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THEMA:   Gedicht fuer Senioren

 11 Antwort(en).

Eva Wenzel begann die Diskussion am 23.02.01 (21:27) mit folgendem Beitrag:

Warum nicht auch hier einmal ein Gedicht?
Bekam es dieser Tage zugeschickt aus den Unterlagen meines Vaters, er nannte sich gern "Buschklepper"
in plattdeutsch, aber damit es jeder versteht, auch in hochdeutsch

Vergnoegt sien! Vergnuegt sein!

Killt di de Kopp Tut Dir der Kopf weh,
killt die de Taeh`n, tun Dir die Zaehne weh
hest`s mal in Puckel hast Du es mal im Puckel,
mal in de Been mal in den Beinen,
smeckt die keen Piep schmekt Dir keine Pfeife
un keen Tobak, und kein Tabak,
buest, as man seggt, bist, wie man sagt,
blot noch so`n Wrack- nur noch so`n Wrack-
geiht die ok allens geht Dir auch alles ,
allens vertweer alles verquer,
hst gor keen Freid` hast gar keine Frude mehr
un Lusten mehr- und Lust mehr-

mien leewe Fruend, mein lieber Freund
mann keene Klag`, mach keine Klag`,
lach man dorto ! lach man dazu !
Vergnoegt sien is dat beste up de olen Dag!

Vergnuegt sein ist das beste in den alten Tagen!
Zur Nachahmung empfohlen!!!
Eva


Georg Segessenmann,alias Georg von Signau antwortete am 02.03.01 (14:23):

Das darf doch nicht sein, dass ein Gedicht so einsam in der Landschaft stehen muss! Ich gebe ihm einen Kameraden:

Balzzeit


Ein Füchslein balzt
im lichten Tann;
ein Eichhorn
wirbt ganz munter;
ein stolzer Hirsch
zeigt was er kann;
die Maus treibt`s
noch viel bunter.
Ein Jüngling zeigt
sich seiner Braut
von seiner
stärksten Seite.
Und ich? Ich wehr`
mich meiner Haut
und suche
schnell das Weite


März 1995,"Balzzeit",Georg von Signau, alias G.Segessenmann


Rosmarie Vancura antwortete am 22.03.01 (20:37):

Erst ab Drei wird's richtig gut:

Liedchen:

Mir ist so gar nicht klösterlich,
hingegen ganz schon österlich
und kreuzfidel zumut.
Der Wind streicht mir ums Hosenbei,
ich möchte ein Zigeuner sein,
so kribbelts mir im Blut!

Ich spielte dir zum Csardas auf
und nähme vielerlei in Kauf,
nähmst du mich, wie ich bin.
Das meine Srtradivari statt
vier Saiten nur noch eine hat,
ist eher ein Gewinn!

Ich pfeife lieber denn ich pfiff
schon längst auf meinem Doppelgriff
und auf die triste Welt,
in der es auch nicht unbedingt
harmonisch, hell und heiter klingt
und die mir doch gefällt.
Fridolin Tschudi


Anni antwortete am 23.03.01 (19:14):

Ein alter Mensch hat eine Art Truhe in sich

Gefüllt mit Erfahrungen. Nein! mit einer Mischung
aus Erfahrungen und Irrtümern. Und es ist wichtig,
die Irrtümer herauszufinden. Zum Beispiel: Was für
mich galt, ist Gottes Wille mit allen Menschen.

Oder: Die Jungen machen alles falsch. Oder: Die
Jungen können nicht leben ohne unsere Erfahrungen.
Ich weiß, es ist ein Jammer um den reichen Schatz,
der mit uns zu Grabe gehen wird. Aber Erfahrungen
lassen sich nun einmal nicht vererben.

Oder: Meine Kinder sind meine Kinder, solange ich
lebe. Irrtum: Sie sind erwachsene Menschen. Oder:
Ich muß ihnen sagen, daß ich mich sorge um ihre
Zukunft. Irrtum. Begleiten wir sie, wenn sie es wollen,
denken wir mit ihnen. Beten wir für sie und verdüstern
ihnen nicht die Sonne. Das Bild junger Bäume zwischen
den alten ist schön.

Aus dem Internet gezogen, Verfasser unbekannt)


Georg Segessenmann,alias Georg von Signau antwortete am 11.04.01 (11:02):

Plagt mich auch das Zipperlein,
so will ich doch zufrieden sein
mit mir und mit der Welt.
Verlass ich dann dies Jammertal
so sag ich mir: Ist doch egal;
es kommt mir wie bestellt!

Schorsch


Vera antwortete am 21.04.01 (14:53):

Huch, hier fehlt dieses auch noch: :-)

Herr,Du weißt es besser als ich,
daß ich von Tag zu Tag älter und eines Tages alt sein werde.
Bewahre mich vor der großen Leidenschaft,
die Angelegenheiten anderer ordnen zu wollen.
Lehre mich,nachdenklich,aber nicht grüblerisch,
hilfreich,aber nicht diktatorisch zu sein.
Bei meiner ungeheuren Ansammlung an Weisheit
tut es mir leid,sie nicht weiterzugeben,
aber du verstehst,Herr,
daß ich mir ein paar Freunde erhalten möchte.
Lehre mich schweigen,
über meine Krankheiten und Beschwerden.
Sie nehmen zu - und die Lust sie zu beschreiben,wächst von Jahr zu Jahr.
Ich wage nicht,die Gabe zu erflehen,
mir Krankheitsschilderungen anderer mit Freude anzuhören,
aber lehre mich,sie geduldig zu ertragen.
Ich wage auch nicht,um ein besseres Gedächtnis zu bitten,
nur um etwas mehr Bescheidenheit und etwas weniger Bestimmtheit,
wenn mein Gedächtnis mit dem anderer nicht übereinstimmt.
Lehre mich die wunderbare Weisheit,
daß ich mich irren kann.
Erhalte mich so liebenswert wie möglich.
Ich weiß,daß ich nicht unbedingt ein Heiliger bin,
aber ein alter Griesgram ist das Krönungswerk desTeufels.
Lehre mich,an anderen Menschen unerwartete Talente zu entdecken,
und verleihe mir,Herr,die schöne Gabe,sie auch zu erwähnen.
( Von einem unbekannten Verfasser )


Klaus Stoll antwortete am 20.05.01 (18:06):

Darf es auch 'mal etwas von der anderen Seite dess grossen Teiches sein ? Bitte sehr:

Some people, no matter how old they get, never lose their beauty - they merely move it from their faces into their hearts (Martin Buxbaum)
und
Age is a question of mind over matter, if you don't mind, it does'nt matter (unbekannt)


Inge antwortete am 18.08.01 (20:08):

Mein Lieblingsgedicht ist von Wolfgang Borchert und lautet:

Ich möchte Leuchtturm sein in Sturm und Wind,
für Dorsch und Stint, für jedes Boot,
und bin doch selbst ein Schiff in Not.

Dieses Gedicht habe ich mir in jungen Jahren als Lieblings-
gedicht erkoren ohne zu wissen, dass es einmal bittere Wahrheit wird.


brigitte8 antwortete am 02.10.01 (23:45):

Liebe Inge,
dieses Gedicht ist wirklich schön und ich danke Dir dafür.brigitte8.


Erika Kalkert antwortete am 07.11.01 (18:36):

Ich glaube, der nachstehende Text von Bismarck
passt gut zum Thema.

Das Leben ist wie ein geschicktes Zahnausziehen.
Man denkt immer das Eigentliche soll erst kommen,
bis man plötzlich sieht, das alles vorbei ist.


Rosmarie Vancurqa antwortete am 14.11.01 (21:53):



Der Versuch der alten Damen
______________________________

(In die Literaturgeschichte zu gelangen)

Von FRIDOLIN TSCHUDI

Ich war Kurt Tucholskys Käthchen.
Mich hat Wedekind verführt.
Benn hat mich als Strassenmädchen
auskultiert, doch nie berührt.

Brecht schrieb einzig meinetwegen
Songs und sich die Finger wund.
Ich - er kam mir sehr entgegen -
vergewaltigte Klabund.

Ich war oft bei Dehmel nächtlich
b) im Bett und a) zu Tisch.
Wiechert fand mein Tun verächtlich
nicht so Egon Erwin Kisch.

Alle Männer die mich trafen
(Thomas, Heinrich und so fort)
haben gern mit mir geschlafen,
meist platonisch, Ehrenwort!

Ich war Rene Rilkes Klärchen,
Mich pries Loerke im Gedicht...
Lieber Leser, glaub dem Märchen
der Matronen lieber nicht!

Drum nur, weil zu kurz sie kamen
sind vor allem offenbar
die Memoiren dieser Damen
schamlos, dumm und gar nicht wahr.


Auch alte Damen träumen......


Fixstern antwortete am 23.11.01 (16:14):

SEHNSUCHT NACH FRÜHLING
Wenn blinde Schleichen unter Eichen
wieder durch die Gräser schleichen,
wenn die Fliegen wieder fliegen
durch die Küche und das Haus
wenn die Blüten wieder blühen
für den bunten Blumenstrauß
wenn sich Schnäbel wieder schnäbeln
und die Vögel wieder singen
wenn der Mensch mit frohem Mut
es dem Vogel gleiche tut, das tut so gut
wenn die Fischer wieder fischen
für den leck'ren Sonntagsschmaus
dann liebe Leute ist's soweit
dann kommt die schöne Maienzeit .

(von mir 1995)
und ich freue mich immer wieder auf den Frühling