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THEMA:   Ich bin fassungslos

 9 Antwort(en).

Rosalie begann die Diskussion am 03.06.01 (21:32) mit folgendem Beitrag:

Aus einem persönlichen seelischen Tief heraus war ich heute eine Weile im Netz unterwegs, und habe mir dort erhofft, eine Lösung für mein derzeitiges Problem zu finden.
Dabei bin ich auf eine Seite getroffen, in der sich Menschen in einem Forum über ihren beabsichtigten Suizid austauschen. Es ist furchtbar, denn es waren Kinder, die sich gegenseitig ihre Gefühle beschrieben, die sich darüber austauschen, ob und wann sie vom Hochhaus springen werden. Und das schlimmste dabei finde ich, dass der moderator dieses forum die Bedingungen so gefasst hat, dass Beiträge, die andere davon abhalten, das Endgültige zu vollziehen, gelöscht werden. Das kann doch nicht wahr sein. Wer kann denn damit leben und bietet keine Hilfe an. Wer kann denn diesen Wahnsinn stoppen??


werner antwortete am 03.06.01 (21:36):

Wie lautet denn die URL dieses Forums? Ohne deren Kenntnis kann niemand was tun.

MfG Werner


rosalie antwortete am 03.06.01 (21:47):

Ich hab da nicht viel Ahnung - aber gefunden unter www.voy.com/12390/4457.html


Werner antwortete am 03.06.01 (22:43):

Rosalie, das ist wirklich schlimm. Ich habe noch nicht ganz durchgeblickt, ob dies nun Jugendlichen hilft, sich auszujammern oder wirklich eher zum Selbstmord animiert. Ich kenne mich da nicht aus. Das sollten sich Profis anschauen.

(Internet-Tipp: https://www.voy.com/12390/4457.html)


Wolfgang antwortete am 04.06.01 (13:40):

Es gibt wohl keine Scheusslichkeit oder Geschmacklosigkeit, für die es im Internet nicht irgendeine community mit ihren Infrastrukturen (Chats, Foren, Newsletter...) gibt. So gesehen, ist das Internet nur ein Abbild des wirklichen Lebens. Denn auch um die Realwelt ist es - vorsichtig ausgedrückt - nicht gerade zum Besten bestellt. Man schalte das Fernsehen an und schaue an einem beliebigen Tag einmal in die Tagesschau oder die Tagesthemen.

Aufregung ist fehl am Platze: Websites über den Suizid (Freitod) sind nichts ungewöhnliches. Sie sind Teil unserer Spassgesellschaft. Business as usual. Es gibt sie seit Jahren. Die meisten aktiven BesucherInnen sind Jugendliche. In aller Regel liegen die Websites auf Servern in den USA. Dort sind sie sicher vor irgendwelchen Nachforschungen seitens der Polizei. Es ist wohl auch nicht so, dass durch die Existenz solcher Websites der Suizid gefördert oder sogar in Gang gesetzt wird. Es kommt vieles zusammmen: Spass am Fabulieren, tatsächliche Probleme, Angeberei, Lebensüberdruss, Spiel mit dem Verbotenen, Exhibitionismus, Schrei nach Hilfe...

Wer kann diesen Wahnsinn stoppen, fragst Du, Rosalie. - Vermutlich niemand... Es wäre auch nichts gewonnen, solche Seiten zu verbieten. Sie sind nämlich nicht Ursache möglicher Suizide, sondern nur eine sichtbare Erscheinung der Befindlichkeit von einigen (insgesamt gesehen, sehr wenigen) Jugendlichen. - eine von vielen Erscheinungen einer ziemlich aus den Fugen geratenen Welt...

Freitod index page
https://ash.xanthia.com/freitod/

(Internet-Tipp: https://ash.xanthia.com/freitod/)


Bruno Peters antwortete am 04.06.01 (21:25):

Ich sehe das so wie Wolfgang: Solche Seiten sind für Jugendliche selten eine Ursache für den Suicid, eben nur ein Ausdruck der Befindlichkeit. Gefährlich wird es dann, wenn ein Gruppendruck entsteht.
Bei Erwachsenen und deren Freitod -Wunsch sehe ich das anders. Auch auf die Gefahr hin, hier gescholten zu werden, meine ich, das jeder Erwachsene das Recht hat, mit seinem Leben zu machen, was er will. Es gehört ihm ganz allein. Und er kann darüber verfügen. Sofern ihmn seine religösen Vorstellungen und Bindungen das nicht verbieten.
Und deshalb kann man zwar Menschen kurzfristig am Suicid hindern, mit ihnen sprechen, ihnen Zuwendung geben usw.
Aber wenn jemand wirklich sein Leben beenden will, wird er das auch tun, und niemand kann ihn hindern.
Das muß jeder wissen. Viele spielen nur damit, machen Selbstmordversuche, um damit Druck auszuüben. Meinen es nicht ernst, und manchmal geht so ein "Versuch" eben schief, Der Partner kommt nicht rechtzeitig nach Hause, um den Suicid Menschen zu finden usw.
Wenn jemand jedoch sagt: ich will leben, aber manchmal bin ich so depressiv, daß ich nicht mehr so genau Herr meiner Entschlüsse bin, und dann neige ich dazu, mich selbst zu töten.Da habe ich keinen freien Willen mehr.
Da kann man ja helfen, aber nur dann.
Und letzten Endes: Selbstmord - da kommt das Wort Mord vor - ist immer ein agressiver Akt. Fragt sich nur, gegen wen die Agression sich richtet.Und das ist ein Ansatzpunkt für eine Gespräch. Ohne falsche Betroffenheit, sondern in Klarheit.
Bruno


Stephanie antwortete am 04.06.01 (22:30):

Hallo !
Ich habe mal darüber einen Beitrag im Fernsehen gesehen. Spiegel TV hatte dazu einen Beitrag gebracht. Ein Junge oder ein Mädchen, das weiß ich nicht mehr so genau, hat sich umgebracht. Vorher aber dies auf so einer Seite, vielleicht ja sogar auf dieser benannten HP, mitgeteilt. Er/Sie hatte Gedankenaustausch mit einem Mädchen, die wollten sich dann zusammen zur gleichen Zeit umbringen. Aber sie hat es nicht getan, und später im TV darüber berichtet. Das ist eine speziell zugeschnittene Seite für Selbstmörder, hieß es. Voran für Jugendliche.
Es ist doch wirklich grausam was es alles gibt, und außer diesem Bericht ist wohl weiter nichts passiert, was dem Treiben eine Ende setzt.
Gruß

(Internet-Tipp: https://www.smd.de)


Ingrid K. antwortete am 05.06.01 (12:16):

Hallo Stephanie!
Habe gerade den Internet-Tipp angeklickt, es wurde der Schiffsmeldedienst aufgerufen.
Hat nichts mit dem erschreckenden Thema zu tun sicher ein Schreibfehler.
Keine Belehrung, nur ein Hinweis.
Freundlichen Gruß, Ingrid K.


hannover antwortete am 05.06.01 (20:07):

Hier in Kanada, genauer gesagt in British Columbia, haben kuerzlich zwei Jugendliche (14 & 16 Jahre alt) Selbstmord begangen. Beide haben ausfuehrliche Briefe zurueckgelassen, in denen sie den Grund fuer ihre Tat angegeben haben: sie sind von ihren Altersgenossen unerbaermlich angegriffen, verhoehnt, bedroht worden. Sie konnten damit nicht fertig werden. Natuerlich fragen sich alle Zurueckgebliebenen, warum da nichts geschehen ist, es zu verhindern. . .


Rainer Schulze antwortete am 31.07.01 (09:23):

Wolfgang hat schon das Wesentliche gesagt. Ich möchte nur noch folgendes ergänzen. Es gibt
nicht nur scheußliche Seiten im Netz, sondern auch sehr gute, wie in diesem Falle z.B.
www.selbstmord.de

Dort gibt es auch Adressen, Telefonnummern von professionellen Helfern (Telefonseelsorge z.B.).

Mit Selbstmordforen ist es wie mit Foren, wo über Selbstmedikation usw. diskutiert wird. Seriöse
Anbieter werden hier immer klalr und deutich herausstellen, daß angebotene Informationen im Netz
nicht den professionellen Rat von Ärzten ersetzen sollen. Andererseits wollen wir doch alle (oder zumindest
einige von uns) selbstbestimmt sein und vergleichen verschiedene Informationen. Ob dies immer sinnvoll
und erstrebenswert ist, wenn man nicht das nötige Fachwissen hat, darüber streiten sich die Gelehrten

Vor einem Suizid stehen ja meist Depressionen. Und solche Foren halte ich schon für sinnvoll, denn
die Behandlung von Depressionen ist so vielfältig, daß man sich wie auch in der Gruppentherapie
mehrere Meinungen, Lösungsvorschläge usw. anhören kann und je nach Naturell selbst Fragen stellen
kann. Wenn ein Arzt diese Foren moderiert, dann wird er erst dann eingreifen, wenn er dies für nötig hält.

(Internet-Tipp: https://www.selbstmord.de)