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THEMA:   Brüche im Leben, Aufbrüche

 12 Antwort(en).

juergenschmidb begann die Diskussion am 19.06.04 (14:07) :

Ich weiss nicht wie es euch in eurem langen Leben ergangen ist?
Meines war, bisher, nicht ohne zahlreiche Brüche.
Da waren die Brüche, die man machte, um subjektiv Unerträgliches los zu werden, das sind Beendigung von menschlichen Beziehungen, mit teilweise bitterem Nachgeschmack, da sind Wechsel im Berufsleben, die zunächst, erfolgversprechend aussahen, sich z.T. als blanker Irrtum herausstellten, aber unumkehrbar waren, erhoffte Aufbrüche eben.
Wohnungsumzüge, um scheinbar bessere Umstände zustandezubringen, oft geglückt, manchmal weniger.
Da sind Vernachlässigungen von Menschen, die es so empfanden, selbst merkte man es z.B. dadurch, dass der Betreffende agressiv wurde, man brach dann mit Begründung sich selbst gegenüber.
Da waren unterlassene Hilfeleistungen gegenüber Menschen, weil man deren Leid nicht in der Nähe haben wollte, es lästig war, man wandte sich erfreulicheren Themen zu.
Na ja, und eigentlich wollte ich sagen, dass ich jene beneide, die einen grossen Bekanntenkreis sich erhalten haben, mit welchem Geschicke auch immer, die sogenannten Beliebten, die nie vergessen werden, wenn was los ist.
Mein Bekanntenkreis ist eher bescheiden, auch nachvollziehbar warum, hilft aber nicht.
Wie steht ihr denn im Leben, soweit ihr das überhaupt hier äussern wollt?


elena antwortete am 19.06.04 (18:14):

Wer von uns hat sie nicht erlebt, diese Brüche im Leben, meist habe ich sie selbst herbeigeführt, jedoch nicht immer.

Ich habe mir den „Luxus“ erlaubt daraus zu lernen und es hat mich gestärkt. Oft war es schwierig und nicht ganz schmerzfrei, immer aber mit einem Neuanfang verbunden, der andere Perspektiven aufzeigte, die vorher aus meinem Blickwinkel verschwunden waren.

Wichtig war für mich, zur eigenen Mitte zurück zu kehren, einen kritischen Blick zurück zu werfen, diesen aber ganz ohne Zorn. Dabei hat sich meist gezeigt, dass manche Entscheidungen längst überfällig waren, aber aus Bequemlichkeit oder Gewohnheit unterlassen wurden.

Die wahren Freunde und das sind nicht wenige, sind mir erhalten geblieben, haben das kritisch oder auch zustimmend begleitet. Andere Menschen sind hinzugekommen, weil jede Veränderung neue Kontakte beinhaltet, wenn man offen bleibt und sich nicht verschließt.

Heute würde ich sagen, dass ich „mich“, so wie ich bin mag, mit allen Fehlern und Schwächen, aber ebenso mit meinen zweifellos auch guten Seiten. Wenn es möglich war, habe ich mich bei den Menschen, die ich verletzt habe entschuldigt und somit gibt es kaum negative Überhänge in meinem Leben.

Da aber alles im Fluss ist bin ich keineswegs sicher, ob es nicht weitere Brüche in meinem Leben geben wird, ich bin bereit zu Veränderungen und diese auch anzunehmen. Eines weiß ich jedenfalls genau, ich werde mich nie wieder fremd bestimmen lassen, wie das oft der Fall war, denn ich stehe inzwischen mit beiden Beinen fest auf dem Boden.

Internet-Tipp: https://www.ekluge.de.vu


Medea. antwortete am 20.06.04 (07:19):

Anstelle von "Brüche" würde mir das Wort "Umbrüche" besser zusagen - beim Bruch geht zuviel kaputt, im 'Umbruch' liegt schon die Hoffnung auf einen Neuanfang.
Ich spreche bei mir von 'Leben' - zur Zeit befinde ich mich in meinem dritten.
Mein erstes war die Zeit meiner Kindheit, Berufsausbildung, Ehe, Geburt meiner Tochter.
Mein zweites begann nach meiner Scheidung, Neuorientierung verbunden mit Wohnungswechsel, später Ortswechsel, Neueinstieg in den Beruf, Reisen, und ganz vieles 'ausprobieren' (nicht unbedingt immer ganz schicklich ... ;-)) ), erkennen, was für ein Potential mir zur Verfügung stand ....,
nun bin ich als Mittsechzigerin in meinem dritten Leben angelangt -
und auch das gefällt mir sehr gut.
Zwar klopfen nun diverse gesundheitliche Lästigkeiten an die Tür bzw. haben sich bereits Eintritt verschafft, da gilt es, denen nicht zu viel Raum zu geben .....,
aber unter dem Strich bin ich ganz einfach zufrieden.
Tochter, Schwiegersohn und die beiden süßen kleinen Enkelinnen sind ein Quell der Freude, meine Mutter lebt noch, meine Tiere (2 Katzen, ein Hund) liebe ich auch, mein Freundeskreis ist verläßlich, meine Interessen sind vielfältig, mein Gärtchen für mich genau richtig, die Rente könnte üppiger sein, aber Millionen müssen mit weniger über die Runden kommen ....

Und nun noch der ST mit seinen vielen An- und Aufregungen :-)),
Herz, was willst Du mehr?? ;-))


wanda antwortete am 20.06.04 (08:32):

diese Brüche- oder Umbrüche finden sicher in jedem Leben statt. Durch Kriegswirren gibt es bei mir überhaupt keine Kinderfreundschaften, die Zeit vor meinem l3. Lebensjahr ist wie ausgelöscht.
Jürgen, ich habe einen großen Bekanntenkreis, allein durch sportliche Betätigungen, aber was ist das schon ?
Wenige gute Freunde sind mehr - und die meine ich zu haben, nicht vor Ort und auch nicht im regelmässigen Kontakt, es ist nur eine Sicherheit im Hintergrund.
Dann verschaffe ich mir selbst oft Umbrüche, einfach durch Intuitionen. Z.B. habe ich jetzt so das Gefühl, dass dies nicht meine letzte Wohnung ist. Im Prinzip graut mir vor Umzügen, aber das Gefühl ist da, ich weiß nicht, woher solche Eingebungen kommen, vielleicht sind es Überreste aus der Nomadenzeit, die sich von Zeit zu Zeit durchsetzen.
In Frieden lebe ich mit allen, Leute die mich nerven, meide ich, und so gefällt mir das Leben.
Herz was willst Du mehr ?? - aber es kommt bestimmt noch was.


juergenschmidb antwortete am 20.06.04 (09:52):

danke euch für eure persönlichen Fazite.
Zunächst, Umbrüche sind nicht gleichzusetzen mit Negativem, klar. Haben auch eher nichts mit Materiellem zu tun, es sei denn ab einer bestimmten unteren Grenze.
Ich aber stelle glaub zu hohe Ansprüche an meine Mitmenschen, kann es nicht abstellen, ist glaube ich ein zu hohes Harmoniebedürfnis, das nicht abstellbar ist, denn wenn man sein Naturell allzusehr mit dem Verstand beeinflussen will, wehrt sich das Unterbewusste massiv, zum Beispiel im Schlaf.
Meine Bilanz ist, ich hab zuviel Menschen, die mich vielleicht achten, aber zu wenige, die intensiv mit mir Kontakt haben wollen.
Mein Gott, das ist ja ganz schön persönlich, aber was solls, was soll schon passieren.


chris antwortete am 20.06.04 (10:21):

Brüche, oder Umbrüche erlebt jeder von uns. Jeder verarbeitet
diese auch auf seine Weise.

Was ich von mir sagen kann, ist folgendes. Ich habe aus
allem, auch wenn es negativ war, für mich persönlich
gelernt. Habe gelernt auf meine "sogenannte" innere Stimme
zu hören und bin damit ganz gut gefahren.

Das mit dem Harmoniebedürftnis , Jürgenschmidb, da ist so
eine Sache. Man hat es und selber kann man gut mit leben,
nur andere Menschen sind es, die drüber kritisieren. Das ist
nun mal so.

Menschen, die friedliebend sind und Harmonie suchen,
werden oft belächelt.


schorsch antwortete am 20.06.04 (10:38):

@ jürgenschmidb: "...Meine Bilanz ist, ich hab zuviel Menschen, die mich vielleicht achten, aber zu wenige, die intensiv mit mir Kontakt haben wollen...."

Hast du sie denn gefragt? Vielleicht denken die über dich so, wie du über sie? Vielleicht denken sie aber einfach: "Schade, war doch ein sooo patenter Kerl bis....."


juergenschmidb antwortete am 20.06.04 (13:07):

"Hast du sie denn gefragt? Vielleicht denken die über dich so, wie du über sie? Vielleicht denken sie aber einfach: "Schade, war doch ein sooo patenter Kerl bis.....""
Schorsch, da ist viel dran,
habe wirklich oft erlebt, dass ich von Menschen, so mehrere anwesend waren, vorgeführt wurde, dann hilflos oder agressiv wurde.
Sogar solche, die behaupteten, mich zu mögen, bewegten sich nicht, suchten auch nach so einem Vorfall nicht mehr Kontakt.

Ja so ist es, auf diese Weise wurden Kontakte immer weniger, ich konnte aber miterleben, auch des öfteren, dass sich Menschen vor meinen Augen neue "Kumpane" suchten, nichts mitbekamen.
Ich denke aber, dass das Tal mal durchschritten werden kann, wenn Zeit vergeht, ich entweder Tritt fasse mit anderen oder ich mich abfinde, dass es eben wenige sind, die mir verbleiben.
Es ist nicht so, dass ich jammernd bin, denn ich weiss immer, dass ich erstens nicht der einzige bin, und ausserdem ist mein "Schicksal" golden im Vergleich zum Elend vieler Menschen.


Miriam antwortete am 20.06.04 (16:04):

Habe zufällig hier,in diesem Thread hineingeschaut - und fand es einen regelrechten Lichtblick.
Beeindruckt hat mich, dass Du, JUERGENSCHMIDB, diesen offenen Dialog angefangen hast. Jetzt kommt natürlich das Vorurteil : Männer vagen es seltener diese Themen anzusprechen. Vorläufig hast Du uns dazu die Gegenprobe geliefert!

Mein grösster Bruch im Leben, dem dann ein Umbruch folgte : vor 24 Jahren eine Krebserkrankung. Erst ein verzweifeltes Abstürzen - dann folgte der Kampf um aus den tiefen Loch wieder hinauszufinden. Parallel dazu natürlich der Kampf mit der Krankheit. Ein guter Freund (Arzt - aber nicht mein behandelnder Arzt) sagte mir damals : "je tiefer Du nun fallen wirst in Deiner Verzweiflung, desto stärker wird Dich diese Erfahrung im Nachhinein machen". Ich habe sehr oft an seine Worte in der Folge gedacht - sie schienen mir auch eine gewisse Ähnlichkeit mit Zauberformeln zu haben.

Mein Weg aus der Krankheit erlaubte mir mit der Zeit völlig neue Wege zu gehen, völlig neue Seiten bei mir selber zu entdecken. Ich fing an zu malen, eine Welt tat sich für mich auf, nicht zu glauben, ich SCHAUTE nicht nur Farben, ich konnte sie auch als Ausdruck einsetzen.

Die Brüche oder Umbrüche im Leben sind m.E. auch oft eine Chance. Es ist ein Glück, wenn in solchen Augenblicken ein kluger Mensch sich findet, der uns die paar Worte sagt, die uns durch die Krise begleiten.


jo antwortete am 20.06.04 (16:56):

Wir gehören einer Altersgruppe an, in der man Memoiren schreibt oder schreiben könnte. Da wären die Brüche nachzulesen – nur, wer kann das wirklich, wer hat genügend Erinnerungsvermögen, und vor allem: Wen interessiert’s?

Ich sehe zwei Arten von Brüchen: Von außen ausgelöste einerseits und selbst verursachte andererseits. Der Ausbruch des 2. Weltkrieges, der Verlust des Zuhause durch Bomben, Kriegsende und Vertreibung, Verlust von Angehörigen, aber auch wie hier geschildert eigene schwere Krankheit – das sind einige der Brüche im Menschenleben, denn nie ist es danach wieder so, wie es vorher war.

Der andere Bruch ist die eigene Entscheidung oder Fehlentscheidung an Wendepunkten im Leben – wie Berufs- oder Partnerwahl. Ich denke, da werden sich viele, wenn nicht jeder, in unserem Alter Lebenssituationen ins Gedächtnis zurückrufen und sich die Frage stellen: Hast Du das damals richtig gemacht? Was wäre, wenn Du nicht diesen, sondern jenen Weg gegangen wärst? Müßige Spekulationen in der kleinen eigenen Geschichte wie in der großen Weltgeschichte – was wäre gewesen, wenn...?

Ich meine schon, daß es ein Vorurteil ist zu sagen „Männer ...“ – was ohnehin eine Pauschalierung ist, Mann ist nicht = Mann und Frau ist nicht = Frau. Aber hier diese Plattform ist nicht geeignet, Persönliches auszubreiten. Da sitzen zu viele Heckenschützen hinter den Büschen des Seniorentreff und warten auf eine Schußgelegenheit! Insofern bitte ich Jürgen nicht zu enttäuscht zu sein, wenn Zurückhaltung zu verspüren ist. Denkanstöße hat das Thema auf jeden Fall gegeben.


wanda antwortete am 20.06.04 (17:19):

@jo die Berufswahl fand bei mir nicht statt, es war eine Notlösung und diese Notlösung erwies sich als genau richtig.
Die Partnerwahl erfolgte freiwillig. "Hast Du das damals richtig gemacht?" kommt nur ganz schwach in meinem Kopf vor und wird sofort abgeschmettert, durch die Kinder, die aus diesen Verbindungen stammen. Wenn ich anders gehandelt hätte, würde es diese Kinder nicht geben. Und somit stellt sich die Frage nicht. Aber Du hast recht, man sollte hier nicht alles preisgeben, auf jeden Fall bereue ich gar nichts.


jako antwortete am 20.06.04 (20:32):

Brüche, Umbrüche, Aufbrüche.......

da gab es so viele in meinem Leben, dass ich sie nicht zählen könnte. Auch die Ursachen waren immer andere. Mal ließ ich mich fremdbestimmen, mal ergriff ich die Initiative. Jeder Neuanfang bedeutete eine große, oft schmerzhafte Herausforderung. Aber keinen möchte ich missen, denn sie haben mich zu der gemacht, die ich heute bin. Und mit ihr kann ich gut leben. Andere müssen es nicht mehr.

Seit zwanzig Jahren bin ich frei und kann tun und lassen was ich will. Nach einem harten Leben, in dem es nur das Wort MUSS zu geben schien, kann ich nun meine Unabhängigkeit voll auskosten. Mich irgendwo anlehnen zu müssen, habe ich mir schon längst abgewöhnt.

Aber, selbst wenn es sich um Brüche in menschlichen Beziehungen handelte, ließ ich immer einen Türspalt offen.
Es gibt immer eine Ebene, auf der man sich treffen kann.
Dazu gehört aber meistens auch Verzeihenkönnen. Auch das musste und wollte ich lernen.

Trotz aller Fehlentscheidungen und Irrwege bin ich dankbar, genau dieses Leben gelebt zu haben. Ein anderes hätte sicher nicht zu mir gepasst.


Heidelinde antwortete am 27.06.04 (13:09):

Auch in meinem Leben hat es manchen Umbruch gegeben.
Und zwangsläufig ging dann in einer Sache ein Neubeginn hervor.
Ich fühlte mich nicht nur gestärkt, sondern auch richtig glücklich.
Da hatte ich ganz besonders das Gefühl, in mir selbst zuhause zu sein.
Heidelinde