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THEMA:   Tierische Intelligenz

 13 Antwort(en).

Karl begann die Diskussion am 14.06.04 (18:47) :

Nicht jeder Mensch ist ein Einstein und nicht jeder Hund ein Rico. Trotzdem erstaunen die Taten von Rico immer wieder und sie sind geeignet das Klischee vom "dummen Hund" ad absurdum zu führen.
"Rico ist ein Hund. Aber er lernt Sprache auf eine Art, wie sie bisher nur Kindern zugetraut wurde, und er spielt mit den gleichen Sachen: 200 Plüsch- und Plastiktiere gehören ihm. Er kennt sie beim Namen und kann sie auf Befehl apportieren."

Lest den Artikel bei Spiegel online:

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,303532,00.html


karaoke antwortete am 14.06.04 (20:02):

Hallo Karl
Ich glaube, dass das dein Hund auch könnte, wenn du dich genauso ausgiebig mit ihm beschäftigst, wie es das die Besitzerin mit Rico macht.
Sie hat auch nur dem ganz normalen Arbeitseifer des Hundes
Rechnung getragen.
Ich denke, dass andere Hunde mit der richtigen Schulung das auch lernen können. Man denke da an Blinden- und Begleithunde. Sie leisten Ähnliches.
Gruss Karaoke


mimosa antwortete am 14.06.04 (20:31):

Hallo, Karl.
Wenn z. B. Hunde und Katzen in einen Haushalt zusammen
leben, lernen sie auch sehr schnell die jeweilige
" Sprache " des Anderen richtig zu deuten.

Früher waren Hunde unterernährte Arbeitstiere ( Zugtiere )
Nun haben sie sich schon hochgedient als des Menschen
" besten Freund ". Das spricht für die Theorie über die
Domestizierung. Ist es möglich, dass durch liebevollen Aufzug und Behandlung eine Weiterentwicklung entsteht?
Ich denke schon.
Lernfähig sind fast alle Hunde (andere Tiere auch)
Übrigens habe ich Rico neulich in eine Fernsehsendung gesehen. Es war wirklich sehr beeindrückend!

MfG mimosa


Karl antwortete am 14.06.04 (21:33):

@ mimosa,

ich bin durchaus auch von den Talenten meines Hundes überzeugt. Ohne Frage gibt es aber nicht "den Hund", ebenso wenig wie es "den Menschen" gibt. Hunde sind alle verschieden wie wir Menschen auch. Auch die Intelligenz wurde ungleich verteilt. Das heißt, ein dummer Hund steht nicht für alle Hunde und ein dummer Mensch widerlegt nicht die Existenz von Einstein.

Ich erinnere mich, dass ich vor etwa 12 Jahren beim Hotelfrühstück vor einer Konferenz der Dt. Zoologischen Gesellschaft ein Streitgespräch mit einem Professor für Zoologie hatte. Ich hatte gerade begeistert von den Eigenschaften unseres damaligen Hundes, auch eines "Berner Sennhundes", gesprochen, woraufhin ich dann streng wegen meiner anthropozentrischen Sicht gemaßregelt wurde. Ich habe widersprochen und meinen Standpunkt verteidigt und bin heute noch mehr denn je davon überzeugt, dass die Gefühlsregungen eines Hundes und auch die Anlage seiner Intelligenz erklärbar ist dadurch, dass unsere Gehirne sehr viele Gemeinsamkeiten aufweisen. Wenn sich ein Hund freut, empfindet er dasselbe wie wir, wenn wir uns freuen. Der Hund hat sich ohne Frage als langer Begleiter des Menschen evolutiv auf den Menschen "zubewegt" (unbotmäßige Vorläufer der Berner Sennhunde wurden z. B. eingepökelt und gegessen). Eine seiner Überlebensstrategien scheint es gewesen zu sein, sensibel auf die Gemütsverfassung des Menschen zu reagieren. Ein Hund versteht seinen Herrn (oder Frauchen) und das gehört nicht in Anführungszeichen.
Herr X widersprach mir widerum und bezog sich auf eine Studie, die genau ein Exemplar eines Hundes zum Gegenstand hatte. Es war eine gründliche und sorgfältige Studie über einen dummen Hund, aber eben nicht über Rico ;-)


julchen antwortete am 15.06.04 (05:53):

Danke fuer das Thema, Karl.

Gerade Neulich fand es Jemand "odd" (merkwuerdig) dass ich mit
meinen Tieren rede wie mit Menschen..und auch nicht
in der "ooooch du suessiwissie wuessi" baby sprache,
sonder klar und deutlich:
Du bist klatschnass, wage Dich nicht ins Haus!

Ueber viele Jahre Tierhaltung, habe ich gelernt, dass Tiere nicht nur den "Tonfall" interpretieren, wie sogar
manche Zoologen meinen, sondern sehr genau Worte unterscheiden.
Und lernen, dass verschiedene Worte die Gleiche
Bedeutung haben.
Natuerlich wuerde sowas in einem Labor test, mit
eingekerkerten Versuchshunden, die sich nur fuerchten und wissen dass sie nicht geliebt werden - niemals
anders ausgehen.

Und natuerlich sind Hunde (z.B.) genauso unterschiedlich wie Menschen, was die natuerliche
Intelligenz betrifft.
Ein "Problem" Hund muss noch lang kein "dummer"
Hund sein. Gegenteilig sind es "Problem" Hunde, die
aus Tierheimen geholt werden um zum bomenschnuefflern (z.B.) ausgebildet zu werden.

Oft sind es gerade die intelligentesten Tiere, die sich
zu Hause, ohne die notwendige stimulierung, sozusagen "zerstoererisch langweilen" und im Tierheim landen.

Auch ist es ein Ammenmaerchen, welches ich als
Kind gelernt und geglaubt habe, dass man Tiere
verschiedener Arten nicht in friedlicher Gemeinschaft
halten kann.
Katzen bringen eine natuerliche Toleranz. Solange sie sich nicht benachteiligt fuehlen, sind Katzen sehr willig
mit "Andersartigen" friedlich zu leben und sich zu arrangieren.
Hunde nehmen "Andersartige" ganz einfach ins Rudel auf und sehen irgendwann gar keinen Unterschied mehr.
Jeder lernt Drohgehabe des anderen zu respektieren
und Freundschaftsgesten zu tolerieren oder zu begruessen.

Wer trotzdem Stunk anfaengt wird kurzerhand ein paar stunden vor die Tuer gesetzt, und sage mir keiner,
dass die nicht wissen "warum" sie aus der Gemeinschaft ausgeschlossen wurden.

Ich finde es total albern, dass es immer noch sogenannte Zoologen gibt, die behaupten dass
Katzen einen Menschen lediglich als "Mutter Fortsetzung" sehen und keine Freundschaft
oder Liebe ihrem Menschen gegenueber empfinden
koennen....z.B....
So ist das Wort eines Zoologen fuer mich nicht das
Ja u nd Amen in der Kirche, sondern jahrelange
Beobachtungen und gemachte Erfahrungen.


ecelle antwortete am 15.06.04 (06:52):

Wie stark Hunde ihrer "Stimmung" Ausdruck verleihen können, beweist mir das Bild auf der Eingangsseite des ST. Eine Art Mimik (Ohren, Augen etc.) ist Teil ihrer 'Sprache'. Sie 'sprechen' nicht nur mit dem Schwanz.


karaoke antwortete am 15.06.04 (08:51):

Auch meine Katze versteht mich.
Sie würde ganz sicher nicht apportieren, wie ein Hund, aber es gibt viele Situationen, wo wir miteinander sprechen.
Wenn ich sage: Komm mach Hopp, springt sie auf meinen Schoß!
Wenn ich sage: Leg dich hin, dann legt sie sich hin und wenn ich sage: Wir gehen ins Bett, saust sie ins Schlafzimmer.
Ich denke mal, dass es der gewohnte Wortlaut und der Tonfall sind, die dem Tier in gewissen Situationen vertraut sind.
Ich bedauere immer sehr, dass meine Katze nicht sprechen kann, aber sie sagt mir auch so, was sie will.


schorsch antwortete am 15.06.04 (09:00):

Ja, langsam bewegt sich die Intelligenz des Hundes wieder auf diejenige seines Stammvaters, des Wolfes zu.

Aber: genau so wie es Menschen gibt, die eigentlich in "Irrenanstalten" gehörten, aber frei draussen herumlaufen, und solche, die zwar in solchen Anstalten sind, aber nicht hingehörten, gibts auch himmelweite Unterschiede in der Intelligenz der Hunde und deren Bewertung durch den Menschen.....


ecelle antwortete am 15.06.04 (10:00):

"Hunde sind früh verstorbene Wolfskinder"

So oder ähnlich aus einem Tierlexikon.


mimosa antwortete am 15.06.04 (11:23):

Ja, Karl; " Der Hund hat sich ohne Frage als langer Begleiter des Menschen evulativ auf den Menschen zubewegt."
Das ist sehr gut ausgedrückt und sagt viel aus über die fast freundschaftliche Beziehung der meisten Hundehalter zu ihre Vierbeiner.Natürlich entwickelt sich während einer
Evolution auch das Gehirn weiter. Wenn man bedenkt das aller Anfang aus dem Wasser kam?
Ausgewogene Ernährung und ein abwechslungsreiches Spiel und Fitnessangebot fördern die Intelligenz, die ja nun
wirklich nicht bei allen Hunden gleich ist.
Bei den Hunden (und Katzen) mit denen wir zusammenlebten
konnte ich schon enorme Unterschiede feststellen.
Wir hatten auch schon dumme (ich scheue das Wort) und sage lieber weniger intelligente Hunde. Die waren aber auch so
was von liebenswert! Und Hunde leiden ja nicht darunter wenn sie etwas weniger intelligent sind. Man braucht dann ein bisschen mehr Geduld um sie etwas zu lehren.
Ein bisschen Erziehung muss sein um ein gutes zusammenleben zu gewährleisten.
Karl, Ich wünsche dir ganz viel Freude mit deinem Hund und viele lange und schöne Spaziergänge!
MfG,
mimosa

p.s. Isc freue mich so dass es bei ST so viele Tierliebhaber gibt.




mimosa antwortete am 16.06.04 (10:43):

Nachtrag; da habe ich mich mal wieder sehr unbeholfen
ausgedrückt,merke ich gerade!
Eigentlich war es mir ein Anliegen, eine Lanze für den
" dummen " Hund zu brechen. Er kann ja schliesslich nichts
dafür!!!!

Gruss

mimosa


Karl antwortete am 16.06.04 (17:59):

Liebe mimosa,

ich habe das verstanden. Die Liebe zu meinem Hund wird sicher auch nicht direkt durch dessen abstrakte Intelligenz oder Dummheit beeinflusst, sondern durch das emotionale Wechselspiel, durch seine soziale Kompetenz. Soweit "Intelligenz" zu dieser sozialen Kompetenz beiträgt, mag sie indirekt jedoch auch wichtig sein.

Wahrscheinlich gilt dies für Menschen ebenso.


navallo antwortete am 20.06.04 (23:50):

Seit 1941 habe ich Hunde, der jetzige ist Nr. 7. Bis vor Kurzem war ich noch im Vorstand eines Vereins für Familien und Sporthunde. Daher habe ich einigen kritischen Abstand zu dem, was in so manchen Hundebüchern empfohlen wird und wurde.
Mein dümmster Hund hieß Blacky. Was er heute gelernt hatte, war am nächsten Tage bereits total vergessen. Da waren Hopfen und Malz verloren. Sein Vorbesitzer, ein Fleischermeister, hatte ihn nur mißhandelt. Ihn hatten wir aus Mitleid aufgenommen (den Hund, nicht den Fleischermeister!). Die beiden klügsten waren Flori (Dalmatiner) und Baxi (Kleiner Münsterländer). Sie waren in der Lage, normale menschliche Sätze zu verstehen und Unterhaltungen zu folgen - auch wenn das von sogenannten Experten bis heute immer wieder bezweifelt wird. Innerhalb der Familie haben wir uns beispielsweise über Reiseplanungen verschlüsselt unterhalten, weil Baxi sofort verrückte Freudentänze aufführte, wenn das Thema aufkam. Zu ihr konnte man in normaler Stimmlage in beliebigem Satzbau sagen: "Geh mal den Benni ( oder ein anderes Familienmitglied ) wecken!" und sie schrappte ab vor die jeweilige richtige Schlafzimmertür und krakeelte so lange, bis der Betreffende aus den Federn kam. Beide Hunde holten die Zeitungen vom Flur oder die richtigen Latschen für den auffordernden Latschenbesitzer. Flori hat mir einen in hohem Gras verlorenen Autoschlüssel wiedergebracht, aber auch manche anderen Dinge. Sie trug mir grundsätzlich alles, was aus meiner Tasche fiel hinterher, bis ich es merkte. Solche Verständigungsleistungen sind m. E. nur mit Hunden möglich, die rund um die Uhr in einer Familie - ihrem Rudel - leben.

Am schädlichsten ist m. E. die immer wieder mal empfohlene "Abhärtung" in einem Zwinger, wo er dann 2 mal am Tage für kurze Zeit rausgelassen wird. Das ist für das Rudeltier Hund wie ein lebenslänglicher Knast in Einzelhaft mit täglich 20 Minuten Hofgang. Er stumpft ab und vermag sich nur noch auf wenige Dinge einzustellen. Vielleicht schafft er noch die Begleithundprüfung oder eine Jagdtauglichkeitsprüfung. Auf dem Hundsportplatz erkennt man sie oft daran, daß sie nur auf Anschreikommandos reagieren. Eine echte Partnerschaft wird das nie. Von solchen gequälten Kreaturen scheinen die Erfahrungen mancher Kynologen abgeleitet zu sein, die prinzipiell anderlautende Ansichten nicht tolerieren wollen.


Graugans antwortete am 10.09.04 (09:56):

Hallo,

mit der Anerkennung der tierischen Intelligenz haben wir
ein richtiges Problem, denn wir schicken ja alle Lebewesen
durch den Darm!
Wir wissen, daß der Zellaufbau der Lebewesen gleich dem
unseren ist. Wir fühlen auch die Verwandtschaft mit den
Lebewesen. Wir müssen die uns verwandten Lebewesen aber
töten, um selbst leben zu können. Das Töten von Lebewesen
fällt uns wesentlich leichter, wenn wir ihnen keine
Intelligenz zu gestehen.
Damit wird das Tier zur Ware oder lebenden Konserve,
der man sich jederzeit bedienen darf und kann.
Pflanzen sind wie Tiere Lebewesen.
Daß wir Lebewesen essen, ist weder gut noch schlecht,
sondern schlicht lebensnotwendig.
Mit dem Fleischgenuß vernichten wir die tierische
Intelligenz.
Hundebesitzer fühlen sich wie Kannibalen, wenn sie ihren
Haushund aufessen müßten.

Viele Grüße
Graugans