Archivübersicht | Impressum

THEMA:   Nachdenken über Jagd und Jäger

 11 Antwort(en).

navallo begann die Diskussion am 19.10.03 (18:49) mit folgendem Beitrag:

Dies ist eigentlich nur ein Versuch, ob es mir gelingt, ein Bild im ST unterzubringen.

Der Abgebildete ( s. Link)wird von uns Hubert genannt, genauer Hubert von Dierheym, weil wir ihn aus dem "Dierheym" geholt haben. Seinen richtigen Namen kennen wir nicht. Er war, knapp einjährig, zum Jahresende vor 3 Jahren von einem Jäger in bitterster Winterkälte ausgesetzt worden. Daß es ein Jäger gewesen sein muß , läßt sich - abgesehen von der Rasse - unter anderem daraus ableiten, daß Hubert wohl das Kommando "Down", nicht jedoch "Platz" kannte. Aufgefunden wurde er mit Erfrierungen. Er war handscheu und stritt sich mit mir, wer von uns beiden als erster durch die Tür gehen darf. Treppen kannte er gar nicht. Zu Frauen hatte er ein ungestörtes Verhältnis, nicht jedoch zu Männern, um die er einen weiten Bogen machte und dumpf grollte, wenn sie in seine Fluchtdistanz eindrangen. Zum Fressen wurde jedweder Anwesende aus dem Zimmer gefletscht.
Vermutlich hatte er seine erste Jagdtauglichkeitsprüfung nicht bestanden; denn er mag Katzen. Deshalb wurde er ausgesetzt. Die sogenannte "Raubzeugschärfe" wird trainiert, indem (meist junge) Katzen dem Prüfling vorgeworfen werden (beispielsweise in einer geschlossenen Garage). Ähnlich erfolgt dann der Test für die Jagdtauglichkeit. Hierzu hatte Hubert wohl keine Lust.

Inzwischen hat er alle seine Marotten und Ängste abgelegt und wir gehören zusammen wie 2 Gesäßbacken. Er hält es geduldig und unbemerkt unter dem Tisch in der Kneipe mit mir aus und beim Segeln wechselt er auf Kommando die Seite. Er begleitet mich zu Rad oder zu Fuß, holt mich aus dem Garten ans Telefon, wenn es läutet, und ist hotelfähig, auch wenn wir zwischenzeitlich ins Theater gehen. Menschenfutter ist für ihn tabu, auch wenn es noch so verlockend vom Tisch duftet und Herrchen oder Frauchen kurz das Zimmer verlassen haben. Nur ab und zu kontrolliert er noch mal den Mülleimer, ob wir nicht vielleicht doch eine Dose nicht richtig ausgeleckt haben.

Außer Huberts Hundeschicksal macht mich so manches andere über Jagd und Jäger nachdenklich:

· Vor wenigen Wochen wurden in Thüringen 2 Wildschweine absichtlich (!) mit einem Traktor getrieben und überfahren (Zeitungsmeldung TLZ), wobei 6 Jäger beteiligt waren. Die Zeitung brachte keinen späteren Hinweis, ob und wie die Sache geahndet wurde.
· Immer wieder knallen Jäger Hunde ohne Vorwarnung ab, obgleich sie den Besitzer kennen und diesen zunächst verwarnen könnten.
· Seit Jahren haben von Osten einwandernde Wölfe nahezu keine angemessene Überlebenschance, weil sie von Jägern erlegt werden.

Internet-Tipp: https://www.vfks.de/pic/001/hub52.jpg


tiramisusi antwortete am 19.10.03 (20:43):

Nur ausgesetzt? Da hat der kleine Kerl ja richtig Glück gehabt.
In Spanien entledigen sich die "Jäger" in jedem jahr mehrerer Tausend Galgos (Windhunde für die Jagd), in dem sie sie an Bäumen aufhängen oder ihnen Sperren in den Kiefer schieben, sodas sie wqeder fressen noch trinken können und grausam verenden.

Der Link enthält Bilder mit furchtbar zugerichteten Hunden!! Nichts für schwache Nerven ...

Internet-Tipp: https://www.veggielove.at/forum/messages/1422.php


Medea. antwortete am 19.10.03 (21:43):

Bin im vorigen Jahr auf dem Deich einem jungen Ehepaar begegnet mit einem solchen Gerippe von Hund, daß ich sie entsetzt angesprochen habe. Sie hatten ihn in Spanien aufgelesen, es war ein Galgos, den sie gerade wieder aufpäppelten. Wenn ich mir dieses Bild vergegenwärtige, bin ich heute noch den Tränen nahe. So viel Gefühlsrohheit ist gar nicht mehr in Worte zu kleiden.


julchen antwortete am 20.10.03 (06:39):

Wie schrecklich.

Hoffentlich geht es Hubert gut. Es geht mir so total
am Gehirn vorbei wie absolut Idiotisch Menschen sein
koennen.
Wenn Hubert Katzen mag, dann ist er doch offensichtlich als Welpe in freundlicher Weise mit
Katzen zusammengekommen.
Will ich dass mein Hund katzen hasst, lasse ich ihn/sie
als welpen doch nicht mit Katzen in kontakt kommen...
und setze ihn hinterher aus dafuer....etc....etc...

Die Dummheit der Mensche kennt eben einfach keine Grenzen.

Leider ist es wahr, Hunde/katzen habe es noch viel
schlimmer in anderen Laendern.
Sie werden dort nicht hoeher einstufiert als eine Kakerlake - und oft entprechend behandelt.

Nebenher faellt mir da noch die Ammenmaehr ein
von der reinrassigen Huendin, die sich ein faux pas
erlaubte und Welpen hatte von gottweiss-wem.
Ihr wisst schon, die Huendin die dann nichts mehr
wert war, weil alle ihr nachfolgenden Welpen nicht
"rein" seien.
Das ist soooooooo ein maennlich/menschlicher Stuss,
auf Hunde projiziert, dass es einem zum Kuebeln
bringen kann.


julchen antwortete am 20.10.03 (07:05):

PS

Meine guete, Navallo, nun hab ich erstmal richtig
gelesen was Du sagtest ueber "Raubzeugschaerfe".
Sagst du damit dass kaetzchen dermaleinstigen
Jagdhunden sozusagen als Leben-Beute vorgeworfen werden?
so zum trainieren, um nicht vom Blut geschmack abegelenkt zuwerden (oder sowas)?

Reden wir hier von Deutschland???
Dem Land in dem Hunde und Katzen und andere
Haustiere fast soviel Rechte haben wie Menschliche
Mitbuerger?

Ich bin, und das ist ganz ehrlich, voellig Schockiert.

Ich hatte viele Jaeger in der Familie, im Bayrischen Wald, die hatten viele Hunde.
Jahre ist das her und die Jaeger und Hunde sind alle tot jetzt, aber zur "Ausbilding" von Jagdhunden benutzten
meine Onkel keine Kaetzchen. oder anderes
"Lebend-Material".
Die zuechteten ganz einfach gute Jagd Hunde, und die
wussten instinktiv was zu machen sei.
Aber nicht alle HUnde sind gleich. Hier und da
ist eben einer dem es nicht liegt. diese wurden dann
eben weggegeben aber nicht ausgesetzt und geqaelt.

Bruce, mein aelterer Hund, ist Chow/Deutscher Schaeferund.
Sein Job war von klein an Theo (ein Frettchen) zu
babysitten.
Niemand hat ihm das beigebracht.
Bruce sass auf dem Bett und hat Theo machen lassen was er wollte - bis Theo was machte was nicht erwuenscht war - dann sprang Bruce vom Bett und stubste
Theo eben woandershin, bis Theo was andres
"Zum Tun" fand.

Hunde sind soooo lange gezuechtet worden von Menschen, die meisten brauchen wenig Anweisung
zu tun was ihnen im Blut liegt.


Medea. antwortete am 20.10.03 (10:44):

Deine Fantasie reicht nicht aus, um sich vorzustellen, was alles von diesen Zuhältertypen zwecks "scharfmachens" mit ihren Tieren gemacht wird.... Grauenhaft!
Ein Stück meines Herzens gehört Rassen wie dem
Bullterrier, dem Dobermann, Rottweiler, Staffordshire-Bullterrier, Staffordshire-Terrier - die, in den richtigen liebevollen Händen wunderbare Familienhunde sind.
Durch bewußte "Fehlzüchtungen" sind sie in Verruf geraten.


tiramisusi antwortete am 20.10.03 (12:46):

medea: in den sogenannten "profikreisen" des hundekampfes, der auch bei uns immer noch illegal durchgeführt wird, versucht man sogar, dem presa canario (einer seltenen wachhundrasse der canaren, die bis vor einigen jahren nur bestimmte berufsgruppen überhaupt besitzen durften) DOPPELTE zahnreihen zu züchten...unfassbar....
auch ich liebe alle mastinos (hunde mit hängenden lefzen vom mops bis zum molosser)und im besonderen american bullterrier - was man den rassen angetan hat, an überzüchtung bestimmter aggressiver blutlinien aber auch in sachen rufmord, ist schlimm. unter allen hunden dieser sogenannten kampfhunderassen, die eingezogen waren oder auf anderen wegen hier im tierheim landeten (in den letzten 3 jahren seit es die hundeverordnung gibt, landeten ca 50 hunde dort, die man von amts wegen eingezogen hatte, nur 2 davon waren absolut nicht mehr vermittelbar und musste auf grund ihres verhaltens eingeschläfert werden. 3 befinden sich noch dort, alle anderen sind vermittelt).


pilli antwortete am 20.10.03 (16:50):

den veröffentlichungen in "Der Lust-Töter" konnte ich folgendes entnehmen:

----------
"Ein erstaunlich großer und überdies wachsender Teil der Bevölkerung in Deutschland spricht sich gegen die Jagd aus: Etwa die Hälfte aller Deutschen und zwei Drittel der Frauen lehnen nach jüngsten Umfrageergebnissen die Art und Weise, wie heutzutage auf Hasen, Rehe und Wildschweine Jagd gemacht wird, entschieden ab.
----------

auf der gleichen webseite ist gelistet, daß nach angaben des "Deutschen Jagdschutz-Verbandes" im jagdjahr 99

"5.135.404 (!!!) tiere getötet wurden.

--------------

"Allein im Jagdjahr 1999 töteten die Jäger nach Angaben des Deutschen Jagdschutz-Verbandes (DJV) unter Aufwendung von mehr als 1 Milliarde Mark:

1.044.469 Rehe
788.722 Wildtauben
658.410 Füchse
593.925 Wildenten
472.708 Hasen

weitere angaben hier:

https://www.brennglas.com
------------------

nicht immer scheint mir die jagd, wenn ich diese zahlen sehe, gerechtfertigt zu sein, für ein natürliches gleichgewicht in der natur zu sorgen.

auf der seite

https://www.abschaffung-der-jagd.de/aufruf.html

ist zu lesen, welches martyrium die 300 000 jäger den tieren zumuten:
hier nur ein kleiner ausschnitt:
---------------

"Vielfach auf grausamste Weise: Hasen durch Schrotladungen, die sie vor Schmerz aufschreien lassen wie kleine Kinder; Rehe und Wildschweine durch »Expansionsgeschosse«, die aus den schwer verwundeten Tieren Blut und Darminhalte als »Pirschzeichen herausschlagen«, damit sie auf der Flucht Spuren für die Nachsuche hinterlassen; Marder und Füchse unter anderem durch Fallen, die den Tieren einen elenden Todeskampf bereiten. Junge Wildschweine geraten in Panik, weil man ihre Leitbache totschießt. Rehkitze sehen hilflos ihre Mütter verbluten. Was in Bambi-Filmen dem Publikum die Tränen in die Augen treibt, gehört in unseren Wäldern zum grausamen Alltag.
Lange ist es den Jägern gelungen, ihre tägliche Barbarei vor der Öffentlichkeit zu vertuschen oder ihren blutigen Zeitvertreib als »ökologisch notwendig« darzustellen. Inzwischen haben Ökologen die Lebenslüge der Jagd entlarvt: Das Gleichgewicht von Natur und Tieren bedarf nicht schießwütiger Jäger, sondern stellt sich langfristig von selbst ein - durch eine innere Regulation der Geburtenrate, durch Anpassung an die Kapazitätsgrenzen der Umwelt und durch ein Ausweichen der Arten. Auch Verbissschäden an Jungpflanzen rechtfertigen das Jagdmassaker nicht. Im Gegenteil: Der Jagddruck ist für die Wildschäden mit ursächlich, ebenso wie für die Verbreitung der Tollwut. Letztere ist nicht durch Blei, Gas und Fallen zu bekämpfen, sondern durch Impfstoffe."

---------------------------------
das nachdenken über Jagd und Jäger beinhaltet dann aber auch die überlegung, für wen oder was wird bei den vor der jagd stattfindenen sogenannten "Hubertus-Messen" eigentlich gebetet und wem hilft der erbetene jagd-segen?


tiramisusi antwortete am 20.10.03 (17:00):

das waren nur die wildtiere, pilli ...
nicht vergessen solle man die jährlich ganz "legal" von jägern und jagdpächtern abgeknallten 350.000 Katzen und 40.000 Hunde!

In einigen Fällen wurden Hunde und Katzen sogar vor den Augen der Besitzer von Jägern erschossen oder erstochen. Zigtausende Hauskatzen und auch Hunde werden jedes Jahr in Fallen gefangen und ziehen sich schwerste Verletzungen zu.

Als Grund für Abschüsse, Fallenfang und Katzentötungen durch "raubzeugscharfe" Jagdhunde gibt der Deutsche Jagdschutzverband gern das angebliche Wildern der Tiere an. Die wahren Gründe für die Vernichtungsfeldzüge gegen Haushunde und -katzen sind jedoch weitaus erschütternder: Hunde und Katzen werden als "Geißeln der Wildbahn" bezeichnet, denen man "unbeirrt den Krieg erklären muss", schreibt Schleswig-Holsteins Oberjäger Behnke. "Sie werden nicht bejagt, sie werden bekämpft!"

Im Lehrbuch "Fallenjagd und Fallenfang" propagiert er die Verwendung von Totschlagfallen zur "Bekämpfung der Katzenplage".

Die Paranoia geht noch weiter: unter anderem wird vorgeschlagen, jede Katze im Alter von spätestens zwei Jahren zur humanen Tötung abliefern zu lassen, um diesen unliebsamen angeblichen Beutekonkurrenten endgültig aus dem Weg zu schaffen. "Jäger schießen keine Haustiere ab: Verwilderte Hauskatzen werden als Faunenfälscher der Wildbahn entnommen. Unbeaufsichtigte Hunde, die sich zu einer Geißel für wildlebende Tiere entwickeln, werden nach Mahnung des Eigentümers als ultimatives Mittel getötet." -

Ob dieser Auszug aus einem Positionspapier der saarländischen Jäger geeignet ist, das angeschlagene Image aufzubessern? Die Initiative jagdgefährdeter Haustiere, an die sich Betroffene aus dem gesamten Bundesgebiet um Hilfe und Rat wenden, hat nicht nur Fälle von getöteten oder verletzten Hunden und Katzen zu bearbeiten. Vom Hauskaninchen bis hin zum Pferd, und kürzlich im Raum Speyer sogar neun handzahme Zierenten - kein Tier ist sicher vor der lodengrünen Bedrohung.

quelle: www.ijh.de

Internet-Tipp: https://www.abschaffung-der-jagd.de/Haustiere_als_jaegeropfer/index.shtml


schorsch antwortete am 20.10.03 (18:24):

Vielleicht hat der Jäger den Hund ja gar nicht ausgesetzt, sondern es war so: Trafen sich 2 Jäger mitten im Wald morgen ist Doppelbeerdigung......


rolf antwortete am 20.10.03 (18:37):

und im Winter wird zugefüttert, damit die natürliche Auslese den Bestand nicht reduziert.


tiramisusi antwortete am 20.10.03 (21:15):

hahahaha schorsch, immer lustig deine scherze :-)