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THEMA:   Die Maer haelt sich harnaeckig... Aber: 'Alte sind seltener arm'

 21 Antwort(en).

Wolfgang begann die Diskussion am 05.02.04 (00:06) mit folgendem Beitrag:

Die Mehrzahl der Alten hat ein deutlich geringeres Armutsrisiko als Familien mit Kindern oder Alleinlebende im erwerbsfaehigen Alter. Zu diesem Ergebnis kommt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in seinem Wochenbericht (Quelle... Inhalt Einkommen, Sparen und intrafamiliale Transfers von aelteren Menschen (von MARKUS M. GRABKA), DIW, 6/2004, 05.02.2004, s. Link).

Die letzten 20 Jahre haetten die Alten kontinuierlich ihre soziale Situation verbessern koennen. Die Jungen aber haetten im gleichen Zeitraum, so das DIW, eine Verschlechterung ihrer sozialen Situation hinnehmen muessen.

Ich finde, vor allem im Interesse der Kinder muss etwas getan werden, dass sich dieser Trend umkehrt.

Internet-Tipp: https://www.diw.de/deutsch/produkte/publikationen/wochenberichte/aktuell/index.html


BarbaraH antwortete am 05.02.04 (01:04):

Sicher ist es richtig, dass "die Mehrzahl der Alten... ein deutlich geringeres Armutsrisiko als Familien mit Kindern oder Alleinlebende im erwerbsfaehigen Alter" hat... jedoch ist das Armutsrisiko innerhalb der Gruppe der Alten sehr ungleichmäßig verteilt. Innerhalb der Gruppe der Alten sind vor allem Alleinlebende... und da besonders Frauen... von Armut stark betroffen. Da ein Aussetzen der Rentenanpassung alle gleichermaßen trifft... also auch die heute bereits in Armut lebenden Alten, schlägt das DIW eine sofortige Besteuerung der Renten vor. Aufgrund des Freibetrages wären die Rentner mit den niedrigen Bezügen davon nicht betroffen.

Grundsätzlich bin auch ich der Meinung, dass vorallem junge Familien steuerlich entlastet werden müssten, da unser Land nichts dringender braucht als Kinder. Als skandalös empfinde ich es, dass durch die mit Beginn dieses Jahres erfolgte "Steuersenkung" Alleinerziehende stärker belastet werden als vor dieser Steuerreform.

Internet-Tipp:
Hamburger Abendblatt vom 4.2.2004
Alleinerziehende sind die Verlierer der Steuerreform
Weniger netto: Niedrigere Freibeträge, höhere Steuerklasse. Für viele kommt die böse Überraschung erst noch
https://www.abendblatt.de/daten/2004/02/04/258603.html

Internet-Tipp: https://www.abendblatt.de/daten/2004/02/04/258603.html


schorsch antwortete am 05.02.04 (09:18):

Die heutigen "Alten" sind die Jungen von damals. Wir, die Vor- und Kriegsgeneration haben gelernt, mit dem auszukommen, das man verdiente. "Schaffe, schaffe, Häusle baue" war nicht nur bei den schwaben Mode. Darum haben die heutigen Alten Jahr um Jahr einen Batzen auf die Seite gelegt, auf dass wir im Alter davon zehren können. Wie steht es mit den heutigen Jungen? Alles muss doch sofort sein und alles muss man haben. Da bleibt für das Sparen kein Batzen mehr übrig. Nein, da kommt doch gross die Versuchung auf, den Sparbatzen der Alten mitzuknabbern.....


mart antwortete am 05.02.04 (11:48):

Ein kleines aber interessantes Detail:

Viele alte Menschen haben einen Sachwalter, weil sie bestimmte Dinge, vor allem die, die mit Geld zu tun haben, nicht mehr allein schaffen.

Der Sachwalter muß größere benötigte Anschaffungen bzw. Geldbeträge beim Pflegschaftsgericht bewilligen lassen.


Hier wird sehr darauf geschaut, daß ja keine Geldverschwendung stattfindet und möglichst viel dem Staat oder den Erben bleibt.

z.B. Rodelkauf: Nein es braucht keine neue sein, es tuts auch eine alte gebrauchte. (alte Frau ohne Erben, in diesem Fall hat ein sie vertretender Notar doch noch den Luxus einer neuen Rodel erkämpft)

z.B. Antrag auf Stiegenlift:
stark gehbehindert, genügend eigenes Vermögen vorhanden
Gericht: "Wo käme man dahin, wenn jeder Gehunfähige einen Anspruch auf einen Stiegenlift hätte? Er gibt ja die Johanniter, die viel kostengünstiger die Leute hinauf- und hinuntertragen."


hugo1 antwortete am 05.02.04 (21:48):

Armut schändet nicht

leichte Armut-die gerade noch ausreicht
um reichlich bei Aldi einzukaufen-ist angenehm,,auch für Aldi

mittlere Armut- die nichtmehr ausreicht
bei Aldi reichlich einzukaufen,,,ist unangenehm ,auch für Aldi

schwere Armut -die ausreicht um bei Aldi
all die nötigsten Dinge zu kaufen ist bedauernswert,,auch für Aldi

schwerste Armut, die den Weg zu Aldi vergessen läßt
läßt schweren Zeiten entgegensehen...auch für Aldi ??

Aldi ist einer der größten Empfänger von Sozialhilfe im Lande
,,,meine bekommt er auch
*g*


utelo antwortete am 06.02.04 (09:49):

Hallo Schorsch,
Du sprichst mir aus der Seele. Wir mussten sparen, um leben zu können. Konnten nicht ins Geschäft gehen und sofort alles kaufen, was uns gerade gefiel. Heute geht das: sehen, kaufen, wegschmeißen oder wieder verkaufen. Oft auch ohne zu bezahlen, weil das ja auch nicht mehr in ist. Ich habe mit 3 Kindern alleine gelebt, gearbeitet, gerechnet. Oft war in Ermangelung von Unterhaltszahlung -nur für die Kinder- fast nichts mehr zum Leben da und das in einer Zeit, in der es den meisten Leuten schon besser ging.
Es gibt ziemlich viele alte Arme, aber ab einem bestimmten Alter hat man ja auch keine größeren Anschaffungen mehr zu tätigen, außer mal einen Ersatz für irgendein Gerät. Man ist nicht mehr in dem Zwang für Kinder immer neue Klamotten zu besorgen oder die Wohnung einrichten zu müssen. Wenn man vernünftig gehaushaltet hat, muss es nicht schwer sein mit weniger im Alter leben zu können. Und da man ja auch mehr Zeit hat, kann man Preise besser vergleichen und günstiger einkaufen. Aber häufig haben auch die alten Leute nicht gelernt sparsam mit Geld umzugehen und das rächt sich heute. Glaub mir, ich weiß wovon ich spreche.


Gudrun_D antwortete am 06.02.04 (10:11):

..ich kann die Mär vom reichen Rentner,der den armen Jungen
die Butter vom Brot nimmt,nicht mehr hören!

Die "armen Jungen" haben keine Ahnung,dass Kinder nicht unbedingt teure Markenkleidung tragen müssen,ein Handy zur
Standardausrüstung gehört,Urlaubsreisen weit und teuer gemacht werden müssen,Fernseher auch in die Zimmer der Kinder gehört-man sieht ja unterschiedliche Programme!Musikanlagen ebenso.
Ja,und das "Taschengeld" für die Ableger darf auch nicht zu niedrig bemessen sein,wie sonst sollten sie sich ihre "Dickmacher"oder Schlimmeres kaufen!
Ja,und kaum 18 wird auch schon der möglichst vorher erworbene Führerschein im eigenen fahrbaren Untersatz genutzt.Es gäbe unendlich mehr noch aufzuzählen von der "Armut" der Jungen!
Die heutigen teuren "Alten" sind mit ihren Kindern noch brav mit Bahn und Bus gefahren und kamen auch ans Ziel!
Ihre Kinder sind sehr gut mit einfacher,oft selbst angefertigter Kleidung gross geworden.
Statt Fernseher in jedem Zimmer gab es gemeinsame Interessen,die den Zusammenhalt in den Familien und die Kreativität aller förderte.
Ja,und gegessen wurde,was selber gekocht war und nicht Fertiggerichte,die zwar auch der Dümmste in die unerlässliche Mikrowelle legen kann-nach dem Preis wird nicht gefragt,schnell muss alles gehen!
Betrübt sehe ich beim Sperrmüll noch sehr gut erhaltenes Spielzeug und auch Möbel stehen! Fahrräder ebenso!Warum nimmt man sich nicht die Zeit und annonciert und verschenkt,was noch gut ist?
Für mich unverständlich ist auch,dass Wohnungseinrichtungen häufig "modernisiert" oder am Nachbarn orientiert erneuert werden müssen!

Die Rentenkassen wurden zweckentfremdet geplündert!

Hohe Arbeitslosigkeit ist leider ein nicht zu unterschätzender Faktor im Getriebe des Jung-Alt-Kreislaufs.

Sinnlos aber ist m.E.,den "Alten" -Rentnern oder Pensionären- den schwarzen Peter zuzuschieben!

Oder gar zum Vorwurf zu machen,dass sie noch am leben sind!

Wenn das so weiter geht,wird noch ausgerechnet werden,was ein alter Mensch:
essen,denken,tun darf und wie lange er Lebensberechtigung hat.
Immer schön dort sparen,wo es am einfachsten ist-was leben die "Alten" auch so lange;-)
und,wenn ihnen lange genug vorgerechnet wird,dass sie eigentlich nur noch Schmarotzer sind,werden sich einige sicher selber entsorgen!

Denkt eigentlich auch mal jemand daran,wieviel Eltern oder Grosselteren immer mal wieder "einspringen",wenn es bei den "Jungen" finanzielle Engpässe gibt oder Babysitter gebraucht werden?




mart antwortete am 06.02.04 (16:11):

die armen Jungen früher:

Lehrstelle nur möglich, wenn das (hohe) Lehrgeld bezahlt werden konnte.

Keine Gratisschulbücher, keine Gratisfahrkarten für Straßenbahn und Zug


Höhere Schulen nur dann, wenn praktisch die gesamte Familie sich das vom Mund absparte


Vielleicht stellte deshalb Bildung damals einen höheren Wert da als heute?


carla antwortete am 06.02.04 (17:55):

mh. -- Daß viele jungen Leute heute so verwöhnt sind, liegt doch an ihrer Erziehung und der Art, wie sie aufwachsen, oder täusche ich mich da? Es fängt doch nicht erst mit dem Führerschein an; es fängt schon im Kindergarten an mit der Kleidung, dem Bringen mit dem Auto usw usw....
Daß diese jungen Leute dann meinen, es müßte so weitergehen, wundert mich nicht. Wer verzichtet denn gerne freiwillig auf Annehmlichkeiten?
Wenn wir von eigenen Erfahrungen erzählen, dann halten das die jungen Leute eher für eine Mähr als für Realität. Sie können es sich nicht v orstellen, wie es war, wenn die Wohnung total auskühlte im Winter, weil nur ein Zimmer geheizt war. Oder daß es selbstverständlich war, daß die kleinere Schwester die Klamotten der großen Schwester auftragen mußte... Da verlangen wir zu viel von den jungen Leuten.
Allerdings wehre ich mich auch dagegen, daß die Rentner ja alle soooo wohlhabend sind und nur die Jungen abzocken. Das ist einfach nicht wahr und total gefärbt. Aber vielleicht hilft eine solche Sicht dabei, die sozialen Probleme, die mit immer mehr alten Menschen entstehen, auf die Seite zu schieben? Vielleicht hilft diese Sicht der Dinge zu vergessen, daß man selbst einmal alt sein wird?


Tessy antwortete am 08.02.04 (01:26):

Das Eingangsthema war ganz schnell abgehakt, oder irre ich mich da?
Ich lese viele Vorwürfe gegen die "Jungen" und das pauschal.

Als Verteidigung?
Wer ist es der den "Alten" nichts gönnt?
Manchmal kommt es mir so vor daß die Politik(er) einen Köder auswirft - alle stürzen sich darauf und der Zweck ist erfüllt.
Der Begriff Eigenverantwortung, der eigentlich etwas sehr Gutes beinhaltet wurde in den letzten Monaten nach meiner Ansicht mißbraucht, wurde als Synonym für *zahlen* verwendet.
Jung und Alt sollten Eigenverantwortung übernehmen in dem Sinn Zusammenhalt zu leben, alles andere schwächt.

Die "Jungen" sind das Produkt unserer Erziehung!


Wolfgang antwortete am 08.02.04 (05:33):

Das Armutsrisiko (das, wie im Eroeffnungsthema beschrieben, bei den Alten heutzutage geringer ist als bei den nachfolgenden Generationen) hat Ursachen - wie ich meine, praktisch ausschliesslich gesellschaftlich begruendete Ursachen. So ist z. B. die wachsende Arbeitslosigkeit (die es in diesem Ausmass in der Generation der aktuellen RentnerInnen waehrend ihres Arbeitslebens nicht gab) eine Quelle des fuer die Jungen hoeheren Armutsrisikos.

Verweise auf die eigenen alten angeblich harten aber besseren Zeiten sind sinnlos, erklaeren nichts und zeigen eigentlich nur mangelnde Bereitschaft zum Nachdenken ueber anstehende Aufgaben.

Schade... Gerade von dieser Diskussion hatte ich mir mehr erhofft. Ich sehe das auch so, Tessy: Der Zusammenhalt (der unabdingbar ist) zwischen den Generationen schwindet. Wie soll da noch eine fuer alle tragbare und gerechte Loesung gefunden werden ?


wanda antwortete am 08.02.04 (09:45):

"Die Maer hält sich hartnäckig", wie jede Mär, an der was dran ist.


DorisW antwortete am 08.02.04 (17:34):

@Wolfgang
"Der Zusammenhalt (der unabdingbar ist) zwischen den Generationen schwindet."

Schwindet er, Wolfgang? Ich bitte dich um Belege oder Erläuterungen. Woran machst du das fest?


Wolfgang antwortete am 09.02.04 (09:58):

Daran mache ich das fest, Doris, und wiederhole es gerne (Zitat aus meinem Eroeffnungsbeitrag des Themas): "Die letzten 20 Jahre haetten die Alten kontinuierlich ihre soziale Situation verbessern koennen. Die Jungen aber haetten im gleichen Zeitraum, so das DIW, eine Verschlechterung ihrer sozialen Situation hinnehmen muessen."


mart antwortete am 09.02.04 (10:52):

Und so haben alle Gruppen ihr Lobbying.

Leider ist der Artikel kostenpflichtig, wie fast alles von diesem Institut für Wirtschaftsforschung. Definiton der "Verschlechterung der sozialen Situation" fehlt mir ganz besonders, weil das natürlich eine sehr weite Interpretationsmöglichkeit erlaubt.

Dein letztes Zitat kommt mir so vor wie die wiederholten Untersuchungen bei uns, daß der Euro zu keiner Verteuerung geführt hat.


Wolfgang antwortete am 09.02.04 (18:36):

Das DIW betreibt kein Lobbying fuer Alte oder Junge. Es ist ein renommiertes Institut und bekannt fuer seine Wirtschafts-Analysen, die dem ueblichen handwerklichen Niveau renommierter Institute entsprechen. Der von mir angegebene Wochenbericht mit einer 6-seitigen Zusammenfassung der Studie ist auch nicht kostenpflichtig, sondern kann kostenlos geladen und gelesen werden (PDF, Acrobat Reader erforderlich). Nur die Studie selbst ist kostenpflichtig

Es bleibt das Fazit: "Im Zeitraum 1984 bis 2002 konnten die Alten insgesamt ihre Einkommensposition erheblich verbessern, waehrend die Juengeren eine Stagnation oder sogar eine Verschlechterung hinnehmen mussten. Vor allem Alte in Paarhaushalten – die die Mehrheit in dieser Altersgruppe bilden – bewegten sich in der Einkommenshierarchie in dieser Periode deutlich nach oben; ihre Einkommensposition liegt heute um mehr als 10 Prozentpunkte ueber der von Familien mit Kindern."

Quelle... Inhalt Einkommen, Sparen und intrafamiliale Transfers von aelteren Menschen (von MARKUS M. GRABKA), DIW, 6/2004, 05.02.2004, S. 67-72

Nimmt man die Ergebnisse der Studie fuer wahr, dann gibt es nur einen Schluss: Alte und Junge driften volkswirtschaftlich (also NICHT etwa in jedem einzelnen individuellen Fall) gesehen auseinander, was ihre wirtschaftliche Situation betrifft. Das wird Folgen haben fuer den kollektiven Umgang miteinander.

Internet-Tipp: https://www.diw.de/


mart antwortete am 09.02.04 (20:02):

Danke für den diesmal zielführenden Link.

Nun, diese Studie enthält noch viele weitere Punkte, die für Alleinstehende, insbesondere Frauen, und Menschen in Ostdeutschland nicht so rosig ausschaut.

Text einer Karikatur in der Presse:

Heintje II

"MAAAMA, Du sollst doch nicht um deine Rente weeeeeeeeeeiinen...."


DorisW antwortete am 10.02.04 (07:54):

@Wolfgang,
stimmt, hätte ich gleich genauer gelesen, hätte mir das klar sein können.
Für mich ist aus der unterschiedlichen finanziellen Situation von Alt und Jung aber nicht ableitbar, dass der "Zusammenhalt zwischen den Generationen schwindet".

Im Gegenteil, interfamiliär wird hier viel geleistet:
"Mehr als zwei Drittel der Alten sparen oder leisten beachtliche Transfers an Kinder und Enkel" heißt es in der von dir zitierten Quelle.

Kann die ältere Generation pauschal etwas dafür, dass sie in wirtschaftlich besseren Zeiten mit geringerer Arbeitslosigkeit gelebt hat?


schorsch antwortete am 10.02.04 (09:00):

Irgendwann wandert doch aller "Reichtum", den sich die "Alten" in jungen Jahren erspart haben, wieder in den Kreislauf, von dem auch die Jungen profitieren. Meistens aber wandert der Sparbatzen in die Altersheime. Aber auch dort sind wieder "Junge", die ihren Lohn aus den Monatspauschalen der Alten beziehen.....


Geli antwortete am 10.02.04 (09:14):

"... Vor allem Alte in Paarhaushalten – die die Mehrheit in dieser Altersgruppe bilden – bewegten sich in der Einkommenshierarchie in dieser Periode deutlich nach oben; ihre Einkommensposition liegt heute um mehr als 10 Prozentpunkte ueber der von Familien mit Kindern."

Waren diese Alten nicht auch einmal in der (wohl auch damals häufig finanziell schlechteren) Familie-mit-Kindern-Situation?


Wolfgang antwortete am 10.02.04 (15:40):

Nein, Geli... Volkswirtschaftlich und per Statistik (also nicht etwa individuell) gesehen waren sie vorher nicht in der relativ schlechteren Situation. Wie die Studie zeigte, konnten sich die Alten diesen Vorteil erst im Zeitraum 1984 bis 2002 verschaffen.

Das hat viel damit zu tun, dass erst in den letzten 20 Jahren die Massenarbeitslosigkeit die soziale Situation fuer viele junge Familien z. T. dramatisch verschlechterte. Die Alten dagegen sind die relativen Gewinner. Das ist nicht etwa deren individueller Verdienst, sondern die Folge einer kollektiven und einmaligen historischen Situation.

Dafuer, dass es diese einmalige historische Situation nicht mehr gibt, sollten die jetzt Aktiven (von denen die Alten ihre Rente beziehen), meine ich, zu Lasten der Alten einen Ausgleich erhalten.


mart antwortete am 15.02.04 (17:00):


Die bereits zitierte Zusammenfassung der Studie gibt ein falsches Bild:

“Neueste Ergebnisse auf Basis des vom DIW Berlin ..., dass die Einkommensposition alter Menschen nicht viel unter dem Durchschnitt aller Haushalte liegt und die Mehrzahl finanziell sogar deutlich besser gestellt ist als Familien mit Kindern. Seit Mitte der 80er Jahre konnten die Alten insgesamt ihre Einkommensposition zudem nachhaltig verbessern.“

Es Lässt außer Acht, daß die Gruppe der „Alten“ differenziert betrachtet werden muß .Dieses wurde aber innerhalb der Studie durchaus gemacht.


Im Jahre 2002 in Deutschland lebten mehr als 14 Mill. Personen - knapp 18 % der Gesamtbevölkerung - im Alter von 65 und mehr Jahren in Privathaushalten.

Mehr als die Hälfte dieser Personen (7,4 Mill.) wohnte in Zweipersonenhaushalten.
Rund 5,6 Mill. (39 % der Alten) lebten in Einpersonenhaushalten, wobei dies zu knapp 84 % allein lebende Frauen waren.
Die Einkommenssituation der Alten variiert mit dem Haushaltstyp.

Allein lebende Alte haben eine im Vergleich zur Gesamtbevölkerung unterdurchschnittliche Einkommensposition.
Diese liegt bei den jüngeren Alten (65 bis 74 Jahre) bei rund 80 % und bei den Älteren (über 74 Jahre) nur noch bei knapp 75 %.
Allein lebende alte Frauen haben nochmals eine etwas schlechtere Einkommensposition.

Leben die Alten in einem Zweipersonenhaushalt, so ist deren Einkommenslage ungleich besser. Deren äquivalenzgewichtete verfügbare Jahreseinkommen [8] lagen 2002 mit rund 20 000 Euro beim Durchschnittswert der Gesamtbevölkerung und damit deutlich über den Einkommen von Familien mit Kindern. Die etwas bessere Wohlfahrtsposition der Alten in Zweipersonenhaushalten wird dabei vornehmlich durch gemeinsames Wirtschaften erzielt, da das verfügbare Pro-Kopf-Einkommen dieser Personen niedriger war als bei Alleinlebenden. [9]
Einkommensposition älterer Menschen in Ostdeutschland
deutlich schlechter

Zwischen Ost- und Westdeutschland gibt es hinsichtlich der Einkommensposition von Alten starke Unterschiede. Bezogen auf das mittlere Einkommen der Gesamtbevölkerung weisen ostdeutsche Ältere nur eine Einkommensposition von rund 75 % auf und sind damit deutlich schlechter gestellt als die älteren Menschen in Westdeutschland mit knapp 95 %
Dies ist durch die weit höheren sonstigen Einkünfte (z. B. Betriebsrenten, Kapitaleinkünfte) zu erklären.

Allein lebende Alte in Ostdeutschland sind mit unter 70 % noch schlechter positioniert.
Alte in Zweipersonenhaushalten sind in Ostdeutschland zwar etwas besser gestellt als die allein lebenden Alten, in der Einkommenshierarchie erreichen sie aber auch nur etwas mehr als 80 %.



Während Personen im Alter bis zu 65 Jahren im Zeitraum 1984 bis 2002 ihre Einkommensposition in etwa hielten, konnten die Alten diese deutlich - um knapp 10 Prozentpunkte - verbessern (Abbildung 1). Nach einem leichten Rückgang von 1989 bis 1992 kam es bei diesen allein von 1992 bis 1995 zu einem (vereinigungsbedingten) Zugewinn in ihrer Einkommensposition um rund 6 Prozentpunkte.
Parallel zu dieser Entwicklung ist auch die Altersarmut merklich zurückgegangen, und zwar um rund 10 Prozentpunkte. Anfang der 80er Jahre waren von Armut noch mehr als 25 % der Alten betroffen - ein mehr als doppelt so hoher Anteil wie bei Familien mit Kindern. Heute dagegen haben Familien mit Kindern ein höheres Armutsrisiko als Alte.
Diese günstige Entwicklung ist darauf zurückzuführen, dass verstärkt Kohorten, die in der Boomphase der Nachkriegszeit erwerbstätig waren und damit relativ hohe Rentenansprüche erlangten, nun in die Rentenphase eingetreten sind.
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Ich meine deshalb, daß eine Bewertung der aktuellen Reformmaßnahmen die jeweilige Situation der Alten sehr wohl berücksichtigen müsste.