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THEMA:   Sterben im Altenheim

 28 Antwort(en).

Irina begann die Diskussion am 21.01.04 (07:27) mit folgendem Beitrag:

Ist das Sterben im Altenheim grundsätzlich humaner als allein zu Hause oder im Krankenhaus?

Ich beziehe mich hier auf die gestrige "Fliege"-Sendung, bei der u.a. eine Altenpflegerin aus dem Fränkischen (die hier im ST den meisten bekannt ist) zu Wort kam. Sie vertrat die Meinung, daß in einem Altenheim niemand einsam sterben müsse, weil viele Personen sich am Sterbebett versammelten. Auch nach dem Tod würde der betreffende Mensch nicht bis zum Eintreffen des Sarges in "Abstellkammern" untergebracht usw.
Leider hat Herr Fliege - wie so oft - ziemlich schnell unterbrochen und das Thema nicht fortgeführt, ob sich diese Aussage ganz allgemein auf alle Altenheime beziehen ließe.


Wir sind - nach eigenen Erfahrungen - da ganz anderer Meinung.
Wir haben erlebt, daß Sterbende schnell in Krankenhäuser oder die Gerontopsychiatrie abgeschoben werden (der Hausarzt, der den Menschen gar nicht gesehen hatte, wörtlich: "das Altenheim-Personal muß sich erst einmal eine Zeitlang erholen"). Uns ist auch bekannt, daß in Altenheimen tagsüber Menschen gestorben sind, völlig unbemerkt von den Pflegern.

(Hervorragende Daten haben wir von Pflegeheimen der Diakonissen und von Hospizen.)

Insofern sind wir der Auffassung, daß die Aussage der Pflegerin gestern bei Fliege k e i n e Allgemeingültigkeit hat.
(Vielleicht hat der Pfarrer gestern die Dame auch deshalb so schnell "links liegen" gelassen.)

Wie sehen andere das?

Irina


hl antwortete am 21.01.04 (08:57):

Natürlich haben Aussagen von einzelnen Personen und ihren Erfahrungen keine Allgemeingültigkeit. :-)

Es hätte sicher besser in das Konzept dieser Sendung gepasst, wenn ich in das medienübliche Gejammer über die ach so schlechten Altenpflegeheime eingestimmt und möglichst noch ein oder zwei Horrorstories aus der Praxis erzählt hätte.

Nein, liebe Irina, das war nicht meine Absicht. Es gibt, meiner Erfahrung nach, mehr gut geführte Altenheime als schlechte und es gibt mehr gute und motivierte AltenpflegerInnen als schlechte.

"Dass Sterbende schnell in Krankenhäuser oder die Gerontopsychiatrie abgeschoben werden" und die Aussage eines Hausarztes "das Altenheim-Personal muß sich erst einmal eine Zeitlang erholen" ist ein typisches Vorurteil in der Öffentlichkeit und entbehrt auch jeder vernünftigen Grundlage.

Übrigens ist auch der von mir geschilderte Fall aus dem Krankenhaus eine Einzelerfahrung die nur dieses Krankenhaus betrifft und nicht alle Krankenhäuser.

Internet-Tipp: https://www.h-lachnitt.de/fliege.html


pilli antwortete am 21.01.04 (09:06):

von welchem stern liebe Irina schreibst du? `dein "wir"... meint das etwa, du wanderst als multiple durchs foren-all? :-)stell doch mal die oder denjenigen vor, der neben dir geht.

seit wann hat die aussage einer person allgemein gültige auswirkungen? sollte da einiges brach liegen?

"links" liegengelassen?...irina ich habe die sendung auch gesehen und mit grossem vergnügen eine mir immer bekannter werdende diskutantin aus dem ST entdeckt. :-) an dieser stelle einen lieben gruss an sie und "Kompliment" :-)
für die art und weise, die problematik so sicher und angereichert mit persönlichen erfahrungen aber dennoch sachlich und vor allem...sehr kompetent darzustellen.

ich wünsche Herrn Fliege noch viele so "wissende" und vor allem klar und sachlich formulierende gäste.

:-)


schorsch antwortete am 21.01.04 (09:11):

hl

Schade, dass ich gerade diese Sendung verpasst habe; hätte eich gern in action erlebt! Ich gucke sonst Fliege immer wenns geht....


Irina antwortete am 21.01.04 (09:49):

""Dass Sterbende schnell in Krankenhäuser oder die Gerontopsychiatrie abgeschoben werden" und die Aussage eines Hausarztes "das Altenheim-Personal muß sich erst einmal eine Zeitlang erholen" ist ein typisches Vorurteil in der Öffentlichkeit und entbehrt auch jeder vernünftigen Grundlage."" (hl)

Überlies bitte nicht, liebe hl, daß dies unsere eigenen Erfahrungen, also kein Vorurteil sind. Die Vorgänge haben sich in einem privaten "Stift" in der Nähe von Göttingen abgespielt (1988 bis 1990).

An pilli,
ich schrieb von "allgemein gültiger Aussage" und nicht von "allgemein gültigen Auswirkungen".
Und die Worte "links liegen lassen" soll die Dame vor den Verhaltensweisen des Herrn Fliege in Schutz nehmen und nicht ihr Auftreten kritisieren.
"sollte da einiges brach liegen?"

"Wir" sind mein Mann und ich. Eigentlich sollte man Deine ... Fragen überhaupüt nicht beantworten, auch wenn sie stets mit einem wenig glaubhaften ":-)" unterzeichnet sind.

Irina


pilli antwortete am 21.01.04 (10:02):

meine gewählte signatur, das ":-)" ist und bleibt meine art und weise, forenbeiträge zu signieren. "signaturen" sind dir bekannt?

nun die ST`ler hatten auch bekanntschaft schliessen dürfen mit "Stiftkindern"...:-)))

ich hoffe doch nicht, deine erfahrungen hast du mit diesen gemacht?

:-)


mart antwortete am 21.01.04 (10:10):

Ich habe diese Sendung - leider - nicht gesehen. Schade, daß sie hier nicht angekündet wurde.

Wie überall, gibt es dieses und jenes, sowohl in organisatorischer als auch in menschlicher Weise, wobei oft die Handelnden von den Strukturen arg bedrängt werden.
Sowohl in Krankenhäusern als auch Heimen sind die Rahmenbedingungen für das Handeln wichtig und beeinflussen auf Dauer die Menschen im und vor dem Bett im unerhörten Ausmaß.

Über das Abschieben von Sterbenden kann ich nur sagen, daß dieses sowohl von Krankenhäusern gern gemacht wird, als auch von Heimen. - und hier gibt es etliche erschütternde Beispiele - so nach dem Motto, nur nicht bei uns! und in der leisen Hoffnung,beim Transport wird sich schon noch eine schnelle Lösung ergeben - eine zusätzliche Lungenentzündung ist schnell geholt. (Mein Sohn fährt mit der Rettung, ich weiß also, was ich sage.)

Es gibt aber auch natürlich die positivsten Beispiele auf Spitals- und auf Heimebene (aber daß in der Nacht viele Menschen einen Sterbenden begleiten, erscheint mir aus meiner Erfahrung heraus nicht richtig).


hl antwortete am 21.01.04 (10:14):

Wen es interessiert - die Sendung wird gerade in SW3/BW und gleich in Bayern 3 wiederholt


jako antwortete am 21.01.04 (11:11):

Liebe Heidi,

habe Dich soeben in der Wiederholung der gestrigen Fliegesendung gesehen. Vorher war ich aber schon auf Deiner HP, um Deine Schilderung des ganzen Ablaufes zu lesen.

Meine Bewunderung für Dich verdoppelt sich, d.h. einmal gilt sie der Besonnenheit und Klarheit, wie Du Deinen Auftritt gemeistert hast und dann, wie Du uns auf Deiner HP über alles Drum und Dran solch einer Sendung informierst.

Ich bin gespannt über die versprochene Fortsetzung!


mart antwortete am 21.01.04 (11:18):

Meine uneingeschränkte Bewunderung und Gratulation!


Irina antwortete am 21.01.04 (11:51):

" ... "signaturen" sind dir bekannt? ... " (pilli)

Nein. Bin leider nicht annähernd so gebildet wie Du :-((

Sonst würde ich es auch schaffen, mich überall themenfremd auf andere Personen zu stürzen und sie vernebelt zu kritisieren (s. Dich auch in anderen Themen).

Irina


mart antwortete am 21.01.04 (12:31):

pilli,

auch auf die Gefahr hin mißverstanden zu werden, aber die Stiftskinder waren weitaus amüsanter und intelligenter:-)

Darf ich errötend auf deinen Pfaden wandeln und deine Signatur übernehmen?


Irina antwortete am 21.01.04 (14:37):

Tja, nicht jeder kann ein Mediziner sein wie Du mart :-(

Da ich Dich ja nun endlich in Österreich weiß, werde ich mich demnächst zur Akupunktur bei Dir anmelden.

Irina


dirgni antwortete am 21.01.04 (22:02):

hallo Heidi,

es tut mir richtig leid, daß ich diese Sendung verpaßt habe. Eine zeitlang habe ich ganz gern mal Fliege geschaut, aber dann hatte ich den Eindruck, daß die Menschen nicht sagen können, was sie wollen, sondern was Fliege will.

Aber Heidi bei Fliege hätte ich wirklich gern gesehen. Danke für den Bericht auf Deiner HP.


pilli antwortete am 22.01.04 (01:32):

liebe mart,

auch ich erröte noch...auf die signatur habe ich noch kein copyright angemeldet...sie sei dein! :-)

@ Irina

lach...soviel intelligenz traue ich dir allemal zu, daß du lernen kannst, was eine "Signatur" ist. :-)
wenn du magst, öffne deine augen und dein e-mail programm.. klicke auf "Neue Nachricht" sodann auf "Einfügen" und schwupps erblickst du den hinweis zur "Signatur", deren art der gestaltung dann dir obliegt.

das programm der "Bildergalerie" zeigt gleiche möglichkeiten auf ...hl bietet auch da ein sehr gutes beispiel.

:-)


Irina antwortete am 22.01.04 (07:48):

An pilli,
*lach* zurück.
Womit ich aber noch immer nicht weiß, was "Signatur" heißt :-((
Mein philologischer Mann ist leider verreist -, sonst könnte ich i h n fragen.

Irina


wanda antwortete am 22.01.04 (08:27):

Ich gucke nie Fliege, weil ich unterwegs bin, aber in diesem Fall hätte ich irgendetwas ausfallen lassen.
Warum hast Du, hl nicht vorher hier irgendwo Bescheid gesagt, oder habe ich etwa übersehen, dass das bekannt war.
Schade - sollte es noch eine Wiederholung geben, möchte ich das gerne wissen.


pilli antwortete am 22.01.04 (11:24):

@ hl

dein persönliches...sehr informatives und auch mich in einem punkt überraschendes...protokoll zu lesen, habe ich soeben erst die zeit gefunden.

wenn Fliege tatsächlich ohne jede vorherige gemeinsame diskussion die sendung gestaltet...und das fast täglich... dann fordert das respekt und sehr gute mitarbeiter.

besonders aber hat mir deine abschliessende bemerkung zur ankündigung der ARD gefallen. :-)das richtigzustellen, freut sicherlich nicht den journalistischen mitarbeiter der sendeanstalt aber sollte ihn schon zum nachdenken anregen und das meine ich ist in diesem fall wohl angebracht. :-)

kleiner tipp erlaubt? :-)

das foto, bei dem dein gesicht in der kamera zu sehen ist, in die "Bildergalerie" einstellen!

könnte dann das bild des monats "Februar" werden...lach. bleibt nur zu überlegen, watt planst du für den "März" ?

:-)


Irina antwortete am 22.01.04 (12:28):

"https://www.h-lachnitt.de/fliege.html"

Ein inhaltlich und optisch sehr interessanter
Bericht, hl :-)


Irina


hl antwortete am 22.01.04 (21:31):

Erst einmal Danke für die vielen netten Kommentare. Ich bin zwar nicht sonderlich eitel aber es freut mich doch. ;-)

Ende nächster Woche habe ich ein paar Tage frei und werde mich dann noch einmal mit dem Thema dieser Sendung auseinandersetzen und die angekündigte Fortsetzung schreiben. Schliesslich ging es dort nicht in erster Linie um den Auftritt der hl sondern um einige diskussionswürdige Phänomene und Tatsachen.
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Wanda, ich habe mich nicht für so wichtig gehalten, dass ich meinen Auftritt unbedingt hier bekannt geben sollte. :-)
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Dein Galerietipp, Pilli, ehrt mich aber im Faschings- bzw. Karnevalsmonat gibt es sicherlich bessere "Bilder des Monats" *g*
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Irina, ich habe das nicht überlesen und glaube auch, dass du diese Bemerkungen gehört hast.

Aber, aus welchem vernünftigen Grund sollte eine Altenpflegerin oder ein Heim sterbende Bewohner in das Krankenhaus zum Sterben schicken? Mal abgesehen davon, dass eine Krankenhauseinweisung immer noch von einem Arzt verordnet werden muss.

Und wie kommt der Arzt darauf, dass sich eine Altenpflegerin erholen kann, wenn einer der Bewohner in das Krankenhaus geschickt wird?

Auch ein diskussionsfähiges Thema, denke ich. :-)


pilli antwortete am 22.01.04 (22:46):

himmel hl...ich habe mal wieder aus dem bauch gebrüllt...und erst später die schon bestehende auflistung mit themenvorgabe entdeckt...ich bezog mich im beitrag auf meinen kommentar (tipp für den Januar)zu deinem "Tropfen-Bild" :-)

:-)


hl antwortete am 22.01.04 (23:12):

:-)))


Irina antwortete am 23.01.04 (10:22):

"Und wie kommt der Arzt darauf, dass sich eine Altenpflegerin erholen kann, wenn einer der Bewohner in das Krankenhaus geschickt wird?" (hl)

Das ist ja gerade das Unerhörte!
Die Frau litt an Koprophagie .- das Personal ekelte sich. Also wurde der Arzt, der sie gar nicht gesehen hatte, aber der sie dann auch einwies, "erpreßt".

Die Frau kam in eine Gerontopsychiatrie, in der sie innerhalb von 3 Monaten ihre geistigen Fähigkeiten wiederherstellten: ein von niemandem erwartetes glückliches Ergebnis. Sie starb später friedvoll in einem Hospiz; die Tochter hatte sie nicht mehr in das "Stift" zurückgebracht.

Ich hoffe, Ihr glaubt bald mal meinem Bericht. Namen und Adressen möchte ich allerdings nicht nennen.

Irina


hl antwortete am 23.01.04 (10:37):

Koprophagie.. in ausgeprägter Form habe ich das noch nicht in der Altenpflegepraxis erlebt, in Ansätzen schon.

Ich denke, dass die ausgeprägte Form tatsächlich eine Begründung für psychiatrische Behandlung ist. Nicht um das Pflegepersonal zu entlasten sondern um der Frau zu helfen.

Wie du ja auch geschrieben hast, hatte die Behandlung in der Gerontopsychiatrie Erfolg.

Wer sich als PflegerIn vor solchen Dingen ekelt ist in diesem Beruf fehl am Platz.


hl antwortete am 23.01.04 (10:49):

"[..]Herr P. hat sich mal wieder seine Hosen und Windelhosen ausgezogen, weil sie "voll" waren und seine Exkremente im und über das ganze Bett verteilt. Eine Stunde Reinigungsarbeit. Aber niemand von uns kann diesem alten Mann ernsthaft böse sein. Er hat eine Art, uns mit seinem verschmitzten Gesicht anzulächeln - wir lieben ihn einfach, trotz seiner "Eigenheiten".
Außerdem - hätte man ihn frühzeitig zur zur Toilette geführt, wäre das Problem nicht aufgetreten.[..]

Dieser liebe alte Herr hatte nicht nur das Bett beschmiert, sonder, auch sich selbst bis in den Mund hinein. Nicht weil er an Koprophagie litt sondern weil ihm nicht bewusst war, was er tat.

Wenn solche Menschen alle in die Psychiatrie geschickt würden, wären die Altenpflegeheime bald leer.


mart antwortete am 23.01.04 (12:27):

Auf hls Homepage zu finden, - ein guter Einblick in den Alltag eines Heims.

Internet-Tipp: https://www.h-lachnitt.de/Apstation1.html


Roalf antwortete am 23.01.04 (12:52):

Hallo zusammen,

obwohl ich mal wieder garnicht mitreden kann (ich habe seid vielen Jahren keinen Fernseher mehr), tu ichs trotzdem :-).

Fliege kenn ich nur vom hörensagen. ABER...was ich oft höre sind Wehklagen über die Zustände in Alten- und Pflegeheimen. Aber dort werden nicht nur ganz normale Menschen (mit guten und schlechten Eigenschaften) gepflegt...ebensolche Menschen arbeiten auch dort. Eine gewisse "abstumpfung" bei der Arbeit ist meiner Meinung nach für die seelische Gesundheit der dort arbeitenden notwendig. Sicher ist nicht alles Gold was glänzt, aber ich meine das dort mit den gegebenen Möglichkeiten Gutes erreicht wird (leider können die eh begrenzten Möglichkeiten durch Abschaffung des Zivieldienstes noch weiter abnehmen). Ich erinnere mich da an den Fall in meiner Stadt, wo ein Rentner sehr lange Zeit tot in seiner Wohnung gelegen hat weil niemand seinen Tod bemerkt hat. Wie einsam mag er vor dem Tot gelebt haben? Vielleicht hätte ihm ein Platz auch im den schlechsten Altenheim ein etwas "würdigeres" Leben beschert (!?).

Nicht das anprangern der Zustände ist redlich, sondern die Nennung machbarer Alternativen.


DorisW antwortete am 17.02.04 (09:15):

Heidi,
ich würde mich freuen, wenn du uns an dieser Stelle darauf aufmerksam machst, wenn es auf deiner HP eine Fortsetzung deiner Schilderungen von der Fliege-Sendung gibt.

Insbesondere würde mich interessieren, ob du den Eindruck hattest, du dass du deine Aussagen unverfälscht rüberbringen konntest oder ob das Gespräch so gelenkt wurde, dass ein bestimmter gewollter Eindruck entsteht.


hl antwortete am 17.02.04 (10:25):

Mache ich, Doris :-)

Ich denke, dass ich bis Ende nächster Woche den Text fertiggestellt habe.