dem
Hund das NEIN alleine schon.
Auch eine kleine Geschichts-kunde was ein Hund
eigentlich ist, ist etwas was (leider) vielen Hunde
Liebhabern und Besitzern abgeht.

Juergen hat einen oft gemachten Fehler aufgezeigt:
Wenn der Hund andere Hunde anbellt, und man
streichelt ihn und sagt: komm, sei doch lieb, GUTER HUND...dann hoert der Hund bloss: GUTER HUND!!

Damit ist er dann doch gelobt worden fuer die
Bellerei und fuehlt sich bemuessigt weiteres Lob
einzuhaschen.
Da Hunde (ohne training dorthingehend, wie z.
B. Polizeihunde) aber eine sehr kurze konzentrierte
Aufnahmefaehigkeit haben, muss man die sekunden
abpassen, in denen der Hund das unerwuenschte
Verhalten laesst - und ihn loben bevor er es wieder
aufnimmt.
GAAAAR Nicht so einfach manchmal....stelle ich
Neuerdings fest :)))

Hallo Meerkind,
das Buch heisst: Training Your Rottweiler (Barbara L. McNinch) Sie ist langjaehrige Zuechterin und
Ausbilderin fuer Show Dogs, Polizei/Bomben/Kadaver
Hunde, Arbeitshunde (Karren ziehen etc) und Trag-Tiere, ebenfalls Herden Hunde. Alles Eigenschaften, fuer die Rottweiler geeignet sind,
und auch gezuechtet wurden ueber viele Generationen, etc..

Erhaeltlich ueber Amazon.com, aber es ist gut moeglich dass es nur eine englishe Ausgabe gibt
davon.

"lockerer hals" - noch ein Punkt von Navallo, der
wichtig ist. Manche Hunde sind von der Rasse her
sehr still (Chow Chow, z.B.) andere Hunde sind
von Haus aus, professionelle Klaeffer!
Manche neigen zur Hysterie, wo Andere am liebsten
bloss rumliegen und den liegen gott einen guten
Mann sein lassen.
Wer mit seinem Hund Marathon laufen will, ist mit
einem Mops weniger gut beraten.
Wer am liebsten auf der Couch vor der Glotzkiste liegt,
brauch einen Windhund wie ein Loch im Kopf! :))


Rosmarie antwortete am 27.08.04 (18:10):

Hallo miteinander,

wenn ihr wüsstet, wie sehr mir eure vielen Tipps und hilfreiche Gedanken und Erklärungen durch den Kopf gegangen sind! Einfach toll, was ihr alles zu diesem Problem zu bedenken gebt!

Besonders beeindruckt mich, dass ihr alle ganz offensichtlich auf dem allerneuesten hundepsychologischen Stand seid. Das meine ich ehrlich, da auch ich für meinen neuen Butze gleich drei Bücher durchgeackert habe. Falls jemand das bestimmt ausgezeichnete, englische Buch (von Julchen empfohlen) nicht lesen möchte, kann er sich die Bücher von Celina del Amo kaufen, einer in Norddeutschland lebenden Tierärztin und Hundepsychologin. Eines heißt "Hundeführerschein". Am hilfreichsten im Detail fand ich aber eines mit dem Untertitel "Step by Step", in dem genau beschrieben wird, wie man z.B. "Sitz" beibringt. Das Neueste von ihr ist auch gut und beschäftigt sich mit typischen Problemen und Fehlern, die wir Halter sehr leicht machen. Leider kann ich die Titel nicht genau sagen, da ich die Bücher nicht hier habe. Aber bei Amazon sind sie leicht zu finden.

Leider wird mein Bellproblem nirgendwo wirklich behandelt. Eine Klapperbüchse habe ich bereits in Teilen zusammen gesucht. Dass sie nützen wird, bezweifle ich deshalb, weil Butze durch seinen Trainer (der auch nach euren und den Del-Amo-Grundsätzen arbeitet - gleicher Verband) schon solch eine Schellenkette nachgeworfen bekam und überhaupt nicht reagierte. Schreckhaft ist er nämlich nicht, zumindest nicht unter Adrenalin.

Dass dieses Bellproblem mit Dominanz zu tun hat, auch damit, dass er sich als Alphatier sieht und nicht mich, ist wohl teilweise so, aber eben nicht durchgängig. Zu Hause ist er nämlich sehr folgsam, unterwegs auch weitgehend. (Er setzt sich auch nie in meinen Sessel und lässt sich auch sein Schweineohr aus dem Maul nehmen). Nur beim Ziehen an der Leine muss ich ab und zu noch den Riegel vorschieben und ihm das Halti anlegen. Trotzdem stimme ich Julchen und den anderen voll zu, die mich ermahnen, ihm zu zeigen, dass ich bestimme und nicht er.
Deshalb mache ich täglich immer wieder Gehorsamsübungen (Sitz, Platz, bei Fuß gehen, usw.) mit ihm. Er liebt dies wegen der Wienerwürstchenbröckchen.

Butze konnte überhaupt nichts, als ich ihn bekam und rannte beim Gassigehen zudem wie ein Irrer los. An der Leine wurde er also auch nicht ausgeführt, sondern verbrachte sein Leben bisher wohl meist an einer Laufleine in einem Hof.
In einigen Punkten zu Hause ist er aber überstreng erzogen und eher ängstlich. Z.B. traute er sich nicht in die Küche, wenn ich sein Fressen zubereitete, sondern schlich in den Flur und guckte wartend herüber... Er traute sich auch nicht, Männer zu begrüßen... Ab und zu muss er böse Tritte abbekommen haben. Andererseits kennt er Ballspielen und tobt wie wild. Mein Eindruck ist, dass er einem Jugendlichen gehört hat, der ihn selten mitgenommen hat, es dann aber genossen hat, ihn an kurzer Leine auf andere Hunde scharf zu machen.

Teil 2 folgt.


Rosmarie antwortete am 27.08.04 (18:11):

Da Butze an der kurzen Leine sogar auf Chihuahuas böse reagiert, an der langen Leine aber nicht (leider ist oft ja kein Platz zum Ausweichen), vermute ich, dass er kurze Leine mit "Aggression ist erwünscht!" verbindet.
Sein Hundetrainer hält dies für gut möglich. Er wies auch darauf hin, dass es sowieso falsch sei, einen Hund, der nicht aggressiv reagieren soll, mit kurzer Leine zu halten. Das könne nie etwas werden.
Wenn dies bei Julchens Rottweiler und "Steh" funktioniert, so liegt das sicher auch daran, dass er noch keine Fehlprägung hatte. Butze lernt zwar jetzt langsam die wichtigsten Kommandos, ist aber leider noch Ewigkeiten davon entfernt, dass er "Platz" machen, bzw. beibehalten würde, wenn solch ein Widerling von großem fremdem Rüden daherkommt... :-(
Nun habe ich das Problem, wie ist solch eine falsche Prägung wegzulernen? Denn der Aufenthalt unter einem Kneipentisch ist ja ohne kurze Leine nicht möglich. Eure Tipps sind gut und alle richtig (sie überzeugen mich total!), einzelne sind aber für mich schwer umzusetzen. Einen Hilfshund, den Butze nicht kennt und der mal in einem Lokal vorbeigehen könnte, kenne ich nicht. Aber es kommen ja doch immer mal echte fremde. Butze ist dann aber so geladen und bellt, dass er nicht mal reagiert, wenn ich ihm die Wanderkarte rechts und links um die Ohren haue. Sekunden später, wenn der Widerling nicht mehr zu sehen ist, ist die Welt wieder in Ordnung. Für ihn, nicht für mich.
Oder meint ihr, ich solle das nicht so eng sehen? Es giften ja viele Wuffs unter Tischen hervor. Nur mir ist das fürchterlich peinlich, und ich ärgere mich sehr, wenn ich die Leute im Lokal störe.
Außerdem schäme ich mich, wenn ich auf einem Bürgersteig an einem anderen Rüden vorbeimuss und meiner macht den Molli, während der andere souverän vorbeistolziert. Ist das vielleicht noch mehr mein Problem als Butzes?
Das "Schlimme" ist nämlich, dass Butze zwar klein, aber sehr muskulös und gestromt ist. Er ist zwar mit Sicherheit kein Kampfhundmix (Vater Fr. Bulldogge, Mutter Boxerdackel-Mix), aber wer sieht das schon auf den ersten Blick?
Manchmal frage ich mich, ob nicht vielleicht ich es bin, die ein Problem damit hat, keinen allzeit sanftmütigen, nur Wohlgefallen erweckenden Hund an der Leine zu haben?


julchen antwortete am 29.08.04 (03:47):

Kurze Leine, ist aber auch wie Zaun. Da kann man
Klappe haben, Frauchen sieht schon zu dass man
nicht echt auch vorzeigen muss wie boesartig man
ist :))) - Frauchen haelt einem ja schnaufend in
sicherer Entfernung *)

Also, mit dem Bellen...habe nochmal konsultiert
mit dem schlauen Buch und was sehr interessantes
gefunden.
Es gibt da ein Kopfgeschirr (gentle leader,
oder head Collar, heisst es),
welches nicht um hals und/oder Brust des Hundes
geht sondern lediglich ueber kopf und Nase.
Gedacht ist es eigentlich fuer grosse Rassen, mit denen
nicht so leicht fertig zu werden ist, wenn die anfangen
und ziehen.
Was es bewirkt ist sehr simple. Sobald der Hund zieht,
wird er nur mit dem Kopf gestoppt und muss sich
notgedrungenerweise umdrehen.
Kann sich also gar nicht so schoen klaeffend ins
Geschirr legen.

Nun dachte ich mir so: wenn das mit grossen Hunden
funktioniert sie am "ziehen" zu hindern, warum sollte
sowas nicht mit einem kleineren Hund funktionieren.
Denn das Hinterteil oder die Flanke oder sogar den
Hals zeigt man einem "angefeindeten" nicht so gerne.

Irgendwie koennte ich mir denken, dass Butzel
vielleicht weniger den Molli machen wuerde, wenn
ploetzlich sein Hinterteil ziemlich nahe am Stein
des Anstosses waere anstatt seine Zaehne :)))

Beim nochmal lesen steht sogar hier, dass es
Agressivitaet unterdrueckt. :)))

Ich werde mal kucken im Internet wo sowas zu haben
ist, wo man das bestellen kann, in welchen groessen
es das gibt.....bleibe also in Verbindung, Rosemarie.
Was fuer eine Rasse it Butzel nochmal?

Bis dahin, (klingt haesslich ich weiss) aber wuerge-
halsband und aufgerollte zeitung - und sofort eins auf
die Nase wenn er bloss kuckt als wolle er loslegen :)))

PS...es stimmt uebrigens nicht, dass man alten Hunden
keine neuen tricks mehr beibringen kann....es dauert
bloss laenger.


Pauline1 antwortete am 29.08.04 (05:38):

Morjen, Rosmarie
habe mal schnell gegoogelt und eine Seite für Hundezubehör mit dem beschriebenen "gentle leader" gefunden. Da du aber schon ein Halti hast, glaube ich nicht, dass du nun zusätzlich noch den "leader" brauchst. Ist ja fast dasselbe.
Ich setze dir den Link unten vorsichtshalber noch mal rein, dann kannste selbst nachschauen.
Und noch eins: du brauchst wirklich Geduld, Geduld, Geduld...du weißt doch: unmögliches wird sofort erledigt...Wunder dauern etwas länger :-))
Kannst du den TV-Sender "XXP" empfangen ? Dort läuft zur Zeit eine Sendung mit einer Hundetrainerin : Katja Geb-Mann,
die ist in Leverkusen. Ihren Namen kannste auch bei Google eingeben und findest ein paar Daten zu ihr.
Ich wünsch dir noch viel Erfolg bei der Butze-Erziehung!

Internet-Tipp: https://https://www.zooplus.de/app/WebObjects/ZooShop.woa%3FPID%3D2571%26PG%3D2222


Rosmarie antwortete am 29.08.04 (08:07):

Liebes Julchen, liebe Pauline,

einfach toll, wie ihr euch Gedanken macht! Allein das hilft mir schon, am Problem dranzubleiben und nicht den Mut zu verlieren!

So ein Gentle Leader habe ich. Ich hatte es als Halti bezeichnet. Ich ziehe es Butze an, wenn sein Temperament mit ihm durchgeht und er schlimm zieht. Das ist im Wald bei Wildspuren der Fall, im Feld und im Ort weniger.

Julchen, Butze ist ein muskulöser Mix (Fr. Bulldogge - davon hat er viel, nur leider nicht die Ruhe - und Boxer-Dackel-Mix - er ist zwar ein bisschen länger, hat aber doch normale Beine, ist überhaupt recht gleichmäßig gebaut. Da er gestromt ist, kannst du ihn dir vorstellen wie ein kleiner, schmalerer Staffordshire mit Fledermausohren.

Das Gentle Leader (Halti) nutzt mir leider im Lokal nichts, da Butze eine etwas kürzere Nase hat und sich das Ding sofort abstreifen kann. Im Wald muss ich dabei ständig aufpassen und gegenziehen. Beim Essen ginge das nicht.

Übrigens reißt er seine Klappe nicht nur auf. Ich bin überzeugt, er würde auch gern zubeißen. Bei seiner ersten Trainingsstunde griff er pausenlos einen Riesenhund an, der mindestens fünfmal größer ist als er. Der Trainer hatte ihn damals an einer ganz langen Schleifleine und riss ihn immer wieder zurück, bevor er beißen konnte. Der Große ist leider ein ganz gutmütiger Kerl, der sich nicht wehrt. Bis heute muss Butze einen Maulkorb tragen, wenn dieser Riese Ben dabei ist. In anderen, späteren Gruppen ist es bisher immer mit jedem großen Rüden gut gegangen. Die drohen mal kurz, dann gibt meiner Ruhe.
Allerdings sucht der Trainer die Hunde auch so aus, dass sie zu Butze passen. von sich aus sehr aggressive Hunde sind nicht dabei.

Gestern im Feld hatte ich gleich zwei Erfolgserlebnisse. Erstens hörte Butze beim Freilaufen (kennt er erst seit wenigen Tagen) recht gut und kam immer auf Zuruf.
Zweitens trafen wir später zwei sehr große weiße Hirtenhunde. Die Leute meinten, ich könne meinen unbedenklich loslassen. Nein, es passiere nichts, auch wenn er ein bisschen aggressiv würde. Die drei preschten aufeinander zu und rannten dann friedlich miteinander rum. Halleluja!

Ihr bringt mich auf die Idee, dass ich ihm im Ort, wenn ich von dieser Wohnung aus losgehe, das Gentle Leader anziehe. Ich werde es nur um den Hals hängen. Denn an sich ist es ihm unangenehm, daran geführt zu werden. Wenn dann ein Hund naht, werde ich es ihm schnell über die Nase ziehen und die Leine anhängen. Ja, das werde ich mal versuchen!

Danke, Pauline, auch für das Mutmachen! Du hast Recht, auch ein älterer Hund kann noch lernen. Butze hat ja schon sehr, sehr viel gelernt. Ich werde mich nicht entmutigen lassen. Das werden wir also auch noch hinkriegen.


Medea. antwortete am 29.08.04 (08:15):

Wenn ich schon Würgehalsband lese, wird mir schlecht,
genauso ekelhaft finde ich die Bänder mit den elektrischen Stromstößen - und dieser Leader scheint nicht viel besser zu sein ....

so schlimm ist der Butze doch wirklich nicht!!!

Gegen die Zeitung habe ich nichts einzuwenden,
Rosmarie, dann nimm sie auf Eure Spaziergänge mit,
zudem kannst Du bei notwendigen Pausen Deinerseits auch noch das Neueste vom Tage konsumieren .... :-))


Pauline1 antwortete am 29.08.04 (11:33):

Liebe Rosmarie,
schau mal unter dem angegebenen Link nach. Ein Halti ist etwas anders gearbeitet als ein Gentle Leader. Erfüllt aber wohl den gleichen Zweck.
Ich habe neulich mit Paulinchen fast das gleiche erlebt wie du. Wir begegnen des öfteren einem Retriever-Rüden, der ständig an der Leine läuft und dort ziemlich aggressiv sogar gegen meinen lammfrommen Hund agiert. Plötzlich riß sich der Rüde los, stürmte auf Paulinchen los ( sein Frauchen fiel fast in Ohnmacht, ich stand abwartend daneben )...und was passierte ? N i x !!! Der Rüde schnüffelte an Pauli rum, man bewedelte und beschnupperte sich und dann ging jeder seines Weges.
Das Problem ist, dass dieser lauf- und bewegungsfreudige Rüde gar nicht seine Neigungen an der Leine ausleben darf.
Und wenn man dann noch die ängstliche Körperhaltung des Besitzers sieht, weiß man, dass der Hund gar nicht anders kann, als zu bellen...er meint, er müßte Herrchen bzw. Frauchen beschützen.
Aber ich denke, wenn du mit Butze fleißig übst, wirste auch bald Erfolg haben. Meine Freundin hat auch nen kleinen Frz. Bulldoggenrüden...wat meinste, wie die sich immer durchsetzen muss. Der Kleine versucht's immer wieder mal, die Oberhand zu gewinnen...aber sie zeigt ihm dann sehr schnell, wer der Herr im Hause ist.
Viel Spaß noch bei der Erziehung.

Internet-Tipp: https://www.zooplus.de/app/WebObjects/ZooShop.woa%3FPID%3D2571%26PG%3D2222


Rosmarie antwortete am 29.08.04 (11:40):

Hallo Medea,

keine Sorge, der Leader ist nicht vergleichbar mit einem Würgehalsband. Angeblich ist er überhaupt nicht schlimm, nur ungewohnt. Ich kannte das Halti oder Gentle Leader oder Hundehalfter vom Fernsehen her aus "Herrchen gesucht". Dort werden immer mal Hunde mit Halti vorgestellt. Und jedesmal wird erklärt, dass dies nichts mit einem Maulkorb oder etwas Schrecklichem zu tun hat.
Die Hundeschule, die wir besuchen, arbeitet ausschließlich mit Bestärkung durch Leckerli, nie mit Strafe und schon gar nicht mit Elektroschock-Halsband (werden vehement abgelehnt!). Aber Gentler Leader wird sehr propagiert. Dabei läuft ein Band (ca. 1,5cm) über die Nase und eins hinter den Kopf, damit´s hält. Das Band über der Nase läuft unter dem Maul zusammen, aber nicht eng, sondern mit viel Spielraum. Der Hund kann also fressen, beißen, trinken, hecheln, alles. Unter dem Maul ist der Ring zum Einhängen der Leine. Wenn man den Hund am Halti führt, entsteht in dem Moment, wenn er schlimm an zu ziehen fängt, ein Druck auf der Nase, weil ja die Leine darunter eingehängt ist. Das imitiert angeblich den Nasengriff, mit dem sich Hundemütter oder Rudelführer Respekt verschaffen. Der Hund wird langsamer, auch deshalb weil er in der Nase nicht die Ziehkraft hat, die er mit Leine hat. Heftiges Rucken wie sonst an der Leine ist unerwünscht und auch nicht nötig.
Mit dem Halti könnte man auch den Kopf zur Seite ziehen, so dass der Blickkontakt zum Gegenüberhund unterbrochen wird und der Hund sich auf sein Herrchen konzentriert.

Das Ganze funktioniert gut, wie ich es bei etlichen Teilnehmern der Hundeschule gesehen habe. Anfangs ist den Hunden das Haltitragen aber sehr unangenehm, genauso wie ihnen das Halsbandtragen unangenehm wäre, wenn sie es noch nie erlebt hätten. Aber sie gewöhnen sich dran.

Warum ich Butze den Gentle Leader nicht immer anziehe (wie der Hundetrainer es gut fände), ist, dass ich a) ein Weichei bin und meinem Butze den unangenehmen Lernprozess so ungern zumute. Sonst bin ich aber konsequent... :-))) und b) weil ich wegen seiner kürzeren Schnauze ständig auf das Halti schauen und aufpassen muss, dass er es nicht mit einer schnellen Bewegung abstreift. Butze ist nämlich nicht doof und bewegt sich z.B. schnüffelnd auf einen Grasbusch zu, den ich ihn natürlich beschnüffeln lasse. Er aber schnüffelt gar nicht, sondern reibt blitzgeschwind das Halti von der Nase... :-))) Ich muss mich wieder bücken und das Halti überziehen... Außerdem kann ich ihn mit Halti nicht an der ganz langen Laufleine laufen lassen (eben wegen dem blitzschnellen Abstreifen), muss ihn also ständig gängeln, was ich bei langen Waldgängen nicht gut finde. Es hat also mit ihm und auch etwas mit mir zu tun, dass ich das Ding lieber in der Tasche als auf Butzes Nase sehe. Denn normalerweise lebe ich ja in der Südwestpfalz mitten im Wald und bin dort täglich Stunden mit ihm unterwegs.
Außerdem vertraue ich darauf, dass er das Nichtziehen auch so lernt, was auch in einem erstaunlichen Umfang schon geschehen ist. Aber ganz ohne Halti geht es eben doch nicht. Aber auch dadurch lernt er meiner Meinung nach. Er weiß, wenn ich wie ein Idiot an zu ziehen fange, dann muss ich eine Weile am Halti laufen....
Warum ich noch nicht auf die Idee gekommen bin, ihn hier im belebten Rheingraben bei Gängen durch den Ort am Halti zu führen, frage ich mich, denn da kann ich ihn wegen der Straße sowieso nicht an der ganz langen Laufleine laufen lassen. Ich werde es bei der nächsten Gelegenheit versuchen.

Euch allen einen schönen Sonntag!


Rosmarie antwortete am 29.08.04 (14:14):

Liebe Pauline,

ist dir das Herz bei der Begegnung mit dem sich losreißenden Retriever nicht stehen geblieben? Wie groß ist denn dein Paulinchen (welche Rasse)?
Bei Butze habe ich weniger Angst um ihn, sondern Angst, dass er als erstes mit Großen richtig Zoff anfängt. Über Kleinere regt er sich sowieso nicht auf. Übrigens hat Butze lächerlich kleine Zähne; nur er weiß es nicht... :-(

Ganz sicher hast du Recht! Die Französischen Bullis sind nicht nur Dickschädel (außen wie innen), sondern die Rüden oft auch größenwahnsinnig. Mein vorheriger Bobbel war ja auch einer - aber liiiiiieeeeb und drollig!
Ich werde also üben, üben, üben und Geduld haben. Wie war das mit den Wundern, die etwas länger dauern...? :-)))

Danke für deinen Link! Leider kann ich auf dem Foto nicht erkennen, ob der Gentle Leader etwas anders geformt ist als meiner. Das Dumme ist, dass ich hier in dieser Wohnung nicht die Verpackung habe. Ich kaufte ihn beim Hundeversand Schecker als Hundehalfter. Im Text stand auch das Wort Halti. Auf der Verpackung stand aber, wenn ich mich recht erinnere, "Gentle Leader". Vielleicht gibt´s ja verschiedene Ausführungen... Da Butzes Trainer auch welche verkauft, kann ich ja mal probieren, ob dessen besser sitzen und nicht ganz so schnell abzustreifen sind. Das ist nämlich wirklich ein Problem.

Den von dir genannten Sender bekomme ich leider nicht.

Nochmals allen einen schönen Sonntag!


Pauline1 antwortete am 29.08.04 (15:22):

Liebe Rosmarie,
mein Paulinchen ist eine bildhübsche kniehohe (meine Knie, nicht die von Nadja Auermann!) Collie-Mischlingshündin. Dem Wesen nach ein Collie durch und durch: sie behütet, ist kinderlieb und sehr verschmust...geht allem Ärger aus dem Weg und schaut sich die tobenden Junghunde in unserer Gegend als "betütelnde Tante" von weitem an. Wenn die es in ihrer Spielstunde mal zu bunt treiben, greift sie bellend ein und ruft bzw. bellt zur Odrdnung. Ich kann sie selbst im dicksten Stadtgewühl ohne Leine laufen lassen.
Obwohl: am Anfang war ihr die Großstadt recht unheimlich. Ich bin zwar hier geboren, aber als Paulinchen zu mir kam, haben wir in der Nähe von Aschaffenburg in einem sehr abgelegenen Gewerbegebiet gewohnt. Wir mußten extra 1 Stunde Fahrzeit in Kauf nehmen, damit sie an einer Welpenspielstunde teilnehmen konnte. Und nun diese Großstadt! Laute S-Bahnen, Quietschen unterm Bauch beim Strassenbahnfahren, Alarmsignale in der U-Bahn...das war ihr am Anfang alles unheimlich. Inzwischen ist sie aber gut stadttauglich. Allerdings wohnen wir hier im Grünen...da sieht sie nicht ganz soviel von der Stadt. Aber ich nehme sie oft mit, wenn ich zur Weiterbildung durch die ganze Stadt muss.
Wir zwei wünschen dir noch einen schönen und sonnigen Sonntag.


Rosmarie antwortete am 29.08.04 (20:09):

Liebe Pauline,

mit wieviel Liebe du von deiner Hündin sprichst! Aber du hast mich - und sicher alle hier - überzeugt, dass sie eine ganz Tolle ist!
Es ist erstaunlich, wie gut sich Hunde an neue Umstände anpassen können. Zum Glück!

Viel mehr kann ich jetzt nicht mehr schreiben, ich habe gerade drei alte Kakteen und elf kleinere umgetopft. Es war genauso schrecklich, wie ich es in Erinnerung hatte...


navallo antwortete am 29.08.04 (22:45):

Eine andere Variante gegen Kneipengebell:
Beller wollen zumeist während ihrer Lärmaktion stehend den großen Zampano spielen. In Platzlage haben sie dann keine Lust mehr zu krakeelen. Falls das Platz-Kommando vom angeleinten Hund nicht eingehalten wird, kann man mit dem Fuß auf die Leine treten und ihn damit nach unten ziehen (geht bei größeren Hunden manchmal nicht). In der Kneipe läßt er sich damit bei Fehlverhalten quasi einige Zeit am Boden "festnageln". Viele Hunde begeben sich bereits instinktiv bei Sichten eines Artgenossen in Platzlage (Lauerstellung, Anschleichen), ohne dass es ihnen je beigebracht wurde. Vielleicht läßt sich Butze auf diese Weise dahingehend umpolen?

"Platz" ist überhaupt das wichtigste Kommando und m. E. in den Konsequenzen weitreichender als das Herankommen. Es ist z. B. nahezu die einzige Möglichkeit, auch auf 30 Meter Entfernung einen Hund bei Beginn einer Hetzjagd oder der Verfolgung eines Radfahrers noch zu stoppen. Auch wenn Gäste kommen, verhindert man mit "Platz" jedwede Belästigungen. Bei Einkäufen kann man ihn damit in einer gefahrlosen Zone ablegen usw. Während man normalerweise das Herankommen mit Leckerli oder Spielen belohnt (was dem Hund aber in einer Hetzsituationen völlig wurscht ist), sollte Platzmachen selten oder nie belohnt werden. Der Hund muß dabei eher in eine Stimmung von unbedingter Unterwerfung geraten. Er sollte im Idealfall beispielsweise aus vollem Lauf beim Kommando schlagartig in Platzlage gehen. In dieser Form erreicht man das aber meist nur bei Hunden, deren Ausbildung man selbst mit etwas Erfahrung im Welpenalter beginnt. Aber normales Ablegen (mindestens 15 Minuten)können auch alte Hunde noch sehr gut lernen.


navallo antwortete am 30.08.04 (10:52):

Was kann man bei "Platz" falsch machen?

Ein auch bei professionellen Hundetrainern zu beobachtender Fehler ist das Abrufen von einer Platzsituation aus einem Abstand zum Hund.
Es sieht ja auch geil aus, wenn der in 50 Meter Entfernung abgelegte Hund auf Kommando unverzüglich heranprescht. In den deutschen Prüfungsordnungen wird das sogar gefordert und deshalb unnötigerweise (!) von den Hundeführern auch geübt. Der Hund befindet sich dann infolge der Übungen stets in einer äußerst explosiven Erwartungshaltung und will auf Kommando sofort losstürmen. Das tut er dann leider auch ohne Aufforderung, wenn die Spannung sich übermächtig aufgebaut hat und er nach seiner Ansicht zu lange wartet. Er soll aber eigentlich in stoischer Gelassenheit ausharren, zuversichtlich wissend, daß Herrchen kommt und ihn erlöst.

Deshalb gilt zum Platzmachen Folgendes:

1. Der Hund ist immer an der Stelle, wo er Platz macht, wieder abzuholen – nie abzurufen (Ausnahme bei Prüfungen, die nun mal so dämliche Forderungen enthalten). Manchmal ist das sehr unbequem, den ganzen Weg bis zum Hund wieder zurücklatschen zu müssen. Aber es lohnt sich!

2. Das Kommando „Platz“ oder auch „Down“ muß grundsätzlich durch ein anderes Kommando („Lauf voran“, „Sitz“ , „Fuß“ ...) aufgehoben werden. Das gilt auch für einen unter einem Kneipenstuhl abgelegten Hund. Tut man das nicht, so überläßt man die Entscheidung dem Hund, und der schert sich bald einen feuchten Kehricht, ob er das schon darf oder nicht.

3. Abrufkommandos wie „Komm", „Hier" oder der Name des Hundes sind nach vorangegangenem Platzkommando wegen der damit erwarteten Belohnung kontraproduktiv. Hat man vor, ihn von einer Warteposition aus der Entfernung abzurufen, so ist das vorherige Kommando „Sitz“ oder auch „Steh“ geeignet. Dann darf er auch sein Leckerli oder Spielgerät bekommen.


Rosmarie antwortete am 30.08.04 (13:13):

Hallo Navallo,

danke für deine beiden interessanten Beiträge! Ganz toll, wie einleuchtend du erklärst, warum so und nicht anders. Ich glaube, auf Butze bezogen liegst du ganz richtig, wenn du den Gehorsamsfaktor in den Vordergrund stellst.
Er probiert ganz gern, ob er nicht doch ohne zu gehorchen durchkommen kann. Vor allem jetzt, wo er mehr darf, z.B. frei laufen seit einer Woche.
Gestern habe ich ihm im Feld, als er kommen sollte (immer mit Belohungswürstchen - wir üben ja noch nicht lange) und er auch erst gerannt kam, dann aber, ein paar Meter vor mir, anfing zu schnuppern, nach mir guckte, zwei Schritte lief, wieder schnupperte... da bin ich die wenigen Schritte zu ihm gerannt und habe ihm meinen Schal übergezogen. Das tat gewiss nicht weh, aber als ich die paar Schritte zurückging und ihn rief, kam er sofort, sogar fast freudig... Ach ja...

Mein Beispiel schreibe ich deshalb, weil ich glaube, dass du mit deiner vorgeschlagenen Strategie, das "Platz" als sehr wichtig bei ihm anzusehen, genau richtig liegst. "Platz" kennt er erst seit ca. eineinhalb Wochen. Natürlich muss ich es jetzt noch mit Belohnungen üben. Aber ansonsten leuchtet mir deine Begründung völlig ein. Ich werde bei "Platz" sobald wie möglich die Belohnungen überspringen und schließlich weglassen und auch üben, dass Butze zunehmend länger liegen bleibt.
Dass dies auch im Lokal gut gehen müsste, hoffe ich sehr. Wir lassen Butze nie auf dem blanken Boden liegen, sondern haben immer eine warme Unterlage dabei. Lokalböden sind nämlich meist gefliest und oft eiskalt. Kein Wunder, dass so mancher Hund Nierenprobleme bekommt oder nicht gern liegen bleibt... Schon beim nächsten Mal werde ich versuchen, ihn, wenn er giften möchte, mit der Leine auf dem Boden festzuhalten. Ob das schon klappt, weiß ich nicht, aber versuchen und für die Zukunft ansteuern werde ich dies auf jeden Fall.
Und ich werde es genauso machen, wie du es in deinem zweiten Posting es beschreibst.

Toll, Navallo, deine ausführlichen Begründungen! Danke!


navallo antwortete am 30.08.04 (20:54):

Hallo Rosmarie,
wenn der Hund auf Kommando nicht kommt, ist es nicht zu empfehlen, wenn Du auf ihn zugehst oder gar versuchst, ihn einzufangen. Er macht damit die Erfahrung "Die wird schon kommen, wenn sie was von mir will", außerdem liebt er Fangespiele.
Wenn er , wie Butze, kurz vor Dir stoppt, hat er vielleicht in der Vergangenheit nach dem Herankommen vom Vorbesitzer Prügel bezogen. Jetzt zögert er und verharrt in einer sogenannten Übersprungsreaktion (= Rumschnuppern), weil er nicht sicher ist, ob er Dir trauen kann. Das wieder zu korrigieren erfordert, in der kommenden Zeit sein grenzenloses Vertrauen mit unendlicher Geduld wieder zu gewinnen. Da solltest Du auch auf den Schal oder die Zeitung in solchen Situationen verzichten.

Besser ist, wenn Du Dich vom ungehorsamen Hund entfernst oder, wo das möglich ist, dich versteckst - auch wenn es zunächst Nerven kostet. Auf freiem Feld kannst Du Dich auch durch Hinkauern kleiner machen, was dem Hund als größere Entfernung vorkommt. Er will ja in der Nähe seines Rudelführers bleiben und wird alsbald nach Dir suchen und zu Dir kommen. Belohnung ist dann erforderlich, auch wenn Du Dich über ihn geärgert hast. Er verknüpft ja nicht Deinen Ärger mit seinem Ungehorsam, sondern er ist ungehorsam, weil er Deinen Zorn nicht in seiner Nähe mag.


navallo antwortete am 30.08.04 (21:16):

Etwas weniger kryptisch ausgedrückt:
Dein Hund ist nicht zu Dir gekommen, weil Du ihm mit dem Schal eine gewinkt hat und er dadurch zu Einsehen gekommen wäre, sondern er kam, weil Du ein paar Schritte zurückgingst!!!!


Rosmarie antwortete am 30.08.04 (22:24):

Hallo Navallo,

einfach toll deine Erklärungen! Du hast Recht, kleiner machen nützt - und verstecken auch. Das habe ich schon in den Tagen davor praktiziert.

In diesem Fall glaube ich aber weniger, dass er Angst vor Prügel hatte, sondern dass er wusste: "O, die lobt mich sowieso, wenn ich komme, tut sie ja andauernd. Und Leckerli habe ich eigentlich schon so viele, da schnüffele ich lieber hier und da auch noch. Dieses Zürücklaufen auf Kommando ist doch sooo lästig!"

Aber ich werde beim nächsten Mal trotzdem auf den Schal verzichten. Was du von der Angst sagst, habe ich nämlich heute deutlich erlebt.
Am Ende eines toll funktionierenden Ganges (8km) ohne Hundebegegnungen, aber mit Freilauf und Üben, kamen uns gleich drei Hunde kurz hintereinander auf einem Rheindamm entgegen, auf dem ich nicht ausweichen konnte. Jedesmal gab es schlimmen Krawall mit zweimal empörten Blicken der anderen Herrchen. Ich war so hilflos (keine Zeit mehr für Halti!), dass ich Butze beim dritten Mal schon beim ersten Knurren (Abstand zu Hund noch ca. 7m) eins mit dem Schal übergehauen habe. Er hat Angst mir gegenüber gezeigt und ist dann trotzdem wie verrückt bellend auf den anderen zugeschossen. Das Schalschlagen erzeugte also noch mehr Aggression.
Merkwürdigerweise lief Butze danach die 50m fast freiwillig bis zum Auto ganz toll bei Fuß, was er sonst mit Leckerlibelohnung noch nie geschafft hat.

Du sagst es ganz recht, ich werde noch viel Geduld brauchen, auch noch viel an meinen eigenen Reaktionen arbeiten müssen. Aber ich bin guten Willens. Wie heißt es? Nicht nur ältere Hunde, sondern auch ältere Frauchen sind noch lernfähig... :-))

Morgen gehe ich in ein Hundegeschäft und gucke mal, ob die dortigen Gentle Leader anders sind als mein eigener. Vielleicht gibt es ja einen anderen, der nicht so schnell von der Nase zu wischen ist.

Danke für deine Hilfe! Und danke auch für alle anderen Hilfen! Ihr macht mir Mut, die Dinge ein wenig gelassener zu sehen und der Zukunft (und meiner und Butzes Lernfähigkeit) zu vertrauen!

Gute Nacht!


julchen antwortete am 31.08.04 (05:27):

Danke Navallo,
deine letzten Beitraege haben mir viel gelehrt und ich
werde sie mir zu Herzen nehmen.

Was Du gegeben hast waren die besten ausbildungs/
erklaerungs tipps bezueglich des Verhalten des Hundes und sind sehr, sehr einleuchtend.
Gute, sehr gute erfolge hatte ich mit dem
einfach weggehen, wenn der Hund nicht zu mir kam
(zumindest nicht nahe genug ihm die Leine anzulegen - er fand es lustig grade ausser Reichweite zu sein).
So einen Schlaumeier hatte ich naemlich 12 jahre
und mit dem war's ein ewiger Kampf :)))
Eins steht fest: schelten, wenn der Hund dann endlich
gehorcht, ist das Schlimmste. Das merkt er sich fuer's
naechste Mal :))

So ziemlich alle hier sind Hobby Hunde Moms/Dads.
Du klingst aber wie ein Profi.
Welche Hunderasse ist DEINE bevorzugte? Bildest
Du professionell aus, oder als Hobby?

Es wuerde mir eine grosse Freude machen mehr
darueber zu erfahren.


Pauline1 antwortete am 31.08.04 (07:04):

Morjen...
da scheint ja jemand ausser mir auch noch ein Frühaufsteher zu sein *g*.
Das mit dem Weggehen hätte ich auch empfohlen, kam aber gestern aus Zeitmangel nicht mehr dazu.
Aber die Beiträge von navallo sind wirklich spitze und vor allen Dingen sehr lehrreich.
Es gibt ja in der heutigen Zeit sehr unterschiedliche Lehrmethoden. Man kann sich 10 Hundeschulen ansehen und mindestens 5 von denen arbeiten sehr unterschiedlich. Was die eine befürwortet, lehnt die andere ab. Da ist es dann gar nicht so einfach, die richtige zu finden, wenn man denn eine braucht.
Ich habe sehr viele Beiträge bei VOX gesehen, die sich mit der Erziehung sehr problematischer Tiere ( nicht nur Hunde, sondern auch Katzen, Pferde, Schildkröte, Esel, Papagei) beschäftigte. Das war eine Sendung der BBC und hieß "Unsere neurotischen Lieblinge". Es war interessant, was sich diese Tierpsychologen so alles für diese Tiere einfallen ließen.
Zur Zeit schaue ich bei "XXP" immer die Wiederholungen mit der Tierpsychologin Katja Geb-Mann, die war auch schon im WDR oder MDR zu sehen. Es laufen 6 verschiedene Beiträge. Es geht aber bei ihr immer nur um Hunde. Da wurden eben auch solche Themen behandelt wie: "bleib" bei einem Hund, der bei Frauchen im Laden lag und jeden Kunden ansprang,
"komm" bei einem anderen, der ständig ausser Sicht- und Reichweite war und nie kam, wenn er sollte,
ein Hund, der ständig zwickte und Wurst vom Tisch klaute...usw.
Sie hat auch eine eigene HP.
Nochmals vielen Dank, navallo


navallo antwortete am 31.08.04 (23:36):

@julchen,
nein, Profi bin ich nicht. Dann müßte ich ja meine Brötchen damit verdienen.

Ich halte mit Unterbrechungen seit ca 60 Jahren Hunde, bin in verschiedenen Vereinen gewesen, dort auch in Führungspositionen, und habe auf verschiedenen Ebenen des Hundesports und der Hundeausbildung Staub gewischt. Ein bißchen fängt man dann schon an, wie ein Hund zu denken. Dabei habe ich im Wandel der Zeiten mitunter unselige Ausbildungsverfahren miterlebt. Dadurch weiß ich halt auch relativ viel über Fehler und Unsinn, die bis heute tagtäglich passieren - mitunter sogar in Büchern stehen - sei es in der Schutzhundausbildung (,die ich für überflüssigen Irrsinn halte, wenn von Laien betrieben), im Fährtenhundewesen, im Rettungshundewesen, im Agility-Sport, in der Jagdhundausbildung (ohne Jäger zu sein!) bis hin zu den Kunststücken von Zirkushunden. Wenn es nicht schon so viele mehr oder weniger gute Hundebücher gäbe, ich könnte eins mit einer Fülle selbst erlebter Begebenheiten schreiben.

Für Gurus, die ihre Ausbildungsmethode für die alleinig richtige halten, habe ich sehr wenig übrig. Es ist mir interssanter, viele verschiedene Varianten parat zu haben und die jeweils für den Hund passende auszuwählen.

Eine bevorzugte Hunderasse habe ich ebensowenig, wie ich bestimmte Rassen kategorisch ablehnen würde. Mein Jetziger ist (vermutlich) ein Deutscher Wachtelhund (Jagdhunderasse) oder ein viel zu groß geratener Kleiner Münsterländer. Ich habe ihn mir aus dem Tierheim geholt. Eine Abbildung müßte hier im ST irgendwo zu finden sein. Er war vor 31/2 Jahren in eisiger Winterskälte ausgesetzt worden und kam mit Erfrierungen zu mir.


Rosmarie antwortete am 01.09.04 (08:08):

Hallo Navallo,

auch mir hast du mit deiner Antwort auf Julchens Frage eine Riesenfreude gemacht. Ich hatte mich nämlich auch schon gefragt, ob du Profi bist. So ist mir das Ganze aber noch sympathischer. Und Profi bist du sowieso, auch wenn du nicht dein Geld mit Hundeerziehung verdienst.
Ich hätte auf Lehrer getippt, da deine Art zu erklären höchst verständlich ist! Aber vielleicht liegt das ja auch daran, dass du inzwischen wie ein Hund denken kannst... :-)))

Butzes Hundetrainer ist ja jemand, der davon lebt. Er hat viel Zulauf, ist auch sehr gut. Aber manchmal habe ich so einen Beigeschmack, dass er doch "ohne Not" darauf hinarbeitet, dass hier vielleicht mal eine Einzelstunde nötig sei (30 E nach der 1. Einzelstunde für 50 E) und die Gruppenstunden möglichst auch zweimal in der Woche belegt werden (Gruppenstunde 15 E) und vermutlich auf jahrelanges Training angelegt sind... Ich nehme inzwischen aber nur noch eine Gruppenstunde pro Woche, da mir das Ganze a) zu teuer wird und b) ich festgestellt habe, dass ich zwischendrin auch ein bisschen mehr Zeit haben möchte um zu üben.
Momentan machen wir sowieso Pause, da ich ja nicht in der Südwestpfalz, sondern im Mannheimer Raum sind.

Übrigens hat Butze gestern im Lokal einen Schäferhund und einen Westi im 3m-Abstand vorbeilaufen lassen, ohne mit der Wimper zu zucken. Er ist nicht mal aufgestanden. Ich schwebte den Rest des Tages auf Wolken. Woher dieser Gleichmut kam, kann ich mir allerdings nicht erklären. Vielleicht war er einfach zu müde, weil er gerade so gemütlich schlummerte... :-)))

Dein Hund gefällt mir (auch wenn ich sein Bild nicht gesehen habe). Was für ein Glück, dass er bei dir gelandet ist!
Wie kommst du mit seinem Jagdtrieb zurecht? Kannst du ihn im Wald frei laufen lassen?

Dir und allen hier einen sonnigen Spätsommertag - wie hier.


navallo antwortete am 01.09.04 (20:04):

Nein Rosmarie, Lehrer bin ich auch nicht, habe aber etwas Erfahrung im Lehren und einige leidenschaftliche Lehrer in der Verwandtschaft.

Huberts Jagdtrieb stoppe ich tunlichst bereits im Ansatz mit "Down". Das ist so ähnlich wie "Platz", nur noch etwas strenger, weil der Hund dabei den Kopf zwischen die Vorderpfoten legt.

Hier noch einige Anmerkungen zu gebräuchlichen Werkzeugen, die das Zerren an der Leine verhindern sollen.

Alle haben gemein, daß der pfiffige Hund bald erkennt, wann er das Ding um bekommt. Sein Verhalten wird vom Anlegen des Geräts abhängig. Er glaubt, daß er ohne sein Halti nach wie vor ziehen darf. Das heißt aber nicht, daß es für eine gewisse Zeit zum Erreichen bestimmter Ausbildungsziele unzweckmäßig wäre. Vor dem eigentlichen Einsatz muß es nur so lange ohne Leine getragen worden sein, daß der Hund die Einwirkung nicht mehr mit dem Anlegen des Ausbildungswerkzeugs verbinden kann (ca 2 Wochen mehrere Stunden am Tag).

Konstruktionen, ob sie sich nun Halti, Gentle Leader, Walky oder sonstwie nennen, die nahe der Kinnspitze des Hundes angreifen, sind prinzipiell geeignet, das Ziehen an der Leine zu unterbinden. Die besten davon sind jene, wo die Zugrichtung nicht auf den Hundeführer und seine Leine, sondern auf den Hals des Hundes gelenkt wird. Bei diesen laufen 2 Schnüre vom Kinn des Hundes über jeweils rechts und links am Halsband befindliche Umlenkrollen oder Ösen und werden hinter dem Hals wieder zusammengeführt. Die Leine wird an diesen Schnüren am Hals achtern nahe an der gleichen Stelle eingeklinkt, wo man sonst die Öse hinten am Halsband findet.
Hingegen muß bei den nur an der Kinnspitze einklinkbaren "Haltis" damit gerechnet werde, daß besonders kleinere Hunde lernen, sich durch Saltos oder Bocksprünge von dem Plagegeist zu befreien.

Es gibt auch so eine Art Hundegeschirre, bei denen Schnurschlingen vom Halsband über die Achselhöhlen führen, die beim Ziehen mehr oder weniger schmerzhaft gestrafft werden und so das Zerren verhindern sollen. Harte Hunde reagieren darauf oft wenig, stehen aber damit in der Gefahr, die Haut unter den Achseln aufzuscheuern. Also Vorsicht!

Die sogenannten Würger aus Ketten oder Leder sind Schlaufen, die sich am Hals des Hundes wie eine Henkersschlinge zusammenziehen, wenn die Leine in die entsprechende Öse eingehakt wurde. Sie sind wahlweise auch als normale Halsbänder zu benutzen, wogegen nichts einzuwenden ist. Es gibt Hunde, die mit blau heraushängender Zunge und schnaufend wie eine Dampflok trotz Würger weiter zerren. Aus meiner Sicht unnötige Quälerei.

Stachelhalsbänder mit angeschliffenen Spitzen und sogenannte Korallen (mit Spitzen versehene Kugeln im Halsband) führen zu schweren Verletzungen (Einspießen in die Luftröhre oder die Hauptschlagadern am Hals) und sind abzulehnen. Im deutschen Handel sind nur Stachelhalsbänder mit stumpfen, abgerundeten Spitzen zulässig. Ich will niemandem in Abrede stellen, daß in extremen Ausnahmesituationen ihr kurzzeitiger Einsatz gerade eben noch vertretbar wäre, aber in der normalen Ausbildung haben diese Dinger nichts zu suchen.


navallo antwortete am 01.09.04 (22:45):

@Rosmarie
<<Aber manchmal habe ich so einen Beigeschmack, dass er doch "ohne Not" darauf hinarbeitet, dass hier vielleicht mal eine Einzelstunde nötig sei>>

Professionelle Hundeschulen sind vorwiegend darauf ausgerichtet, in einer vereinbarten Zeit den ihnen anvertrauten Hunden die Benehmensgrundlagen und das Befolgen bestimmter Kommandos beizubringen. Da viele Hunde ihr Ausbildungsziel nicht in der versprochenen Zeit erreichen, kann die Sache für die Besitzer im Endeffekt recht teuer und für die Hundetrainer recht lukrativ werden.

Eine Ausbildungsalternative bietet sich in Vereinen, die oft Begriffe wie "Sporthunde", "Familienhunde", "Agility", "Begleithundesport" und Ähnliches im Titel führen. Der Jahresbeitrag in mir bekannten Vereinen liegt zwischen 70 und 100 €. Fast alle verfügen über ein eigenes Ausbildungsgelände und -Geräte, einige auch über Club- und Versammlungsräume.

Nicht jeder dieser Hundesportvereine hat eine Internetpräsenz aber alle müssen im Vereinsverzeichnis beim zuständigen Amtsgericht registriert sein.

Es erhebt sich die Frage, welcher Verein Deinen Zielvorstellungen am ehesten gerecht wird. Das kriegst Du raus, wenn Du Dich erst mal zum kostenlosen Reinschnuppern oder Probetraining beim jeweiligen Vorsitzenden anmeldest. Da Vereine immer an Mitgliedern interessiert sind, gestatten sie für begrenzte Zeit eigentlich immer eine kostenlose Teilnahme. Manchmal reicht diese Zeit sogar aus, um die kleinen Tricks zu begreifen und allein weiter zu trainieren. Der Vorteil eines Vereins ist aber auch, daß einem immer Trainingspartner zur Verfügung stehen - beispielsweise jemand, der den Hund für das Herankommen-Üben zurückhält.

Erkundige Dich, welche Ausbildungsrichtungen (Familienhund, Begleithund, Schutzhund, Fährtenhund, Agility, Turnierhundesport usw.) im avisierten Verein verfolgt werden und was aus dieser Palette am stärksten vertreten ist. Falls der Schwerpunkt zu stark in der Schutzhundausbildung liegt, wäre das für mich ein Hinderungsgrund, weil ich eine Antipathie gegen Privatleute habe, die ihren Hund zum Angriff auf Menschen abrichten. Skepsis ist auch angesagt, wenn eine einzige Hunderasse extrem überwiegt, also beispielsweise 90% Deutsche Schäferhunde vertreten sind.

Zweckmäßigerweise sollten Trainingsgruppen aus nicht mehr als 6 Hunden bestehen. Wenn die Gruppen zu groß werden, stehst Du zu lange rum und Dein Hund beginnt, sich zu langweilen. Die Gruppen sollten nach Ausbildungsstand, in zweiter Linie nach Alter (also Welpengruppen extra) gebildet sein und der Trainingsleiter darf nicht oft wechseln.


pilli antwortete am 02.09.04 (13:03):

ein rasches "Danke" an navallo :-)

ich habe mich im forum seinerzeit mit "ängstlichen" gedanken in richtung hund und hundefreunde geoutet; jetzt ist mir klar, daß meine sorge nicht in allen fällen unbegründet war, wie soll denn hundi reagieren, wenn an der leine jemand wenig ahnung vom richtigen "to do" hat? :-)nur das hundi lieben, scheint wirklich nicht genug zu sein...

da ich auf dem weg zu neuen dörflichen "wohnwelten" bin und gestern die neuen nachbarn (mit hund) :-) begrüßt habe, stellen sich jetzt für mich fragen watt nu? :-)

was kann ich tun? wie verhalte ich mich als spaziergängerin?
wenn hundi mich (hoffentlich) freudig anspringt oder auch anknurrt? heute habe ich gleich lekerlis besorgt aber ob hundis die auch mögen? :-)

das lesen und verstehen deiner beiträge navallo hat schon eine gute wirkung gezeigt...ich habe heute nacht angstfrei geträumt, daß nachbars hundi sich auf meiner terrasse gesonnt hätte...schöööön !

:-)


Rosmarie antwortete am 02.09.04 (16:41):

Hallo Navallo,

egal, womit immer du deine Brötchen verdienst, große pädagogische Fähigkeiten hast du allemal!
Deine Beschreibungen von Halti und Co sind, wie du dir denken kannst, für mich wieder höchst interessant, zumal ich in dem Geschäft vor zwei Tagen kein anderes Leinengerät als mein "Master Control" finden konnte. Haltis gab es auch, aber viel zu große. Sie würden angeblich nicht mehr hergestellt...

Du beschreibst aber ein Gentle Leader, das hinter dem Kopf eingehängt wird. Oder muss ich mir das so vorstellen, dass es sowohl unter dem Kinn eingehängt werden kann als auch hinter dem Kopf wie eine normale Leine? Dann könnte dies der Gentle Leader sein, auf den Pauline weiter oben durch einen Link hingewiesen hat. ??? Solch ein Ding würde mich reizen, wenn es nicht so schnell abgestreift werden könnte. Butze ist nicht so sehr klein (18kg, ca. Spanielgröße, nur muskulöser), streift es also nicht durch irgendwelche Sprünge, wie von dir beschrieben, ab, sondern einfach mit der Pfote im Gras.
Allerdings ist das Ziehen nicht mehr mein Hauptproblem, jedenfalls nicht hier, wo im Wald nicht übermäßig viele frische Wildspuren vorhanden zu sein scheinen. Ansonsten hat er nämlich schon gelernt, anständig an der Leine zu gehen. Da ich ein problematisches Knie habe, war dies das erste und Dringenste, was ich ihm beigebracht habe. Das klappt also im allgemeinen.
Nur für die Gänge im Ort und die dort fälligen Hundebegegnungen wäre solch ein Gentle Leader vielleicht besser als das, was ich habe.
Wenn Butze ein leckeres Rehlein im Auge hat, zieht er übrigens auch mit Gentle Leader. Aber doch bei weitem nicht so extrem wie an der Leine. Ganz schlimm war es übrigens mit seinem Geschirr, mit dem ich ihm anfangs etwas Gutes tun wollte...

Danke auch für deine Anmerkungen zu Hundeschulen und Hundevereinen. Die schreibe ich mir hinter die Ohren! Momentan werde ich aber wieder zu meinem Trainer zurückkehren, weil er in meinen Augen in Bezug auf Butze ideale Lernbedingungen hat. Herr Zimmermann (Ruppertsweiler, Südwestpfalz) hat zwar ein Gelände, das benutzt er aber nur für die Welpentrainings und Sonderfälle. Mit den anderen Gruppen geht er auf ein gesperrtes Sträßchen in den Wald und zwar in sein eigenes Jagdrevier. Es kann sich also auch kein Jäger beschweren, falls mal ein Wuff abhauen sollte.
Für Butzes Problem mit großen Rüden ist es vorteilhaft, dass die Gruppen oft ganz verschieden zusammengesetzt sind. Es gibt also wie im realen Leben immer wieder neue Begegnungen mit neuen Hunden. Auch Spaziergänger kommen vorbei, Fahrradfahrer, usw. Das halte ich schon für einen großen Vorteil bei Butzes Problem.

Trotzdem werde ich mich irgendwann beim Hundeverein in Rumbach (Südwestpfalz) umschauen. Dort scheint es ein wenig zuzugehen, wie du es andeutest, z.B. mit Übungen im eigenen Gelände. Der Preis ist auch unvergleichlich billiger. Welcher Schwerpunkt dort gesetzt wird, werde ich herausfinden.
Eine Schutzhundeausbildung wäre mir ein Alptraum. Ich bin heilfroh, dass Butze mit jedem Menschen nur friedlich ist, ihn jeder anpacken kann und er bei Menschen auch in größter Enge - wie im übervollen Aufzug - nie die Nerven verliert. Aber Menschen sind halt keine Rüden (heute hat er beim Vorbeigehen mal wieder gegiftet)... :-(

Sag mal, kennst du den _Schnauzengriff_? Ich hatte im Fernsehen von Bloch etwas dazu gehört, aber leider nur noch ein winziges Bruchstückchen. Heute beim Giften habe ich mal versucht, Butzes Schnauze von oben zu greifen, aber er hat sich ziemlich unwirsch freigekämpft und weitergebellt. Zwei Sekunden später klappte es besser, aber da war der Riesenhund weg und Butze vermutlich sowieso ruhig.


navallo antwortete am 03.09.04 (21:48):

@Rosmarie
Da mir Zeit für Recherchen exakter Produktbezeichnungen fehlt, beschränke ich mich auf eine Beschreibung geeigneter Konstruktionen. Diese funktionieren ähnlich wie Zügel beim Reiten, nur daß diese beim Hund nicht im Maul, sondern median nahe der Kinnspitze angreifen. Wie beim Pferd werden sie hinter dem Nacken angefaßt, und zwar durch die Hundeleine (anstelle der Hände des Reiters). Damit sie nicht in falsche Richtungen wegrutschen, werden sie beiderseits durch einen am Halsband befestigten Metallring geführt. Wenn der Hund zerrt, wird folglich die Schnauze zum Halsband bzw. in Richtung Brust gezogen.

Mit etwas Geschick läßt sich eine Eigenbauvariante fabrizieren.
Benötigt werden ein Lederhalsband (Laufgeschirr ist auch möglich), strapazierfähige Schnur (= Zügel) und Ösen sowie ein Beißkorb. Letzterer am besten aus kräftigem Leder und gut angepaßt. Metallmaulkörbe gehen auch, sind aber unhandlicher. Ungeeignet sind faltbare Nylon-Beißkörbe. Alles was man tun muß ist, am Halsband zu beiden Seiten Ösen oder Metallringe für die Führung des „Zügels“ anzubringen. Dieser wird vorn unten mittig an einem Quersteg des Maulkorbs befestigt. Hinten liegt er ähnlich wie beim Reitpferd hinterm Nacken. Ein hinten in den „Zügel“ eingeknüpfter Metallring für die Hundeleine erleichtert die Führung.

Der SCHNAUZENGRIFF
ahmt ein Ritual aus dem Rangordnungsverhalten im Rudel nach. Dabei greift man von oben über die Schnauze, während die andere Hand den Nacken hält. Solche Rituale verhindern, daß Beschädigungskämpfe zu häufig stattfinden. Ranghöhere dürfen Rangniederen symbolhaft „über den Fang beißen“, ohne jedoch zu verletzen. Eine ähnliche Geste ist das „Pfote auflegen“ oder das „Aufspringen“ wie zum Sexualakt außerhalb der Läufigkeit. Asta ist nicht lesbisch, sondern sie sagt der Hundeschwester damit deutlich, daß sie hier die Chefin ist. Falls Hundeschwester das nicht duldet, kann es zum Rangordnungskampf kommen. Die dabei Unterlegene kann den Kampf durch eine Unterlegenheitsgeste (= Demutshaltung) beenden, indem sie sich auf den Rücken legt und ihre Kehle dem Biß der Siegerin darbietet. Bei dieser tritt eine instinktive Beißhemmung ein, sie verharrt noch einige Sekunden über der Verliererin und wendet sich ab. Die Fronten sind geklärt.
Im Wolfsrudel findet der rituelle Biß über den Fang durch den mit der Erziehung der Welpen hauptsächlich befaßten Alpharüden etwa ab der 8 Woche statt, ab ½ Jahr seltener bzw. noch bei sehr rangniederen Tieren. Der Welpe lernt auf diese Weise im täglichen Spiel, sich unterzuordnen. Dabei geht es keineswegs antiautoritär zu.
Der Schnauzengriff (–im Gegensatz zum von julchen geschilderten Nackengriff -) ist demzufolge als Strafmaßnahme kaum geeignet, wohl aber um Welpen jenseits der 8. Woche die Rangordnung zu erklären.
Um Butze nicht zu provozieren, sich gegen Frauchen zu behaupten, würde ich den Schnauzengriff gegenwärtig nicht als Strafmaßnahme einsetzen. Er kann aber spielerisch in für den Hund freudigeren Situationen probiert werden, wobei du gleichzeitig testest, inwieweit er das duldet. Tut er das nicht, mußt Du wachsam sein; Butze brächte damit zum Ausdruck, daß er die Rangordnung zwischen Euch noch (!) nicht geklärt sieht.


navallo antwortete am 03.09.04 (21:52):

@pilli
<<was kann ich tun?...wenn hundi mich ... anspringt oder ... anknurrt?>>
. Drohende Hunde untereinander starren ihr Opfer oft erst an. Gesträubtes Nackenfell, starr gestreckte Rute, angelegte Ohren und gebleckte Zähne sind weitere Drohsignale. Deren Dauer ist extrem variabel. Nicht alle Zeichen müssen vorhanden sein. Der Angriff erfolgt häufig beim Zurückstarren oder Weglaufen des Gegenübers. Deshalb fremden Hunden, die Dich anglotzen, nie direkt in die Augen sehen und nicht weglaufen. Der Hund ist eh schneller. Einer der ohne die genannten Anzeichen nur knurrt, will oft bloß in Ruhe gelassen werden, also nicht anfassen und Abstand halten.

· Rennt Pluto schwanzwedelnd auf Dich zu, besteht meist nur Gefahr für Deine Klamotten (Haftpflichtversicherung des Besitzers?).
Ein Hundeführer darf auch bei sich ein Anspringen nicht zulassen. Hierfür kann er begrüßend auf den Hund zugehen und - solange dieser seine vier Pfoten noch am Boden hat - ihn eine Weile ordentlich durchrubbeln. Dadurch gewöhnt sich der Hund an, ohne Anspringen einen Begrüßungstanz VOR dem Ankömmling aufzuführen. Klappt das bei Herrchen und Frauchen, funktioniert es ebenso bei anderen. Ist einer von beiden inkonsequent, lernt der Hund unterscheiden, wen er mit Anspringen und wen er mit Indianertanz begrüßen darf.

· Man kann dem Hund "Platz" gebieten, bevor er anspringt. Da viele Hunde "Platz" kennen, kann das der Rettungsanker sein, wenn Du angesprungen, angeknurrt oder sogar angegriffen wirst. Hundehalter mögen es zwar nicht, wenn Fremde ihrem Hund Kommandos erteilen, dann sollen sie aber dafür sorgen, daß Pluto niemanden belästigt.

· Einen Anspringer kann man auch durch einen Ausfallschritt zur Seite und Wegdrehen ins Leere hopsen lassen oder - die Brutalski-Variante - man faßt ihn an den Vorderpfoten, drückt diese etwas zusammen und latscht ihm gleichzeitig dosiert (!) auf die Hinterpfoten (Verletzungsgefahr).

· Bei echtem Angriff, der hoffentlich hier niemandem passieren wird, muß man den Hund am Hals erwischen. Weil Hunde selbst bei schnellen Bewegungen zielsicher zubeißen, sollte das blitzartig passieren. Falls er ein Halsband um hat, faßt man dieses von hinten und dreht zu. Hunde ohne Halsband pakct man mit beiden Händen in der seitlichen Halshaut und zieht sie zu Boden.

· Bello mit Leckerli gnädig zu stimmen ist keine schlechte Idee. Man sollte Nachbars zuvor um Einverständnis bitten. Weil: manche Hunde vertragen bestimmtes Futter schlecht oder Füttern kann Ausbildungsvorhaben stören. Und in der Folgezeit von dem nunmehr bettelnden Hund belagert werden will man ja auch nicht. Die Leckerli sollten klein sein, also keine ganze Bockwurst, sondern ein fingerendgliedgroßes Stück - bei kleinen Hunden weniger. Niemals Reste des Silvesterbratens über den Gartenzaun entsorgen.

· Vor beabsichtigtem Streicheln erkundige Dich, ob Pfiffi das zuläßt. Nie bei fremden Hunden frontal von oben auf den Scheitel fassen (Du magst das ja sicher auch nicht und fühlst Dich vielleicht bedroht), sondern mit Kraulen hinter dem Ohr oder am Hals aus seitlicher Richtung beginnen und ihn zugleich beruhigend ansprechen.


Rosmarie antwortete am 04.09.04 (20:36):

Hallo Navallo,

vielen Dank für deine ausführliche Antwort!
Nach solch einem Halfter werde ich mich umsehen. Jetzt bin ich allerdings wieder in meinem Walddomizil, so dass es dauern kann, bis ich fündig werde. Auf jeden Fall werde ich den Hundetrainer danach fragen.

Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll, dass ich deinen Beitrag zum Nasengriff erst heute Nachmittag lesen konnte. Ich habe den Griff nämlich mittags schon ausprobiert. :-))) Die Hand ist noch dran, aber...

Uns kam ein Paar mit zwei Hunden entgegen. Der Mann führte den großen, die Frau einen kleinen Jagdterrier. Ich zog Butze in bewährter Manier ein paar Meter seitlich ins Gebüsch und äußerte freundlich, dass unserer an der Leine halt gifte und belle. Der Mann würdigte uns keines Blickes. Als nun der große Hund auf unserer Höhe vorbeiging, fing Butze an zu bellen. Ich greife nach seiner Schnauze. Er wehrt sich vehement, bellend, knurrend, mit kräftigen, schnellen Ausweichbewegungen. Gut, dass ich keine Angst hatte und kräftig (aber auf keinen Fall wehtuend) zulangte und schließlich auch sein Maul im Griff hielt. Er schwieg. Halleluja! Nun giftete aber der Jagdterrier. Die Frau blieb auf unsere Höhe stehen und versuchte den ihren durch "Sitz!" zu erziehen, was eine Zeitlang nicht gelang. Ich dachte nur: Hoffentlich gehen die zwei bald weiter! Eine Sekunde lang guckte ich abgelenkt zu ihr hin. In dem Moment machte Butze eine schnelle Bewegung nach hinten, um aus meinem Schnauzengriff rauszukommen und war gleichzeitig auch aus dem Halsband rausgerutscht. Im Affenzahn raste er auf den Terrier los. Großes Gechrei von allen Seiten. Auch mir blieb das Herz stehen. Die Frau ließ gottseidank die Leine los. Der Mann eilte herbei und versuchte dauernd nach Butze zu treten. Der aber raste nur wie angestochen herum und machte gar nichts. Als ihn der Terrier seinerseits immer wieder angriff, ließ er schnell ab. Ich merkte dies, lief weiter, rief meinen Freund und dann konnten wir Butze schnell einfangen. Der Terrier kam noch einmal hinterher, um Butze zu zerreißen... :-))) Irgenwann hatten wir es geschafft, unsere Viecher alle einzufangen, und sehr zerknirscht mit tausend Entschuldigungen machte ich mich aus dem Staub...
Drei Dinge habe ich daraus gelernt: Erstens ich werde den Schnauzengriff so nicht mehr praktizieren, denn ich traue mir nicht zu, Butze mit der einen Hand um die Schnauze, mit der anderen am Nacken sicher zu halten. Es sei denn mir wächst noch eine dritte Hand, mit der ich die Leine halten könnte... Lieber er bellt, als wenn er aus dem Halsband schlüpft und eine Balgerei auslöst.
Zweitens, Butze hat offenbar doch ein recht gesundes Verhalten, denn er hat ja nicht versucht, den kleineren Terrier zu unterwerfen. Gebissen hat er schon gar nicht. Drittens freut mich, dass er sich den Schnauzengriff durch mich hat bieten lassen, wenn auch äußerst ungern. Die Rangfolge scheint also zwischen uns beiden klar zu sein. Darüber bin ich unendlich froh, weil ich meine Hunde an sich ziemlich verwöhne und ihnen alle ihre Bedürfnisse zu erfüllen versuche. Meine alte Bulldogge z.B. war unendlich lieb und noch unendlicher stuuuuuuuur. Dank meiner vielen neuen Kenntnisse ist mir bewusst geworden, dass Bobbel sich vermutlich als der Chef ansah, mich aber liebend duldete... :-))) Bei Butze habe ich nun vieles besser zu machen versucht und arbeite ja ständig am Grundgehorsam. Dass dies Früchte trägt, freut mich einfach riesig...

Du hast einen großen Anteil daran! Danke!


navallo antwortete am 05.09.04 (10:47):

Hallo Rosmarie,
die zusätzlich abstützende Hand im Nacken ist nicht grundsätzlich notwendig. In der oben geschilderten Situation warst Du in der Tat auch in Gefahr, gebissen zu werden. Stattdessen hättest Du Butze Platz bieten und - da er das ja noch nicht zuverlässig beherrscht - durch Treten auf die Leine dieses erzwingen können. Dann Stehenbleiben, bis die Aufregung sich gelegt hat. Wenn Du das regelmäßig bei Begegnungen mit Hunden machst, wird er sich nach einiger Zeit von selbst hinlegen, sobald er einen Artgenossen sichtet. Dein Weiterlaufen war auf jeden FAll genau das Richtige. Und mach das Halsband künftig eine Nummer enger.


Gudrun_D antwortete am 06.09.04 (08:22):

Oje,was hab ich alles verpasst durch mein Kranksein!

Ja,liebe Rosmarie,diese "Hundemutterängste" kenne ich zur genüge aus eigenem erleben!

Mein Rembrandt war ein übergrosser Irish Setter und sich seiner Stärke sehr wohl bewust.Da ich ihn im alter von 9 Monaten aus unmöglicher Haltung holte,war weder Grunderziehung noch Auslauf dem armen Kerl bekannt.Mit Hilfe meiner damals noch lebenden alten Setterhündin und sehr viel Zuwendung und Konsequenz hat die Bellerei an der Leine beim Anblick von anderen Rüden ein Ende gehabt.
Ich legte ihm ein Zughalsband aus Leder an und,wenn er nicht gehorchte,zog ich mit scharfem:'Aus'die Leine (samt Hund)ruckartig an,lockerte sehr schnell wieder diesen gemeinen Schreckgriff und verlangte 'Plaaaaatzzzzzzzzz'
gehorchte er nicht sofort,trat ich-wie Navallo beschrieb-auf die Leine,da ich anders die Kraft des Hundes nicht überboten hätte.
Nach einigen Übungen genügte dann nur der ruckartige Griff an der Leine und das dabei engerwerden des Halsbands mit dem scharfen kommando:Aus!und der gewünschte Gehorsam wurde geleistet.
Ohne Leine verliefen die Spaziergänge problemlos.Natürlich mussten sich die Herren Hunde die Meinung sagen,aber es gab nie eine Beisserei.Balgen wohl,aber ohne Verletzung! Schnell hatten sie raus,wer der Stärkere war und die Sache war geklärt.
Als ich meinen Troll aus dem Tierheim holte,(Schäferhund)wusste ich ja gar nichts von seiner Vorgeschichte,da er ausgesetzt war.So habe ich von Anfang an,sobald ein anderer Hund an der Leine uns begegnete den Ruck an der Leine und Platzzzzz gesagt.Aus der liegenden Haltung können sie nicht so schnell vorpreschen,wie aus dem "Sitz".Schnell hatte ich raus,dass auch bei ihm ohne Leine jede Begegnung problemlos ist.Knurrt ihn einer an,knurrt er zurück,hat die bekannte "Bürste" über dem ganzen Rücken ,kommt aber auf Ruf zu mir.Dieser ausgebuffte Katzenjäger hat inzwischen sogar innige Freundschaft mit meiner Kätzin geschlossen.War viel Arbeit,hat sich aber gelohnt!
Verlier nur nicht den Mut mit Deinem Butze!Rom ist auch nicht an einem Tag gebaut;-)
Konsequenz und Zuneigung und das Wissen,zu seinem Menschen zu gehören,sich auf ihn verlassen zu können(!) schaffen so ein dickes Vertrauensverhältnis,dass gehorchen selbstverständlich wird.
Viel Glück und Freude an deinem Butze!


Gudrun_D antwortete am 06.09.04 (08:34):

Navallo

deine Ratschläge zeigen ausgeklügeltes Fachwissen und sind gut durchdacht.(lach mich jetzt nicht aus,wenn du ein Züchter oder Trainer bist)

Nur einen Ratschlag würde ich anders machen-hab es immer so gehalten:
wenn ich einen unbekannten Hund streicheln möchte,warte ich erst seine Reaktion ab,WIE er auf mich zukommt.Auch Laien können erkennen,ob ein Hund friedlich sein wird.
Ich strecke ihm meine Hand geöffnet entgegen,in Schnauzenhöhe-nicht höher-meistens wittert der Hund dann neugierig den fremden Geruch und an seiner Körperhaltung ist erkennbar,ob ich ihn anfassen kann.Meistens lasse ich den fremden Hund nur schnuppern,ist er interesiert,kommt er von selber näher und man kann ihn anfassen -oder vorbeigehen.
Ist man ängstlich,sollte man dieses Experiment nicht machen,sondern so unbekümmert wie möglich einfach an dem Hund vorbeigehen.Nicht anschauen-und,wie du sagst,vor allem nicht in die Augen schauen!
Seine Angst sollte man unterdrücken! Hunde spüren sehr genau,wenn sich jemand fürchtet.Je natürlicher man sich bewegt,desto weniger ist der vorbeikommende Mensch interessant!


navallo antwortete am 06.09.04 (19:54):

Danke Grudrun_D
für die Ergänzung. Stimme dir voll zu! Ich hatte das Problem, unter der noch erträglichen Anzahl Wörter bleiben zu wollen. Wollte eigentlich pilli nur sagen, was man unbedingt beim Streicheln, falls ihr danach ist, vermeiden sollte. Ich habe immer wieder beobachtet, daß im Umgang mit Hunden manchmal von tierlieben fremden Leuten von oben frontal dem Hund auf den Kopf gefaßt wird und das dulden halt manche nicht. Ich habe mir noch viel anderes verkniffen, beispielsweise den Lefzengriff.


pilli antwortete am 06.09.04 (20:59):

danke navallo :-)

ich habe schon die erste erfolgsmeldung bekannt zu machen.

da ich, so wie ich es gelernt habe, weder mensch noch tier gleich mit ausgestreckter hand begrüssen würde, gab es da kein problem. den von sekretärinnen-schulungen empfohlenen abstand von mindestens 2m halte ich ein und grüsse nun auch nachbars hundi lächelnd und selbstverständlich ohne hand- oder augenkontakt.

ich hatte die nachbarn vom zeitpunkt des einzuges informiert und die haben dann mit hundi einen laaaaaangen spaziergang unternommen; damit nicht immer wieder jeder einzelne der sechs kräftigen und lautstarken helfer bellend beim rein- bzw. rausgehen begrüßt wird. so haben wir hundi vielleicht stress ersparen können und den einen oder anderen fleissigen möbelträger davor geschützt, vor schreck spiegel oder sonstiges hinfallen zu lassen.

deine "spielregeln" drucke ich aus sobald ich meinen drucker wieder installiert habe und werde damit auch die nachbarn erfreuen; vorab haben wir schon von "terrasse zu terrasse" geplaudert und ich hab ein dickes lob erhalten.

das reiche ich nun an dich weiter :-), denn...für mich gab es nur die eine entscheidung; arrangieren...d.h. versuchen hundi zu verstehen und klarstellen, wo unser beider grenze ist oder die wohnung nie mehr zu verlassen :-)))

für das kommende wochenende haben wir uns zu dritt mit hundi zu einem spaziergang verabredet, denn ich hatte signalisiert, daß ich ab nun bissi mehr zeit habe und gerne ab und an mit hundi zusammen durch die Rheinaue laufen könnte, wenn denn dann...

:-)


Rosmarie antwortete am 06.09.04 (22:31):

Hallo Navallo,

so wie du es schilderst, möchte ich es in Zukunft handhaben. Momentan aber bringe ich Butze gerade erst mit Leckerli dazu, Platz zu machen. Unter solch starker Ablenkung wie einem nahenden Hund, wo bei ihm ja alle Alarmglocken anfangen zu läuten, würde das noch nicht funktionieren. Da man aber keine Befehle geben soll, die man nicht durchsetzen kann, verzichte ich zur Zeit noch darauf.

Oder hast du (oder jemand anders?) eine Idee, wie ich Butze in solch einem Fall auf den Boden kriege? Platz macht er nämlich immer nur aus der Sitzposition heraus, er geht also hinten und nicht wie erwünscht vorn zuerst herunter. Ihm anders herum Platz beizubringen, hat nicht mal der Trainer geschafft. So herum aber ist er sehr willig. Nur nicht, wenn der Feind naht... :-)))

Ich traue mich auch nicht, auf seine Leine zu treten, während er steht, weil ich Angst habe, ich könnte seinem Kreuz, bzw. seinen Hüften schaden. Er hat nämlich (habe CT machen lassen) einen stark verkalkten Wirbel, der mal einen Bandscheibenvorfall auslösen könnte und leichte Arthrose in den Hüftgelenken, dazu eine ganz leichte HD. Mit Brachialgewalt mag ich also auf keinen Fall vorgehen.

Wie ich am Schnauzengriff gemerkt habe, akzeptiert Butze zwar, dass ich letztlich das Sagen habe. Andererseits neige ich dazu, Hundewünsche an den Augen abzulesen und zu erfüllen. D.h. also, ich verhalte mich eher nicht dominant. Bei einem zur Dominanz neigenden Tier (bei allen anderen nicht!!!) soll dies aber schädlich sein. Z.B. meinte der Trainer, er würde nie solch einen Hund auf gleicher Höhe oder gar im Bett schlafen lassen. Also habe ich gleich zu Anfang Butzes Lagerstätten, die natürlich gleich hoch und ganz nah bei mir waren, eine deutliche Etage tiefer gelegt. Ihm war dies durchaus angenehm.
Nun habe ich gestern entdeckt, dass Butze sich auf den Schoß nehmen lässt. Ich habe ihn einfach hoch genommen und mir im Sessel auf den Schoß gelegt, um ihn eine halbe Stunde lang mit großem Genuss für uns beide streicheln zu können. Heute habe ich es wieder genauso gemacht. Ach, ist das ein Vergnügen! Der Hund hängt zwar an den Seiten etwas über, bleibt aber ganz ruhig liegen... :-))) Meinst du, dass dies seiner Erziehung schaden könnte? Im Prinzip glaube ich nämlich, dass Liebe immer gut ist...

Liebe Gudrun,

für deine ausführlichen Berichte danke ich dir sehr! Sie machen mir Mut! Aber sie zeigen auch wie all die anderen tollen Beiträge hier, dass Hunde Individuen sind, die manchmal speziell angefasst werden müssen. Aber was du bei Rembrandt und King Troll hingekriegt hast, werde ich bei Butze auch noch schaffen. Auf jeden Fall wünsche ich mir dein Vertrauen und deine Ausdauer!

Ich habe mir übrigens ein Herrchenbeschwichtigungsverhalten ausgedacht, das psychologisch geschickt wirken soll. Ggg*** Denn viele Halter sind ja ziemlich empört, wenn die Olle da solch einen Hundetyp, der auf den ersten Blick ein kleiner Kampfhund sein könnte, so giftet lässt. Naht nun jemand mit Hund, gehe ich wie vorher drei Meter ins Gebüsch und äußere schon im 10m-Abstand: "Erschrecken Sie nicht, wenn mein Hund bellt. An der kurzen Leine tut er das bei großen Rüden immer." Die meisten reagieren darauf sehr nett und verständnisvoll und erzählen kurz, dass ihrer das auch macht oder dass es eine Hündin ist oder.... Durch dieses Gespräch aus der Ferne scheint Butze schon das Gefühl zu haben: "Was da jetzt abläuft, klingt sehr friedlich und ist offensichtlich in Ordnung." Heute hat er so einen großen Jagdhund kommentarlos vorbeigehen lassen. Der fremde Mann und ich waren fast enttäuscht... :-))))


Rosmarie antwortete am 06.09.04 (22:38):

Gerade fällt mir noch eine nette Story ein, die mir gestern eine Frau zum Trost erzählte. Ihr Dackel habe sich noch viel peinlicher verhalten, viel peinlicher!
Sie waren im Lokal zum Essen. Am Nebentisch speiste ein Herr T-Bone-Steak und führte gerade einen Happen mit der Gabel zum Mund. Nun sprang der Dackel blitzschnell auf die Sitzbank und schnappte dem Mann den Happen von der Gabel!

Die Besitzer wären am liebsten im Boden versunken. Sie baten den Herrn natürlich, sich ein neues Essen zu bestellen. Der aber meinte nur gleichmütig: "Wenn´s dem Dackel geschmeckt hat, schmeckt´s mir auch!"


navallo antwortete am 07.09.04 (21:21):

@pilli
Einsame Spitze, wie Du als Hundeängstler das Problem angehst! Halte aber trotz meiner wohlmeinenden Fingerzeige nicht zu viel Abstand. Hunde geben Dir sehr viel an Zuneigung zurück. Deine Nachbarn werden ja recht genau wissen, was sie ihrem Hundi zumuten können. Unter Hunden sind wirkliche Verbrecher nicht häufiger als unter Menschen - also selten. Jeder ist einer zuviel, aber der Rest ist wirklich o.k. Das Dumme ist halt nur, daß im Gegensatz zu den "Bösen" die Rettungshunde, die Helfer des Hirten, die Drogenspürer, die Fährtenleser, die Jagdhelfer und all die anderen Spezialisten unter ihnen bis hin zu den Trüffelfindern in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen werden. Wie Du die Sache angehst, glaube ich fast, du wirst eines Tages einen eigenen Wuffikameraden haben.

@Rosmarie
Ob Du nun Platzmachen zuerst mit dem auf den Boden vor dem Hund gehaltenen Leckerli oder durch den Druck auf die Kruppe oder sonstwie erreichst, ist eigentlich sekundär. Wichtig ist, daß der Hund einmal begriffen hat, was Du von ihm willst. Die Stimmung, die Du bei einem Hund erzeugst, ist für den Langzeiterfolg entscheidend. Wenn "Platz" geboten wurde, dann sollte er sich etwa so fühlen, wie Du in einem vollen Wartezimmer - ob auf einer Behörde oder beim Zahnarzt.
Es ist Dir unangenehm, Du möchtest weg, aber Du harrst geduldig aus bis Du aufgerufen wirst.

Was Du nach dem Platzkommando auf alle Fälle vermeiden mußt, ist die Anspannung, die ein Hundertmeterläufer vor dem Startschuß (oder ein Hund in Erwartung eines Leckerlis) hat. Deshalb mein Hinweis, "Platz" nicht zu belohnen, weil dadurch Spannung erzeugt wird. Den Tritt auf die Leine möchte ich nicht so verstehen, daß er dem Hund das Kreuz bricht, sondern nur als sanfte Gewalt, wenn Butze Deinen Wünschen nicht nachkommt. Man kann das ja relativ gut dosieren.

Im übrigen muß ich gestehen, keineswegs alle Grundsätze der Hundegurus zu befolgen. Unserer schläft z. B. vor unseren Betten, und sein Vorgänger, auch nicht gerade klein, saß stets beim Fernsehen meiner Frau auf dem Schoß. Mein jetziger Hubert hat mich bei einer Leistungsprüfung vor einem Jahr regelrecht vorgeführt. Er hielt bei der Freifolge einen Meter Abstand, obzwar er das nach 2 Jahren Training anders wußte. Ich denke, daß er sehr genau die Situation "Vorführung" begriff, damit nicht einverstanden war und mich das spüren ließ. Seitdem nehme ich ihn aus Prüfungen raus, die wohl nur das eigene Ego unterstreichen.

Die Geschichte mit dem Dackel kenne ich in verschärfter Form. Ein Jagddackel tyrannisierte die Familie eines Freundes, indem er unter anderem mittags von den Tellern der Kinder und des Frauchens fraß, wenn Herrchen nicht daheim war. Er wurde deshalb in einen benachbarten Zwinger zu zwei größeren Jagdhunden gegeben. Dort spielte er sofort wieder den großen Zampano. Sie ertrugen eine gewisse Zeit sein Chefgehabe. 2 Wochen später lag er tot im Zwinger. Sie hatten ihn totgebissen.


Corina antwortete am 09.09.04 (10:22):

Hallo zusammen,

ich bin durch Zufall in euer Forum gerutscht und ganz begeistert hängen geblieben.
Ich finde ihr hattet wirklich sehr viele gute Ratschläge und Ideen im Umgang mit Hunden.

Vielleicht hat ja jemand auch einen Tip für mich!
Unsere Kelly ist ein Mischling zwischen Schäferhund und Colli und 8 Monate alt.
Sie ist wirklich ein ganz liebe und brave und wir sind super glücklich mit ihr.
Allerdings hat sie seit einiger Zeit die Angewohnheit mitten in der Nacht einfach los zu bellen, obwohl eigentlich nichts zu hören ist. Meistens schimpfen wir dann mit ihr, weil man durch das Gebell senkrecht im Bett sitzt und unsere Nachbarschaft auch nicht glücklich darüber sein wird.
Wenn wir dann morgens mit ihr gehen, rennt sie los und bellt wie eine Irre, obwohl überhaupt niemand da ist. Man hat so das Gefühl, dass es sich die ganze Nacht
aufstaut und morgens dann alles rauskommt.
Da lassen wir sie dann auch machen, aber normal kann das ja auch nicht sein oder?
Vorallem weil es eigentlich nur in der Nacht und am Morgen passiert, wenn wir die anderen Male spazieren gehen, ist sie wie immer und bellt überhaupt nicht.

Da es es erst seit kurzem so ist, stellt sich für uns natürlich schon die Frage, warum!
Würde mich über ein paar Anregungen sehr freuen*


Rosmarie antwortete am 09.09.04 (19:07):

Hallo Navallo,

entschuldige, dass ich erst jetzt antworten kann. Mein Telefon war nach Straßenarbeiten tot... (Ich habe mich gefühlt, wie von der Welt abgeschnitten - g*)

Deine Hinweise zum Platzmachen, vor allem der, dass der Hund sich in diese Position "ergeben" lernen soll und nicht innerlich in Habachtstellung lauern soll, hat mir von Anfang an sehr gut eingeleuchtet. Ich reduziere jetzt schon die Leckerli beim Üben und gebe sie ihm erst, wenn ich ihn nach "Platz" "Sitz" habe machen lassen. Auf jeden Fall werde ich deine Tipps beherzigen!
Mit dem Treten auf die Leine werde ich noch etwas warten, bis "Platz" auch in nicht mehr ablenkungsfreier Umgebung klappt.

Über deinen Bericht von der Leistungsprüfung, bei der dich dein Hubert ganz schön hat hängen lassen, muss ich sehr schmunzeln. Hunde sind irgendwie wie Kinder. Die verhalten sich, wenn´s drauf ankommt, auch nie so wie üblich. :-))
Und dass du ihn jetzt nicht mehr zu solch einer Prüfung mitnimmst, zeigt doch, dass nicht nur unsere lieben Viecher, sondern auch wir Menschen noch lernfähig sind.

Dass Hubert vor eurem Bett schläft, macht euch alle für mich noch viel sympathischer. Im übrigen sollten Hunde, die Klavier spielen können, immer vor den Betten ihrer Herrchen schlafen. Das menschliche Schnarchen erhöht nachgewiesenermaßen die Musikalität von Hunden.

Die Geschichte von dem totgebissenen Jagddackel ist zwar schrecklich, aber letztlich doch einleuchtend. Hunde lassen sich eben nicht soviel bieten wie Menschen. Trotzdem tut er mir leid. Denn wenn sich seine Familie früher mehr durchgesetzt hätte, hätte es zu dem traurigen Schicksal vielleicht nicht gekommen.

Nun habe ich noch eine Frage. Soll man wirklich auf Ziehspiele (z.B. Seilzerren) verzichten? Mein alter Hund hat dies geliebt. Irgendwelche Nachteile habe ich auch nie erkannt. Nun erzählte in der Hundeschule eine Teilnehmerin, dass bei der Wesensprüfung ihrer Labradorhünding (hat sie nur machen lassen, weil dies die Züchterin beim Kauf als Bedingung gestellt hatte) die Prüferin sagte: "Machen Sie nie Zerrspiele mit ihrem Hund!" Vorausgegangen war eine Übung, bei der sie ein Handtuch bekam und mit ihrem Hund ziehen spielen musste. Er hatte dabei leicht geknurrt, angeblich mehr vor Begeisterung. Unser Trainer meinte auf meine Nachfrage: "Ja, stimmt. Zerrspiele sollte man nicht machen." Zum Erklären kamen wir nicht mehr. In den Büchern der Del Amo werden Zerrspiele aber nicht verdammt.

Ach, noch eine Frage an dich und an alle in der Runde. Butze beißt mir beim Knuddeln gern ab und zu ganz zart in die Nase. Mein alter Hund hat dies auch getan. Hat das etwas damit zu tun, dass er sich ranghöher fühlt? Da ich das bei Butze vermeiden will, beiße ich ihm auch manchmal ganz vorsichtig von oben ins Fell über der Nase. Ab und zu habe ich aber auch schon die schleimige Nasenhaut erwischt, was mir ekelhaft ist. Ich würde dies also eigentlich lieber vermeiden... :-)))))


Rosmarie antwortete am 09.09.04 (19:08):

Hallo Corina und alle,

schön, dass auch du von den Gedanken und Tipps hier profitiert hast. Auch ich finde die vielen Beiträge höchst interessant. Was mich aber auch interessieren würde, ist, auf wieviel Erziehung andere Hundebesitzer Wert legen. Bei meinem alten Hund, einer Französischen Bulldogge, waren mir spezielle Übungen ziemlich schnuppe. Ich legte nur auf "Halt" und "Sitz" Wert. Damit kamen wir gut zurecht. Aber Bobbel hat auch nicht gebellt und alles andere Nötige von selbst gelernt... Mein früherer Yorkshireterrier war sowieso ein vorsichtiges Tier, das alles von allein lernte...

Dein Problem mit dem nächtlichen oder morgendlichen Bellen von Kelly finde ich höchst unangenehm. Bei Butze war das in den ersten Wochen auch so. Er bellte laut los, gern auch nachts beim leisesten Geräusch. Leider hörte er nicht sofort auf, wenn ich reagierte. Als schimpfen nichts nutzte, rannte ich mit dem Handtuch zu ihm und briet ihm eins über (keine Angst, nicht fest, nur zum Erschrecken). Inzwischen hat sich das Problem völlig normalisiert. Bei Butze hatte ich damals das Gefühl, dass er noch übernervös und überdreht war (stammt ja aus Tierheim in Spanien) und dazu noch alles neu war, so dass er nicht zwischen normalen und beunruhigenden Geräuschen unterscheiden konnte. Gleichzeitig hatte er auch noch ein ungeheures Bewegungsbedürfnis. Auch jetzt noch laufe ich jeden Tag 15 km mit ihm. Ich hatte den _starken_ Eindruck, dass das Bellen auch Ersatz für bewegen und rennen war.
Zu deinem Problem fällt mir nichts ein, außer der Frage, ob deine Kelly aus irgendeinem Grund jetzt vielleicht weniger laufen kann als früher oder ob sie durch einen neuen Ausgehrythmus jetzt vielleicht nachts schon zu ausgeruht ist und vielleicht einfach gern action hätte? Aber wahrscheinlich liegen die Gründe ja doch anders... :-(


Corina antwortete am 10.09.04 (08:51):

Hallo Rosemarie,

danke für deine prompte Antwort!
Das was du über Butze gesagt has, klingt sehr einleuchtend und wäre eine gute Möglichkeit gewesen, aber bei ihr ist es eher so, dass sie am Anfang nie gebellt hat (wir dachten sie kann vielleicht gar nicht bellen;O))und jetzt vor einer Weile hat es damit angefangen. Kelly ist jetzt schon 3 Monate bei uns und müßte sich eigentlich eingelebt haben oder?
Eigentlich haben wir am Ausgehrythmus nichts geändert, im Gegenteil in den letzten Monaten ist es erst konstant geworden, da sie am Anfang ja noch nicht stubenrein war. Das sie manchmal nicht ausgelastet ist, kann schon möglich sein. Aber mein Freund fährt Fahrrad mit ihr, wir spielen sehr viel oder treffen uns mit anderen Hundebesitzern das sie sich austoben kann, sind in der Hundeschule und eigentlich müßte das doch ausreichend sein oder?
Wir wollen sie halt auch noch nicht zu sehr beanspruchen, da man ja wegen den Gelenken auspassen muß, wenn sie noch nicht 12 Monate alt sind. Zumindest haben uns das viele gesagt und konnten wir auch in vielen Büchern nachlesen.


navallo antwortete am 11.09.04 (11:33):

Hallo miteinander,
bin jetzt für eine Woche weg und schon am Aufbrechen - habe also im Moment keine Zeit zu antworten. Hole das in einer Woche nach, falls dann noch Bedarf besteht.
Gruß
navallo


Rosmarie antwortete am 11.09.04 (19:42):

Hallo Corina,

wie waren denn die letzten Tage?
Ich hatte irgendwie nicht mitbekommen, dass deine Kelly noch so jung ist. Vielleicht ist dieses Bellen ja eine Art Entwicklungssphase, in der sie ihre Stimme entdeckt und von den Möglichkeiten ihres eigenen Bellens geradezu begeistert ist. Vielleicht probiert sie nur aus, wie es ist, nachts, wenn man aufwacht und ein bisschen Lust auf action hat, mal zu bellen und Frauchen aus dem Bett zu holen?

Auch morgens könnte das Bellen ja reiner Übermut und Wirkung-Ausprobieren sein? Aber das sind nur laienhafte Überlegungen von mir. Und wie man sich in diesem Falle verhält, weiß ich auch nicht. Aus dem Bauch heraus würde ich es so aber machen wie du: Nächtliches und grundloses Bellen in der Wohnung unterbinden, draußen in Maßen erlauben. Ich denke, dass sich ihr Bellen wieder normalisieren wird. Kelly ist ja noch jung und voll in der Entwicklung. Da probiert sie sicher noch so manches aus, was sich dann wieder verlieren wird. Aber auch ich würde mich über andere Meinungen freuen!

Hallo Navallo,

viel Spaß und angenehme Tage! Kommt gut zurück!


Gudrun_D antwortete am 12.09.04 (19:09):

Kann wegen meiner Augen noch nicht alle Probleme nachlesen.
Daher meine Frage an Corina:

bellt dein Hund aus dem Schlaf ?Dann könnte es sein,dass er träumt ---Vielleicht hat er für sein Kinderalter auch etwas zuviel action und verarbeitet das durch bellen?

Mein Hund-kein Baby mehr,träumt auch und wufft leise oder bewegt die Läufe oder jifft leise-wenn jedoch ein fremdes Geräusch am Haus oder Garten ist,bellt er warnend.
Wie hört sich denn das bellen von deinem Vierbeiner an?

will er damit etwas anzeigen,hat er Durst,schläft er alleine in einem Raum und vermisst etwas?

Meiner,ich gestehe, hat seinen Platz vor meinem Bett.Wenn ich abends seine Decke dorthin lege,steht er schon wartend daneben und lässt sich selig darauf plumpsen.Hat er dann seine Streicheleinheiten,streckt er sich genüsslich aus und die Nacht kann beginnen.
Es ist der 1. Hund,der im Schlafzimmer liegen darf-hatte vorher 3 IrishSetter,die nie nach oben in die Schlafräume durften.Ausser,sie waren krank oder operiert!
Nur die Türen blieben offen.
Aber dieser geliebte Lümmel aus dem Tierheim hat sich heimlich still und beharrlich seinen Schlafplatz erobert!
Nur als er versuchen woltte,mit ins Bett zu klettern,gab es ein energisches NEIN!!!!!!!!
wurde sofort akzeptiert.
Klassehund;-)
Es ist wie mit Kindern,man kann auch Adoptierte genauso lieben,wie Eigene.......aber alles braucht seine Ordnung.

Liebe Rosmarie

das Vertrauen zu deinem Butze ist bewunderungswürdig-ich würde nicht "Nasenbützchen" haben oder geben wollen.
Man weiss nie,ob nicht durch plötzliches Erschrecken etwas passieren kann,was der Hund eigentlich gar nicht will!
Und bei mir ist da noch was;-) Die stecken doch ihre Nase in alle möglichen Sachen,reinigen sich mit ihrer Zunge auch so hinten-und untenrum........
mein Trollyboy darf seine Liebe auch durch lecken zeigen-aber nur am Handrücken,den hab ich schnell wieder gewaschen. Hat er schnell kapiert und akzeptiert und ich denke,wir "lieben" uns trotzdem!


Corina antwortete am 13.09.04 (08:51):

Hallo Rosemarie und Gudrun,

freut mich, dass ihr euch bezüglich unseren schlaflosen Nächten so Gedanken macht.

Von Samstag auf Sonntag war es besonders schlimm, ich glaub Kelly hat alle paar Minuten angefangen zu bellen. Haben kaum geschlafen, weil man die ganze Zeit hochschreckt oder aufspringt und mit ihr schimpft. Gestern Nacht war sie dann wieder total brav und hat überhaupt nicht gebellt... das soll mal einer verstehen!
Das Kelly gerade in der Entwicklungsphase steckt, kann gut möglich sein. Sie ist im Moment auch läufig, obwohl die Bellerei auch schon vorher war, deshalb führ ich es nicht unbedingt darauf zurück.
Wäre natürlich am schönsten es legt sich von alleine, aber ich möchte ihr das Bellen auch nicht durchgehen lassen und sie macht es dann ständig.

Kelly hat ihr Körpchen im Hausgang und da schläft sie eigentlich auch. Die Tür zu unserem Schlafzimmer ist aber immer offen und ab und zu lässt sie sich auch neben unserem Bett fallen.
Mein Freund meint, dass sie die Hunde in der Nachbarschaft hört und deshalb immer bellt. Bis jetzt hab ich die aber nicht so oft gehört, bin aber überzeugt, dass sie bewußt bellt und nicht weil aus dem Schlaf hochschreckt und geträumt hat.

Ist eine gute Frage wie unsere Kelly bellt, also meistens brummelt sie voll lange und dann bricht ein Beller aus ihr raus. Hört sich eigentlich schon warnend an. Denke nicht, dass sie bellt, weil ihr was fehlt.

Habt ihr eigentlich schon mal Bachblüten ausprobiert?


Rosmarie antwortete am 14.09.04 (10:03):

Liebe Gudrun,

hoffentlich halten deine Augen nun besser durch! Nicht richtig sehen zu können, muss schlimm sein!

Wie schön, dass sich King Troll auch vor dein Bett schleichen durfte! Ich hatte vor Jahrzehnten eine Yorkshire, der nie im Schlafzimmer schlafen durfte. Das bedaure ich noch heute - wegen ihm, aber auch wegen mir! Ich finde es so anheimelnd und beglückend, beim Einschlafen dem leisen, zufriedenen Atem meines Wuffs lauschen zu können!

Du schreibst sehr feinfühlig formuliert (:-))): "...das Vertrauen zu deinem Butze ist bewunderungswürdig-ich würde nicht "Nasenbützchen" haben oder geben wollen."

Sag es nur: "Ich finde es ekelhaft!" Ich finde es nämlich auch ekelhaft. Bei meinem Butze habe ich allerdings einen Vorteil. Ganz im Gegensatz zu meinem Bobbel leckt er überhaupt nicht. Ich kann also balgen und knuddeln und mit meinem Gesicht nah an seins kommen, ohne dass ich Angst haben müsste, dass er mir quer durchs Gesicht schleckt. Allerdings schnappt er manchmal urplötzlich zu und beißt (andeutungsweise) ganz zart in meine Nase. Übrigens habe ich dies gestern auch bei "Herrchen gesucht" (HR3) beobachtet. Dort versuchte ein Hund, seinem Trainer freundlich in die Nase zu beißen.
Was mich sehr interessieren würde, ist, ob dies eine Unterwürfigkeitsgeste ist (meiner liegt dabei nämlich meist auf dem Rücken) oder eine spielerische Dominanzgeste. Dass ich zurückbiss (genauso freundschaftlich) liegt daran, dass ich bei Butze mich in der Pflicht fühlte, ihm seine Rangstellung leichter begreiflich zu machen. Inzwischen, nach drei Monaten bei mir, geht vieles aber schon viel, viel besser! Und ich habe eigentlich keine Sorge mehr, dass er selbst der Chef zu sein versucht.

Liebe Corina,

du bist wirklich arm dran! Denn wenn man nachts dauernd geweckt wird, geht das sehr auf die Kräfte! Andererseits finde ich gut, dass du dieses Bellen nicht durchgehen lässt! Ich fürchte nämlich auch, dass ein einmal eingeschliffenes Verhalten nicht so leicht wegzuerziehen wäre.
Butze hatte in den ersten Tagen bei mir im Hochhaus auch dauernd gebellt. Einerseits war er psychisch noch überhaupt nicht gefestigt (hat ja viel Schlimmes mitgemacht). Andererseits waren im Rheintal warme Tage. Ich schlief bei weit offenen Fenstern und offenen Türen. Zudem hört man im 9. Stock kilometerweit alle Geräusche aus dem Wohngebiet außenrum. Durch die Wärme war Highlife bis Mitternacht und später auch immer wieder. Butze bellte dauernd auf. Aber auch sonst hatte ich das Gefühl, dass er auf jeden Hund lauschte und gleich freudig empört anschlug, so nach dem Motto: "He! Ich bin auch hier! Ich bin auch stark, viel stärker als du! Hau ab!"

Solch eine ähnliche Motivation könnte ich mir bei deiner Kelly auch vorstellen. Es macht einfach Spaß, im Leben mitzumischen... Hoffentlich legt sich dies Übermaß wieder!

Bei Butze ist dieses Bellen jetzt absolut in Ordnung. Aber wie gesagt, vielleicht auch nur mit Hilfe von ziemlich viel Konsequenz... Momentan lebe ich wieder am Waldrand in endloser Stille. Jetzt bellt er nur noch, wenn mal ein Marder über den Balkon huscht...

Liebe Pauline,

nun kenne ich den Unterschied zwischen Halti und Gentle Leader. Das (mein) Halti hat seitlich noch einen Verbindungssteg zwischen dem Band, das über die Nase geht und dem, das hinten um den Kopf gelegt wird. Dieses Band hat den Vorteil, dass das Halti nicht ganz so leicht von der Nase rutschen kann. Dafür ist das Band, das um die Schnauze führt nach unten ganz locker, lässt also viel Raum. D.h. aber auch, dass es leichter abzustreifen ist.
Das Gentle Leader dagegen hat unten noch eine Feststellmöglichkeit. Man kann also die Weite des schnauzenumfassenden Bandes enger stellen, so dass es nicht so leicht abgestreift werden kann. Ich bin beim Halti geblieben, da ich Butze das Band sowieso nicht eng um die Schnauze stellen würde. Er soll schließlich gut hecheln können.


Gudrun_D antwortete am 14.09.04 (12:06):

Liebe Rosmarie

nein,nein,nein!
Ich habe nicht gedacht:ekelhaft;-)

genauso,wie ich es schrieb,meinte ich es auch.Bei mir und in langen Jahren mit meinen geliebten IrishSettern und nun auch mit Troll passiert es auch,dass beim spielen oder knuddeln mal ganz schnell die Hundeschnüss oder Zunge über mein Gesicht fährt!! Wo und wie sollen sie auch mit ihrer Zuneigung hin? Und sie sind doch so dankbar für jedes gute Wort,Lob oder Streicheleinheiten,balgen und knuddeln!
Jetzt liegt meiner schnarchend unter der gläsernen Arbeitsplatte-ich habe das Gefühl,als ob es ihm sehr gefällt,mich zu sehen,wenn er mal aufschaut-und seine Lackschnauze muss immer dicht bei meinen Füssen sein-nicht wegen "Käse" -aber ich könnte ja weggehen und ihn "vergessen".
Oft denke ich,der Kerle kann lachen! Wenn ich ihn zum Beispiel beidseitig kitzel und dabei lache,lacht er mit-lacht mich ja nicht aus!!!(und wenn doch,macht es mir nichts aus)
Ist ja drollig,dass du auch die "Herrchen gesucht-Sendung" siehst! Wenn ich zu Hause bin,ist das auch mein Programm und ich finde es sehr gut, bei "Tiervermittlung im WDR Sa 18:15,eine Sendung,die mir eigentlich noch besser gefällt,dass da Verhaltensmuster und Erziehungsfragen-und-Beispiele von sehr guten Trainern zwischendurch gezeigt werden.
Montags abends sehe ich mir auch stets die Sendungen aus den Zoos an.Dabei denke ich so häufig,was die Tierpfleger für ein Gespür und Wissen haben und wie sie sich auch über Arbeitszeiten hinweg für ihre Pfleglinge einsetzen,wenn Notsituationen sind oder Geburten angesagt sind.
Und werden wahrlich nicht fürstlich bezahlt!


Gudrun_D antwortete am 14.09.04 (12:21):

Liebe Corina

so,wie Rosmarie Butzes Verhalten beschreibt,wird es auch bei deinem Schätzchen sein,denke ich.
Wenn ich dir einen Rat geben darf:
schimpf nicht,wenn Kelly brummelt oder anschlägt.
Troll machte das anfangs auch.
Er war es wohl so vom Tierheim gewohnt,"mit den anderen zu bellen",ausserdem ist er extrem wachsam!
Dadurch,dass er vor meinem Bett seinen nächtlichen Schlafplatz hat und ich einen sehr leisen Schlaf habe,kommt von mir beim ersten grummeln: ist ja guuuuuuut,braver Hund,jetzt ruuuhig-----
und nur,wenn er lauter wird,gibt es ein scharfes :AUS!
So hat er "seiner Pflicht genüge getan",ist dafür gelobt worden und hält die Klappe;-)
da auch ich bei offenen Fenstern schlafe,allerdings mit Fliegenetz davor,damit meine Katze nich abhauen kann,bin ich für trolls Wachsamkeit dankbar.So kann mir niemand einsteigen,ich wohne nämlich parterre.
Wenn die Hunde,die schlechte Erfahrungen gemacht haben,leider,sich sicher und geborgen fühlen,werden sie manche jetzt noch störende Eigenart ablegen.(und dafür etwas anderes lernen;-))"Mutters" Automotor kennen,wehe,sie fährt alleine fort und o,Freude,sie kommt zurück!Wird nun alles angezeigt-womit?Ja womit wohl?;-)
Mit verschiedenen Belltönen natürlich!

Wie heisst es so schön?
Es gibt kein grösser leid....;-)

naja,für unsere Kinder haben wir uns ja früher auch manche Nachtstunde um die Ohren gehauen...........
und ich wache wegen Schmerzen sowieso jede Stunde auf---

wie das wohl ist,wenn man morgends ausgeschlafen aufstehen kann?


Corina antwortete am 14.09.04 (12:51):

Liebe Gudrun!

Die Frage, wie das ist wenn man morgens ausgeschlafen aufsteht, würde mich ebenfalls brennend interessieren.
Wir haben nämlich noch 3 Kater und wenn die morgens nicht pünktlichst ihr Essen bekommen, dann machen sie so ein Theater, dass man lieber gleich aufsteht, bevor man ganz wach ist. Wenn wir allerdings im Urlaub sind und die Tiere nicht dabei sind, dann geht es mir furchtbar und ich vermiss meine ganzen Vierbeiner, das ich es kaum erwarten kann bis ich wieder zuhause bin. Ist irgendwie wie verhext!;O) Ich hab übrigens nicht gelacht, weil du denkst dein Vierbeiner lacht mit dir. Kelly ist so ne Süße, wenn wir mit ihr toben, dann grinst sie so, das macht richtig Spaß;O)
@Rosemarie und Gudrun
Denke das wir Kelly's Verhalten beobachten müssen und hoffe es legt sich nach einer Weile wieder. Werde es aber auf keinen Fall durchgehen lassen, dass sie die ganze Nacht bellt, ob sie nun Hunde hört oder nicht... das muß sie einfach lernen!
Das sie schließlich den Wachhund in sich hat, das wußten wir ja als wir sie bekommen haben, aber auf Dauer schlaucht das nächtliche Gebell und bei anderen Hunden scheint es ja auch zu klappen, dass sie friedlich schlummern*


Rosmarie antwortete am 14.09.04 (13:37):

Liebe Gudrun, liebe Corina,

so wie Gudrun mache ich es mit Butze auch und habe ihn damit ja auch vom Dauernd-Anschlagen weggebracht (er ist nämlich auch extrem wachsam). Beim ersten Grummeln gebe ich Rückmeldung, dass ich´s vernommen habe: "Jaaa..aaa... - Ist okay..." Er soll schließlich wissen, dass ich seine Meldung akzeptiere. Erst wenn trotzdem Bellen folgt, schimpfe ich.

Dass du, Corina, gern wissen möchtest, wie das ist, wenn man ausgeschlafen ist, glaube ich dir! Schrecklich! Ich werde ganz nervös und grantig, wenn ich mehrere Nächte lang nicht richtig schlafen kann.

Liebe Gudrun, dein Bericht über Trolls Lachen wärmt richtig! Genauso erlebe ich es auch. Und ich glaube, dass es gerade das ist, weshalb ich nicht ohne Wuff sein möchte.
Was ich an Troll so erstaunlich finde, ist, dass er sehr schnell dein Herz restlos erobert hat, obwohl du ja eigentlich eine Setterfrau warst... Gut gemacht! :-)))


Gudrun_D antwortete am 14.09.04 (14:31):

Ach,Rosmarie

ich sagte doch schon: man kann eigene und Adoptiv-oder Pflegekinder gleich innig lieben.....

Als ich aber vor wenigen Wochen Sonntagsmorgens um 7 auffem "Mussgang" meine Nachbarin mit einem 9 Wochen alten IrishSetter traf,drollten doch die Tränen.Ich durfte ihn aber ganz lange knuddeln und streicheln-mit einer Hand,die andere streichelte Troll!
Ich muss einfach daran denken,dass ich für einen Setter nicht mehr jung genug bin und auch nicht mehr settergerecht wohne!Sehnsüchte haben wir so viele im Leben begraben müssen,das schaff ich schon!Ich hab ja meine Erinnerungen an meine glückselige Zeit,da ich meine 3 Kinder noch zu Hause hatte,meine insgesamt 10 Pflegekinder und meine Tiere.
Natürlich wurde der Ehemann und Vater-so lange er lebte- sehr verwöhnt.Ich war und bin es eigentlich noch,eine altmodische Frau-die aber ihren Beruf sehr geliebt hat-es war eigentlich Berufung.......
und,dass mein Troll seine ängstigenden und schlechten Erfahrungen -fast-vergessen und mich so schnell voll akzeptiert hat und liebt,dafür bin ich einfach dankbar!
Ich würde ihn um nichts eintauschen und hoffe nur,so lange leben zu dürfen,wie er mich braucht!


Rosmarie antwortete am 17.09.04 (20:15):

Ob es euch interessiert, weiß ich nicht. Aber ich hatte ja gefragt, ob das zärtliche Beißen des Hundes in Frauchens Nase wohl ein Zeichen von Dominanz ist. Ist es nicht. Der Hundetrainer meinte, das sei nur als Spiel zu werten, aber nicht als Dominanzversuch. Na also, freu, freu.

Dann wollte ich noch wissen, ob Zerrspiele erlaubt sind oder nicht. Sie sind erlaubt. Ich solle nur darauf achten, dass ich das Spiel beginne und beende.

Liebe Gudrun, deine Einstellung zu Troll, deinem neuen Traumhund, der halt nicht ganz traumgemäß aussieht, aber dennoch einer ist, finde ich prima!
Du hast ganz Recht mit:"...Sehnsüchte haben wir so viele im Leben begraben müssen." Aber gerade das gibt uns (und so manchen Mitmenschen und Geschöpfen neben uns!) neue Chancen.

Butze lässt inzwischen übrigens immer wieder Gelegenheiten aus, bei denen er früher aggressiv gebellt hätte. Es geht aufwärts!
Danke, ihr alle habt mir mit eurer Anteilnahme und den vielen guten Tipps und Gedanken viel geholfen!


navallo antwortete am 18.09.04 (19:43):

@Corina
Mit ihren 8 Monaten kommt Eure Kelly gerade in die „Rüpeljahre“. Das geänderte Verhalten läutet quasi die Pubertät ein. Die erste Hitze macht das sehr deutlich. Als Folge der Gründung eines Sexualreviers reifen damit auch erst der Bewachungs- und Schutztrieb. Die mit der Hormonproduktion einsetzende deutlichere Wahrnehmung „verdächtiger“ oder „interessanter“ Vorgänge ist möglicherweise der Grund für nächtliches Bellen. Daneben kommen aber zahlreiche andere, sich überschneidende Gründe in Betracht (Einsamkeit? Freude? Ungeduld? Eifer? Hunger? Furcht? Drohen? Aufbruchstimmung? Träume? Imponieren? Mitteilungsbedürfnis? ).

Nie bellt ein Hund grundlos! Am folgerichtigsten wäre es, wenn möglich, den Anlaß für das Bellen zu vermeiden - also dem Einsamen etwas mehr Nähe zu gestatten, den allzu Wachsamen an den auslösenden Reiz zu gewöhnen oder diesen Reiz zu umgehen, dem emotionsgeladenen Gelegenheit zu anderweitigem Abreagieren zu schaffen usw. usw. Diesen Grund mußt Du deshalb herausfinden. Dabei könnten Dir folgende Fragen helfen, die Du Dir ja z. T. bereits beantwortet hast:

· Wo befindet sich Kelly bei ihren nächtlichen Belltiraden? Damit läßt sich z. B. Bellen aus „Einsamkeit“ etwas eingrenzen. So wie Du es schilderst, scheidet das wohl aus.

· Welche Körperhaltung nimmt sie dabei ein? (liegend/stehend? Blickrichtung? Hin- und Herlaufen? Hochhüpfen? Stellung der Rute, der Ohren?). Damit läßt sich evtl. ein akustischer, optischer oder geruchlicher Reizauslöser orten.

· Wie lange hält das Bellen an? Langanhaltend spräche eher für Einsamkeit, kurz, evtl. mit vorherigem Knurren, eher aus Wachsamkeit, beim morgendlichen Start Freude, Ungeduld und/oder Emotionsstau.

· Läßt es sich durch Dich unterbrechen, wenn ja, wie? (z. B. durch Dein Auftauchen, Kenntnisnahme des Alarms, Kommando „Aus“ oder „Pfui“, strenger Blick? Zureden oder Schimpfen? Ablenkung durch Spielangebot? Gesten? Physische Einwirkungen ...). Das sagt etwas über die Chancen einer Abgewöhnung, die Wege und die voraussichtlichen Mühen aus.


navallo antwortete am 18.09.04 (20:19):

@Rosmarie

ZERRSPIELE
bereiten dem Hund himmlisches Vergnügen, gehören zum angewölften Lernverhalten und werden als Belohnung wie Leckerli eingesetzt. Daß sich Zerrspiele bei Wesensprüfungen nachteilig auswirken könnten, kann ich mir nur im Zusammenhang mit inkompetenten Prüfern vorstellen. Solche sehen in jedem Spielknurren Grund zur Einstufung als "gefährlicher Hund". Es hätte mich sehr gewundert, wenn Dein Hundetrainer auf dieser Schiene mitgeschwommen wäre.

Allerdings gibt es für Zerrspiele Regeln:

1. Die Hundeleine ist tabu. Der Hund lernt sonst, diese durchzubeißen und wäre dann nur noch mit Kette festzulegen.

2. Schuhwerk und Kleidung sind tabu. Sonst sind irgendwann Frauchens Latschen fällig. Am Geruch unterscheidet er Kleidungsstücke von anderen Stoffetzen. Ein starkes Seil ist statthaft.

3. Zerrspiele sind durch Wegnahme des Spielgegenstandes zu beenden, weil dieser zerkaut wird und seinen Reiz als Motivationshilfe verliert. Zernagen kann sich auf andere Dinge ausdehnen. Erwischt er irgendwann eine Elektroleitung, erledigt sich das Problem schlagartig.

4. Es sollte jeder mal gewinnen dürfen, sonst wird es langweilig.

5. Zerrspiele sind zu beenden, falls der Hund Besitzansprüche durch Bedrohung (gesträubtes Nackenfell, angelegte Ohren, gefletschte Zähne, Zuschnappen ... ) unterstreicht. Alleiniges Knurren ohne zusätzliche körpersprachlichen Drohgebärden gehört zum Spiel.

6. Die Heftigkeit des Spiels oder die Art des Spielgegenstands (Härte, Form, Material) darf nicht zu Zahnschäden führen.

BUTZES NASENBEIßER
vermag ich schlecht einzuordnen. Vielleicht hat ein Vorbesitzer das als besonders lustig empfunden. Wenn Welpen im Spiel zu heftig zuschnappen, zeigt man ihnen ihre Grenzen mit dem Lefzengriff. Dabei kniept man einen Mundwinkel des Hundes zwischen Daumen und Zeigefinger und hält ihn so ein paar Sekunden fest - entfernt vergleichbar damit, wie sich Menschen in die Wange kneifen und dort festhalten würden. Die Hand wird dabei - ähnlich wie beim Schnauzengriff - vom Hund als "Beißwerkzeug" empfunden. Dein eigenes Gebiß mußt Du nicht einsetzen. „Beißen“ ist weitaus wirkungsvoller als z. B. Schläge, weil es diese im Wolfsrudel ja auch nicht gibt.

WIEVIEL ERZIEHUNG EIN HUND BRAUCHT,
hängt von den Erwartungen des Halters, den Eigenheiten des Hundes und den Ansprüchen seiner Umgebung ab.

Mein Ideal ist ein Hund, der so ist, wie meiner zu 90%:
unaufdringlich, freundlich, kneipenfähig, der im Bus niemanden auf den Senkel geht, freudig kommt, der auf seinem Platz bei Frauchens Einkaufsorgien geduldiger als Herrchen ausharrt und der Tabuzonen respektiert, einen, der im engsten Gedränge die Nerven behält, der weder Katzen, Hühner, Wild noch Radfahrer hetzt, den die Kinder meiner Nachbarn lieben, der es ohne Gejaule in einem Hotelzimmer so lange aushält, bis Frauchen und Herrchen vom Essen zurück sind, der mich nicht an der Leine durch die Landschaft zerrt und sein Geschäft nur an den dafür vorgesehenen Stellen verrichtet. Entgegen üblicher Empfehlungen möchte ich Befehle in normaler Stimmlage oder leiser übermitteln können.

Weil mein Hund Abwechslung, "Äktschn" und Arbeit liebt, beschäftige ich ihn neben Unterordnungsübungen auch mit Dingen, die weder er noch ich unbedingt brauchen, die uns beiden aber Spaß machen.


Corina antwortete am 20.09.04 (15:33):

Hallo Navallo,

Das Kelly im Moment in der Pubertät steckt, haben wir schon befürchtet, allerdings hat sich bis jetzt eigentlich nichts verändert.
Das nächtliche Bellen ist das einzige was uns auffällt und natürlich auch aufregt.
Wenn das eine "Phase" ist, steht man das gerne durch, nur haben wir halt die Befürchtung, dass man es dann nur schwer wieder
weg bekommt und wir wollen natürlich auch nicht die falschen Methoden benutzen und es vielleicht noch schlimmer machen.

Da Kelly meistens in der Nacht bellt, ist es schwierig zu sagen, wie die genaue Körperhaltung ist, aber nach den Geräuschen zu urteilen,
würde ich behaupten das sie hochschreckt und durch die Wohnung läuft. Meistens rennt sie zu den Fenstern oder zur Tür.
Die Ohren und der Schwanz sind aufgestellt und beim morgendlichen Spaziergang auch schon mal die Nackenhaare.
Das Bellen dauert meistens nicht lange, weil wir dann auch gleich reagieren, scharf ihren Namen rufen und mit ihr Schimpfen.
Was sie lange macht, ist das Knurren, meistens vor und nach dem Bellen und das kann auch schon dauern, bis sie sich beruhigt
und wieder still ist.
Ich würde behaupten das Knurren und Bellen passiert in der Nacht aus Wachsamkeit und am Morgen kann es schon sein,
das sich die Emotionen aufgestaut haben und sie sie raus lässt. Wie aber auch schon Rosemarie beschrieben, versuchen
wir sie zu fördern wo es geht und im Moment wüßte ich auch nicht, wie wir sie mehr auslasten könnten. Wenn wir jetzt schon täglich
stundenlang mit ihr Fahrradfahren, wo soll das dann in einen paar Monaten enden!?

Kelly lässt sich eigentlich immer von uns unterbrechen, ob wir jetzt mit ihr reden, schimpfen oder auch nur ein kurzes Geräusch machen,
aber oftmals fängt sie dann kurz danach wieder mit Knurren an und man braucht einige Versuche bis sie dann wirklich ganz Ruhe gibt.

Ich weiß nicht, ob das auch mit der Pubertät zusammen hängt, aber wenn wir zur Zeit beim Spazierengehen Leute sehen, dann reagiert sie überhaupt nicht mehr auf uns, sondern rennt sofort auf sie zu. Sie wedelt zwar mit dem Schwanz und freut sich total, aber das ist uns natürlich schrecklich peinlich,
zumal es ja auch genügend Leute gibt, die ängstlich reagieren.
Wenn sie die Leute begrüßt hat, hört sie schon wieder und kommt auch gleich her.. aber wenn wir dann mit ihr schimpfen, dann bestrafen wir
sie ja eigentlich fürs Herkommen oder? Allerdings möcht ich sie eigentlich auch nicht dafür bestrafen, dass sie freundlich ist und sich über Spaziergänger freut, aber das sie dann einfach auf sie zustürmt, geht natürlich auch keinen Fall!
Hast du dazu vielleicht auch einen guten Tip?


navallo antwortete am 21.09.04 (20:00):

@Corina
Du schätzt das alles schon richtig ein :))

Weil es sich nicht um Dauergebell handelt und Kelly auf Dein Ansprechen wunschgemäß reagiert, bestehen gute Aussichten, daß sie sich ihre nächtlichen Bellereien bald verkneifen wird. Setze einfach das Zurechtweisen konsequent fort. Falls z. B. rollige Katzen der Auslöser sind, hast Du so oder so binnen kurzem bis zum nächsten Frühjahr Ruhe. Bei häufig wiederkehrenden Geräuschen (z. B. Verkehrslärm) wird ihr das Bellen durch Gewöhnung langweilig werden. Falls das in den nächsten 6 Wochen nicht hilft, versuche ob vorübergehendes Anleinen während der Nacht etwas bringt. Dafür spricht, daß sie zum Bellen aufstehen und zur Tür laufen will. Wenn sie das nicht kann, wird sie vermutlich auch nicht bellen und sich allenfalls mit einem Knurren zufrieden geben. Eine weitere Möglichkeit, die ich jetzt nicht ins Detail ausführen will, wäre der Leinenruck über eine lange Schnur.

FREUDIGES ZULAUFEN AUF FREMDE
läßt sich am günstigsten abgewöhnen, wenn Du Helfer hierzu mobilisieren kannst. Der Strafreiz muß von den Fremden ausgehen, so daß der Hund Deine Urheberschaft nicht durchschaut. Zunächst mit Anschreien durch die oder den Helfer, erforderlichenfalls verstärkt durch Wurfkette oder Klapperbüchse, auch diese besser vom Helfer als von Dir geworfen. Auf keinen Fall fürs Zurückkommen abstrafen!

RANDBEMERKUNG
Kelly bringt nach Deinen Schilderungen eigentlich beste Anlagen für eine Ausbildung zum Rettungshund mit, als da sind:
Fremdenfreundlichkeit, „lockerer Hals“, Ausdauer bei stundenlangen Radfahrten, Freudigkeit beim Tagesstart, ihr jugendliches Alter und ihre Größe.
Da Du offenbar auch täglich viel Zeit mit dem Hund verbringst, erhebt sich die Frage, ob man diese Voraussetzungen nicht effektiver nutzen könnte. Wo die nächstgelegne Rettungshundestaffel am Werken ist, könntest Du im Internet recherchieren. Und keine Angst, wenn die sich anfangs ein bißchen elitär aufführen; die kochen alle nur mit Wasser!!! Erforderlich ist meist eine Mitgliedschaft in der jeweiligen Dachorganisation (Rotes Kreuz, Malteser, Johanniter, ASB, Feuerwehr ... ), aber zunächst kannst Du ja mal zum Schnuppern hingehen, eine Weile so mitmachen und die Bedingungen erkunden. Bei solcherart ausgebildeten Hunden drücken auch weniger tolerante Nachbarn beide Augen bei gelegentlichem Bellen zu; es könnte ja sein, daß sie ihn auch mal brauchen. Hinzu kommt, daß Du die freilaufende Kelly entsprechend kennzeichnen kannst und damit verhinderst, daß sie irgendein Schießwütiger abknallen darf.


Rosmarie antwortete am 23.09.04 (22:03):

Hallo Navallo und Corina,

nun habe ich doch glatt eure neuen Beiträge verschlafen... :-(

Danke, Navallo, für die wieder so verständlichen und einleuchtenden Antworten! Du könntest ganz prima ein Hundebuch schreiben!

Schön, dass du nichts gegen Zerrspiele einwendest! Leider habe ich Butzes Seil in der anderen Wohnung... Hier "kämpfe" ich, seitdem ich weiß, dass man auch mal zerren darf, ein bisschen um seinen Ball. Den möchte er eigentlich von mir geworfen bekommen, doch dann bringt er es immer erst nach ein paar Sekunden übers Herz, ihn loszulassen. Es macht halt Spaß, wenn Frauchen noch ein bisschen hinterherhechten muss... Hechte ich nicht, so bringt er ihn schließlich von allein.

Deine übrigen Regeln hält Butze zum Glück ganz von selber ein.

Interessant finde ich auch deine Erklärungen zum Lefzengriff. Der imitiert also eine Art zurechtweisendes Beißen. Im Moment fällt mir zwar keine Situation ein, in der ich auf diese Weise zubeißen müsste. Aber wer weiß... Auf jeden Fall wäre mir solches Beißen lieber, als meine Zähne zu benutzen. :-)))

Oder doch? Wäre das eine sinnvolle Erziehungsmaßnahme, wenn er in einem Lokal zu bellen anfinge? Im übrigen hat sich Butze schon sehr gebessert. Die letzten Male hat er schon nicht mehr gebellt. Allerdings war er da auch derjenige, der zuletzt gekommen ist. Mal sehen, wie es wird, wenn mal wieder ein Konkurrenzrüde nach ihm kommt und an ihm vorbeigeht.

Dass du zu 90% deinen Traumhund hast, ist toll! Besonders, da ihr offenbar beide dieselbe Freude aneinander habt!


Corina antwortete am 29.09.04 (14:09):

Hallo Navallo,
vielen Dank für deine tollen Tips. Bin ja wirklich erleichtert, dass du die Bellerei mit unserer Kelly nicht für aussichtslos hälst. Kann auch behaupten, dass es schon viel besser geworden ist. Obwohl wir eigentlich nichts anderes gemacht haben, als sie immer wieder scharf zurechtweisen und es scheint zu funktionieren. Du hast ausserdem geschrieben, dass sie sich zur Zeit in der Pubertät befindet, kannst du mir sagen wie lange diese Phase anhält? Die Läufigkeit ist jetzt seit einer Woche vorüber, von dem her müßte es sich ja wieder normaliesieren oder? Aber man merkt schon, dass sie gerade nicht gut hört und beim Spazierengehen, ist sie erst gestern wieder auf eine arme Passantin zugerannt. Mir ist das echt furchtbar peinlich! Macht mich auch richtig wütend, weil ich mich überhaupt nicht auf sie verlassen kann, aber die Frage ist, wenn man sie an der Leine lässt, ob sie dann auch merkt, dass sie dafür bestraft wird. Die Idee mit der Klapperbüchse ist sehr gut, aber ich weiß gar nicht wie ich das umsetzen soll. Wenn wir einen Bekannten als Helfer einsetzen, wird sie es dann nicht auf die Person beziehen statt auf das Zugehen? Zur Zeit üben wir sehr verstärkt mit ihr, auch eben Beifusslaufen und Herkommen, was sie auch wirklich sehr toll macht, aber sobald sie jemanden sieht, reagiert sie gar nicht mehr. Ich erwarte ja nicht, dass sie sofort perfekt hört, immerhin ist sie ja noch ein junger Hund und das alles fordert viel Arbeit und Geduld, aber ich möchte auch mal mit ihr laufen können ohne immer nach allen Seiten zu linsen, ob jemand in der Nähe ist. Vielen Dank für deine Randbemerkung. Die Eigenschaften, die Kelly mitbringt, könnten wirklich sehr gut zum Rettungshund passen und ich denke auch, dass ihr das sehr viel Spass machen würde. Ehrlich gesagt haben wir uns über solche Sachen noch gar keine Gedanken gemacht. Ist aber wahrscheinlich schwierig den Hund einzuordnen, wenn man noch nicht so viel Erfahrung hat. Ich hab mir auch schon ein paar Adressen in der Nähe gesucht und werden mal vorbeischauen, ob das auch uns Besitzern liegt. Immerhin wird nicht nur viel vom Hund abverlangt, sondern auch vom Halter und das sollte man sich ja durch den Kopf gehen lassen.


navallo antwortete am 29.09.04 (21:41):

Die PUBERTÄTSPHASE
liegt etwa zwischen dem 7. und 14. Monat. Sie endet bei den Hündinnen etwas früher als beim Rüden mit dem Eintritt der ersten Läufigkeit. Ähnlich wie beim Menschen ist mit dem Erreichen der Geschlechtsreife die Entwicklung noch lange nicht abgeschlossen – insbesondere auch nicht die geistige. An die Pubertät schließt sich die Zeit der Reife an, in der sich bestimmte Verhaltensweisen weiterentwickeln und festigen, so zum Beispiel das Verteidigungsverhalten bis zum 3. Lebensjahr. Aufgrund dieser Formbarkeit läßt sich unerwünschtes Verhalten in der Reifephase durch Erziehung vorteilhaft beeinflussen.

ANLEINEN
sollte nie Strafmaßnahme sein. Würde Dein Hund das so empfinden, käme er nicht mehr heran oder würde sogar ausbüxen, sobald du Anstalten dazu machst. Mit dem rechtzeitigen Anleinen verhinderst du lediglich, daß Passanten sich belästigt fühlen könnten.
Es ist nicht auszuschließen, daß Kelly gegen einen strafenden Helfer Antipathien entwickeln könnte. Insofern scheiden Personen des unmittelbaren Umfeldes aus. Die Klapperbüchse oder die Wurfkette (zur Not tut’s ein Schlüsselbund) kannst Du ihm in Ermangelung eines geeigneten Helfers natürlich auch selbst auf den Pelz werfen.

HARTHÖRIGKEIT
entsteht oft dadurch, daß ein Befehl mehrmals wiederholt wird. Der Hund hat die Erfahrung gemacht: „Die wird schon noch mal rufen, jetzt mach ich erst mal das, was MIR Spaß macht“. Ist ausnahmsweise ein zweiter Ruf nötig, sollte man etwas länger damit warten. Ignoriert der Hund sogar einen dritten Ruf, ist jedes weitere Rufen der weiteren Erziehung im Herankommen abträglich. In Situationen, wo ich weiß, daß der Hund mit Sicherheit nicht hört, versuche es ich gar nicht erst.
Da Kelly ja schon gut zu hören scheint, solange sie nicht durch Reizvolleres abgelenkt wird, solltest du einfach wie bisher am Ball bleiben. Für eine zuverlässig gute Ausbildung rechnet man 3 Jahre! Also erwarte nicht zu viel in so kurzer Zeit. Geduldige Wiederholung ist der Schlüssel zum Erfolg.
Schnelles Herankommen erzielt man, wenn die Übung darauf abgestellt wird, daß der Hund herankommen DARF, nicht soll oder muß. Hierfür muß man beim Hund eine gewissen Spannung erzeugen, also beispielsweise absitzen lassen und nach einigen Schritten heranrufen, wobei man allmählich die Entfernung und das Zeitintervall steigert. Niemals die Belohnung vergessen (Leckerli oder Spielen oder wenigstens ausgiebiges Loben mit Körperkontakt). Wenn er noch nicht sitzen bleibt, hilft ein Zug an einer langen Schnur (z. B. 20 m Zeltschnur), die über einen Bodenanker – eine Art überdimensionierten Korkenzieher (Zooartikelgeschäft) – zu Dir zurückgeleitet wird.


Corina antwortete am 05.10.04 (10:36):

Hallo Navallo,

bin wie die anderen immer wieder aufs Neue von deinem Wissen über Hunde beeindruckt!
Ist wirklich sehr hilfreich ab und zu den Rat einer erfahren Person zu bekommen, da man manchmal gar nicht so recht weiß wie man mit seinem Hund ans Ziel kommen soll.
Aus deinen Zeilen liest sich alles so logisch und eigentlich kinderleicht, aber erst bei der Umsetzung merkt man dass es doch ganz schön viel Verständnis und Geduld erfordert.
Mag sein, dass wir von Kelly zu viel verlangen, sie ist immerhin erst 9 Monate alt und hört schon verhältnismässig gut. Aber ich denke es kommt daher, da wir schon sehr früh durch ihren tollen Gehorsam verwöhnt wurden und plötzlich läßt es wieder nach. Zeigt uns aber auch, dass man solche Sachen nicht schleifen lassen darf und vorallem immer in Übung bleiben muß, damit es beibehalten wird. Dazu kommt natürlich noch die Pubertät oder Reifephase und jetzt legt sie es manchmal schon drauf an. Wir werden aber auf alle Fälle deinen Rat befolgen und einfach geduldig weiter üben, dann kriegen wir die schwierigen Sachen wie z.B auf Leute zu rennen garantiert in Griff.
Vielen Dank für deine Unterstützung*