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THEMA:   Darf der Förster das

 19 Antwort(en).

Herbert-monacus begann die Diskussion am 14.10.02 (13:56) mit folgendem Beitrag:

Wir sind Besitzer eines Riesenschnauzers (70 cm). Es ist für uns eine Selbstverständ-lichkeit, daß wir ihn in der Stadt ganz besonders wegen seiner Größe an der Leine füh-ren. Hin und wieder fahren wir, um ihm etwas mehr Auslauf zu bieten, in ein größeres Waldstück ca.. 15 km. Der Hund ist ausgesprochen gutmütig und kinderlieb, allerdings daheim sehr wachsam. Am letzten Wochenende bin ich wieder mit ihm in den Wald gefahren. Weit und Breit war keine Menschenseele zu sehen. Ich löste ihn von der Leine und er sprang munter einher. Zwischendurch machte ich die gewohnte Gehorsamsübung mit einer durchdringenden Hundepfeife. Er kam unverzüglich zurück und bekam sein „Leckerle“ zu Belohnung. Unvorhergesehenermaßen kam plötzlich eine Person aus dem Gebüsch. Mein Hund erschreckte sich und bellte ihn an, ohne ihn anzugreifen. Er hatte sich offensichtlich erschreckt. Wörtlich: „Ich bin hier der Förster. Wenn ich meine Pi-stole bei mir gehabt hätte, hätte ich ihren Hund erschossen. Sollte ich ihren Hund noch einmal ohne Leine antreffen, werde ich ihn erschießen.“ Er drehte sich um und gab keine weiteren Erklärungen ab.Wie soll man das Verhalten des Försters beurteilen?


Tessy antwortete am 14.10.02 (15:21):

Lieber Herbert,
ich fürchte der Förster wäre im Recht.
Auch mir, bzw. meinem Hund wurde schon des öfteren gedroht. Ich muß gestehen daß ich in mehreren Gesprächen mit dem hier zuständigen Förster "geschleimt" habe, d.h. ich habe ihm etwas nach dem Mund geredet und er kennt jetzt meinen Hund und wir haben eine gewisse Narrenfreiheit. ;-)
Aber - meistens gibt es ja zwei Seiten - Tatsache ist daß meine Hündin zwar sehr gehorsam ist, dieser Gehorsam aber einfach weg ist wenn sie eine Spur aufnimmt und es ist schon mal vorgekommen daß sie einen jungen Hasen gefaßt hat.
Der Jagdtrieb ist etwas sehr natürliches, aber eben nicht erlaubt.
Viele Schilder warnen auch, zur Zeit in der Form: Auch dein Hund wildert wenn du ihn im Wald streunen läßt.
Die Gesetzeslage dürfte somit klar sein.
Aber............


rolf antwortete am 14.10.02 (16:41):

Ich glaube auch, daß der Förster das Recht hat, den „streunenden“ also frei laufenden Hund zu erschießen, wenn es weit genug von der Wohnung ist (die Entfernung in m weiß ich nicht).
Aber wo darf man Hunde noch frei laufen lassen und wofür wird die Hundesteuer abgezockt, für Pferde – steuerfrei – beispielsweise werden Reitwege angelegt, für Hunde wird nichts getan.


rolf antwortete am 14.10.02 (17:16):

Wie ich eben im NDR gesehen und gehört habe werden jährlich etwa 75.000 Hunde und 400.000 Katzen abgeschossen. Bei Hunden muß der Jäger lt. Bundesjagdgesetz, den Verdacht des Wilderns haben – das Gegenteil ist kaum zu beweisen – bei Katzen genügt es, sie abseits bewohnten Gebietes anzutreffen. In den Landesjagdgesetzen kann es genauer geregelt sein, in BW z.B. soll der Jäger versuchen die Tiere einzufangen (also auch Gummi)


Herbert-monacus antwortete am 14.10.02 (18:10):

Besten Dank @Tessy und @Rolf für die dargelegte Meinung, die ich gut teilen kann. Ich möchte auch nicht, dass mein Hund wildert. Ich dem von mir geschilderten Fall, war mein Hund unter Begletung und kam sogleich zu mir zurück, als ich ihn bei seinem Bellen „zu-rückpfiff“. Was mich innerlich empörte, war das Maß der Arroganz und die revieregoistische Hochnäsigkeit, die in keinem Verhältnis zu diesem Vorgang stand. Die von Rolf zitierten Ab-schußzahlen bestärken mich in meinem Urteil über eine Vielzahl von Förstern. Mir ist ein Fall von einem Förster bekannt, der beobachtet hatte, wie ein Hund fast 20 min lang drei Rehe verfolgte, die aber überhaupt erreichte und ganz erschöpft zu seinem „Herrchen“ heimkehrte. In einem klärende Gespräch wies er den Halter daraufhin, daß auch sein Hund kardial Scha-den nehmen würde, wenn er in seinem Jagdfieber über seinem Kräfte gefordert würde. Ich glaube, daß hat dem Halter mehr geholfen als die Androhung des


Cilli antwortete am 14.10.02 (21:04):

Hallo Hundefreunde,

Mein kleiner Westie wird im Wald immer angeleint. Er ist zwar ein schottischer Jagdhund, hält aber von blindem Gehorsam nicht allzu viel.
Am liebsten jagt er in unserem Garten Ameisen, Kellerassel,Fliegen , Amseln usw.
Mich jagt er bei jedem Wetter aus dem Haus.

Viele Grüße
Cilli


bello antwortete am 15.10.02 (08:16):

In unserer Stadt gibt es schöne, große "Hunde-Wiesen" (als solche auf Stadt- und Weg-Karten ausgezeichnet), auf denen die Hunde viele Kameraden treffen und nicht böse sind, wenn man sie auf den Waldwegen dorthin an der Leine hält.


Ruth antwortete am 16.10.02 (23:18):

an Herbert-monacus

nein, der Förster darf keinen Hund auf blossen Verdacht hin abschiessen, sondern muss ihn beim Wildern beobachten.
Dies traf in Deinem Fall nicht zu, zudem war der Hund in Deiner Nähe und von Dir beaufsichtigt.
Empfohlen wird allerdings, Hunde im Wald oder an der Waldgrenze nicht frei laufen zu lassen, um Missverständnissen entgegenzuwirken.
Näheres unter www.jagdrecht.de

Internet-Tipp: https://www.jagdrecht.de


Karl antwortete am 18.10.02 (14:28):

Liebe Ruth,

das beruhigt mich doch, dass ein Förster nicht aus Willkür jeden beliebigen Hund abschießen darf. Danke für die Information!

Unser Hund (Berner Sennhund) hatte überhaupt keinen Jagdtrieb. Selbst als bei einem unserer Spaziergänge plötzlich ein Rehkitz vor uns stand, wollte er zwar neugierig hinlaufen, aber stand wie eine Eins als wir ihm das verboten haben.

Mit den besten Grüßen

Karl


Herbert Clostermann antwortete am 18.10.02 (15:54):

Liebe Ruth,

leider komme ich erst jetzt dazu, mich für Deine aufklärenden Zeilen zu bedanken, aber auch für den Hinweis, an wen man sich ggf. wenden kann, wenn man gegen einen so „übermächtigen“ Förster sich zur Wehr setzen muss. Ich hoffe, dass dieser Zusammenstoß ein Einzelfall bleibt. Da ich aber nicht sicher bin, ob mein Riesenschnauzer sich so brav verhalten wird wie Karls wohlgeratener Berner Sennenhund, werde ich doch lieber Deinem Ratschlag folge leisten und ihn im Walde an die Leine nehmen. Er muß ja nicht zur Trophäe einer ungeordneten Försterslust werden.
Mit freundlichen Gruß!

Herbert-monacus


bello antwortete am 18.10.02 (17:12):

Berner Sennenhunde tragen seit Ur-Zeiten ja auch lieber ein Faß am Hals.


Ruth antwortete am 18.10.02 (22:55):

an bello,

Du verwechselst den Berner Sennenhund mit dem Bernhardiner.

Lieber Herbert, ich kann mir alles lebhaft vorstellen. Vor Jahren hatte ich Deutsche Doggen (mehrere) und da auch so meine kleinen Erlebnisse mit Förstern und Menschen, die einfach Angst vor meinen gefleckten Riesen hatten.
Jetzt habe ich einen Briard - etwas kleiner wie Dein Riesenschnauzer - aber, obwohl er ein wirklich freundlicher Typ ist und auch absolut nicht furchteinflösend ausschaut, wurde ich schon öfters dumm angeredet. Trotz Leine.
Sicher wird es immer deutlicher, dass ganz allgemein Hunde in unserer Gesellschaft nicht mehr sehr beliebt sind. Wahrscheinlich eine Folge der Angriffe sog."Kampfhunde", obwohl das jeweils Einzelfälle sind. Anständige fallen halt nicht auf - das ist bei Hundehaltern und Hunden nicht anders.
Lieber Karl,
gratuliere zu Deinem Sennenhund. Meine seinerzeitige Hündin dieser Rasse war auch so ein lieber Kerl, frass mit Zwerghühnern und Zwergziegen aus einer Schüssel und hatte keinen Jagdtrieb. Ihr Bruder, den Bekannte von mir hatten, war dagegen ein echter Wilderer - leider mit einigem Erfolg.
Lasst Euch nicht auf die Zehen steigen!


bello antwortete am 19.10.02 (09:00):

Hallo Ruth,
Du irrst: ich verwechselte nichts. Auch Berner Sennenhunde agieren als Sanitäts-Hunde.
Informationen unter unten angegebener URL.

Internet-Tipp: https://www.swiss-website.ch/bernersennenhund/bsh.htm


Nuxel antwortete am 19.10.02 (09:29):

auch ich möchte mein Wissen weitergeben:
grundsätzlich darf ein Hund leinenlos gehen(wo kein absolutes Verbot herrscht)wenn er gehorcht und in Sicht-u.Rufweite des Halters bleibt.
Ich hatte fast 40 Jahre Irish Setter (Jagdhunde),die sich so erziehen liessen,dass sie im Wald leinenlos rennen konnten,da sie auf dem Weg blieben und nicht nach rechts oder links abschweiften.
Wenn ich sie soweit hatte,traf ich mich frühmorgens mit dem jeweiligen Förster,der sogar frisch geschossenes Wild im geöffneten Kofferraum hatte. Obwohl die Nasen meterlang wurden,blieben die Hunde neben mir sitzen.
Der letzte,"Herr Rembrandt",von mir aus unmöglicher Haltung geholt,litt zeitlebens unter dem Kindheitstrauma der ersten 9 Monate,die er nur angeleint (nicht mal 2 Meter)verbringen musste.Alles lernte und befolgte er bestens.Nur,es war kein Zaun und keine Hecke zu hoch,die er überwinden wollte.Lange Spaziergänge und ein grosser Garten genügten nicht.Beim 1.Mal rief ich angstvoll beim Forstamt an und bat,ihn nicht zu erschiessen,falls er im Wald gesichtet würde.Man kannte uns,also alles ok.Er lief meistens zum Kurpark,schwamm einige Runden im Teich,besuchte seine 14-jährigen Zwillingsfreundinnen,sass dort vor der Tür bis sie aus der Schule kamen oder besuchte andere Bekannte.
Er wollte nur nicht lernen,die Hauptstrase auf dem Zebrastreifen zu überqueren...zum Glück ist nichts passiert!


Herbert Clostermann antwortete am 19.10.02 (10:57):

Ich war auch Deiner Meinung, lieber @Nuxel, mußte aber entgegengesetzte Erfahrung ma-chen. Offenbar gilt hier der Spruch „Auf hoher See, vor Gericht...und nun auch noch im Wald.......“ Das darf man gar nicht zuende denken, wenn man die zitierte NDR-Nachricht als authentisch hinnehmen muß. Ein toter Hund bzw. eine tote Katze können nicht mehr reden. Dazu kommt noch, dass bei Ausstrahlung der horrenden Abschußzahlen erwähnt worden wä-re, daß ein hohes Maß an Willkür im Spiel gewesen sein soll.
Dann lobe ich mir schon den vor mir erwähnten Förster, der den Hundehalter in gebührenden Weise aufklärte, daß sein Hund ggf. unter dem Stress der „Verfolgungsjagd“ selbst kardial Schaden nehmen könnte. Leider ist das Muttertier meines Riesenschnauzers erst vierjährig so zu Tode gekommen. Anläßlich einer Unterhaltung wurde es durch einen vorbeilaufenden Ha-sen aufgeschreckt.
Es bleibt somit bei aller kritischen Einstellung zum praktizierten Forstgehabe die Eigenver-antwortung des Hundehalters. Schließlich hat man ja auch seine Freude daran, wenn es dem Hund gut geht und man die Dankbarkeit des Tieres als „Feedback“ genießen darf.


Nuxel antwortete am 19.10.02 (12:14):

Lieber Herbert Clostermann
"der Nuxel" ist weiblich-lach herzlich-kann man ja nicht wissen,mein kleinerer Bruder gab mir diesen Namen,er blieb mir.
Du hast mit dem Sinn Deiner Antwort recht!
Ich hatte das grosse Glück 30 Jahre gewollt am Ende der Welt zu wohnen.Da kennt man sich und das Leben ist einfacher!
Wünsch Dir ein schönes Wochenende--den anderen möglichen Lesern auch!
Nuxel,das Weib


Herbert-monacus antwortete am 19.10.02 (12:59):

Besten Dank, liebe Nuxel, für das charmante Outing. Ich kannte einige Beiträge von Dir in anderen Foren und hatte mit diesen assoziiert, dass Du kein Rosenkranz betendes Hausmütterchen sein würdest, denn diese waren immer sehr bestimmt abgefaßt. Dieser Fehler wird mir nicht mehr unterlaufen. Nichts für ungut! Dir ein schönes Wochenend wünschend grüße ich als
Herbert-monacus.


Rosmarie Schmitt antwortete am 23.10.02 (21:04):

Hallo miteinander,

auch ich möchte mich der Meinung anschließen, dass weder Förster noch Jäger einen frei laufenden Hund, der sich ganz in der Nähe seiner Menschen befindet, abschießen darf.
Wie nah "ganz in der Nähe" zu sein hat, müsste im Fall des Falles der Richter entscheiden. Aber dann wäre es womöglich schon zu spät...

Dass es Hunde ohne Jagdtrieb gibt, lässt mich vor Neid erblassen. Meine kleine Französische Bulldogge (kleiner schwerer Tönnchenkörper mit kurzer, platter Nase) meint jedenfalls, er sei ein Jagdhund. Als ich dies in seiner Jugend noch nicht erkannt hatte, ist er mal mit einem Wildschwein zusammen gestoßen. Und das nur wenige Meter von mir weg in einer undurchdringlichen Eichenschonung. Danach hatte er an beiden Seiten Risswunden... Seitdem geht er im Wald immer angeleint. Aber auch an der Leine hat er schon mal ein frisch geborenes Reh aufgespürt... :-)
Jedenfalls entdecke ich durch ihn einiges, was ich allein nie sähe -


bello antwortete am 24.10.02 (09:11):

Hallo Rosmarie,
ich bin begeistert über Deinen letzten Satz.
D i e s e Sicht, was einem einen Hund ans Herz legen kann, ist noch nie irgendwo genannt worden.

Gruß an Deinen Natur-Führer!


Rosmarie S antwortete am 25.10.02 (08:42):

Danke, lieber Bello! Mein Naturführer lässt grüßen. Er meint, so ab und zu müsste er mir in meiner grenzenlosen Beschränktheit ja auch mal ein Bröckchen zukommen lassen. (Um ehrlich zu sein, hat er noch hinzugefügt, ich könnte ihm dafür ja wieder die Kühlschranktür aufmachen...)