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THEMA:   Eulenküken umgebracht

 13 Antwort(en).

Rosmarie S begann die Diskussion am 26.04.03 (16:53) mit folgendem Beitrag:

Liebe Tierfreunde,

es ist furchtbar, aber vermutlich habe ich eben ein Eulenküken umgebracht. Ich bin ganz deprimiert...
Ich habe die schon relativ große junge Eule im Altrheinnaturschutzgebiet in meiner Nähe gefunden. Sie lag auf der Seite, grub den Kopf ins Moos, zitterte und war wohl schon nahe am Tod. Da bei dem Zustand ein Weiterfüttern des Altvogels ausgeschlossen war, nahm ich das Küken mit und flößte ihm zu Hause mit einer stumpfen Spritze ein wenig Wasser ein und stopfte ihm etwas Fleisch in den Schnabel. Das wurde auch geschluckt. Es schien auch so, als sei es danach etwas munterer gewesen. Allerdings war das Küken so schwach, dass es nicht sitzen konnte, sondern immer wieder umfiel. Ich telefonierte herum und fand schließlich die Wildtieraufzuchtstation heraus. Dort wurde mir gesagt, dass es sich sicher um einen Mickerling handele, den die Eltern aus dem Nest geworfen hätten. Das sei halt so, das sei Natur. "Aber ich konnte das Eulchen doch nicht liegen und sterben lassen!" wandte ich ein. Ich glaube, ich war für meinen Gesprächspartner ziemlich lästig. Er hätte erst abends Zeit, sich das Tier anzusehen. Immerhin erfuhr ich, dass es falsch gewesen sei, der Eule etwas einzuflößen. Wenn etwas in die Lunge gekommen sei, sei alles zu spät...
Als ich nach den Telefonat nach der kleinen Eule guckte, war sie tot.
So habe ich sie wohl auch noch umgebracht... (Es war übrigens meinen Büchern nach eine junge Sumpfohreule.)
Wie hättet ihr euch verhalten?


Medea. antwortete am 26.04.03 (19:48):

Oh liebe Rosmarie - es ist zwar kein Trost für Dich, aber ich hätte genau wie Du gehandelt und das Eulenkind auch nicht liegenlassen. Da hilft auch nicht das Wissen im Hinterkopf, "naturgemäß" alles zu belassen, weil es sich von selbst regelt. Immerhin hat die kleine Eule durch Dich noch Fürsorge empfinden dürfen. Auch mich macht jeder überflüssige Tod sehr traurig.

Grüße von Medea.


Rosmarie S antwortete am 26.04.03 (21:28):

Liebe Medea,

deine mitfühlende und nachsichtige Reaktion tut mir gut! Ich bin nämlich tatsächlich tiefer innendrin betroffen, als ich es eigentlich wahr haben will. Mein Kopf reagiert relativ vernünftig, aber mein Gefühl flüstert doch: Du bist trotzdem schuldig, du hast etwas falsch gemacht... Ich hätte dem kleinen Wesen so gern noch ein richtiges Eulennachtleben gegönnt...

Danke und herzlichen Gruß
Rosmarie


Gudrun antwortete am 27.04.03 (00:54):

Liebe RosmarieS

ganz sicher hätte auch ich das Eulenkind mitgenommen!Und Wasser hätt ich ihm auch eingeflösst!
Denk nicht,möglicherweise etwas falsch gemacht zu haben.

Traurig wäre ich auch über den Tod des Kleinen.Aber,es wird wohl so sein,wie der "Experte" Dir sagte,dass es von den Eltern als lebensuntüchtig erkannt wurde und sie so handelten,wie die Natur sie veranlagt hat.
Für uns klingt das grausam....
Im Gleichnis dazu denke ich an die ganze Apparatur,mit denen VIEL zu früh geborene und völlig unreife Kinder-oft nicht mal 500gr!-lebensfähig gemacht werden sollen.Selten gelingt es oder sie leiden ein Leben lang.
Ich hatte selber so ein "Frühchen",aber er hatte schon 1500gr Gewicht und war nur 6 Wochen zu früh.Mit seinen 186 lichte Höhe glaubt das keiner mehr!


Rosmarie S antwortete am 27.04.03 (08:29):

Liebe Gudrun,

danke für deine tröstenden Worte! Was mich innerlich umtreibt, ist, dass ich durch mein Wasser-Einflößen und Füttern das Kleine womöglich erstickt habe. Aber es hatte nicht gehustet und wirkte nach den ersten Anläufen sogar lebhafter - womöglich weil es um sein Leben kämpfte? :-(((((
Aber wahrscheinlich ist es so, wie du sagst, die kleine Eule war vermutlich nicht mehr lebensfähig. Sie war auch trotz respektabler Größe (Spannweite ca. 60cm) nur Haut und Knochen.

Dass sich _dein_ Frühchen so gut in die Länge gezogen hat, zeigt, wieviel Lebenskraft und -wille in dem Kerlchen damals gesteckt hat!

Ich selbst bin übrigens mit 2,5kg auch fünf Wochen zu früh geboren worden. Ich hätte dazu eine jämmerliche Gelbsucht gehabt mich immer total unters Federbett verkrochen... Immerhin habe ich es danach noch auf 1,78 geschafft... :-))) Heute genieße ich die rückwärtige Entwicklung (Ich mochte nämlich nie gern längenmäßig so hervorstechen).

Ob es immer sinnvoll ist, alles zu tun, was medizinisch machbar ist, bezweifle auch ich. Aber ich bin heilfroh, dass ich im Fall des Falles nicht entscheiden muss, was sinnvoll ist... Frühchen, die lange in Brutkästen mit Sauerstoffversorgung lagen, hatten früher danach öfters Probleme mit den Augen.

Herzlichen Gruß und danke!
Rosmarie


schorsch antwortete am 27.04.03 (10:29):

Wenn schon gebeichtet werden muss....:

Vor etwa 3 Wochen begann ein Amselpaar auf unserer Sonnenstore (auf der Stoffrolle) zu nesten. Da wir die Store schliesslich dafür angebracht haben, damit sie uns vor der brütenden Sommersonne schützt, entfernte ich die ersten Halme. Aber das Pärchen schleppte weiter hunderte von Halmen und Moos an und baute weiter. Ich - schon mit recht schlechtem Gewissen - entfernte wieder und wieder. Dann versuchte ichs mit einem Besen, den ich an die Stelle des Nestbaues klemmte. Aber das Amselpaar fuhr einfach eine Elle weiter links mit dem Nestbau weiter. Endlich liessen sie ab und ich atmete erleichtert auf.

Als wir an Ostern aus dem Tessin zurückkamen, war ein grosses Nest genau an der Stelle, wo sie zuerst zu bauen angefangen hatten, und der Amselmann sass unbeirrt auch noch, als ich ein paar Zentimeter vor ihm stand und mit ihm schimpfte. Schliesslich bewegte ich das Nest - der Vogel flug laut zeternd und schimpfend davon. Ich nahm das Nest - es waren schon 2 Eier drin - und legte es ein paar Meter weiter auf einen Vorsprung an der Wand. Aber leider waren die beiden Amsel-Eltern nicht dazu bereit, von ihrem einmal gewählten Platz abzuweichen - das Nest wurde nicht mehr angenommen.

Nun habe ich - ausser dem riesigen Fleck, das das Nest auf dem Storenstoff hinterlassen hat, noch ein Jahr lang ein schlechtes Gewissen.....

PS. Das ist nun schon das zweite Jahr, dass uns ein Amselpaar genau an der gleichen Stelle diese Sorgen bereitet....


Rosmarie S antwortete am 27.04.03 (19:28):

Lieber Schorsch,

danke für deine zu Herzen gehenden "Auch-Beichte"! Du hast mein Problem wohl besser erfasst als ich... :-)))

Ich weiß auch nicht, was ich machen würde, wenn ein Vogelpaar an einer solch unpraktischen Stelle brüten würde... Außerdem hast du ja gehofft, dass die beiden den Umzug tolerieren würden. Wenn du dieses Jahr dort noch keine Halme gefunden hast, könnte es ja sein, dass diesmal der Kelch an euch allen vorüber geht! Hoffentlich!
Trotzdem - ich bin sicher, dass deine beiden Amseln dir schon längst verziehen haben! Zwei Eier sind doch ganz gewiss zu verkraften... Als Wiedergutmachung für den misslungenen Hausbau könntest du ja ein paar Zweigchen, Halme und Federn sammeln und anbieten...


schorsch antwortete am 28.04.03 (11:28):

Das umgezonte Nest fanden wir einige Tage später auf der Veranda, die Eier waren auf dem Boden geplatzt - ich musste das klebrige Zeug mit Schwamm und Wasser säubern. Ich habe das noch kompakte Nest dann in den Rasen gelegt, eben in der Hoffnung, dass es wenigstens noch als neues Rohmaterial verwendet werden würde. Aber keine Amsel hat meine hehre Absicht verstanden!

Mit der Meinung, das Amslepaar habe mir verziehen, könntest du Recht haben. Jedenfalls singt mir der Amslerich jeden Morgen ein Verzeihungsliedchen!


Rosmarie S antwortete am 28.04.03 (12:22):

Siehste! :-)))


schorsch antwortete am 28.04.03 (22:08):

....ja, aber nun hat mir ein Ornithologe die Melodie des Amselmännchens übersetzt: "Du hast mir mein Nest und die Eier kaputt gemacht. Ersetz mir wenigstens die Eier...."


Rosmarie S antwortete am 29.04.03 (08:14):

Na, das sollte dir doch nicht schwer fallen! GROSSzügig, wie du bist, legst du den beiden zwei Hühnereier ins Nest!


schorsch antwortete am 29.04.03 (08:46):

Des schwarzen Sängers Minnesang
gar traurig in mein Herze drang;
er sprengte mir fast meine Rippen;
sprang wieder raus auf meine Lippen;
will noch nicht ins Krematorium;
will lieber hier im ST-Forium,
um hinter meinem Rücken
die Frauen zu entzücken.....


Gudrun antwortete am 29.04.03 (10:24):

Schorsch.....

warum-hinter- Deinem Rücken,-))

magst Du uns beim,naa,was auch immer Du mit uns anstellst,nicht ins holde Antlitz schauen;-)??????


Rosmarie S antwortete am 29.04.03 (11:04):

> Des schwarzen Sängers Minnesang
> gar traurig in mein Herze drang.

So dacht ich mir: "Ich muss entlasten,
damit auch er kann einmal rasten!"
So habī mein`n Schnabel ich gewetzt
und schließlich mich ins Nest gesetzt.

Doch das verärgerte das Tier.
Es flog herzu schnell wie ein Stier
und stach mich in den Po hinein.
Nein, Amselmann kann ich nicht sein!

Die Amselfrau jedoch, die kecke,
lugt neckisch-froh um Zweiges Ecke.
"Warte nur, du kannst mit füttern!
DAS wird den Alten nicht erschüttern!"