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THEMA:   Tod eines Molossers

 9 Antwort(en).

Geli begann die Diskussion am 19.06.03 (16:20) mit folgendem Beitrag:

Meiner Schwägerin ist ganz plötzlich ihr etwa 5jähriger "Mastin de los Pirineos" an einer sogenannten Magendrehung gestorben.
Hat von Euch jemand Erfahrung damit bzw. weiß jemand was genaueres über diese angeblich gar nicht seltene Todesart bei Molossern?


Angelika antwortete am 19.06.03 (18:22):

Oh wie furchtbar ...das ist wirklich sehr, sehr traurig - ich kenne die Rasse, es sind wunderbare Hunde! Mein grosser weisser Bär gehört auch zu den Molossern (Maremmano Abruzzese)und auch Higgins, meine französische Bulldogge ist ein Molosser - ich bin ein ganz grosser Fan dieser Hunde und wuchs schon mit Filhas Brasileras auf - aber das nur nebenbei.

Die Magendrehung ist bei diesen grossen Rassen tatsächlich nicht einmal selten und sie wird leider leider sehr oft durch falsches Füttern aus Unwissenheit verursacht - zB wenn der Hund zu grosse Mahlzeiten frisst (besonders abends ein Risiko) und danach gleich literweise säuft - und ganz schlimm wird es, wenn man ihn nach dem Fressen nicht lange genug Zeit zum Verdauen gibt - also zb nach dem Fressen gleich toben lässt oder einen langen Spaziergang macht - die sommerliche Hitze kann dabei auchnoch fördernd sein.

Bei der Magendrehung ist der Magen übervoll mit Futter oder mit Gasen, der Hund versucht sich zu übergeben und pumpt den Magen dabei immer weiter auf, so das es schliesslich zu einer Drehung kommt, die noch andere Organe, zB die Milz, mit drehen kann - wer einen grossen Hund ab Dobermanngrösse hat - speziell aber eine Rasse mit tiefen Brustkorb, muss sehr gut aufpassen denn man kann es nicht 100% vermeiden. Früherkennung ist Unruhe des Hundes und Atemnot - auf jeden fall bei jedem Zweifel sofort zum Tierarzt - und wenn es mittn in der Nacht ist. Eine Notoperation kann oft noch helfen und wegen eines falschen Alarms muss sich niemand schämen und kein Tierarzt wird es übel nehmen.

Am besten: lieber mehrere kleine Portionen füttern, nie "überfressen" lasse - aber mastinos wissen sehr gut, wie viel sie vertragen - und den Hund nach dem fressen niemals sofort belasten (auch lange Autofahrten gehören dazu)
ganz liebe grüsse an deine freundin - eine Freundin von mir in australien, die selbst 8 molosser hat und mit der zusammen ich in einer australischen newsgroup für herdenhunde und molosser bin, pflanzt für jeden gestorbenen molosser von dem sie weiss, ein Bäumchen auf ihrer Farm. Vielleicht magst Du mir den namen des Hundes nennen, dann werde ich sie bitten auch für ihn ein Bäumchen zu pflanzen.

Angelika


Gudrun antwortete am 19.06.03 (18:36):

Hallo,Geli

ja ich.
Mein IrishSetter,damals 9 Jahre alt,hatte auch eine "Magenumdrehung",die operativ beseitigt werden konnte.Ich war gottseidank zu Hause als er sich dauernd krümmte vor Schmerzen und immerzu würgen musste,ohne zu erbrechen.Da er bei uns gespielt hatte im Garten,wusste ich,dass er nichts gefressen haben konnte,rief beim Tierarzt an,der mich mit der nötigen Eilanweisung in die Klinik rief.
Ich bestand darauf,bei der Op dabei zu sein.Der Magen hatte sich um sich selber gedreht,sodass er wie abgeschnürt war an beiden Enden.Er war zum Glück leer,sodass keine Essenrückstände in die Bauchhöhle laufen konnten.Weil in der Milz bei dieser OP ein Tumor gesichtet wurde,nahm der Arzt sie gleich mit raus. Das geschah natürlich an einem Samstagabend!Sonntagmorgen um 9Uhr war ich wieder in der Klinik und bestand darauf,meinen Hund mit nach Hause zu nehmen.Erst :völlig ausgeschlossen! Aber,ich wusste,dass ich ihn unbedingt mitnehmen wollte!Er sollte nicht unnötig in der kleinen Box dort liegen-bei uns war alles hell und licht. Alles war vorbereitet! Korb mit heiss gemangelten Tüchern ausgelegt im Auto,im Erker zu Hause ebenfalls frischbezogene Lagerstatt mit heissgemangelten Tüchern ausgelegt.Sonnenschirmständer als Infusionshalterung.
Normalerweise hätte er einige Tage in der Klinik bleiben müssen-aber man kannte mich und meine Hartnäckigkeit!So bekam ich meinen Rembrandt mit nach Hause.Und dieses Temperamentsbündel,dem kein Zaun und keine Hecke(2m) zu hoch war,um darüber zu kommen,war ein lammfrommer Patient!
Er liess sich von mir sogar -als es an der Zeit war-die Fäden ziehen,ohne,dass ich ihn besonders fixieren musste.
Über 1200,-DM kostete die Op-aber er hat alles gut überstanden.Nur sein Herz musste seitdem mit Tabletten unterstützt werden und später kam noch eine Diabetes hinzu.
Aber wir waren noch fast 4 Jahre zusammen!
Bei einer Magenumdrehung kommt es auf Sekunden an,um den operativen Eingiff vornehmen zu können.


Medea. antwortete am 19.06.03 (19:43):

Leider wird dieser Fehler - Fressen geben, zu wenig Zeit zum Verdauen lassen und dann raus zum Laufen am Rad - aus Unwissenheit viel zu häufig begangen.
Ich weise immer wieder Besitzer von großen Hunden darauf hin, die dann erstaunt reagieren.
Aber es kann auch passieren, wie Gudrun es mit Rembrand beschreibt und wie es vor ca. 4 Wochen einer Freundin mit ihrem Max, Fila brasileiro, passierte, der sich plötzlich vor Schmerzen krümmte. Sofort in der Tierklinik zwecks Vorbereitung zur Not-OP angerufen, Max in den Wagen und im Höllentempo alle Verkehrsregeln mißachtend, losgejagt - Gottseidank konnte er gerettet werden.

Habe von Magendrehungen bisher immer nur von großen Hunden gehört - kann das auch unseren Bullis passieren? Allerdings halte ich auch nach der Nahrungsaufnahme die Ruhezeiten ein.
Weißt Du da Näheres, Angelika?


Angelika antwortete am 19.06.03 (21:00):

Hallo Medea. Bei kleinen Hunden kommt es relativ selten vor - aber bei "Fresssäcken" kommt es leider schon mal vor -
ich denke noch mit Schrecken an Novembr letzten jahres, als meine kleine verfressene Misthacke Higgins nicht nur erst sein Futter und den Rest aus der Katzenschüssel futterte sondern sich in die Speisekammer schlich und den Futtersack umschmiss und wie ein Schweinchen alles in sich reingeschlagen haben muss - ich kam erst eine Stunde später Heim und er lag hechelnd und pralledick im Körbchen - mein Tierarzt war so lieb und kam am späten Abend her und untersuchte ihn, da die Autofahrt (er hasst das Auto) schon wieder viel zu viel hektik gewesen wär. Es ist zum Glück nichts passiert aber kleine Hunde, die so schlingen, bei denen kann das leider auch passieren. Nun hab ich eine verschliessbare Hartplastikbox für die 15kg Futter, da kommt er nicht so einfach ran ..:-)

Hier noch ein Text dazu, den ich mal für den Tierschutzverein Ludwigsburg geschrieben habe:

WAS ist die Magendrehung?
Der aufgegaste und/oder mit Futter überladene Magen dreht sich im Uhrzeigersinn um die Speiseröhre herum. Die Folge ist ein teilweiser oder auch völliger Verschluss der Speiseröhre Sie wird sozusagen abgeklemmt, und durch die Einwirkung der Magensäure auf das Futter entsteht Gas. Dieses bläht den Magen immer mehr auf, es kann nicht entweichen. Die Milz, dreht sich übrigens oft ebenfalls mit. Es entsteht ein lebensbedrohlicher Zustand. SCHOCKGEFAHR. Besonders große Hunderassen sind betroffen. (tiefer Brustkorb). Mittlere und kleine Hunde sind aber nicht davor gefeit.

WIE kann man eine Magendrehung verhindern?
Keine zu reichlichen Mahlzeiten. Insbesondere abends sollte nur eine kleine Menge Futter gegeben werden. Stress spielt offensichtlich eine Rolle. Gönnen sie ihrem Hund deshalb nach der Fütterung eine Ruhepause von etwa 1-1,5 Stunden. Noch ist nicht genau geklärt, warum die Magendrehung bei bestimmten Hunderassen (Doggen, Dobermänner, Deutsche Schäfer, Berner) besonders häufig ist. Solange die Ursachen nicht bis in die Einzelheiten bekannt sind, gibt es keine absolut sichere Methode, eine Magendrehung zu 100 Prozent zu verhindern. Als Besitzer eines großen Hundes mit tiefem Brustkorb müssen sie daher ganz besonders aufmerksam sein, damit sie die Symptome sofort erkennen.

WANN erkenne ich, wenn mein Hund eine Magendrehung hat?
Hunde mit einer Magendrehung sind unruhig, würgen, speicheln und versuchen zu erbrechen. Erfolglos, häufig abends oder nachts. Mit zunehmender Aufblähung des verdrehten Magens bekommt der Hund Atemnot; Zusätzlich kommt es zu einem Kreislaufkollaps, der innerhalb kurzer Zeit zum Tod führen kann.

WAS tue ich bei Verdacht?
Beim geringsten Verdacht müssen Sie SOFORT zu einer tierärztlichen Praxis oder Klinik fahren. Rufen Sie Kurz dort an und informieren sie den diensthabenden Tierarzt/die diensthabende Tierärztin darüber, dass ihr Hund vermutlich eine Magendrehung hat. zögern sie nicht, nur weil sie unsicher sind, kein Tierarzt ist ihnen böse, wenn es nach all der Hektik nur "falscher Alarm" war. Auch mitten in der Nacht, denn die Magendrehung ist ein absoluter Notfall. Wenige Minuten können entscheidend für das Überleben des betroffenen Hundes sein.


Geli antwortete am 19.06.03 (22:38):

@ Angelika

Vielen Dank für Deine ausführlichen Antworten! So hatte ich es doch richtig in Erinnerung, daß Du Erfahrung mit (großen) Hunden hast. Ich werde Deine Informationen an meine Schwägerin weitergeben. Sie hat sich auch schon informiert und erfahren, daß das angeblich besonders in diesem Alter vorkommen soll; kannst Du das bestätigen?

Sie hat noch eine Hündin (schaut ganz ähnlich aus - Pyrenäen-Schäfer?), etwa gleich alt wie der Molosser-Rüde. Und einen Tag vorher haben die beiden während bzw. nach dem Fressen schwer gerauft. Die genaueren Umstände zu schildern, würde hier wahrscheinlich zu weit führen. Aber vermutlich ist es dabei passiert. Leider waren die Symptome nur sehr unklar; erst als uns meine Schwägerin zum Flugplatz fahren - nach einem streßreichen Tag - und vorher noch die Hunde versorgen wollte, hat man es bemerkt. Da war er schon sehr schwach und hat sich gleich in seine Hütte geflüchtet. Sie hat ihn dann - nach Anruf beim Tierarzt - sofort ins Auto gepackt und ist losgerast, wider alle Verkehrsvorschriften, aber es war schon zu spät. Noch unterwegs ist er verstorben. Kurz vorher hat sich der Magen noch geleert. Ich habe sie - eine starke Frau - noch nie so verzweifelt gesehen!

Die Idee mit dem Bäumchen finde ich sehr nett! Du wirst sicher Verständnis haben, daß ich erst meine Schwägerin fragen möchte, ob sie das will? Ich melde mich dann wieder.

@ Gudrun
Es freut mich, daß Du es rechtzeitig erkannt hast, und so Deinen Hund retten konntest!


Angelika antwortete am 19.06.03 (23:12):

Hallo Geli - das Raufen kann durchaus erklären, warum es zu dem tragischen Verlauf mit Todesfolge gekommen ist. Übrigens gibt es etwas ähnliches auch bei Pferden, wenn sie falsch gefüttert und nach dem Füttern zu sehr belastet werden - Pferde sind so viel ich weiss die einzigen Säugetiere, die NICHT erbrechen können und so kommt es bei Pferden zu furchtbaren Koliken, die im wahrsten Sinne des Wortes das Blut in den Adern erstarren lassen ...

Bei Hunden dieser Grösse setzt ab 5Jahren eine langsame Funktionsträgheit der inneren Organe ein - das kann damit zusammen hängen, aber auch junge Hunde von Riesenrassen sind nicht davor sicher :-(

Ich lebe jetzt zwar im Norden aber bin immer noch dem Tierheim Ludwigsburg sehr verbunden - nun weiss ich nicht wo Du lebst und ob Deine Freundin schon so bald an einen neuen freund für die zurückgebliebene Hündin denkt (für das Tier wäre es sehr gut, denn sie wird sehr trauern..) Auf jeden Fall gibt es dort viele verlassene Molosser und so viel ich weiss auch einen Mastin de los Pireneos ...

Die Rasse ist mit meinem Maremmano Abruzzesen verwandt - alle gehören zur Gruppe der Herdenschutzhunde und meinen hats Du vielleicht schon mal auf eine Bild hier gesehen - Garibaldi ist jetzt auch schon 5 Jahre alt, hat von seinen 70kg schon wieder 5 verloren und ist mit seinen über 80cm Schulter schon ein Eisbär :-)


Gruss

Angelika
PS wegen des Bäumchen kannst Du mich wenn Du magst direkt anschreiben: webmaster@tierheim-lb.de


Geli antwortete am 28.06.03 (09:47):

Liebe Angelika!

Wenn Du die weißen Nächte ausgiebig genossen hast, wirst Du nach Deiner Rückkehr eine Mail von mir vorfinden.
Ich hoffe, Du hattest eine schöne Zeit dort! Da mein Geburtstag gerade in diese Zeit fällt, haben wir ihn vor etlichen Jahren (1989 - sicher kein Vergleich zu heute) dort verbracht, und ich erinnere mich immer wieder gern daran!

Nochmals vielen Dank! Inzwischen wissen wir alle mehr über diese schreckliche Todesart und hoffen, das in Zukunft sicher vermeiden zu können.
Ja, ich erinnere mich an ein Foto von Dir mit weißem Riesen, aber ich konnte es nicht mehr finden (wollte es auch gern meiner Schwägerin zeigen); kannst Du mir nochmal die Stelle nennen (da Du ziemlich viel schreibst, ist die Suche ein bißchen mühsam; vielleicht weißt Du ja noch das Thema)?

Gruß
Geli


pilli antwortete am 28.06.03 (16:24):

hi geli .-)

vielleicht darf ich schnell helfen? ich erinnerte mich an die alpakas von Angelika und von da ab gings ganz schnell.

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Angelika antwortete am 13.06.03 (22:20):

Hallo Medea - meine kleine Blancanieves (Schneewittchen) hat einen kleinen schwarz-weissen Hengst zur Welt genracht, der mich schon ganz schöne Nerven gekostet hat:-) Aber um keine Verwechslungen aufkommen zu lassen - es handelt sich um eine zierliche Alpakastute, nicht um ein Pferdchen :-)
Nach langem Hickhack habe ich nun endlich Weide und Stall direkt am Haus und konnte meine Tiere endlich alle zu mir holen. Ich hatte meine 3 Alpakas bei Freunden in Süddeutschland und habe mir nun noch zusammen mit einer Freundin einige dazugekauft. Ein kleiner Hengst aus neuer Blutlinie ist da mehr als willkommen :-) Demnächst mal ein Link mit Bildern. Sonntag ist Taufe - und er wird Atahualpa heissen.(so wie der letzte Inka.. heisst aber auch " Glücksvogel" - schliesslich ist sein Papa ein waschechter Peruaner :-)
Hier ein Bild unserer kleinen Herde - da wo hinten nur weisse hals zu sehen ist, das ist "Schneewittchen" - und vorne, das ist Garibaldi der Schosshund und mein Tiburzi - auch ein Maremma aber ein absolutes Arbeitstier, der seine Alpakas nicht eine Sekunde aus den Augen lässt. Gelle ich bin verrückt - aber man gönnt sich ja sonst nichst.

Internet-Tipp: https://www.snuggleme.de/images/002.jpg
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:-)

Internet-Tipp: https://www.snuggleme.de/images/002.jpg


Ernst antwortete am 29.06.03 (14:01):

Hallo Angelika,

warum betonst Du die Abendmahlzeit für die Entstehung der Magendrehung so? Ist es nicht eigentlich besser, abends zu füttern, weil danach normalerweise eine Ruhezeit eintritt? Die mir unmittelbar bekannten Fälle von Magendrehung traten ausnahmslo bei größeren Hunden nach körperlichen Aktivitäten (Springen, Hundesportplatz, Raufspiele, Schutzdienst ...) auf, die tagsüber stattfanden.

Viele Grüße
Ernst