Archivübersicht | Impressum

THEMA:   Braucht es Todesanzeigen und Friehöfe für Haustiere?

 18 Antwort(en).

Felix begann die Diskussion am 09.02.04 (23:32) mit folgendem Beitrag:

Eine Todesanzeige für eine verstorbene Katze in einer Schweizer Zeitung hat die heftige Kontroverse in allen Medien ausgelöst.
Auf der einen Seite die Befürworter, die keinen Unterschied zwischen verstorbenen verwandten, bekannten oder befreundeten Menschen und ihren vierbeinigen Lieblingen machen wollen und auf der andern Seite die Menschen, die sich darüber empören, dass man Tiere und Menschen gleich behandelt.
In einer Umfrage am Rundfunksender DRS1 äusserten sich heute Morgen diverse Hörer zum Thema. Einige verlangten, dass Todesanzeigen wenigstens getrennt nach Mensch und Tier veröffentlicht werden dürfen. Andere sprachen von neurotischem Verhalten bei vereinsamten Menschen, die einen Vierbeiner als Partnerersatz missbrauchten. Es gäbe genug Menschen, die Nächstenliebe brauchen würden. Die Vergötterung eines Haustieres gehe eindeutig zu weit.
Im Zusammenhang zu diesen Todesanzeigen kam das Gespräch auf Totenverehrung, Beisetzungsrituale, Tierfriedhöfe und Totenkult um verstorbene Tiere.

Was ist eure Meinung dazu?


julchen antwortete am 10.02.04 (05:29):

Brisantes Thema - oder besser eigentlich doch nicht.

Ich selber habe 2 Hunde, 1 Kater, und Frettchen Theo
hat vor 4 Tagen das Zeitliche gesegnet.
Er war etliche Jahre aelter geworden als man Frettchen
zusagt. Intelligent, liebenswuerdig, ein ganz ein Suesser der uns viel Freude gebracht hat -
und er war ein integraler Teil dieser Famile.

Wir haben ihn geliebt, wir haben ihn im Garten neben
Rosco begraben (und wenn's noch so verboten ist).
Wir werden uns seiner fuer den Rest unseres Lebens Seiner erinnern - aber wir haben ihn nicht vergoettert und vor Menschenleben gestellt.

Tierliebe ist eine gute Sache.
Tiere, vor allem domestizierte, brauchen uns, denn wir haben ihre Instinkte runtergezuechtet und sie wissen nicht immer selber was das Beste ist fuer sie ist.

Fuer viele Menschen sind ihre Tiere Familienersatz
und heben die beklemmende Einsamkeit, die mitunter
gerade aelteren Menschen zum taeglichen Genossen
geworden ist.

Nein, man darf kein Tierleben vor das eines Menschen setzen, aber wer den Drang verspuert Todesanzeigen
fuer einen geliebten Hund, oder Grabsteine fuer eine geliebte Katze zu erstehen, und sich das leisten kann, dem sage ich gehe in Frieden und tu das!


Karl antwortete am 10.02.04 (07:37):

Als unser erster Hund starb, war meine Trauer riesengroß. Gesprächspartner sagten damals oft "Das war doch nur ein Hund". Diejenigen, die das sagten, hatten nie einen Hund gehabt.

Ich kann auch die Aussage, Hunde seien der "Ersatz" für Bezugspersonen, nicht unterstreichen. Hunde sind Bezugspersonen, der emotionale Bereich ist voll abgedeckt.

Andererseits habe ich nie ein Bedürfnis verspürt, eine Todesanzeige in einer Tageszeitung zu schalten. Allerdings habe ich - ernst und lieb gemeinte - Trauerkarten aus aller Welt (z. B. den USA) erhalten, von ehemaligen Besuchern, die Kenntnis vom Ereignis bekommen hatten und die wussten, welchen Stellenwert "der" Hund bei uns in der Familie hatte.


chris antwortete am 10.02.04 (08:31):

@ Karl und Felix,

ich kenne viele Hundebesitzer und Katzenbesitzer und ich
kann verstehen, dass ein Tier einem Menschen, der allein
steht, sehr nahe kommt. Ich kann auch verstehen, dass
Tiere, die doch ihren Naturinstinkt haben, Menschen
gegenüber ein gutes Gefühl haben. Deswegen kann ich Trauer
bei einem Verlust eines Tieres durchaus akzeptieren.

Was ich seltsam finde, das sind Todesanzeigen und
Grabsteine.

Aber was ich seltsam finde, das mögen andere als gut
bezeichnen.

Chris


schorsch antwortete am 10.02.04 (09:07):

Dass man der näheren und weiteren Umgebung mittels Todesanzeige bekannt gibt, dass Herr oder Frau XX gestorben sei, ist verständlich. Denn man möchte damit ja jedermann/frau, der/die Verstorbene(n) kannte, kund tun, dass der/die Bekannte seine Zelte auf Erden abgebrochen hat.
Dass aber ein Tier, dessen Existenz ja meisten nur dem engeren Familienkreis bekannt war, auch mittels Todesanzeige verabschiedet werden soll, das geht mir persönlich zu weit.


Gudrun_D antwortete am 10.02.04 (09:09):

Seit langen Jahrzehnten gehören Hunde und Katzen in unsere Familie.
Jedesmal,wenn Die Lebenszeit eines dieser Hausgenossen zu Ende ging,waren wir sehr traurig.Wir vermissten lange Zeit ein liebgewordenes Tier.
Selbstverständlich war für uns,es nicht zum -schreckliches Wort!-Abdecker zu bringen oder beim Tierarzt zu lassen-da hätte es ja den gleichen Weg gehabt.
Viele Tränen sind geflossen und keiner von uns hat sich geschämt deswegen!
Begraben haben wir sie auch im eigenen Garten-ist erlaubt,wenn kein Wasserschutzgebiet-und natürlich wurde ein Blumenbeet oder Dauergrün gepflanzt an dieser Stelle.
Es war für mich selbstverständlich,die Hunde zu Hause,am Lieblingsplatz einschläfern zu lassen.Die Katzen hatte ich beim Tierarzt auf meiner Schulter-wie sie es gewohnt waren-ihr Näschen hinter meinem Ohr,so bemerkten sie ihr einschlafen gar nicht.
Fotos und Erinnerungen an die Vierbeinigen Begleiter langer Jahre möchte ich nicht missen.
Aber,eine Todesanzeige in der Zeitung finde ich ganz einfach übertrieben.
Tierfriedhöfe in Gegenden,wo Wenige einen eigenen Garten haben,finde ich,ist eine gute Einrichtung.


Irina antwortete am 10.02.04 (09:27):

"Was ist eure Meinung dazu?" (Felix)

Sag doch erst einmal Deine eigene Meinung zu diesem
(auf-)reizenden Thema!

Irina


Clasina antwortete am 10.02.04 (10:15):

Wir haben viele Tiere,und immer wenn eins stirbt,ist große Trauer.
Aber eine Anzeige in der Zeitung,das fände ich dann doch etwas übertrieben.
Es würde doch sowieso niemanden interessieren.
Tierliebe Menschen können verstehen,wie weh der Verlust eines lieben Hausgenossen tut.
Unser Tiere liegen alle bei uns im Garten.
Es ist unser kleiner Tierfriedhof,der liebevoll gepflegt wird.
Wenn aber Menschen die Möglichkeit nicht haben,ihr Tier im eigenen Garten zu begraben,finde ich es ganz in Ordnung,daß es Tierfriedhöfe gibt.
Liebe Grüße von
Clasina


Ruth antwortete am 10.02.04 (11:02):

Todesanzeige? - meiner Meinung nach nicht.
Tierfriedhof? - auf jeden Fall, schon für diejenigen, die über keinen eigenen Garten verfügen. Ich habe in meinem auch zwei "fremde" Kätzchengräber, weil die Menschen ihren toten Freund keinesfalls in die Kadaververwertung bringen konnten.
Was ich jedoch ausschließe sind religiöse Symbole (Kreuze, Dürers betende Hände, Heiligenbilder etc.), die meiner Überzeugung nach auf einem Tierfriedhof absolut unangebracht sind.
Im Übrigen hat in Deutschland hinsichtlich Tierfriedhof und Tierkrematorium ein Umdenken angefangen und werden derartige Einrichtungen vermehrt geplant, diskutiert und auch genehmigt.


schorsch antwortete am 10.02.04 (15:38):

Bei uns darf man nach Gesetz Tiere bis 10 kg im eigenen Garten oder Land begraben. Aber: ich habe noch nie gehört, dass ein Beamter gekommen wäre, der das Gewicht des Hundchens oder der Katze nachgewogen hat.....


Felix antwortete am 10.02.04 (16:15):

Hallo Irina,

sicher habe ich auch eine eigene Meinung dazu. Diese habe ich absichtlich nicht an den Anfang der Problemstellung gestellt.
In einer gewissen Weise bin ich in Bezug auf den Verlust eines geliebten Tierchens fast sentimental. Als unsere geliebte Ratte "Radetzky" starb, mussten wir beide weinen. Ich legte das wunderschöne Requiem von Mozart auf und wir betteten das tote Tierchen in Seidenpapier in eine kleine Holzschatulle. Diese vergruben wir im Garten und pflanzten einen Wildrosenstrauch dazu. Damit bezeugten wir unserem Hausgenossen die letzte Ehre.

Ich möchte damit ausdrücken, dass ich weit entfernt davon bin, andern in dieser Hinsicht etwas vorzuschreiben oder unnötig reglementieren zu wollen.
Eine Ausnahme sehe ich, wenn Interessen anderer oder hygienische Vorschriften verletzt werden.


Medea. antwortete am 10.02.04 (19:05):

Der Gedanke, ob ich per "Anzeige" den Bürgerinnen und Bürgern meiner Stadt mitteile, daß mir ein geliebtes Tier verstorben ist, ist mir bisher noch nicht gekommen. Darüber muß ich tatsächlich einmal intensiv nachdenken ....
Daß ich meinen Freunden davon Kenntnis gebe, empfinde ich als selbstverständlich - als am 1.1.04 meine liebe Nele plötzlichen Herztod erlitt, habe ich den Kleine-Kneipe-Besuchern das erzählt und war für das Mitgefühl, das mir entgegenkam, sehr dankbar. Ich fühlte mich verstanden.

Nele ruht unter der kleinen Ligusterhecke und ich werde ihr im Frühjahr ein ovales Porzellanschildchen mit Namen, Geburts- und Todesjahr dort hinstellen, muß aber noch jemanden finden, der überhaupt solche Schildchen anfertigt. Ich habe sie einmal im Botanischen Garten gesehen.

Was mir aufgefallen ist, daß in Traueranzeigen auch verstärkt unter den "Trauernden" Hunde-, Katzen- oder Vogelnamen stehen. Das finde ich ganz und gar nicht komisch - da ich weiß, wie sehr Tiere trauern können, wenn es den geliebten Menschen nicht mehr gibt.

Mit Karl bin ich der Meinung, daß Tiere nicht als Ersatz für emotionale Defizite zu sehen sind, sondern vollwertige Familien- oder Teilfamilienmitglieder.... ;-))


Ruth antwortete am 10.02.04 (21:14):

Zurück zum Anfang. In einer Schweizerzeitung erschien die Todesanzeige für eine Katze ....
Im Rahmen eines heutigen Besuchs in der Schweiz kam diese Sache wieder ins Gespräch und damit auch die Todesursache des Katers "Jasper" (so soll er geheißen haben): Frauchen hatte übersehen, dass Jasper in die Waschmaschine geklettert war und diese laufen lassen.
Ob es nicht klüger gewesen wäre, keine Anzeige zu schalten?


Tessy antwortete am 10.02.04 (22:41):

Gemessen an der riesigen Zahl der Haustierhalter sind es doch verschwindend wenige die durch solche Extravaganzen auffallen.

Für mich - sowohl für Menschen auch als für Tiere gültig:
Lieber zu Lebzeiten Zuneigung zeigen, bringt sehr viel mehr!!


schorsch antwortete am 11.02.04 (10:37):

Ruth

Das Ereignis hat grossen Widerhall gefunden im Schweizer Blätterwald und sogar in Radio und TV. Der "Tagesanzeiger", in dem die Anzeige geschaltet worden war, behauptet, die Inserentin ausdrücklich gefragt zu haben, ob es sich bei Jasper um ein Kind handle. Die Inserentin aber sagt, sie sei nie danach gefragt worden. Inzwischen haben die Zeitungen grossen Inseratezuwachs gewittert und nehmen ganz selbstverständlich Todesanzeigen von Tieren entgegen. Im Prinzip stosse ich mich nicht daran. Nur sollte für Tiere auf einer eigenen Seite inseriert werden.


Roalf antwortete am 11.02.04 (15:44):

Um einen Freund..oder auch ein liebgewonnes Tier zu trauern ist die eine Sache (und eine Wichtige, da die Fähigkeit zu trauern eine "Urfähigkeit" ist)...aber die andere Sache sind Todesanzeigen und Friedhöfe..diese Art Totenkult ist bei Menschen sozialisiert und somit diskussionswürdig...aber bei Tieren halte ich es für pathologisch.....


Ruth antwortete am 11.02.04 (17:52):

Schorsch,
siehst - wir machen wohl etwas falsch. Diskutieren, überlegen, schütteln Köpfe usw. - anstatt ein Blatt ins Leben zu rufen, das derartige tierische Todesanzeigen (erweiterbar auf abgestürzte PC`s und mehr) publiziert und uns reich macht. Aber vermutlich sind da schon clevere Leute am Werk.
Nach wie vor unterstütze ich jedoch den Tierfriedhofgedanken und weiß auch warum. Dafür lass ich mich schon gemäß Roalf pathologisch "beschimpfen".
Ruth, die Lächelnde


helgaw antwortete am 12.02.04 (00:13):

Hallo in die Runde,

es gibt halt immer wieder Diskussionsthemen, eigentlich sehr erfreulich.

Zu dem Thema, welches hier ansteht, kann ich nur sagen: Jeder sollte es doch halten wie er möchte.

Warum keine Todesanzeige? Warum kein Eintrag in das Internet, da gibts nämlich sowas auch, nennt sich "Virtueller Friedhof". Lasst doch jeden seine Liebe zu einem Tier zeigen, wie er will.

Ich habe meine Cindy sogar einzeln kremieren lassen und die kleine Urne vergraben. Gibt dafür sogar schon hier in Deutschland entsprechende Institutionen.

Kein Mensch sollte wagen, mir zu sagen "rausgeschmissenes Geld", ich würde sehr sauer reagieren.
Dieser kleine Hund hat mir über viele schwere Stunden hinweggeholfen, war treu, immer lieb und immer für mich da. Warum also einfach "wegwerfen".
Niemals..........ich verabscheue das!

In diesem Sinne noch angenehmes Nachdenken.

helgaw


Clasina antwortete am 12.02.04 (15:14):

Liebe Helgaw
Kann Dich sehr gut verstehen.
Ein Tier gibt einem soviel Liebe und Freude.
Jemand der kein Tier hat,kann nicht verstehen,
wie einem zumute ist,wenn man seinen treuen Kameraden hergeben muß.

Ich finde auch,daß jeder es machen
sollte,wie er möchte,ob mit oder ohne Todesanzeige.

Liebe Grüße von
Clasina