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THEMA:   Neue Partnerschaft

 11 Antwort(en).

Pierre Helmer begann die Diskussion am 19.06.00 (12:24) mit folgendem Beitrag:

Neue Partnerschaft

Da die Lebenserwartung der Menschen in den letzten Jahrzehnten immer weiter gestiegen ist, könnte man darauf schließen, daß auch Ehen und Partnerschaften immer länger andau-ern. Dies ist sichtlich nicht der Fall. Immer mehr Menschen trennen sich von ihrem Partner, suchen neue Kontakte, erleben Höhepunkte und Enttäuschungen. Andere, viele bleiben je-doch allein und verlieren den Glauben an die Möglichkeit von Freundschaft und Lebenspart-ner. Aus diesen Erfahrungen folgern sie dann:

„Den/die passenden Partner/in gibt es nicht.“
„Ich kann kein Vertrauen mehr haben.“
„Die Menschen denken zu materialistisch.“
„Ich bin jetzt zu alt für eine Ehe/Partnerschaft.“
„Das Risiko, ausgenutzt zu werden, ist mir zu groß.“
„Ich oder der/die Partner/in will sich nicht mehr binden.“

Diese Liste kann beliebig fortgesetzt werden. Wer sich die Mühe macht. wird unschwer an sich selbst feststellen, daß die meisten dieser Argumente auf eigenen Anpassungsschwie-rigkeiten zurückzuführen sind. Mit 20 ist es leicht, eine Bindung einzugehen, die Erfahrungen liegen noch vor uns und Enttäuschungen werden leicht vom jugendlichen Enthusiasmus weggewischt. Mit steigendem Alter graben sich die schlechten Erfahrungen bei den meisten Menschen tiefer ein als die Guten. So entsteht leicht aus negativ erlebten Geschehnissen Pessimismus, der an neuen Begegnungen zweifeln läßt. Aus dieser Angst vor dem noch un-bekannten Menschen, vor seinen Absichten, Wünschen und Hoffnungen, die wir vielleicht nicht erfüllen wollen oder können, ergeben sich wiederum neue Ängste des Versagens, die alle guten Absichten ersticken.

Wenn wir mit Zweifeln und Ängsten in eine neue Bindung gehen, ist Scheitern meist schon vorprogrammiert. Da auch Menschen, denen wir begegnen, sehr häufig ähnliche Hemmun-gen haben, ist eine erfüllte Beziehung kaum möglich.

Es liegt an uns selbst diesen Zustand zu ändern. Spätestens hier sollten wir uns Gedanken über unsere innere Einstellung zu uns selbst machen. Ohne in unnütze Eitelkeit zu verfallen, können wir uns die Fragen stellen:

„Welches sind meine Stärken und Fähigkeiten im Bereich des Zusammenlebens?“
„Bin ich bereit mich wirklich in eine neue Partnerschaft einzubringen?“
„Bin ich willens, dem anderen zu geben, was ich von ihm erwarte?“
„Was kann ich bewußt an mir und meiner inneren Einstellung ändern, um partner-schaftsfähig zu werden?“
„Bin ich mir bewußt, daß ich nur mich selbst, niemals den anderen ändern kann?

Hier stellt sich auch die Frage des Selbstbewußtseins. Umfragen haben ergeben, daß die positive Ausstrahlung in direktem Zusammenhang mit dem Selbstbewußtsein steht. Um dar-an etwas zu ändern, ist meist ein Gespräch mit einem liebevoll interessierten Menschen von Nutzen, um die Hemmungen abzubauen und damit den eigenen Wert zu erkennen.

„Selbst ist die Frau und der Mann“.


Eva Wenzel antwortete am 21.06.00 (21:40):

Lieber Pierre, Sie haben ein schwerwiegendes Thema zur Diskussion gestellt, aber gerade in unserer Zeit so akkut.
Wahrscheinlich bin ich, aus den eigenen Erfahrungen heraus begruendet, ein schlechter Gespraechspartner. Durch eine grosse Enttaeuschung in jungen Jahren ist in mir etwas zerbrochen, was nie wieder geheilt ist. Meine Kinder sind in ihren Ehen gescheitert. Das gehoert zu unserem Alltag, wir leben in einer Wegwerfgesellschaft , und dazu gehoert inzwischen auch der Ehepartner.
Sie haben dieses Thema aber sehr klar umrissen und wohl durchdacht. Ich bin inzwischen zu der Ueberzeugung gekommen, dass eine Partnerschaft die weitaus bessere Loesung ist als die Ehe. Wenn mir an einer Partnerschaft gelegen ist, muss ich mich taeglich wieder um den Erhalt dieser Beziehung bemuehen. Das fordert von beiden Partner all das, was Sie so klar aufgezeichnet haben. Wie schoen koennte das sein! Aber wieviel wird auch von jedem Partner gefordert, das vorher zu erkennen. Ich kann nur jeden beglueckwuenschen, dem Derartiges gegoennt ist.


Eva Wenzel antwortete am 25.06.00 (21:45):

Bin erstaunt, dass zu diesem Thema noch keine weiteren Antworten gekommen sind. Es gibt doch sicher viele andere Meinungen wie die von mir angefuehrten . Oder wurde das Thema im Chat eroertert?


Gisela antwortete am 25.06.00 (22:03):

lieber Pierre, liebe Eva,
sicher ist das behandelte Thema immens wichtig und verdient, im Forum behandelt zu werden. Aber ich finde, dass die von Pierre aufgeführten punkte nicht nur in einer neuen partnerschaft immens wichtig sind. auch in einer ehe ist es von enormer bedeutung, diese fragen immer wieder zu stellen. ich bin nun inzwischen 35 jahre (glücklich) verheiratet. und ich glaube, das ist nur möglich, weil wir beide uns immer wieder genau diese fragen stellen und versuchen, den partner neu zu sehen. der alltag ist wahrlich nicht immer einfach gewesen und wird es in zukunft - da wir älter und hoffentlich auch alt werden - erst recht nicht sein. aber den partner als wertvolle bereicherung zu sehen und ihm ebenfalls eine solche zu sein, das ist für mich der sinn einer partnerschaft. egal ob ehe oder neue partnerschaft. wir solten den andern so behandeln wie wir selbst behandelt werden wollen.
in diesem Sinne herzliche grüße
Gisela


Gerlinde Kramer antwortete am 27.06.00 (13:38):

Liebe Gisela,

herzlichen Glückwunsch zu Deiner guten Beziehung!Ich freu mich immer wenn ich höre dass es soetwas auch noch gibt. In meinem Bekanntenkreis gibt es viele Ehen die schon lange "halten". Leider meist aus materiellen Gründen. Die Frauen sind allein meist unterversorgt und den Männern käme eine Scheidung in dem Alter zu teuer. So lebt man halt so recht und schlecht mitsammen.
Meine Ehe ist leider nach 25 J.gescheitert.Ich dachte immer wie gut es uns geht und wie glücklich wir sind und mit einem Schlag war alles aus. Mein Mann versuchte mit einem 19j.Mädchen noch einmal jung zu sein. Wir haben alles mitsammen aufgebaut, da wir 15 bzw.17 waren als wir uns kennelernten. Zum Schluß hatten wir ein schönes Haus,eine Stadtwohnung,keine Schulden.Wir hatten soviel gearbeitet und gespart all die Jahre.Ich hab mich nie beklagt, weil ich dachte, in der Pension könnten wir dann alles gemeinsam nützen.Leider nicht.
Das macht natürlich einen Neubeginn,wie Piere es vorschlägt sehr schwer.
Wenn der einzigen Mensch,dem man so vertraut einen so hintergeht,wie kann man dann im Alter unbekümmert eine neue Beziehung eingehen? Das ist sehr schwer. Ich hab einen großen Freundeskreis,Gott sei Dank; wenn ich aber spür dass sich ein Mann mehr als freundschaftlich um mich kümmern will, baut sich eine Wand vor mir auf. Obwohl ich gerne noch einmal glücklich sein würde,es ist aber sehr schwer für mich. Oft frage ich meine Tochter,wieso diese oder jene einen zweiten Mann gefunden hat und ich nicht. Dann sagt sie "Mami,weil du jeden das Gefühl gibst,dass du gar keinen willst".Sicher ist was dran, obwohl ich es garnicht will.Dazu kommt noch, wenn ,man 13 Jahre alleine lebt,schon seine Angewohnheiten hat, die man nicht sogern aufgeben will.
Sei dankbar Gisela, dass es Dir so gutgeht,ich wünsche es Dir vom Herzen!
Gerlinde


Gisela antwortete am 27.06.00 (22:16):

Liebe Gerlinde,
den zahlen in Deiner antwort entnehme ich, dass Du etwa mein Alter hast. Und wenn Du bereits 13 jahre Dein leben alleine gemeistert hast, wird es wohl wirklich sehr schwer sein, einen neuen mann an Dich "heran zu lassen". Da hat Deine tochter sicherlich nicht ganz unrecht. Wir werden - zumindest nach außen - sehr stark, wenn wir alleine sind oder sein müssen. Und das zu akzeptieren, ist für einen mann offensichtlich auch in der heutigen zeit nicht ganz einfach, und wenn dann noch diese Wand da zu sein scheint, wird es erst recht schwierig. Es braucht schon einen "emanzipierten" mann, der den mut hat, auch einmal hinter wände zu schauen und diese gegebenenfalls zu überwinden. Ich wünsche Dir auf jeden fall sehr, dass es Dir gelingen wird, zum einen, Deine stärke zu bewahren, zum andern aber auch, einen menschen zu finden, der diesen mut hat, Mauern zu übewinden.
Dein glückwunsch zu meiner partnerschaft hat mich gefreut, aber es ist nicht nur glück, wenn man auf so viele jahre zurück schauen kann, es gehört auch verd... viel arbeit dazu. Aber Du hast schon recht, dankbarkeit ist sicher angebracht, und ich oder besser, mein mann und ich sind beide dankbar dafür und hoffen natürlich auch, dass es noch lange so bleibt. Wir arbeiten daran.
In diesem Sinne.
Gisela


Karin antwortete am 28.06.00 (17:52):

Hallo an alle,
ich beziehe mich mit meinem Beitrag auch auf alle anderen.

Neue Partnerschaft - ein zu weites Feld?
Zunächst finde ich es interessant, dass das Thema für Männer offenbar gar nicht relevant ist. Für Frauen nur mäßig interessant - Diesen Beitrag von Pierre habe ich auch schon in einem anderen Forum gesehen, ohne jede Resonanz (oder habe ich da etwas übersehen?). Erstaunlich eigentlich!

Es ist schön zu hören, dass es tatsächlich noch Ehen/Partnerschaften gibt, die 35 Jahre und länger überdauern und trotzdem noch Ehe oder Partnerschaft genannt werden können. Ich habe in meinem Umfeld nicht eine einzige kennengelernt. Das mag natürlich damit zusammenhängen, dass freundschaftliche Beziehungen sich dort entwickeln, wo die Lebensverhältnisse ähnlich sind und dass vielleicht in diesem Falle die Freundschaften über einen gewissen Zeitraum den Mangel in den Partnerschaften ausgeglichen haben. - Trotzdem - um mich herum brechen Familien zusammen. Ich, selbst geschieden (seit fünf Jahren), und nicht einmal so, dass ich mit dem Finger auf "ihn" zeigen könnte und sagen: "Du hast Schuld, weil du dies oder jenes getan oder unterlassen hast, habe meine eigenes Fmiliendrama bis heute noch immer nicht ganz verkraftet. - Diese Situation "Er oder ich", dazwischen gibt es nichts. Irgendwann war da doch mal Liebe? (Oder vermeintliche?) Auch in diesem Forum überwiegen in den Beiträgen die Vorbehalte. Noch ganz viel Verletztsein ist da und wahrscheinlich auch noch alter Groll. Auch nach Jahren noch. - Und es ist ein existenzieller Einbruch, eine Trennung, eine Scheidung! Umsomehr, wenn auch noch Kinder durch diese dramatische Situation geführt werden müssen, von Erwachsenen, die selbst alles andere als seelisch stabil sind. Meistens ist auch schon die Armutsgrenze erreicht. Zum Kummer kommt die wirtschaftliche Not, die Existenzangst. Arbeitslosigkeit!

Nun gut, nach einigen Jahren ist das vielleicht alles überstanden oder die Gewöhnung hat eingesetzt und die Bedrohlichkeit in den Hintergrund gedrängt. Die Kinder sind auf den Weg gebracht. Nun könnte Mann/Frau vielleicht....? - Aber wie?
Seit Jahren ist der Kontakt zum anderen Geschlecht nur auf das Nötigste beschränkt. Nicht einmal absichtlich, es gibt einfach keine Berührungspunkte, es sei denn, Fußball oder Computertechnik gehört zu den bevorzugten Beschäftigungen. Oder Sex. Das auch. Vielleicht gibt es berufliche Kontakte.

Und dann - muss es denn überhaupt gleich Partnerschaft sein? Dieses "spätere-Heirat-nicht-ausgeschlossen" oder "nette/n Sie/Er für romatische Stunden gesucht - bitte Kontaktaufnahme nur mit Foto!" in den Kontaktanzeigen? Blind Dates? Partnerschaftsvermittlung? Single-Partys? - Die Frage nämlich, ob ich genügend Selbstbewußtsein habe, ob ich bereit bin, mich einzubringen, ob ich den Mut habe,..... stellt sich doch zunächst gar nicht. Ich wäre ja schon froh, wenn es möglich wäre, überhaupt einmal eine Freundschaft aufzubauen und zu leben. Miteinander ins Gespräch zu kommen. - Aber wie und wo kommt Mann/Frau miteinander ins Gespräch? - Wie findet eine eher nachdenklich veranlagte Person eine ebensolche des anderen Geschlechts. - Ich habe alle hier angegebenen Möglichkeiten ausprobiert. - Bisher ohne Ergebnis. Und damit es kein Mißverständnis gibt: Ich habe noch nicht aufgegeben, weil ich allein schon im Interesse der Weiterentwicklung und der Ganzheit im Leben den Dialog mit "der anderen Seite" für unverzichtbar halte.

Herzliche Grüße
Karin


Pierre Helmer antwortete am 08.07.00 (10:22):

Liebe Karin,

Du hast das Wort Selbstbewusstein geschrieben, da liegt wohl der Hase im Pfeffer ( blöder Ausdruck? wo der wohl herkommt?) Selbstbewusste Frauen habe es scheinbar oft schwer, von den oft nicht so selbstbewussten Männern anerkannt zu werden, umgekehrt wird der selbstbewusste Mann oft als arrogant und überheblich bezeichnet.

Vielleicht hat das mit dem Bild zu tun, das viele unbewusst vom "idealen" Partner haben, den/die sie nie finden können.

liebe Grüsse Pierre


Gisela antwortete am 08.07.00 (22:57):

Liebe Karin,

nur ganz kurz: gib um Himmels willen Dein Selbstbewusstsein nicht auf, denn ich glaiube, dann gibst Du letztendlich Dich selbst auf.
Herzliche Grüße
Gisela


Uschi antwortete am 11.08.00 (20:16):

Ich denken es war immer schwierig oder auch nicht eine gute Partnerschaft zu haben, es ist wichtig, daß beide Partner sie pflegen und sich wichtig sind. Ich möchte sagen, daß es auch einer großen Herzensbildung bedarf, ansonsten bleiben wir durch Geld, Kindererziehung etc, auf der Strecke, der Unzufriedenheit und Einsamkeit. Natürlich kann man nur sich selber ändern, lieber Pierre, aber man führt zu 2 eine Ehe oder offene Partnerschaft und wenn die andere Person nicht mitmacht, macht man gar nichts. Oft gehen die Denkweisen von Mann und Frau auch zu viel auseinander. Würde mich freuen von Euch etwas zu hören. Eure Uschi


Pierre Helmer antwortete am 11.08.00 (21:30):

Liebe Uschi,

Zunächst scheint es mir richtiger zu sagen, dass die Denkweisen der unterschiedlichen Menschen oft weit auseinander geht, dies auf Frau und Mann zu übertragen ist nach meiner Erfahrung nicht zutreffend. Es sei denn einer oder Beide haben sich der "allgemeinen Normen" unterworfen. Richtig für mich ist die Tatsache, dass ich selbst niemand ändern kann, ausser mich selbst. Aber ich kann den Partner beeinflussen, eben in dem ich bei mir etwas ändere, denn dann stimmt auf einmal das bishergespielte Stück nicht mehr. Dazu gehört auch für den anderen da zu sein, ihn zu verwöhnen, ihm oder ihr die eigene Zuneigung nicht nur zu zeigen sondern auch zu sagen. Viel zu selten sagen wir dem anderen: "Ich liebe Dich" und leider zeigen wir es dann meist auch nicht oder unser Handeln steht im Widersspruch zu unseren Worten. Sicher sind die Probleme mit Geld, Kindern, Beruf, usw. oft störend, aber wenn ich mich in meinem Umfeld umsehe, dann leben die sogenannten Reichen nicht in besseren Partnerschaften als die weniger Begüterten.
Liebe Grüsse Pierre


isi antwortete am 17.08.00 (21:52):

Man machte Lebensmittel haltbar,
erfand Dauerkonserven.
Wenn auch natürlicher Geschmack
und der Gehalt an guten
und wertvollen Stoffen
verloren geht:
DIE WARE HÄLT SICH!

Genauso empfinde ich
viele Zweierbeziehungen:
dauerhaft gemacht,
ohne Rücksicht auf Qualität.