Zur Seniorentreff Homepage Die Foren 

Neues ChatPartnersuche (Parship)FreundeLesenReisen LebensbereicheHilfe


Archivübersicht | Impressum



THEMA:   Die individuelle Weltanschauung

 23 Antwort(en).

philos60 begann die Diskussion am 23.05.04 (12:52) :

Es gibt viele religiöse und philosophisch begründete Weltanschauungen *gleichzeitig* in dieser Welt. Der Versuch, nur EINE für alle Menschen verbindliche Weltsicht zu finden, ist bisher gescheitert. Bei näherer Betrachtung einzelner individueller Weltanschauungen, werden immer wieder persönliche Präferenzen und somit Unterschiede festgestellt.

Ich bin der Meinung, dass jeder Mensch im Rahmen seiner Kultur, in die er hineingeboren wird, seinen eigenen Weg, geleitet durch eine persönliche Weltsicht, durchs Leben finden muss. Die dazu nötigen Erkenntnisse und Ziele findet der einzelne Mensch in einem Lernprozess durch die Herausforderungen seiner Individualität und Konstitution und durch die jeweiligen sozialen und materiellen Lebensumstände. Die individuelle seelisch-geistige Reife und somit auch die Weltanschauung werden letztlich durch Auseinandersetzungen der Individualität mit dem sozialen Umfeld stark beeinflusst.
Das heißt: Man findet seine eigene Wahrheit für sein Leben, sobald man intuitiv und auch willentlich seine Lebensaufgaben entdeckt (Beruf, Familie, Hobbys, Künste;...) und sie mit Begeisterung / Engagement erfüllt. Ohne diese Aufgaben scheint der Mensch orientierungslos zu sein. Permanentes Nichtstun ohne Ziel ist lebenslang wahrscheinlich nicht ohne Schaden an Leib und Seele durchführbar. So erklärt sich auch die immer wieder auftauchende Frage nach dem Sinn des Lebens, wenn der Betreffende gerade einen Mangel erlebt: Abhängigkeit als Mangel an Freiheit, Unmündigkeit bis zur Volljährigkeit, kein Partner oder Partnerverlust, verfehltes Berufsziel oder Verlust des Arbeitsplatzes u.v.a.m.

Die individuelle Weltanschauung entwickelt sich:
Die innere Stimme, Vorahnungen, gesteigerte seelisch-geistige Sensibilität und besondere Einsichten mit hellem Bewusstsein sind deutliche Anzeichen für einen sich anbahnenden neuen Lebensabschnitt (siehe Umbruch z.B. während der Pubertät). Die zum größten Teil in uns unbewusst ablaufenden Entwicklungsprozesse äußern sich dennoch durch die „innere Stimme“, Intuition und Vorahnungen. Wenn wir uns nicht selbst blockieren, haben wir die Möglichkeit, uns ein Leben lang seelisch-geistig weiter zu entwickeln. Selbstvertrauen, der Glaube an die eigenen Fähigkeiten bis hin zu dem Glauben an das durch Gott gegebene Leben und Talente, sind fundamentale Voraussetzungen zur Förderung der eigenen Entwicklung. Misstrauen, Zweifel und Minderwertigkeitskomplexe sind da hingegen die Entwicklung hemmende seelisch-geistige Zustände.

Die individuelle Weltanschauung ist maßgeblich an der Gestaltung und Bewältigung des eigenen Lebens beteiligt.

Volker Zdunnek aka Philos60


schorsch antwortete am 23.05.04 (18:47):

Amen.


philos60 antwortete am 23.05.04 (19:12):

@schorsch
Vielleicht sollte man den Beitrag als Predigt verwenden,
dann passt auch dein kirchlicher Kommentar. ;-)))


Beardy antwortete am 23.05.04 (22:05):

Hallo, philos60!

Mir gefallen Ihre Gedanken sehr gut, und ich muss Ihnen voll inhaltlich zustimmen. Das hat so seinen Grund:
Ich selbst bin spastisch körperbehindert und sitze im Rollstuhl. Ich bin Jg. 1954, aber erst in den 90er-Jahren habe ich mich vom Elternhaus "abgenabelt", bin in einen Verein für Körperbehinderte eingetreten und habe seither meine Selbständigkeit entdeckt, kontinuierlich weiter entwickelt und ausgebaut, zuerst in Wohngemeinschaften, nach dem Finden einer (gleichfalls behinderten) lieben Lebenspartnerin, in einer so genannten Partnerwohnung des Vereins, und schließlich dann in der eigenen Gemeindewohnung.
In der Zeit, als ich wohl behütet, doch ohne sinnvolle Beschäftigung im Sinne von Arbeit, im Elternhaus gewohnt habe, war ich in meinem Denken von der Weltanschauung von Mutter und Vater geprägt. Das war an sich nichts Negatives oder Schlechtes, da meine Eltern zeitlebens anständige, rechtschaffene sowie im besten Sinn christliche Menschen waren (Mutter ist es noch, da sie gottlob noch lebt und 81 wird). Von ihnen und durch selbständiges Weiterdenken und Interesse am christlichen Glauben habe ich den meinen so weit ausgebaut, wie er jetzt ist.
Nun gibt 's da auch noch die politische Weltanschauung. In unserer Familie sowie denen meiner Vorfahren haben fast Alle immer "Schwarz" gewählt. Dieser Tradition folgte ich lange Zeit ebenfalls - blind. Erst seitdem ich in unserem sozialen Verein tätig bin, und ich unzählige Menschen mit den unterschiedlichsten Behinderungen wie Schicksalen kennen gelernt habe, ich begonnen habe, mir Gedanken bzgl. derer Situationen und möglicher Lösungen zu machen, als ich zu beobachten und zu unterscheiden angefangen habe, was für Ideen, Angebote, Absichten, Programme etc. diverse politische Parteien vor zu weisen haben, habe ich mein ideologisches Weltbild - fast unbewusst - zu verändern begonnen.
Zwar wurde ich keinesfalls meinem christlichen Glauben untreu (eigentlich ganz im Gegenteil), aber als ich merkte, was unsere österreichische Bundesregierung seit 2000 gerade im sozialen Bereich für Maßnahmen zu setzen und durch zu führen gedachte bzw. gedenkt und auch ziemlich rücksichtslos durchzieht, leidet meine Sympathie zur Österr. Volkspartei an permanenter chronischer Schwindsucht.
Momentan stehe ich ohne politische Heimat da. Die Sozialdemokraten zu wählen, bringe ich einfach nicht zustande, womit ich mich derzeit etwas - trotz ihrer "Linkslastigkeit" und ihrer teils chaotischen Ansichten - in Richtung Naheverhältnis zu den Grünen bewege.
Übrigens habe ich vor drei Jahren aus meiner Frustration heraus einmal begonnen, eine eigene christlich-grün-soziale politische Bewegung zu konzipieren. Allerdings ist dieses Projekt aus Mangel an qualifizierten Leuten wieder eingeschlafen.

Das ist es, was ich zu Deinem, philos60, Thema los werden wollte.


philos60 antwortete am 23.05.04 (22:42):

Vielen Dank, Beardy,
für Ihren freimütigen, überzeugenden und beispielhaften Erfahrungsbericht.

Herzliche Grüße
Philos60


carla antwortete am 24.05.04 (14:20):

Mit diesem Teil des Textes bin ich nicht einverstanden:

"Das heißt: Man findet seine eigene Wahrheit für sein Leben, sobald man intuitiv und auch willentlich seine Lebensaufgaben entdeckt (Beruf, Familie, Hobbys, Künste;...) und sie mit Begeisterung / Engagement erfüllt. Ohne diese Aufgaben scheint der Mensch orientierungslos zu sein. Permanentes Nichtstun ohne Ziel ist lebenslang wahrscheinlich nicht ohne Schaden an Leib und Seele durchführbar. So erklärt sich auch die immer wieder auftauchende Frage nach dem Sinn des Lebens, wenn der Betreffende gerade einen Mangel erlebt: Abhängigkeit als Mangel an Freiheit, Unmündigkeit bis zur Volljährigkeit, kein Partner oder Partnerverlust, verfehltes Berufsziel oder Verlust des Arbeitsplatzes .."
bzw. möchte etwas dazu sagen:
- Ich glaube nicht, daß es EINE Wahrheit für ein Leben gibt. Es gibt immer wieder einen neuen Teil der Erkenntnis, was in einem bestimmten Lebensabschnitt richtig für diesen Menschen ist.
- Ein Teil dieser aktuellen "Wahrheit" kann sehr gut die Erkenntnis sein, daß es zum Leben gehört, auch Aufgaben und Pflichten zu erfüllen, die keine Begeisterung hervorrufen. Das ist meiner Ansicht nach sogar sehr wichtig, damit nicht Frust eintritt bei Aufgaben, die sein müssen, aber nicht unbedingt mit Freude verbunden sind.
- Bis heute habe ich noch nie jemand kennengelernt, der sich "permanentes Nichtstun" leisten konnte. Es mag ein paar wenige Menschen geben, die so in Geld schwimmen, daß sie nichts tun brauchen. Aber das sind so wenige, daß sie für mich nicht weiter zählen.
- Es gibt immer zwei Seiten einer Medaille: Abhängigkeit kann als absoluter Mangel erlebt werden. Dann nämlich, wenn Abhängigkeit ausgenutzt wird. Abhängigkeit kann aber auch positiv gesehen werden. Dann nämlich, wenn sich beide Seiten bewußt sind, daß Abhängigkeit auch eine Beziehung darstellt, die entwickelt werden kann - zum Nutzen beider Seiten. Gleiches gilt in meinen Augen für die angeführte Unmündigkeit und die anderen Punkte.


iustitia antwortete am 26.05.04 (07:32):

Ich habe einmal einen vollbiomäßig-ökologisch-transzendental-caelaren-selbstbewußtten Verein für Daseinsfreude ausrufen wollen, in der Nähe eines Waldsees, der Voll-Halb-Neu-Mondsee heißt (gibt's auch im nördliochen Ruhrgebiet) und für jede Viertelstunde auf Erden und wo ich mich sonst befinde, eine spektralnahe, heliophile Perspektive bietet -

das überfielen mir
Freund und Feind als Tier
Fremdinsekten, wunderbar,
mit Tücken, ganz und gar,
wenn sie andre Viecher pieken,
z.b. Rinder sieken,
Schwirre-, Sause-, Schmuse-Mücken-
und ich musst mich verjücken.


philos60 antwortete am 26.05.04 (16:16):

@iustitia
Mit Verlaub gesagt: kreative, bewusst eigenwillige Wortkombinationen...*smile*


juergenschmidb antwortete am 28.05.04 (17:01):

das potenzielle Herangehen an die Maxima der präjudizierten Spontanerkenntnisse reaktiviert den sozioökonomischen Reflex, der bis zur Unkenntnlichkeit apostrophiert zu werden droht; das daraus erzielte Gepräge lässt urinstinktliche Reaktionen von Individuen befürchten, wodurch die vox populi zu pulsieren beginnt.

So a Bledsinn, sorry, passt eigentlich nicht hierher.


Beardy antwortete am 29.05.04 (00:58):

jürgenschmidb,

sag einmal, bist Du Spitzenmanager in einem Konzern oder Politiker?*ggg* - Mit dieser genialen Wortwahl könntest Du beides sein, wahrscheinlich sogar gleichzeitig! - Schon unser guter alter Bruno Kreisky (Kanzler 1970-83) hatte das phänomenale Talent, viel zu reden und dabei nichts zu sagen.
Jetzt einmal ehrlich: Ich finde Deine Wort- und Schachtelkreation einfach SPITZE!!! Dazu gehört schärfster Intellekt. Kompliment!


juergenschmidb antwortete am 02.06.04 (21:01):

beardy, du schäkerst, gekonnt find ich das nicht, war in paar minuten fertig, war im zwist, ob ich so einen schmarrn überhaupt schicken soll, denn philos muss sich verhöhnt vorkommen, so zweifle ich.


Beardy antwortete am 03.06.04 (10:21):

juergenschmidb,

'tschuldigung, aber ich habe gedacht, Du selbst machst Dich mit Deinen verbalen Kreationen über irgend Jemanden lustig!

Und zudem bleibe ich dabei: Für meine - vielleicht eher einfachen - Begriffe hast Du eine rhetorische Meisterleistung vollbracht! umso mehr, wenn sie ohne viel nach zu denken innerhalb wenigen Minuten entstanden ist.
Alle Achtung!

Ich liebe überhaupt jede Art von Wortspielen sowie ironisch-sarkastische Formulierungen. Auch Schüttelreime a la Heinz Erhardt habe ich sehr gern (Aber das ist ein anderes Kapitel)!

Gruß aus Wien!


juergenschmidb antwortete am 03.06.04 (10:34):

Ein Mensch, der kurz und bündig schreibt,
Mit Sicherheit am Teppich bleibt.
Ein and'rer, der Nebensätze macht,
Und lange Sätze, dieser schafft
Meist mehr Verwirrung, als er will,
Drum ist ja mancher lieber still
Und denkt sich, gehts nicht kürzer,
Seine Texte lieber würz er
Mit weniger Worten als ers tut,
Sonst nehm er lieber seinen Hut.

(Frei nach schorsch: ich dichte, ergo bin ich)

;-))

Gruss aus München nach Wean und a ind Schweiz etc.


Beardy antwortete am 03.06.04 (11:58):

juergenschmidb!

Des is a leiwaundes Gedichtl! Super! Daunk schee!

Gerade ist mir bewusst geworden, dass wir uns immer noch in der Rubrik "Soziales und Lebenshilfe" befinden und eigentlich zum Thema "Die individuelle Weltanschauung" diskutieren! ;-))

"Kunst und Literatur"? Oder sollen wir eine Rubrik "Humorvolles" eröffnen?

Mach weiter so! ;-))

Gruß


schorsch antwortete am 03.06.04 (13:01):

Oh wie schlimm, so kommts mir vor,
gäbs hier im ST keinen Humor;
Humor zu allen Einzelheiten;
viel besser doch als Bissigkeiten!


Beardy antwortete am 03.06.04 (20:40):

schorsch,

Du hast 's erfasst!


nowalis antwortete am 09.06.04 (21:19):

schorsch,
jetzt bin ich wieder auf einer seite gelandet, wo philos60 das thema vorgibt - teufel,teufel - problem!
er ist ein "tiefschürfender" (und gehört, ich bin mir da allerdings nicht sicher, zur gattung " homo humorlosis") ich weiß, aber hast du eine idee was ich jetzt machen soll?


philos60 antwortete am 09.06.04 (21:53):

@nowalis
Ich gebe zu, dass ich nicht so viel Humor habe wie Schorsch.
Seine Beiträge kommen bei mir an!
-
Es muss ja schon was für sich haben,
wenn Mann/Frau hier im Forum sich ernsthaft Gedanken
wegen meiner Charakterzüge machen...;-)))
Leute, so wichtig bin ich ja nun doch nicht...*smile*


nowalis antwortete am 09.06.04 (22:21):

schorsch,
philos60 hat geantwortet!!!! problem gelöst!!!
philos60,
die götter mögen deine zornesfalten glätten, dein zorn verwehen, wie der qualm einer zigarettenkippe im wind!
du h a s t humor!
nein, mehr sage ich jetzt nicht (müßte dann ein honorar verlangen) :)))


philos60 antwortete am 09.06.04 (22:47):

Hey nowalis,
eine super Erkenntnis heute...:-)
Aber wegen solcher Lapalien verschwende ich nicht
meine Lebensfreude an Wut und Zorn... hahaha
Es gibt wichtigere Dinge im Leben!
Humor und Freude sind lebenswichtig.
Dein Humor hat etwas Spöttisches an sich, oder?
Aber sonst bringt's meinen Hund nicht zum Knurren;-)


philos60 antwortete am 09.06.04 (22:59):

Hey, wenn ihr mal eine andere Seite
meiner Person kennen lernen wollt,
dann schaut euch mal diesen Web-Link an...;-)))
Anmerkung: Musiker haben Humor... Ironie..., jawoll!

Internet-Tipp: https://www.besonic.com/BeSonic/Community/Forum/Thread/0,4729,g0r0l1t84371o2i0,FF.html


schorsch antwortete am 10.06.04 (09:52):

nowalis, wie hoch ist dein Honorar?

Mein eigenes Honorar - bescheiden wie ich eben bin - besteht darin, dass überhaupt jemand mein Geschreibsel liest.....


nowalis antwortete am 10.06.04 (11:25):

philos60,
jetzt hast du mich aber erwischt :))))
was die höhe meines honares angeht - schorsch,
ich bin unbezahlbar - sagt meine frau immer;
wie sie das allerdings meint, dahinter bin ich immer noch nicht gekommen :))))


hraith antwortete am 08.09.04 (10:53):

Hallo philos60,
deine Ausführungen zur individuellen Weltanschauung finde ich sehr gut und ich kann dem voll zustimmen. Wichtig erscheit mir aber noch die Unterscheidung zwischen Glauben und Weltanschauung, auch wenn diese Begriffe z.T. fließend ineinander übergehen. Ein Glaube, den es nicht nur im religiösen Bereich gibt, fordert bedingungslose Akzeptanz und er ist damit nicht diskussionsfähig. Im Gegensatz dazu ist die individuelle Weltanschauung eine rationale Erkenntnis (keine irrationale Erleuchtung) und sollte deshalb diskussions- und entwicklungsfähig sein. Derartige Diskussionen haben mir bei der Formulierung meiner eigenen individuellen Weltanschauung (s. Link) sehr geholfen.
Gruß Hermann

Internet-Tipp: https://www.users.bigpond.com/hermann.raith/german.htm