ich weiss nicht, wie ihr empfindet. Mir geht es im Forum Politik oft sehr schlecht. Manches erscheint mir geradezu lächerlich oder völlig überzogen und ich muß ausschalten, um nicht dagegen zu sprechen.
Im privaten Kreis, also nicht virtuell könnte ich das nicht, da würde ich sofort kontern.
Normalerweise kann ich mich anderen Gedankengängen gut nähern bis hin zur Übereinstimmung. Warum ist man politisch so geprägt oder hat so unterschiedliche Meinungen. In der Kopftuchdebatte z.B. könnte ich ausrasten - aber das will ich natürlich nicht - und dann bleibt nur eins - Kiste aus.

Politische Überzeugung ergibt sich aus dem Umfeld, in das man geboren wurde und in dem man lebt - man wird geprägt.

Ich wurde z.B. als Kind in eine mausarme Arbeiterfamilie (7 Kinder) geboren. Das schult das soziale Gewissen. Mit 33 jahren erst konnte ich einen Beruf erlernen. Später wurde ich Industriemeister und hatte finanziell ausgesorgt. Nun hätte ich mich bequem zurücklehnen können und mich im Lager der Arbeitgeber wohlfühlen. Aber ich sah um mich herum meine Mitarbeiter mit ihren finanziellen und anderen Nöten. Augen und Ohren verschliessen? Das konnte ich nicht. Fazit: Einmal Arbeiter, immer Arbeiter. Aber es ist mir wohler dabei, als wenn ich mich nicht mehr im Spiegel angucken könnte......

@wanda,
mir geht es oft so, dass mich die Lager, die da spiegelbildlich zu den Parteien sich äussern, langweilen, weil unter anderem Fakten wiederholt werden, die ohnehin jeder weiss, bzw. jeder liest Zeitung, hört TV.
Im Forum könnte man Seitenaspekte stattdessen besprechen, die keine fertigen Antworten haben, Meinungsbildung erzeugen könnten.
Und: man sollte sich nie nur einer Parteimeinung automatisch anschliessen, dann würde man sicher meist 50% der Meinungen der Opposition haben, 50% Meinungen der Regierenden, Demokratie gelebt hiesse, jedes neue Thema muss ohen Parteipolitik behandelt werden, nur der Sachverstand darf auschalggebend sein, so würde man häufiger zu besseren Entscheidungen kommen.
Wir, die wir hier im Forum nix beschliessen müssen, könnten das hervorragend betreiben.

@schorsch, obwohl wir beide fast gleich alt sind, sind wir ganz anders groß geworden. Bei mir gab es die Unterschiede zwischen Arbeiterkindern und Akademikerkindern nicht. Alle Väter warem im Krieg, wir hatten alle Angst vor Bomben, wir gingen alle gemeinsam auf die Flucht und waren dankbar für jedes Stück Brot. Auch in der Schweiz hat uns die Armut nicht bedrückt, schließlich kamen wir aus einem Land, das den Krieg verloren hatte.

Mein Ex-Mann hatte 4 Brüder. Diese fünf Männer, obwohl in einer Familie groß geworden gehörten allen politischen Richtungen an - zwei Familienfeste eskalierten total - der Kommunist riss seine schon schlafenden Kinder aus dem Bett und zog ins Hotel - bei einer Schwägerin setzten verfrüht die Wehen ein usw. usw.
Mein Schwiegervater sprach dann mit der Einladung die Bitte aus, Religion und Politik nicht zu streifen .....

Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die Prägung in der Kindheit ausschlaggebend ist für die Haltung im Konflikt Israel/ Palästina oder z.B. bei der Frage Amerikaner im Irak.
ich persönlich glaube, dass ich ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl besitze - aber nimmt das nicht jeder hier für sich in Anspruch ?

Ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl zeigt sich auch darin, dass man sich ab und zu fragt, ob man nicht vielleicht auch Fehler habe und begehe.

Oder andersrum: Der Kluge lernt aus seinen Fehlern; der Weise lernt von den Fehlern der anderen; nur der Ignorant hat keine.....

ja, natürlich und deshalb ist es auch wichtig, dass man sich mit jüngeren Leuten unterhält und nicht nur in seiner eigenen Generation die Meinungen und Ansichten hört.
Einige ältere sind dann so verunsichert, dass sie überhaupt keine Meinung mehr vertreten, aber solche Leute hat der ST nicht :-)))