Archivübersicht | Impressum



THEMA:   Knigge light

 43 Antwort(en).

juergenschmidb begann die Diskussion am 06.09.03 (09:21) mit folgendem Beitrag:

Nun sollen also Kindern in der Schule Benimmregeln vermittelt werden, so die SZ heute.
Empörend ist zwar, dass dies nun statt der Eltern, bzw Elternhalbe Schulen machen sollen, aber:
Das Thema ist wenigstens wieder eines!
Wo wir uns doch so daran gewöhnt hatten, erst widerwillig, dass auch für uns alle es kaum mehr Benimmtabus gab.
Heimlich jedoch hat sich jede(r) von uns zurückgesehnt nach der "guten alten Zeit", obwohl da vieles auch dabeiwar, was uns verbogen hat...
Ihr nachdenklicher J.Schmidbauer


Mechtild antwortete am 06.09.03 (14:39):

Ich weiss nicht, ob man gutes Benehmen mit Regeln lernen kann. Es gibt Menschen, die sagen einem nie die Tageszeit, fassen aber an wenn sie sehen, das man schwer zu tragen hat. Andere sind immer höflich und freundlich, sind aber ganz schnell weg, wenn es nur nach Arbeit riecht. Wir können das Thema „Benehmen“ an Doktoren und Professoren delegieren werden aber trotzdem nicht darum herum kommen den Kindern gutes Benehmen vorzuleben. Da reicht es nicht, wenn die Eltern es richtig machen, da sind Bruder, Schwester, Onkel, Tante, Nachbarn also wir alle gefragt. Kinder haben die Angewohnheit sich ihr Vorbild selbst zu suchen. Ob es dem Vorbild passt oder nicht. Also benehmt Euch, ihr wisst nicht, welches Kind Euch gerade beobachtet und nachahmt.


Gudrun_D antwortete am 06.09.03 (17:31):

Eigentlich gilt doch immer noch Fröbels These:

Erziehung ist Beispiel und Liebe!

Das klingt so einfach----ist aber gar nicht so leicht!

Gudrun


schorsch antwortete am 06.09.03 (17:38):

"Im Hause muss beginnen, was leuchten soll im Vaterland."

Gottfried Keller, ein Schweizer Autor und Politiker.


juergenschmidb antwortete am 06.09.03 (18:24):

ist ja alles richtig, der Punkt ist im Augenblick der, m.E. dass das Thema sensibilisiert ist, ganz offiziell, und!, dass überhaupt was verscuht wird, daran hat es doch gefehlt, denn Tante Inge, Onkel Egon, werden ihr Verhalten nicht nun gleichzeitig ändern, aber dran denken können, da war doch was.
Es wird auch ein sehr langer Prozess werden, eine Generation lang und wehe wenn in die andere Rcihtung wieder übertrieben wird, dann ist Höflichkeit reine Fasssade.
Ich wage auch die Aussage, dass während unseres Lebens nicht mehr viel anders wird, aber!
auch wir haben, wie alle, zur Verplumpung der Sitten beigetragen, denn auch wir sind Menschen unserer Zeit.


mart antwortete am 06.09.03 (19:14):

Natürlich kann gutes Benehmen, Höflichkeit nur Fassade sein --

Ich schätze es allerdings, wenn mir in der Straßenbahn ein Jugendlicher seinen Platz anbietet, egal ob Fassade oder ehrliche Erkenntnis, daß ich schwerer stehe als er. (Als ich jung war, habe ich mir das auch nicht vorstellen können, aber es war für jeden in meinem Alter eine Selbstverständlichkeit das zu tun. - Es gab übrigens dafür sogar Aufkleber in jedem Wagen).

Eine Türe hinter sich zufallen lassen ohne zu beachten, ob jemand dahinter kommt, heißt, daß man keinen Gedanken an den Mitmenschen verschwendet - sich umsehen, ob sie jemand auf die Nase fällt, bedeutet, wenigstens daran zu denken, daß es auch andere gibt.
Auf der Straße nichts wegwerfen, "schult" das Auge für den Dreck, den andere der Allgemeinheit hinterlassen.

Auch eine zuerst nur äußerlich übernommene Form, kann mit der Zeit innere Einstellungen verändern


Gudrun_D antwortete am 07.09.03 (07:52):

Nein! Jürgenschmidb

ich gehe mit Deiner Meinung nicht konform!
Nicht alle Menschen der heutigen Zeit haben "zu der Verplumpung" der Sitten beigetragen!

Es gibt -nicht nur in meiner Familie- sehr viel junge Menschen,die sehr wohl eine anerzogene,vorgelebte und durch Herzensbildung mögliche Höflichkeit leben!

Gudrun


juergenschmidb antwortete am 07.09.03 (09:18):

@gudrun
da hast du schon recht, dass nicht alle...
ich aber war es schon müde, überall sofort mich einzuschalten, wenn jemand schlechtes Benimm zeigte, man ermüdet, wenn man dann alleine steht, weil das Umfeld, das Rügen mitbekommt, betreten schweigt z.B.


schorsch antwortete am 08.09.03 (09:22):

Ein Vorschlag für einen Test:

Wenn Junge im Tram oder Bus sitzen und euch stehen lassen, fragt doch einfach: "Ach, könnte mir doch bitte jemand helfen, mich hinzusetzen!"


chris antwortete am 08.09.03 (10:04):

Hallo an alle!

Also ich habe feststellen können, dass junge Leute auch höflich sind.
Allerdings wohne ich hier auf dem Land, wo jeder fast jeden noch kennt.

Ich kann nur bestätigen, dass es wirklich sehr viel an den Familien liegt,
ob die Kinder zu einer Hoflichkeit und Rücksichtnahme bereit sind.

Sehr vieles wird doch auch zuhause abgeguckt und wenn dann die Eltern
schon keinerlei Höflichkeit und Rücksichtnahme zeigen, wo bitte sollen
die Kinder es lernen?? Im Kindergarten und Schule, wo heute doch
schon nur noch zählt, wer der "Beste" ist. Wo Kinder oft nicht mehr
motoviert werden im Schulunterricht, sondern oft auch frustiert, weil
der Lehrer bei über 30 Kindern es verlernt hat, dass man Kinder durch
Lob animieren kann?

Es ist so vieles reparaturbedürftig ......

Vielleicht sollten auch wir Senioren mit gutem Beispiel vorausgehen und
in unserer unmittelbaren Umgebung damit anfangen.....

ich versuche es zumindest...


Wünsche Euch allen einen schönen Tag!

Chris

Bin ab heute aber in Urlaub!


BarbaraH antwortete am 08.09.03 (12:04):

Unser Thema war gestern auch bei Sabine Christiansen Thema. Mit ihren aufgespritzten unbeweglichen Lippen in ihrem maskenhaft wirkenden Gesicht fragte sie, ob nicht gute Umgangsformen wieder mehr in den Vordergrund treten sollten. Auf mich wirkte das grotesk.

Wenn die Lippen, das faltenfreie Gesicht, der Busen, die schlanken Oberschenkel... wenn also die gesamte Entwicklung weiter rasant in Richtung Manipulation des Äußeren hingeht, gehört dazu anscheinend auch wieder eine aufgesetzte Mitmenschlichkeit, die durch Benimmkurse und Schule einstudiert werden kann.

Mir ist ein authentisches Verhalten weitaus lieber als ein aufgesetztes, unechtes. Wenn sich ein junger Mensch müde und kaputt fühlt, die Bahnfahrt genießt, um sich ein wenig zu erholen, braucht er seinen Sitzplatz in meinen Augen keiner fitten älteren Person anzubieten, die gerade vom Kaffekränzchen kommt. In meinen Augen sollte man nicht so sehr auf das Alter sondern eher auf die Verfassung der Person schauen... kurz: sich seinen Mitmenschen gegenüber stets "fair" verhalten.... Dabei ist es mir vollkommen Wurscht, was in irgendwelchen „Benimmregeln“ steht....


tiramisusi antwortete am 08.09.03 (16:14):

5


DorisW antwortete am 08.09.03 (20:57):

Hey, Angelika!
Nicht so schüchtern :-)


tiramisusi antwortete am 08.09.03 (21:37):

;-) hehehe
Hallo doris, jaja - wenn ich schon mal versuche, drahtlos und aus dem Garten mit dem Schlepptopp im netz herumzutoben :-) Erster versuch und gleich wieder brach die leitung zusammen. Frühwarnsystem und wenn ja, wessen?
Nach so vielen Wochen Abstinenz von aller Telekommunikation, dafür wochenlanger Erholung kurz vor dem nördlichen Polarkreis hab ich heute mal ein bisschen hier im Forum nachgelesen und musste manches mal schon ein bisschen lachen - und auch mit dem Kopf schütteln. Zu vielen Dingen habe ich wie so oft eine etwas differenzierte Meinung. Zum Thema - leider tragen die Medien doch sehr viel dazu bei, dass Umgangssprache und die Art und Weise des zwischenmenschlichen Miteinanders auf inflationäre Weise verkommen - besonders bei den ach noch so formbaren Jugendlichen. Mir wird auf jeden Fall immer ganz schlecht, wenn ich "Stefan und Erkan" höre und sehe und ihre Sprechweise, auf die ich hier nicht weiter eingehen will, mittlerweile Einzug in den "normalen Sprachschatz" genommen haben. Aber was solls, die Kids werden es mal ganz übel zurückbekommen - nämlich dann wenn sie als Erwachsene merken, dass ihnen mit schlechtem benehmen bestimmte Türen für immer verschlossen bleiben. Und: Das, was altmodisch "gutes Benehmen" genannt wird hat schon so viel überstanden - inklusive Nazis und real existierenden Sozialismus; beide mit ihren ganz eigenen Benimmregeln und Sprachen - da wird das alte aber zähe, gesunde Pflänzchen auch die Unfähigkeit der Golfgeneration überleben...


mum01 antwortete am 09.09.03 (07:50):

Ich stelle immer wieder fest, dass es viele gut erzogene, höfliche kinder und Jugendliche gibt. Viele sind allerdings auch sehr unhöflich und ungezogen, aber die haben es zu Hause nicht gelernt. Im Kindergarten vermittelt man ihnen, wie sie sich zu benehmen haben. Aber dann zu Hause wird wieder gepöbelt oder gar nichts gesprochen und getan, was noch schlimmer ist.
Allerdings benehmen sich auch etliche Ältere bis Alte oftmals unmöglich, z.B. in der Straßenbahn oder Bus. Und das ist nicht erst seit heute so. Die ollen Omas kommen vom Kaffeetrinken und shoppen und sprechen ziemlich dreist irgendwelche Jüngeren an, den Platz für sie frei zu machen. Die kommen von der Arbeit und sind müde und froh, wenn sie sitzen, aber häufig so nett, dann doch aufzustehen. Das ist nicht gut, weil damit eben auch "Unhöflichkeit" provoziert wird. Ich fahre prinzipiell nie mit den Öffentlichen während der Hauptverkehrzeiten. Wir haben meistens alle Zeit der Welt, um in ruhigeren Zeiten zu fahren und müssen keinem anderen den Sitzplatz streitig machen.
Das sind die kleinsten Dinge, die passieren, aber wie gesagt, sehr viele sind höflich, freundlich, aber wie man in den Wald hinein ruft. Die anderen, die es zu Hause nicht gelernt haben, werden es auch in der Schule mangels gutem Beispiel nicht lernen.


tiramisusi antwortete am 09.09.03 (08:19):

nunja ich stelle auch immer wieder fest, dass es viele gut erzogene und höfliche senioren und andere erwachsene gibt, viele allerdingst sind auch sehr unhöflich, unverschämt und ungezogen....(jüngstes beispiel: überfahrt mit dem finnjet zurück nach rostock, anstehen an der schlange am buffet, ehepaar um die 70 bahnt sich seinen weg und benutzt das noch leere tablett dabei als "sanfte waffe"- unruhe in der warteschlange, rumgemecker ... nun müssen sie noch an micr vorbei... da fühle ich schon einen knuffin der seite und die frage "stehen sie hier zum essen an oder was? wir haben es eilig" ...;-))) was ich gesagt habe? "nein, ich warte hier auf die polonaise" und blieb natürlich stehen, worauf ich mit mir ganz neuen flüchen bedacht wurde. war so ein richtig schöner urlaubsabschluss :-)


schorsch antwortete am 09.09.03 (08:29):

....und noch zum Ausweiten dieses Themas: Wir standen vor 2 Wochen in Mallorca in der Schlange zum Check In. Da hinkte mühsam ein etwa 70-jähriger Mann mit dem Gepäckwagen an der Schlange vorbei und setzte sich an deren Kopf. Einige werden wohl geflucht haben, einige aber hatten Mitleid mit dem Mann, dem vorne bereitwillig das Check In erleichtert wurde.
Als er eingecheckt hatte, war das Hinken - oh Wunder! - vorbei und der Mann ging grinsend die Treppe hoch....

Ein Fall für den Papst. Denn es zeigt doch, dass auch in der modernen Zeit Wunder sich noch ereignen können!


tiramisusi antwortete am 09.09.03 (10:08):

:-))) ohja, an den Schlangen am Check-in spielen sich oft DRAMEN ab! Übrigens erkennt man an der Warteschlange oft die Nationalität der Mehrzahl der Passagiere ... :-))

schorsch, das lässt sich noch steigern: Teneriffa, Abflugschalter der LTU, vor einigen Jahren... Damals war ich für die Rückflugkontrolle usw sämtlicher Flüge eines grossen Reiseverantalters zuständig. Eine Frau hatte mich bereits einige Tage zuvor gebeten, Hilfe für den Rückflug ihres blinden Bruders zu organisieren, damit ihn jemand zur maschine bringt usw. Natürlich gehören solche Sachen zur Selbstverständlichkeit und als die Leute am Airport waren, nahm ich das Ticket des jungen Mannes, ging an der Schlange vorbei hinter den Schalter und besprach mit dem Check-in-Personal, welche Bordkarte wir dem Blinden geben und wer ihn zum Flugzeug bringt. Na da gab es aber Trubel in der Schlange!! Was das wieder für Extrawürste wären usw ... ich versuchte die Leute zu beruhigen und erklärte den Sachverhalt, da krähte dann auch gleich einer von etwas weiter hinten, er sei auch Schwerbehindert und wieso ER so einen Luxus nicht bekommt, er sei unzerschenkelamputiert...und dann plärrte auch gleich noch einer, er wäre dann aber NOCH früher dran, er sei oberschenkelamputiert...ohmann war was peinlich, wie die herren sich dann ereiferten, ein Blinder könne schliesslich länger stehen usw ... kotz ...übrigens hatten sich diese Passagiere NICHT vorab gemeldet und um einen Service für Behinderte gebeten - aber der Oberschenkelamputierte legte dann noch eins drauf, weil er den Platz am Notausgang nicht bekam, schliesslich müsse er sein Bein mit der Prothese ...blablabla.... der Mann kapierte nicht einmal, WARUM Schwerbehinderte NICHT auf diesen Plätzen sitzen DÜRFEN :-) Hach ja....zeig mir den Menschen an der Basis seiner Bedürftigkeit und ich sage dir, welche Erziehung er genossen hat...


Felix antwortete am 14.09.03 (02:04):

Meiner Meinung nach hängt das "anständige" Verhalten mit dem Grad des Egoismus und mit der Frustrationstoleranz zusammen.

Wer seine eigenen Bedürfnisse nicht ständig in den Vordergrund stellen muss ... wird ganz natürlich in der Gesellschaft als angenehmer empfunden!

Antrainierte Umgangsformeln können dabei höchstens behilflich sein!


juergenschmidb antwortete am 14.09.03 (08:56):

Das Thema ist wenigstens wieder eines!
(Wiederholung aus dem Beitrag 1)


Roalf antwortete am 23.09.03 (15:07):

eiei...Sitte, Anstand, Benimm....mir wird immer ganz schwummerig bei den Worten.

Unberücksichtig der vielfältigen kulturellen, geschichtlichen und gesellschaftlichen Varianzen werden diese häufig gebetsmühlenartig wiederholt. Und leider habe ich festgestellt, dass Menschen die genau diese Worte an intensivsten benutzen, i.d.R. Menschen sind die diese Worte als Projektionen der eigener Kleingestigkeit dient. Sei es die/der "Sitzengebliebene" der die/den "erfolgreichen" Rivalen/in als Schamlos/ohne Anstand/Sittenlos bezeichnet. Sei es der Mietwohnungsinhaber, der über den Villabesitzer herzieht...sei es...e.t.c.

Wer, wie ich, häufig im Ausland war weiss, dass "Benimm" etwas künstliches ist, etwas das an der nächsten Ecke schon wieder gänzlich anderen Regeln unterliegen kann. Wer z.B. mit seinem Verständniss von Anstand und Benimm in ein asiatisches Land reist...macht sich wahrschenlich einer Liste der größten Unhöflichkeiten schuldig.

Das um was es aber eigendlich gehen sollte: Respekt von dem Anderen..kann kein Professor wirklich vermitteln. Das haben die Eltern schon viel vorher geprägt/konditioniert...am eigenen Vorbild im Umgang miteinander.


schorsch antwortete am 23.09.03 (18:12):

@Roalf

Das heisst also, dass mancher Mensch sich gar nicht daneben benimmt, sondern nur im Moment der Tat sich im falschen Kulturkreis befindet? (;--))))


Roalf antwortete am 23.09.03 (19:27):

@schorsch

bei Benimm...im Prinzip..ja.
Beispiel: Wenn jemand in einem Schnellrestaurant zu seinen Fish'n Chips...ein Fischbesteck verlangt.


pilli antwortete am 24.09.03 (11:30):

und wer lust und laune spürt, andere kulturen kennenzulernen und sich als gast in ländern mit anderen gebräuchen und sitten bewegt, sollte meiner meinung nach, bevor er seine reise plant, darüber nachdenken, wie er die empfindungen dieser menschen respektiert und vielmehr noch, auch wertschätzt.

nicht nur im vorfeld zu recherchieren, daß auf den "Nachtmärkten" in Bangkong z.bsp. bis zu 50% nachlass der geforderten preise für sehr gute imitationen von designer-artikel :-)mit ein wenig geschick ausgehandelt werden können...nein...:-)

vielleicht auch mal den reiseführer weiter blättern zu den seiten die das thema "Bloß nicht !" behandeln.
z.bsp. bei den "Marco Polo Insider-Tips" :-)

das von manchen so gerne ausgeübte "Händeschütteln", dem ich by the way, absolut nix abgewinnen kann, wird von den Thais nicht praktiziert.
"Nicht einmal eine Prostituierte würde diesen Körperkontakt gewähren." in gleicher weise gelten, wenn auch freundlich gemeinte kopfberührungen oder das streicheln über den kopf eines kindes als ein zeichen großer respektlosigkeit. der kopf gilt, auch auf Bali,

"als der heiligste und rituell reinste Körperteil, der von einem Fremden nicht angefaßt werden darf"
("Dumont-Reiseführer Bali, Java, Lombok")

und auch zu wissen, dass beim essen die linke hand unter dem tisch ruht, weil sie als

"unrein gilt, da diese zur reinigung der körperpartien nach der notdurft dient",

hilft bei einladungen, sich so zu verhalten, daß nicht nur respekt gezollt wird, sondern auch freundschaftlichen begegnungen eine basis gebildet wird. daß jedenfalls ist für mich ein gewünschter aspekt.

Angelika ,

du hast uns bereits dein erlebnis mit den nur für toilettenräume gedachten hausschuhen in einem japanischen haushalt geschildert; bestimmt gibt es noch viele andere möglichkeiten, sich "peinlich" zu verhalten ohne es wissentlich zu wollen.

:-)


Roalf antwortete am 24.09.03 (13:13):

@pilli

um ein Beispiel für die andere Richtung zu liefern: Vor einiger Zeit hatte ich das große Vergnügen (keine Ironie)einer Gruppe Kanton-Chinesen meine Heimatstadt zu zeigen zu dürfen. Allesammt sehr gebildete, kluge und höfliche Menschen. Es war toll...bis ich sie in ein Restaurant einlud...zu meinem großen Glück bin ich mit einem sehr "robusten" Appetit ausgestattet......denn selbst ein europäisches Kind bekäme bei diesen "Tischmanieren" heftigen Ärger...

Zum Händeschütteln: als bodenständiger Westfale ist es für mich mehr als nur eine Begrüßungszeremonie. Der Handschlag ist Vertrauensbeweis, Versprechen, Offenheit, Ehrlichkeit....
Es gibt tatsächlich noch Gegenden in denen der Handschlag bei einem Vertrag wichtiger ist als die Unterschrift. Und auch wenn mir meine Ratio etwas anderes sagt, die Art des Händeschüttelns hat einen wichtigen Einfluss auf den "ersten Eindruck". Ein verweigertes Händeschütteln..oder fast noch schlimmer...eine, wie ein toter Fisch, völlig spannungslos gereichte Hand (bähh...danach möchte ich mir am liebsten die Hände waschen)..mindert die Anfangssympathien deutlich.


tiramisusi antwortete am 24.09.03 (14:27):

Mir fallen noch so manche Sachen ein aber unter "andere Länder - andere Sitten" fällt mir gerade eine kleine Geschichte ein, die ich kürzlich las: Ich weiss nicht mehr welcher US-Präsident es war, ich meine Roosevelt - der zum Staatsbesuch in - ich meine Rhodesien, dem heutigen Zimbabwe - erwartet wurde und dort auch ein afrikanisches Dorf besuchen sollte. Den Frauen in diesem Dorf, die nur mit Lendenschurz zu laufen gewohnt war, wurden Röcke und Blusen verpasst, mit denen sie am Strassenrand stehen und winken sollten, wenn der Konvoi des Präsidenten kommt. Der grosse Moment kam, die Frauen standen brav am Strassenrand aber zum Schock des Protokolls hatten sie nur die Röcke, nicht aber die Blusen an! So wies man sie an, sich dem Präsidenten nicht nackt zu zeige und sich entsprechend mit den Händen zu bedecken - alle hatten verstanden. Der Präsidentenwagen kam in Sicht und - die Frauen lachten und jubelten und hoben alle ihre Röckchen hoch um dem Präsidenten den Blick auf ihre entblössten Busen zu ersparen - natürlich trugen sie nichts unter den Röcken und fanden nichts unnatürliches oder schamverletztendes dabei. Wie der Präsident darauf refiert hat, ist mir nicht bekannt aber das Protokollpersonal ist wohl fast durchgedreht :-)


pilli antwortete am 24.09.03 (15:13):

@ Roalf :-)

"Zum Händeschütteln: als bodenständiger Westfale ist es für mich mehr als nur eine Begrüßungszeremonie. Der Handschlag ist Vertrauensbeweis, Versprechen, Offenheit, Ehrlichkeit...."

na aber klar doch :-)

auch für ein mit gewisser rheinischer leichtigkeit ausgestattetes kölsches weib sind die von dir genannten eigenschaften von großer bedeutung und nicht nur leerer inhalt...aber... gleich bei der ersten begegnung feststellen zu können, daß es an dem so ist, daß traue ich mir nicht zu und davon handelte meine überlegung bezüglich der unterschiedlichen sichtweisen.:-)

meine vielleicht nicht immer Knigge-gerechte art, nicht gleich alles zu herzen und zu küssen, was sich da mir in den weg stellt, ist oft hinderlich.

@ Angelika

....pruuuuuuuussstt...!!! bitte mehr davon...kram mal in deinem schatzkästlein

:-)


Medea. antwortete am 24.09.03 (15:58):

Von einem handfesten Händedruck halte ich auch eine Menge -
bin aber vorsichtiger geworden beim Ringe anlegen, nachdem mir einmal fast meine Hand mitsamt Schmuck zerdrückt wurden :-))

Die Polen sind da vorsichtiger - da ist der Handkuß noch hoch im Kurs - Knigge hin oder her - mir gefällts. ;-))


tiramisusi antwortete am 24.09.03 (16:30):

Also gerade in asien muss man sehr auf Etikette und Gebräuche achten, sonst läuft man furchtbar auf ...
Die Chinesen zb stehen oft dicht gedrängt, auch auf geschäftlichen Treffen, man gibt allen die Hand zur Begrüssung und zum Abschied - aber es wäre absolut schlechtes benehmen, einem Chinesen auf den Rücken zu klopfen, ihn zu umarmen oder gar auf den Kopf zu fassen - na und eine einladung zum esen darf man nie abschlagen (wobei die Tischsitten der Chinesen wirklich rustikl sind :-) sie schlürfen, schlabbern , rülpsen und schmatzen, das es nur so eine Wonne ist :-)

In China aber auch in den meisten anderen asiatischen Ländern ist das Mitbringen von Geschenken (am liebsten aus Europa) wenn man einer privaten Einladung nach Hause folgt, üblich und wer geschäftlich unterwegst ist, der ist gut beraten, diese Sitten einzuhalten.

In den USA wird man in einem Restaurant sofort als Europäer erkannt, wenn man beim Essen das Meser in der Hand hält - das Messer ist eine Waffe und gehört bei einem so friedlichen Anlass wie einem gemeinsamen Essen nicht in die Hand - drum schneiden die Amis zunächst ihr Steak klein, legen das Messer bei Seite, nehmen ggf. die gabel von der einen in die andere hand, legen die leere Hand aufs Knie - unter den Tisch - und essen dann....

In China wird der Ober mit einem "Luftschreiben" mit der Hand und geräuschlos gemacht, die Portugiesen rufen nicht etwas "CAMAREEEROOO!" sondern lassen ein zischelndes "ßßßßßßßßßßßßßßßt..." hören - ja und in Japan nimmt man immer noch kein Trinkgeld - damit würde man sie beleidigen.


Medea. antwortete am 24.09.03 (17:28):

Oh, ja, die amerikanischen Tischsitten .... :-)

Ich bringe einen netten amerikanischen Studenten zum Essen mit nach Hause, es gab Rouladen mit Klößen und Rotkohl -
und dieser Mensch schneidet doch als erstes die Roulade in Stücke, legt das Messer weg, nimmt nur die Gabel, die Hand verschwindet unter dem Tisch (alles genauso, wie Angelika es beschreibt) und meine armen Eltern wundern sich sehr ....
Wen hat uns denn da die Tochter angeschleppt ??? Gar keine Tischsitten und der soll aus gutem Hause kommen???
Ohje, war mir das peinlich - heute weiß ich mehr davon :-)))


Roalf antwortete am 24.09.03 (18:46):

Von diesen Unterschieden in bestimmten Handlungsweisen gibt es sicherlich viele.

Aber man braucht nicht so weit zu gehen. Watzlawick (ich hoffe er wars, kann mich auch täuschen, mein Gedächniss ist nicht mehr das Beste) hat mal einen recht einfachen Umstand beschreiben. Der Abstand der Gesprächspartner.

Der "richtige" Abstand zum Gesprächspartner ist uns sehr früh anerzogen. So hat ein Nordeuropäer normalerweise einen größeren Abstand zum Gesprächstpartner als ein Südeuropäer. Aber beide empfinden ihren Abstand als "richtig". Unterhält sich also ein Nordeuropäer mit einem Südeuropäer, gibt es ein unauflösbares Problem. Welcher Abstand ist der richtige?
Ist er so nahe wie der Südeuropäer ihn als "richtig" empfindet, fühlt sich der Noreuropäer unbewusst unwohl, weil bedrängt, er emfindet sich mißachtet weil seine Intimsspähre verletzt wird. Ist der Abstand allerdings so groß wie ihn der Nordeuropäer als "richtig" empfindet, fühlst sich der Südeuropäer seinerseits unbewusst mißachtet, weil er das Gefühl hat, das Gespäch in einer unbekannten Kühle zu führen, das der andere ihn ablehnt..

Das schlimme daran: diese Ding sind so tief verwurzelt, das wir uns mit der Ratio leicht diese Mechanismen klar machen können...aber das unwohle Gefühl bleibt.


schorsch antwortete am 24.09.03 (19:26):

Dass die Nordische Rasse noch nicht ausgestorben ist - bei diesem zwangshaften Benehmen bezüglich Abstand zu halten - das grenzt doch an ein Wunder.....

(;--))))


tiramisusi antwortete am 24.09.03 (19:49):

..interessant zu lesen auch die etikettetipps für ausländische studenten in deutschland :-)

Internet-Tipp: https://www.campus-germany.de/german/2.119.238.1.html


pilli antwortete am 24.09.03 (21:32):

tja, liebe Angelika

die von dir angebotene seite mal "aus der anderen sicht" zu lesen (ich hab fleißig geklickt) :-) zeigt und bestätigt, daß,

...Roalf hat es etwas weiter oben bereits angedeutet:
"eiei...Sitte, Anstand, Benimm....mir wird immer ganz schwummerig bei den Worten."...

oft überholtes und nicht hinterfrágtes starres zwangsverhalten vorliegen kann, daß nicht immer wert ist, weitervermittelt zu werden.

auch dein beispiel Medea., daß deine eltern einfach zu wenig wissen und erfahrung bezüglich der tischsitten ihres gastes hatten, und sogar du "peinlich" empfunden hast; regte mich zum nachdenken an, warum eigentlich so viel wert auf eigene vorstellungen und eine fragwürdige etikette gelegt wird und so wenig dann bleibt, den menschen zu beachten, der uns da gegenüber sitzt.

:-)



Medea. antwortete am 25.09.03 (00:33):

Hallo pilli

Du kannst sicher sein, daß der uns gegenübersitzende Mensch schon sehr beachtet wurde :-))

Tischsitten (das jedenfalls, was wir als solche durch Elternhaus und auch Schule erlernt haben) sind für mich nach wie vor wichtig - es gibt Regeln, die bei Einhaltung ein erfreuliches Miteinander ermöglichen. Und natürlich war es mir als jungem Mädchen peinlich, wenn der gerade vorgestellte junge Mann sich da so unwissend zeigte... ;-))
Daß er sich wiederum gemäß seinem Heimatland verhielt, wirst Du wahrscheinlich im Alter von 18 Jahren auch noch nicht gewußt haben ??? Er wird sich auch über uns Deutsche und unsere Manieren gewundert haben ....
Mir ist durchaus bekannt, daß das Sprichwort "Andere Länder, andere Sitten" seine Gültigkeit nicht verloren hat - dafür bin ich selbst weit genug in der Welt herumgekommen und habe die vielen Unterschiede mit Interesse zur Kenntnis genommen. Allerdings kann ich mich nach wie vor schlecht mit rülpsenden, laut schmatzenden und katschenden Leuten an einen gemeinsamen Tisch setzen :-(( - , das aber hat nur mit mir und meiner Befindlichkeit zu tun... .-)


doris16 antwortete am 25.09.03 (01:48):

Andere Länder . . . werde ich nie vergessen: ich war bei einer Familie in Birmingham, England, als au pair. Eines Tages gab es Erbsen zum Mittagessen. Ich ass, ganz normal, nach deutscher Sitte, also mit Messer und Gabel, wobei ich die Erbsen mit dem Messer auf die Gabel schob. Plötzlich sagt die Mutter: "Ann, so isst man nicht, dreh die Gabel um." Ich blickte erstaunt auf und sah, wie Mutter die Erbsen auf die Kehrseite der Gabel quetschte! "Aber, Mom," protestierte die kleine Ann, "Doris hat die Gabel aber nicht umgedreht, und so wie sie's macht, ist es viel einfacher!" Erwidert die Mutter:"Doris ist aus dem Ausland, und sie weiss eben nicht, wie man in England isst". Zum Glück war Mrs. Dixon nachsichtig, und sie verlangte nicht, dass ich dieser Sitte folge, aber die arme Ann hatte keine Wahl.


juergenschmidb antwortete am 25.09.03 (11:13):

Hallo an alle,
nach einer Pause kann ich mal wieder mich zu dem Thema melden.
Ich stelle fest, dass es zu mehreren Betrachtungsweisen geführt hat, die alle mit Benimm zu tun haben.
Es fällt auf, dass es ruhig und gemäß der Überschrift zugegangen ist.
Benimm, oder welchen Begriff man immer hierfür nehmen will, hat also viel mit den Beziehungen zu den Mitmenschen zu tun, im kleinsten Bereich wie im ausgedehntesten, der Begegnung mit anderen Völkern, deren Gepflogenheiten ja anders sind, zu Missverständnissen, teils sehr schlimmen führen können.
Ich denke, selbst wenn man alle Urlaube die man hatte und hat, nur dafür verwenden zu wollen, mit auch nur einem einzigen anderen Volk zu verbringen, würde man deren Regeln nicht alle lernen können, geschweige alle befolgen wollen.
Aber alleine die Tatsache, dass sich jede(r) von uns mit solchen Überlegungen auseinandersetzt, dient ja der Völkerverständigung.

Bei dieser Gelegenheit fällt mit ein, dass ich im TV mal erfahren habe, dass die Asiaten es als komisch finden, wenn wir uns schneutzen, wo doch das unreine "Nasenzeug" hinuntergeschluckt werden muss, allenfalls, falls Gelegnheit besteht dazu, in einen Spucknapf auszuspucken.


Medea. antwortete am 25.09.03 (11:39):

Sprich es ruhig aus, so eklig es auch ist:
Sie rotzen landessittengemäß nicht nur auf die Straße ....,
überall an den Wänden und Gehsteigen klebt der Schnodder
im asiatischen Raum... Meines Wissens nach hat lediglich Singapur dem ein p vorgesetzt, dort sind auch keine abgefahrenen Fahrscheine, Zigarettenkippen, Tampons, Papiertüten o.ä. auf den Straßen zu finden. Wer beim Wegwerfen ertappt wird, zahlt eine hohe Strafe.


Roalf antwortete am 25.09.03 (11:40):

ich glaube nicht das sich die "unterschiedlichen und fremden Sitten" nur auf "andere Länder" beziehen.

Eher Allgemein: bei einem Konzertabend sind gänzlich andere Verhaltensreglen angebracht als bei einem Herrenskatabend.
Und auch Generationsübergreifend...Anzunehmen das eine Gruppe Jugendlicher kein internen Verhaltensregeln hat..ist IMHO falsch. Nur vollziehen diese sich auf einer anderen Ebene, als bei einer Gruppe älterer Menschen. Ich halte es tatsächlich stellenweise für sehr Arrogant seine eigenen Verhaltensregeln auf andere zu projezieren. Und genau das tut man wenn man sagt, dass Jugendliche keinen "Anstand" mehr besitzen.


tiramisusi antwortete am 25.09.03 (11:58):

hm...Roalf, das hat doch aber auch keiner behauptet?
Natürlich hat jede Gruppe ihre Rituale - eine Seniorenwandergruppe genauso wie eine Gruppe Kids, die zu einer HipHop-veranstaltung gehen- umso schlimmer ist es, dass alle innerhalb einer Gruppe sich möglichst ähneln müssen - auch in ihrem Verhalten - und wer aus der Reihe tanzt, "geächtet" wird. Naja, einerseits schön, dass wir diese urinstinkte noch haben und sie in ähnlicher Form bei jedem Tierrudel oder Vogelschwarm zu beobachten sind - schade und erschrecken,d dass die evolution uns nicht grosszügiger gemacht hat gegenüber aller andersartigkeit.


pilli antwortete am 25.09.03 (23:08):

zum thema "schneuzen" möchte ich sehr gerne noch eine weitere variante vorstellen, die ich persönlich sehr angenehm finde.

es wäre doch zu schade, wenn nur die negativen beschreibungen des nun mal nötigen vorganges haften blieben :-)

"Eine der grössten Unarten in der Türkei ist es, sich am Tisch die Nase zu putzen. Es kommt so ähnlich "rüber", als wenn Sie in einem deutschen Restaurant rülpsen würden, oder in Amerika sich am Tisch mit einem Zahnstocher die Zähne reinigen. In solchen Fällen steht man vom Tisch auf und putzt sich in entsprechendem Abstand die Nase."

na bitte, klingt doch gut oder?

:-)
entnommen www.antalya.de


Medea. antwortete am 26.09.03 (06:03):

Wunderbar pilli ... ;-))
Das setzt ja voraus, daß alle ein Taschentuch in der Tasche haben ....
Erinnert mich an meine Kindheit: wir Kinder durften erst das Haus verlassen, wenn Muttern sich überzeugt hatte, daß wir auch ein sauberes Taschentuch mit uns führten ... :-))
(mit dem ich mir dann auch gelegentlich die Schuhe blankrieb) ;-))
Was in der Kindheit gelernt wurde, bleibt haften - mit Taschentüchern bin ich nach wie vor gut eingedeckt ... .-)


schorsch antwortete am 26.09.03 (10:15):

@pilli

.....man steht also vom eigenen Tisch auf und geht zu einem anderen um sich zu schneuzen? (;--)))

Apopos schneuzen: Wer hat das grösste Taschentuch? Antwort: Die Hühner - die putzen ihre Nase an der Erde ab!


Medea. antwortete am 28.09.03 (21:25):

Schorsch -
ich vermisse Dich ja schon jetzt .... :-))