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THEMA:   Pflege von Eltern oder nahen Angehörigen....

 7 Antwort(en).

F. Schmidt begann die Diskussion am 14.04.01 (21:53) mit folgendem Beitrag:

Zu diesem Thema möchte ich gerne die Meinungen der Forumsteilnehmer herausfordern:

Müssen die "erwachsenen" Kinder Ihre Eltern oder sonstige nahe Verwandte bis zum eigenen nervlichen Zusammenbruch zu Hause pflegen?
Ist es eine "Schande," den meistens nur einen überlebenden Elternteil nach reiflicher Prüfung in ein geeignetes Pflegeheim zu geben? Oft wird es doch von den "Unbeteiligten und Unbelasteten" als bequeme Abschiebung angesehen!
Haben die "Kinder" im Rentenalter nicht auch ein Recht zu leben bzw. ihren Lebensabend zu genießen?


Susanne Blach antwortete am 17.04.01 (07:15):

Ist denn ein Pflegeheim immer schlecht?
Manchmal ist es sicher besser den zu Pflegenden ins Heim zu geben, als sich und die eigene Familie zu opfern. Ich glaube, dass sich die wenigsten Angehörigen die Entscheidung leicht machen.Meine Erfahrung ist, dass sich Töchter(meist sind sie diejenigen)oder auch Ehefrauen bis an den Rand der Erschöpfung bringen.Zum Glück ist es dann oft der Körper der mit Krankeit reagiert und dann muß der Pflegebdürftige in ein Heim.Es ist doch besser es wird jemand im Heim gepflegt, und die Familie darf jederzeit zu Besuch kommen und den Angehörigen die ganze Aufmerksamkeit geben. Nicht mit dem Gedanken im Hinterkopf, ich muß noch Wäsche waschen, Essen kochen usw. Die Zeit kann dann zum Unterhalten,Spazierengehen usw. genutzt werden. Außerdem ist der alte Mensch nicht so isoliert, wie es in vielen Fällen die Tatsache ist.


Wolfgang antwortete am 17.04.01 (11:29):

Immer mehr Lebensbereiche werden kapitalisiert. Make ist or buy it... Selber machen oder die Leistung kaufen... Outsourcing nennen das die Betriebswirte. Was für Unternehmen schon lange gilt, greift um sich und gilt zunehmend für private Haushalte. Der Hintergrund: Zum einen sind boomende Branchen entstanden (die Altenpflege zum Beispiel), die wachsen müssen, um anständige Renditen zu erzielen. Zum anderen taugen unsere Arbeits- und Lebenssituationen (ebenfalls ausgerichtet entsprechend der Kapitalverwertung) mittlerweile kaum noch fürs private Kinderaufziehen und fürs Altenpflegen.

Zu wenig Zeit, zu wenig Platz, zu wenig Geld, zu wenig Wissen... Für andere Dinge ist das alles da... für die Karriere, für's Auto, für die Markenklamotten oder für den Urlaub. Also müssen die Profis ran. Die machen das alles für uns. Geschult, genormt, qualitätsgeprüft, sauber... Die, die am Anfang oder am Ende des Lebens sind und sich nicht wehren können - die Kinder und die Alten - zahlen mittlerweile einen hohen Preis in der angeblich besten aller Welten.


MThrein antwortete am 17.04.01 (21:33):

Alte Menschen sollen von jemanden gepflegt werden, von dem sie gepflegt werden möchten.
Die eigenen Kinder sind allerdings nur bedingt dazu geeignet. Zwischen Eltern und Kindern
gibt es immer Konflikte aus der Vergangenheit, die nicht aufgearbeitet sind und immer wieder
zu Problemen führen. Wenn Kinder sich darauf beschränken, ihre Eltern im Alter zu
verwöhnen und die Versorgung den Profis überlassen, können die Eltern und die Kinder die
letzten Tage, Wochen oder auch Jahre genießen und sich emotional näher kommen. Ob man
zusammen wohnt oder getrennt, z.B. im Heim ist dabei weniger wichtig. Man sollte, wenn
man die finanziellen Voraussetzungen hat, nicht den Anspruch haben alles selbst zu
machen, sondern sich großzügig Unterstützung kaufen.


Heidi antwortete am 17.04.01 (23:52):

Aus meiner (Praxis)-Sicht gesehen werden heute, dank Pflegeversicherung, alte Menschen nur noch dann in ein Pflegeheim gebracht, wenn die angemessene Pflege zu Hause von Privatpersonen nicht mehr zu leisten ist.

Das heißt, fast nur noch schwerstpflegebedürftige alte Menschen oder durch Demenz hochgradig gefährdete alte Menschen kommen in unsere Altenpflegeheime. (Die Altenheime im früheren Sinne gibt es kaum noch)

Anders bei den sogenannten Seniorenresidenzen, die Wolfgang wohl mit seiner "boomenden" Branche meint. Hierhin kommen die alten und älteren Menschen aus den unterschiedlichsten Gründen (freiwillig, weil sie sich mehr soziale Kontakte versprechen oder abgeschoben von der Familie)und meist sind sie finanziell besser gestellt als der Durchschnitt.

Ich denke, ein alter Mensch sollte, so lange es möglich ist, in seiner eigenen häuslichen Umgebung verbleiben, versorgt und gepflegt durch die Familie und einem Pflegedienst im Wechsel. Allerdings nicht auf Kosten der Lebenssubstanz (nicht Qualität!) der Angehörigen.

Wir hatten im vergangenen Jahr eine alte Dame, deren Tochter durch die aufreibende Pflege der Mutter krank wurde und während einer Pflegehandlung an einem Herzinfarkt starb.
Die Mutter starb dann, belastet mit Schuldgefühlen, bei uns im Pflegeheim...Das kann es nicht sein.


Ingrid Körbel antwortete am 22.04.01 (12:49):

Pflege...
Auch ich habe meine Mutter 18 Jahre betreut. Die größte Angst bei ihr war ins Pflegeheim zu müssen. Dann mußte wieder einmal ein klärendes Gespräch stattfinden um ihr die Angst zu nehmen. Es war nicht immer ganz einfach, aber ich bin auch froh über mich das ich das geschafft habe. Viele

meinten ich hätte eine versaute Jugend gehabt. Ich sage NEIN, ich kann sehr ruhig schlafen und vermisse das oftmals liebevolle Gespräch. Wäre die gleiche Situation, ich würde es genauso wiedermachen.Das hat nichts mit Helfersyndrom zu tun.


Vosbein Irmlind antwortete am 23.04.01 (22:43):

Hallo Ingrid , Dein Beitrag ist so getragen von Liebe und Fuersorge, da ist solche schwere Aufgabe zu bewaeltigen.Meine Situation ist aber im Laufe der Zeit immer unertraeglicher geworden , weiss nicht mehr weiter und habe schweren gesundheitlichen Schaden genommen. Seit mein Mann nicht mehr lebt,erpresst sie mich ,verleumdet mich , unterstellt mir Diebstahl, Manipulation mit Medikamenten , mit Gift im Essen und das alles nur um meinen Bruder gegen mich aufzuhetzen, der streitet dann um das leidige Geld, denn den Heim-Aufenthalt muesste er mit-finanzieren. Das ist alles so ueberfluessig ,aber ich habe trotz dieser boshaften Gemeinheiten keine Moeglichkeit , mich in irgendeiner Form zu distanzieren. Es muesste doch ein Gesetz geben, dass Kinder vor boshaften Eltern schuetzt.


Ingrid Körbel antwortete am 24.04.01 (08:34):

Hallo Irmlind!
So geht es natürlich nicht. Ich weiß das viele Kranke gehässig und ungerecht sind. Dann muß man natürlich fremde Hilfe oder das Heim in Anspruch nehmen. Dann kann man den Angehörigen besuchen, was schon anstrengend genug sein kann. Lassen Sie sich unbedingt durch Ihren Hausarzt beraten, der muß die Situation ja kennen. Passen Sie selber auf Ihre Gesundheit auf. Zum Geld, niemand kann etwas mitnehmen, also für Hilfen ausgeben, ich bin der Meinung dafür hat man gespart.Ich weiß das ich großes Glück hatte eine sehr dankbare, bescheidene und liebevolle Mutter zu haben, sicher wäre es sonst nicht machbar gewesen. Leider ist es dabei zum Bruch mit meiner Schwester gekommen, weil sie jede Hilfe verweigert hat.Ihnen wünsche ich viel Kraft und treffen Sie die richtige Entscheidung für JEDERMANN Wohl, MfG Ingrid