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THEMA:   Heimbewohner werden schneller hochgestuft !

 18 Antwort(en).

Graugans begann die Diskussion am 02.10.04 (19:39) :

Hallo Forumsfreunde,

wenn ältere Mitbürger ins Heim kommen, werden sie in
kürzester Zeit hinsichtlich der Pflegstufe höher ein-
gestuft als wenn sie von Verwandten zu Hause gepflegt
werden. Warum?

Viele Grüße
Graugans


rolf antwortete am 02.10.04 (19:51):

Weil im Heim der Nachweis des Pflegebedarfs genauer geführt wird.
Gönntst du es den Betroffenen nicht?


wanda antwortete am 02.10.04 (19:59):

Dafür gibt es mehrere Gründe. Ich greife den auf, den Rolf genannt hat. Das Heimpersonal sieht den zu Pfegenden rund um die Uhr und kann sich ein viel besseres Bild machen.
Meistens findet die erste Untersuchung, ob Pflegegeld bewilligt wird oder nicht, zuhause statt. Dort will dann der Patient "glänzen", das heißt zeigen, was er noch alles kann, vielleicht auch, weil die freundliche Nachbarin oder leibliche Kinder zugegen sind.
Auf die Frage - können Sie sich noch kämmen ?- kommt die Antwort "ja", obwohl der Patient kaum noch die Arme heben kann. Niemand geht soweit, in diesem Moment zu sagen, na, dann zeigen sie uns das mal. Und das ist auch gut so.


pilli antwortete am 02.10.04 (22:56):

ich kann das "glänzen wollen" nur schmunzelnd bestätigen.

am tage vor der untersuchung des Medizinischen Dienstes

(den termin kannte ich nicht, habe aber später, als die ablehnung per post kam, koppschüttelnd erfahren, watt da veranstaltet worden ist) :-)

hat meine mutter friseuse und reinigungsfrau per fon zitiert und die pflegerische hilfe (die sie schon seit jahren pivat bezahlt hat) stunden vorher bestellt, damit sie "aufrecht und gut gekleidet" selbständig die wohnungstüre öffnen konnte. :-)

ist doch klar,:-) daß es nun eines einspruches bedurfte...den wenigstens durfte ich dann schreiben...lach

:-)


wanda antwortete am 03.10.04 (08:16):

möglicherweise ist dies eine provokante Frage, deshalb von mir aus noch zwei Antworten, die Ausschlag gebend sein könnten.
2. wer noch zuhause lebt, "rafft" sich mehrmals am Tage auf, sei es, um noch die Brötchen zu holen oder auch nur, den Briefkasten zu leeren.
Im Heim fällt das alles weg, der Mensch wird mehr oder weniger bedient und kann sich gehen lassen. Das führt dann sehr bald zum Abbau.
3. ich konstruiere mal ein Heim, das wirtschaftlich nur über die Runden kommt, wenn jeweils 5 Plätze belegt sind und zwar in der Pflegestufe 1,2, und 3.
Nun hat man plötzlich in der Pflegestufe 2 nur noch vier Plätze belegt, dafür in der Pflegestufe 1 sechs.
Die Heimleitung wird überlegen, wer von den sechsen evtl. auch für die Pflegestufe 2 infrage käme.
Alles muss amtlich bestätigt werden und wenn das dann der Fall ist, halte ich das für legal.
Es ist doch besser so, als wenn ein gutes Heim Insolvenz beantragen muss.


pilli antwortete am 03.10.04 (09:20):

kaufleute nennen das "Mischkalkulation"

:-)


mart antwortete am 03.10.04 (20:58):

Und dann gibt es das Phänomen, daß jemand aus dem Heim, in dem er im Pflegebett mit Windeln liegt und gefüttert wird, wieder nach Hause kommt.

Und siehe da, in kürzerer Zeit kann er sich wieder anziehen inkl. Socken und Schuhe, aufs Klo gehen, sich waschen und Zähne putzen und selbständig essen:-)



Die Mobilisierung kostet viel Geduld und Zeit; auch die weitere Betreuung, die Begleitung beim Gehen, die Aufsicht und das Gespräch benötigen dasselbe.

Das Ergebnis: ein geistig und körperlich mobilerer Mensch, weniger Pflegegeld, aber trotzdem größerer zeitlicher Aufwand.

Provokante Schlußfolgerung:

In welche Richtung wird sich ein wirtschaftlich denkendes Unternehmen bewegen?


wanda antwortete am 04.10.04 (08:43):

@mart, das sind die großen Ausnahmen, die es ganz selten gibt, evtl. nach Schlaganfällen usw.
Im Allgemeinen ist der Mensch im Altersheim schon sehr alt und kaum noch zu mobilisieren.

Ein Pflegeheim sollte nicht nur wirtschaftlich denken, jedenfalls nicht primär, auf der anderen Seite muss ein großer Träger auch an seine Angestellten denken.
Heute steht gerade in der Zeitung, dass der Birkenhof in Hannover in Geldnot ist, und den 7OO Mitarbeitern gesagt wurde, dass es kein Weihnachtsgeld geben kann, bezw. dass sie darauf verzichten möchten. 97 % der Mitarbeiter haben sich bereits mit dem Verzicht einverstanden erklärt. Auf Grund dieser hohen Prozentzahl kann man schon sehen, dass hier nicht nur wirtschaftlich gedacht wird, sondern viel Idealismus dabei ist.


doris16 antwortete am 05.10.04 (02:20):

Diese Nachricht über die Angestellten des Birkenhofs in Hannover (meine Geburtsstadt) hat mich sehr gefreut. Sie denken offensichtlich nicht nur an sich selbst. Dahingegen streikten hier in British Columbia (Kanada) alle Gewerkschaftsmitglieder des Gesundheitswesens, u.a. auch die Angestellten des Deutsch-Kanadischen Altersheims in Vancouver. Gibt einem zu denken!


mart antwortete am 05.10.04 (03:28):

Wanda,

Bei der Suche nach dem Birkenhof in Hannover bin ich auf folgenden erschreckenden Link gestoßen.

Internet-Tipp: https://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/23/0,1872,1016983,00.html


wanda antwortete am 05.10.04 (07:52):

das ist ja furchtbar, mart, ich schätze mal dass der Birkenhof dagegen angehen wird.
Hier hat die ganze Institution einen guten Ruf. Ich kenne die Anlage aus einer anderen Richtung. Und zwar hatte ich für eine l6-jährige Schülerin die Vormundschaft - Ende der 8O-Jahre. Dieses Mädchen wurde schwanger und für den Fall, dass sie das Kind hätte behalten wollen, hätte sie in den Birkenhof gehen können. Die hatten seinerzeit eine Abteilung für junge schwangere Frauen, die dort bis ca. drei Monate nach der Geburt mit ihren Kindern ein zuhause fanden. Aus diesem Grund fuhr ich nach Hannover und sah mir das an.


mart antwortete am 05.10.04 (09:15):

Aber der Birkenhof wird in dem Bericht nicht erwähnt!


mimosa antwortete am 05.10.04 (12:09):

O je, da kann ich mich ja wirklich glücklich schätzen,
dass wir unsere Mutter bis zu ihrem Tod zuhause
pflegen konnten.
Auch wenn das Pflegegeld erst nach ihrem Tod,
rückwirkend für 14 Tage erhöht wurde, sie aber
schon 5 Monate vorher rund um die Uhr intensiv
betreut werden musste.
Gruss mimosa


Lisa antwortete am 06.10.04 (08:02):

Meine Schwester und ich wohnen an der Ostsee, unsere Mutter
in Berlin.
Wir möchten sie gern in unserer Nähe in einer betreuenden
Einrichtung wissen.
Sie hat Pflegestufe 1, wir erhoffen durch die örtlich Nähe
sie besser unterstützen zu können.
Gibt es da Hilfen über Schriftkram u.s.w.
Grüße von Lisa


wanda antwortete am 06.10.04 (18:27):

@mart - ich hatte nur die Leichenhalle und das Krematorium Hannover erwähnt gesehen und dann Deine Suche berücksichtigt und schon ist man auf der falschen Fährte.


wanda antwortete am 06.10.04 (18:30):

@lisa - Du erwähnst nicht, ob Deine Mutter überhaupt schon in einem Pflegeheim ist. Wenn nicht, ist das alles gar kein Problem, dann suchst du mit Deiner Schwester ein Heim in Eurer Nähe aus und dann zieht Deine Mutter einfach um.
Voraussetzung ist natürlich, dass auch sie das möchte.


Lisa antwortete am 07.10.04 (11:45):

Hallo wanda, danke für die Antwort. Meine Mutter lebt noch
in ihrer Wohnung, aber die Beschwerden werden größer und
mit ihrem Pflegedienst können wir nicht zufrieden sein.
Das wird uns besonders bei unangemeldeten Besuchen sehr
deutlich. Frage: auf was sollte man besonders achten bei der
Auswahl eines Pflegeheims? Örtliche Nähe ist ja nur 1Punkt.
Gibt es da besonders zu beachtende Details?
Grüße von Lisa


wanda antwortete am 07.10.04 (18:25):

unangemeldete Besuche machen, und evtl. in der Nachbarschaft fragen oder beim Hausarzt. Liebe Grüße wanda


hl antwortete am 25.10.04 (09:39):

@ Lisa

Fast jedes Pflegeheim ist für Besucher offen. Ich empfehle mehrmalige Besuche werktags zu unterschiedlichen Zeiten, z.B. vormittags zwischen 8:00 und 10:00 Uhr (Frühstücks-u. Grundpflegezeit), mittags zwischen 11:30 und 12:30 Uhr (hier kann man einem Blick auf das Mittagessen und Speisesaal werfen), abends zwischen 18:00 und 19:00 Uhr.

Meist genügt es, zu diesen Zeiten durch die Flure zu gehen, um einen Einblick in die Arbeit des Hauses zu bekommen. Zu achten ist auf den Umgang des Pflegepersonals mit den Bewohnern, auch auf das Verhalten des Pflegepersonals untereinander, das Aussehen der Wohnzimmer und Speiseräume und auch der Stationsküchen.

Als ich mich damals um eine Stelle an meinem jetzigen Arbeitsplatz beworben habe, war ich eine Stunde vor dem Termin da und machte einen solchen Rundgang. (9:30) Angenehme Ruhe auf den Fluren, ausser den Pflegewagen und den Lämpchen an den Zimmertüren kein Hinweis darauf, dass in fast allen Zimmern die Grundpflege durchgeführt wird, der Speiseraum und Stationsküche aufgeräumt,im Eingangsbereich sitzen einige Bewohner die sich unterhalten und neugierig jeden Eintretenden begutachten und irgendwann auf diesem Rundgang auch eine Schwester die mich freundlich fragte, ob sie mir helfen könne und mich nach meiner Antwort "ich wolle mich nur umsehen" auch ohne weiteres weiter gehen liess.

Insgesamt ein positiver Eindruck. Wer eine Stunde aufmerksam durch ein Heim geht spürt die Atmosphäre und bekommt einen besseren Einblick als durch das Lesen des Heimprospektes.