Archivübersicht | Impressum



THEMA:   Nach 19 Jahren aus dem Koma erwacht

 13 Antwort(en).

Angelika begann die Diskussion am 10.07.03 (10:11) mit folgendem Beitrag:

Nach 19 Jahren im am 12. Juni 2003 ein Komapatient in Arkansas plötzlich wieder aufgewacht. Sein erstes Wort sei «Mom» gewesen, berichtete die Mutter des 39-jährigen Terry Wallis in einem Interview auf CNN. Dann sollen die Worte «Pepsi» und «Milch» gefolgt sein, inzwischen kann er wieder fliessend sprechen und ist bei vollem Bewusstsein. Er sah zum ersten Mal seine Tochter, die kurz nach seinem Unfall geboren wurde. Jetzt will er alles daran setzen, wieder laufen zu lernen. Der junge Mann war 1984 mit seinem Auto verunglückt.
Gibt das nicht Anlass, über "Sterbehilfe bei Komapatienten" doch noch einmal genau nachzudenken? Was meint Ihr ...


mechtild antwortete am 10.07.03 (23:23):

Wenn ein Patient einmal an diversen Geräten hängt, halte ich es für problematisch diese einfach abzuschalten. Wem soll man die Erlaubnis dafür geben? Ärzte müssen Leben retten. Sie haben nicht die Verantwortung darüber zu urteilen, ob ein Leben lebenswert ist oder nicht.
Jeder Mensch kann nur für sich selbst entscheiden, ob er an lebenserhaltenden Geräten angeschlossen werden möchte oder nicht. Ein alter Mensch wird da sicher auch anders entscheiden als ein junger Mensch. Welche Perspektive hat ein 60 jähriger oder noch älterer Mensch, wenn er nach 19 Jahren aus dem Koma erwacht?


schorsch antwortete am 11.07.03 (08:31):

In etwa kann man sich vorstellen, wie es einem Menschen gehen würde, der sich 1000 Jahre lang hat einfrieren lassen in der Hoffnung, wieder zum Leben erweckt zu werden. Ich denke, der Schock wäre so gross, dass der Arme gleich wieder tot wäre....


Stiftskind antwortete am 11.07.03 (08:49):

Der Eingefrorene erwacht wenigstens im jugendlichen (?) Zustand des Einfrierens.
Der Koma-Patient aber altert im Koma wie bei Bewußtsein.

Für einen (sehr) alten Menschen wäre das Erwachen aus einem Koma nach 20 Jahren ein Drama.


Angelika antwortete am 11.07.03 (09:03):

Nun, Komapatienten sind ja nicht nur Senioren ...
Ich bin etwas erstaunt - offenbar ist man eher dafür, alle Maschinen abzustellen, wenn es um Koma geht - aber in einer anderen Diskussion wird vehement darüber diskutiert, dass alle medizinischen Versorgungen, OPs usw auch für alte Menschen nicht reduziert werden darf - nur um das klar zu stellen: Ich bin selbst in jedem Falle immer für eine aktive LEBENShilfe -
Das Schicksal des jungen Amerikaners hat mich persönlich schon berührt, vielleicht weil ich selbst einen lieben Menschen nach seinem Unfall auf dem Weg zurück ins Leben begleiten durfte - und das, nachdem er aus dem Koma zurückkam, womit niemand mehr gerechnet hatte.


Ursula J. antwortete am 11.07.03 (21:07):

Ich möchte keine 19 Jahre in Koma liegen, nicht einmal ein Jahr. Wenn nach zwei Wochen keine Veränderung eingetreten ist, soll (bei mir) abgeschaltet werden. Selbst wenn es um meinen Sohn ginge, den ich sehr liebe, würde ich es nicht wollen, dass er jahrelang in Koma liegt.


juttam antwortete am 12.07.03 (07:07):

Ja stiftskind
Terri wachte auf als 20ig jaehriger in einem
40-jahre alten Koerper.

Ronald Reagan IST sein President, er hat nie was
von Bill Gates oder einem computer gehoert.
Eine Handy ist was, was er im Fernsehen gesehen
hat in Science Fiction Filmen!

Den grossen Schlager des Monats, den er im Auto
Radio hatte zur Zeit des Unfalls war "ghost Busters".

Er hat nie was von einem Fax gehoert.

Er weiss nicht was ein CD ist oder das internet!...
..Oder eine Digitale Kamera!

Er hat von der Concord nie was gehoert und denkt
es ist unmoeglich in 4 Stunden von einem Kontinenten
zum andern zu kommen.

Er hat keine Ahnung dass Die Mauer in Berlin/Deutschland gefallen ist...und dass
die Welt wesentlich kleiner ist als vor 20 Jahren!

Er weiss nichts vom 11. September oder von
den Golf kriegen, er hat keine Ahnung von den Jahren
die seine Tochter verbrachte mit Aufwachsen....

..Letztendlich hat er auch die "Besten" Jahre des
Mannes verschlafen.

Nun ist er ein "mittelalterlicher Mann" in schlechter
physischer Verfassung, mit dem Denken des
20igjaehrigens der einen Unfall hatte.

Wie koennte ich weinen fuer diesen Mann und wie
sehr hoffe ich dass er all dies auf einen Nenner
bringen und letztendlich doch noch leben kann!


schorsch antwortete am 12.07.03 (11:24):

Dieser Patient wird sein Informationsdefizit schneller aufholen als z.B. ein Urwaldindio, der sich plötzlich der modernen Zivilisation ausgeliefert sieht. Was er aber nicht kann, das ist seine verlorenen Jahre zu finden.....


Johanna antwortete am 13.07.03 (20:57):

Unsere Tochter lag nahezu 2 Wochen im Koma. Wir fuhren jeden Tag 150 Minuten zur Klinik um sie dort für 5 Minuten ansehen zu können. Der Weg nach Hause nahm dann auch wiederum die gleiche Zeit in Anspruch. Uns wäre niemals der Gedanke an ein Abschalten der Maschinen gekommen. Heute ist sie ein glücklich erwachsener Mensch mit einem erwachsenen Sohn und hat Freude am Leben.


dutchweepee antwortete am 17.07.03 (02:04):

ANGELIKA ...ich habe die bilder dieses "hilflosen wurms" gesehen. die tatsache, das er "mom, pepsi, milch ...und RONALD REAGAN" sagen konnte, zeugt nicht von zukünftiger lebensqualität.

er ist noch stets im coma und wird niewieder ein selbstbestimmter mensch sein. manchmal erscheint es mir besser die schalter zu drücken. ich habe alle meine freunde diesbezüglich instruiert und werde das auch in meinem (noch nicht geschriebenen) testament ausdrücklich fordern.

ich möchte nicht irgendwann in 20 jahren aufwachen und bei der frage nach dem amerikanischen präsidenten GEORGE W. BUSH antworten müssen!


juttam antwortete am 17.07.03 (05:31):

Von dem "Bush" witz mal abgesehen, Dutch,
so sehe ich das auch!


Gudrun antwortete am 17.07.03 (07:11):

Hallo,Dutch..

wenn Dir ein diesbezügliches Testament wirklich wichtig ist,sollte die Niederschrift baldmöglichst,und nicht irgendwann - notariell beglaubigt - beim Hausarzt und den nächsten Angehörigem ebenso hinterlegt werden,wie bei den eigenen Ausweisen,die man ja stets bei sich hat(haben sollte)
und,nicht vergessen,in jährlichen Abständen Datum und Unterschrift zu erneuern!


Mart antwortete am 17.07.03 (11:07):

Mit Testament meinst Du wohl eine Patientenverfügung, die bei Deinen persönl. Papieren aufbewahrt wird. Ein echtes Testament wird erst nach dem Tod eröffnet.

Diese Patientenverfügung (gibt es auch aus dem Internet)hat nicht unbedingte Rechtsgültigkeit, d.h. Ärzte müssen sich nicht unbedingt daran halten (wenigstens in Deutschland und in Österreich) -- ist aber für sie schon eine Entscheidungshilfe.

Allerdings ist es a u s g e s p r o c h e n wichtig, diese jedes Jahr neu zu unterfertigen. Es hat vor einiger Zeit in Deutschland einen Prozeß gegeben, der von einem Teil der Angehörigen eines Verstorbenen ausgelöst wurde. Die Ärzte wurden verurteilt - Hauptgrund: Die Unterzeichnung der Patientenverfügung war schon einige Jahre alt und es wurde deshalb nicht als sicher angenommen, daß diese auch dem aktuellen Wünschen des Kranken entsprochen hat.
Dieser Präzedenzfall ist unter Ärzten sehr bekannt und macht sie deshalb noch vorsichtiger.

In der Patientenverfügung sollten die Wünsche sehr detailiert niedergelegt werden.


Bernd antwortete am 03.08.03 (05:28):

ich finde das schon ziemlich krass nach 19 jahren aufzuwachen und feststellen zu müssen das man ein alter(?) mann ist.
und das sich alle leute die du kennst verändert haben, das du dich von ihnen weggelebt hast.
du kommst dann aus der klinik, in eine wohnung die du nicht kennst und zu leuten an die du nur erinnerungen von über 19 jahren hast.

in dem fall hätte ich nicht gewollt das mein steckter rausgezogen wird.
denn was mir selbst bliebe wär hoffnung.